Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Gehirne X. Buch.
§. 26.
Es entspringt der Ribbennerve überhaupt aus
dem sechsten Paare.

Daß dieser, welches einer der vornemsten Nerven
des menschlichenKörpers ist, ein wirklichcr Ankömm-
ling des sechsten Paares sei, weiß man heut zu Tage
mehr, als zu wohl, indem man diese Ehre dem Achil-
linus
[Spaltenumbruch] q und Eustachius r zuschreiben muß, da dieieni-
gen, welche die Enden dieses Nerven ohnlängst umkeh-
ren und solchen lieber aus dem Rükkenmarke entstehen,
und in den sechsten Augennerven einfallen lassen s, theils
keine richtige Veschreibung von diesen Theilen gemacht,
theils auf die übrige Aehnlichkeit des Körpers nicht gese-
hen haben, wie sie billig hätten thun sollen. Sie haben
nämlich behauptet, daß sich der Ribbennerve unter einem
stumpfen Winkel gegen das Auge gekehrt [Spaltenumbruch] t, mit dem
sechsten Paare zusammenbegebe, daß solcher Nerve durch
die Dazukunft dieses Astes aufschwelle u und daselbst
dikker werde, wo er sich in das Auge wirft, ferner, daß
die Augen ihren Glanz verlieren, wenn man den Ribben-
nerven zerschneide x, und daß verschiedene Uebel davon
an dem Werkzeuge des Sehens entstünden.

Doch es läßt sich leicht zeigen, daß der Winkel,
den das sechste Paar mit dem Ribbennerven macht, dem
Petit wenig Nuzzen bringe, indem aus diesem Grunde
viele Dinge hergeleitet werden können, welche dem Petit
widrig sind y. Wenn nämlich wegen des stumpfen
Winkels, den der Ribbenstamm mit dem sechsten macht,

sich
q Vom vierten Paar, (welches
bei mir das sechste ist,) haben das
Zwerchfell, die Eingeweide und
Magen ihre Empfindung her p. 13.
r Tab. 18. f. 2.
s Petit der ältere Mem. von 1727
p. 3. und folg. Petit der iüngere p.
437.
t Winslow n. 358. 359. u. s. f.
u Winslow n. 360. Petit alle
beide, der ältere p. 4. der Sohn
angef. Ort. Bonhomme p. 76.
x Petit Mem. p. 5. 6. 7. 8. 9.
y V. den berümten Mekel p.
60.
Vom Gehirne X. Buch.
§. 26.
Es entſpringt der Ribbennerve uͤberhaupt aus
dem ſechſten Paare.

Daß dieſer, welches einer der vornemſten Nerven
des menſchlichenKoͤrpers iſt, ein wirklichcr Ankoͤmm-
ling des ſechſten Paares ſei, weiß man heut zu Tage
mehr, als zu wohl, indem man dieſe Ehre dem Achil-
linus
[Spaltenumbruch] q und Euſtachius r zuſchreiben muß, da dieieni-
gen, welche die Enden dieſes Nerven ohnlaͤngſt umkeh-
ren und ſolchen lieber aus dem Ruͤkkenmarke entſtehen,
und in den ſechſten Augennerven einfallen laſſen s, theils
keine richtige Veſchreibung von dieſen Theilen gemacht,
theils auf die uͤbrige Aehnlichkeit des Koͤrpers nicht geſe-
hen haben, wie ſie billig haͤtten thun ſollen. Sie haben
naͤmlich behauptet, daß ſich der Ribbennerve unter einem
ſtumpfen Winkel gegen das Auge gekehrt [Spaltenumbruch] t, mit dem
ſechſten Paare zuſammenbegebe, daß ſolcher Nerve durch
die Dazukunft dieſes Aſtes aufſchwelle u und daſelbſt
dikker werde, wo er ſich in das Auge wirft, ferner, daß
die Augen ihren Glanz verlieren, wenn man den Ribben-
nerven zerſchneide x, und daß verſchiedene Uebel davon
an dem Werkzeuge des Sehens entſtuͤnden.

