§. 5. Ob ein Nerve von der harten Gehirnhaut ganz umgeben werde?
Es ist die Meynung [Spaltenumbruch](f), daß der ganze Nerve so wol von der dünnen, als dikken Gehirnhaut (g), eine Scheide bekomme, alt. Jch glaube, daß diese Mey- nung von dem Sehnerven (h) veranlasset worden, dem nicht nur die harte Gehirnhaut, sondern auch die dünne, augenscheinlich eine Bekleidung hergiebt. Daß sich die harte Gehirnhaut um die Nerven herum lege, läßt sich ferner von denienigen Nerven vermuthen, welche sich vom Gehirne ohne harte Gehirnhaut weit genug weg be- geben, und blos in einiger Entfernung vom Gehirne und verlängerten Marke, ein Loch in der harten Gehirnhaut antreffen, und durch dieses Loch und den von der harten Gehirnhaut ausgehölten Kanal, und hierauf mit dieser harten Gehirnhaut durch die Spalte der knochigen Hirn- schaale gehen und den Kopf verlassen. Es haben auch die Nerven des Rükkenmarkes eben solchen Bau, indem die Nerven, die aus diesem Rükkenmarke entspringen, einen sehr langen Weg beschreiben, indessen, daß sie blos mit der dünnen Gehirnhaut bekleidet sind, und endlich in dieser Gestalt, die sehr weit davon entfernte harte Ge- hirnhaut erreichen, auf solche, wenn sie oft von ihrem Ursprunge an, einen ganzen Fuß zurük geleget haben, zutreffen (i), und endlich diese harte Gehirndekke, die bis dahin noch lose Nervenschnüre durchgehen läßt, um- wikkelt und feste hält.
Es
(f)GALEN. de HIPP. et PLAT. decret. angeführt. Ort. STEPHAN. Lib. I. cap. 42. S. 90. VESAL. S. 509.
(g)RIDLEY S. 19. KIN- [Spaltenumbruch]
NEIR S. 30. u. s. f. DISDIER splanchnolog. T. II. S. 110.
(h)NICCHOLS S. 4. FALLOP. S. 136. 137.
(i)Fascic. 7. tab. 4. 5. HVBER tab. med. spin.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 5. Ob ein Nerve von der harten Gehirnhaut ganz umgeben werde?
Es iſt die Meynung [Spaltenumbruch](f), daß der ganze Nerve ſo wol von der duͤnnen, als dikken Gehirnhaut (g), eine Scheide bekomme, alt. Jch glaube, daß dieſe Mey- nung von dem Sehnerven (h) veranlaſſet worden, dem nicht nur die harte Gehirnhaut, ſondern auch die duͤnne, augenſcheinlich eine Bekleidung hergiebt. Daß ſich die harte Gehirnhaut um die Nerven herum lege, laͤßt ſich ferner von denienigen Nerven vermuthen, welche ſich vom Gehirne ohne harte Gehirnhaut weit genug weg be- geben, und blos in einiger Entfernung vom Gehirne und verlaͤngerten Marke, ein Loch in der harten Gehirnhaut antreffen, und durch dieſes Loch und den von der harten Gehirnhaut ausgehoͤlten Kanal, und hierauf mit dieſer harten Gehirnhaut durch die Spalte der knochigen Hirn- ſchaale gehen und den Kopf verlaſſen. Es haben auch die Nerven des Ruͤkkenmarkes eben ſolchen Bau, indem die Nerven, die aus dieſem Ruͤkkenmarke entſpringen, einen ſehr langen Weg beſchreiben, indeſſen, daß ſie blos mit der duͤnnen Gehirnhaut bekleidet ſind, und endlich in dieſer Geſtalt, die ſehr weit davon entfernte harte Ge- hirnhaut erreichen, auf ſolche, wenn ſie oft von ihrem Urſprunge an, einen ganzen Fuß zuruͤk geleget haben, zutreffen (i), und endlich dieſe harte Gehirndekke, die bis dahin noch loſe Nervenſchnuͤre durchgehen laͤßt, um- wikkelt und feſte haͤlt.
Es
(f)GALEN. de HIPP. et PLAT. decret. angefuͤhrt. Ort. STEPHAN. Lib. I. cap. 42. S. 90. VESAL. S. 509.
(g)RIDLEY S. 19. KIN- [Spaltenumbruch]
NEIR S. 30. u. ſ. f. DISDIER ſplanchnolog. T. II. S. 110.
(h)NICCHOLS S. 4. FALLOP. S. 136. 137.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 5.
Ob ein Nerve von der harten Gehirnhaut ganz
umgeben werde?
Es iſt die Meynung
(f), daß der ganze Nerve ſo
wol von der duͤnnen, als dikken Gehirnhaut (g), eine
Scheide bekomme, alt. Jch glaube, daß dieſe Mey-
nung von dem Sehnerven (h) veranlaſſet worden, dem
nicht nur die harte Gehirnhaut, ſondern auch die duͤnne,
augenſcheinlich eine Bekleidung hergiebt. Daß ſich die
harte Gehirnhaut um die Nerven herum lege, laͤßt ſich
ferner von denienigen Nerven vermuthen, welche ſich
vom Gehirne ohne harte Gehirnhaut weit genug weg be-
geben, und blos in einiger Entfernung vom Gehirne und
verlaͤngerten Marke, ein Loch in der harten Gehirnhaut
antreffen, und durch dieſes Loch und den von der harten
Gehirnhaut ausgehoͤlten Kanal, und hierauf mit dieſer
harten Gehirnhaut durch die Spalte der knochigen Hirn-
ſchaale gehen und den Kopf verlaſſen. Es haben auch
die Nerven des Ruͤkkenmarkes eben ſolchen Bau, indem
die Nerven, die aus dieſem Ruͤkkenmarke entſpringen,
einen ſehr langen Weg beſchreiben, indeſſen, daß ſie blos
mit der duͤnnen Gehirnhaut bekleidet ſind, und endlich
in dieſer Geſtalt, die ſehr weit davon entfernte harte Ge-
hirnhaut erreichen, auf ſolche, wenn ſie oft von ihrem
Urſprunge an, einen ganzen Fuß zuruͤk geleget haben,
zutreffen (i), und endlich dieſe harte Gehirndekke, die
bis dahin noch loſe Nervenſchnuͤre durchgehen laͤßt, um-
wikkelt und feſte haͤlt.
Es
(f) GALEN. de HIPP. et
PLAT. decret. angefuͤhrt. Ort.
STEPHAN. Lib. I. cap. 42.
S. 90. VESAL. S. 509.
(g) RIDLEY S. 19. KIN-
NEIR S. 30