Doch es laͤßt ſich leicht zeigen, daß der Winkel,
den das ſechſte Paar mit dem Ribbennerven macht, dem
Petit wenig Nuzzen bringe, indem aus dieſem Grunde
viele Dinge hergeleitet werden koͤnnen, welche dem Petit
widrig ſind y. Wenn naͤmlich wegen des ſtumpfen
Winkels, den der Ribbenſtamm mit dem ſechſten macht,

ſich
q Vom vierten Paar, (welches
bei mir das ſechſte iſt,) haben das
Zwerchfell, die Eingeweide und
Magen ihre Empfindung her p. 13.
r Tab. 18. f. 2.
s Petit der aͤltere Mem. von 1727
p. 3. und folg. Petit der iuͤngere p.
437.
t Winslow n. 358. 359. u. ſ. f.
u Winslow n. 360. Petit alle
beide, der aͤltere p. 4. der Sohn
angef. Ort. Bonhomme p. 76.
x Petit Mem. p. 5. 6. 7. 8. 9.
y V. den beruͤmten Mekel p.
60.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0386" n="350"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Gehirne <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 26.<lb/>
Es ent&#x017F;pringt der Ribbennerve u&#x0364;berhaupt aus<lb/>
dem &#x017F;ech&#x017F;ten Paare.</head><lb/>
            <p>Daß die&#x017F;er, welches einer der vornem&#x017F;ten Nerven<lb/>
des <choice><sic>menfchlichen </sic><corr>men&#x017F;chlichen</corr></choice>Ko&#x0364;rpers i&#x017F;t, ein wirklichcr Anko&#x0364;mm-<lb/>
ling des &#x017F;ech&#x017F;ten Paares &#x017F;ei, weiß man heut zu Tage<lb/>
mehr, als zu wohl, indem man die&#x017F;e Ehre dem <hi rendition="#fr">Achil-<lb/>
linus</hi> <cb/>
<note place="foot" n="q">Vom vierten Paar, (welches<lb/>
bei mir das &#x017F;ech&#x017F;te i&#x017F;t,) haben das<lb/>
Zwerchfell, die Eingeweide und<lb/>
Magen ihre Empfindung her <hi rendition="#aq">p.</hi> 13.</note> und <hi rendition="#fr">Eu&#x017F;tachius</hi> <note place="foot" n="r"><hi rendition="#aq">Tab. 18. f.</hi> 2.</note> zu&#x017F;chreiben muß, da dieieni-<lb/>
gen, welche die Enden die&#x017F;es Nerven ohnla&#x0364;ng&#x017F;t umkeh-<lb/>
ren und &#x017F;olchen lieber aus dem Ru&#x0364;kkenmarke ent&#x017F;tehen,<lb/>
und in den &#x017F;ech&#x017F;ten Augennerven einfallen la&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="s"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Petit</hi></hi> der a&#x0364;ltere <hi rendition="#aq">Mem.</hi> von 1727<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 3. und folg. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Petit</hi></hi> der iu&#x0364;ngere <hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
437.</note>, theils<lb/>
keine richtige Ve&#x017F;chreibung von die&#x017F;en Theilen gemacht,<lb/>
theils auf die u&#x0364;brige Aehnlichkeit des Ko&#x0364;rpers nicht ge&#x017F;e-<lb/>
hen haben, wie &#x017F;ie billig ha&#x0364;tten thun &#x017F;ollen. Sie haben<lb/>
na&#x0364;mlich behauptet, daß &#x017F;ich der Ribbennerve unter einem<lb/>
&#x017F;tumpfen Winkel gegen das Auge gekehrt <cb/>
<note place="foot" n="t"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Winslow</hi> n.</hi> 358. 359. u. &#x017F;. f.</note>, mit dem<lb/>
&#x017F;ech&#x017F;ten Paare zu&#x017F;ammenbegebe, daß &#x017F;olcher Nerve durch<lb/>
die Dazukunft die&#x017F;es A&#x017F;tes auf&#x017F;chwelle <note place="foot" n="u"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Winslow</hi> n. 360. <hi rendition="#i">Petit</hi></hi> alle<lb/>
beide, der a&#x0364;ltere <hi rendition="#aq">p.</hi> 4. der Sohn<lb/>
angef. Ort. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bonhomme</hi> p.</hi> 76.</note> und da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
dikker werde, wo er &#x017F;ich in das Auge wirft, ferner, daß<lb/>
die Augen ihren Glanz verlieren, wenn man den Ribben-<lb/>
nerven zer&#x017F;chneide <note place="foot" n="x"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Petit</hi> Mem. p.</hi> 5. 6. 7. 8. 9.</note>, und daß ver&#x017F;chiedene Uebel davon<lb/>
an dem Werkzeuge des Sehens ent&#x017F;tu&#x0364;nden.</p><lb/>
            <p>Doch es la&#x0364;ßt &#x017F;ich leicht zeigen, daß der Winkel,<lb/>
den das &#x017F;ech&#x017F;te Paar mit dem Ribbennerven macht, dem<lb/><hi rendition="#fr">Petit</hi> wenig Nuzzen bringe, indem aus die&#x017F;em Grunde<lb/>
viele Dinge hergeleitet werden ko&#x0364;nnen, welche dem <hi rendition="#fr">Petit</hi><lb/>
widrig &#x017F;ind <note place="foot" n="y">V. den beru&#x0364;mten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mekel</hi> p.</hi><lb/>
60.</note>. Wenn na&#x0364;mlich wegen des &#x017F;tumpfen<lb/>
Winkels, den der Ribben&#x017F;tamm mit dem &#x017F;ech&#x017F;ten macht,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0386] Vom Gehirne X. Buch. §. 26. Es entſpringt der Ribbennerve uͤberhaupt aus dem ſechſten Paare. Daß dieſer, welches einer der vornemſten Nerven des menſchlichenKoͤrpers iſt, ein wirklichcr Ankoͤmm- ling des ſechſten Paares ſei, weiß man heut zu Tage mehr, als zu wohl, indem man dieſe Ehre dem Achil- linus q und Euſtachius r zuſchreiben muß, da dieieni- gen, welche die Enden dieſes Nerven ohnlaͤngſt umkeh- ren und ſolchen lieber aus dem Ruͤkkenmarke entſtehen, und in den ſechſten Augennerven einfallen laſſen s, theils keine richtige Veſchreibung von dieſen Theilen gemacht, theils auf die uͤbrige Aehnlichkeit des Koͤrpers nicht geſe- hen haben, wie ſie billig haͤtten thun ſollen. Sie haben naͤmlich behauptet, daß ſich der Ribbennerve unter einem ſtumpfen Winkel gegen das Auge gekehrt t, mit dem ſechſten Paare zuſammenbegebe, daß ſolcher Nerve durch die Dazukunft dieſes Aſtes aufſchwelle u und daſelbſt dikker werde, wo er ſich in das Auge wirft, ferner, daß die Augen ihren Glanz verlieren, wenn man den Ribben- nerven zerſchneide x, und daß verſchiedene Uebel davon an dem Werkzeuge des Sehens entſtuͤnden. Doch es laͤßt ſich leicht zeigen, daß der Winkel, den das ſechſte Paar mit dem Ribbennerven macht, dem Petit wenig Nuzzen bringe, indem aus dieſem Grunde viele Dinge hergeleitet werden koͤnnen, welche dem Petit widrig ſind y. Wenn naͤmlich wegen des ſtumpfen Winkels, den der Ribbenſtamm mit dem ſechſten macht, ſich q Vom vierten Paar, (welches bei mir das ſechſte iſt,) haben das Zwerchfell, die Eingeweide und Magen ihre Empfindung her p. 13. r Tab. 18. f. 2. s Petit der aͤltere Mem. von 1727 p. 3. und folg. Petit der iuͤngere p. 437. t Winslow n. 358. 359. u. ſ. f. u Winslow n. 360. Petit alle beide, der aͤltere p. 4. der Sohn angef. Ort. Bonhomme p. 76. x Petit Mem. p. 5. 6. 7. 8. 9. y V. den beruͤmten Mekel p. 60.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/386
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/386>, abgerufen am 26.11.2024.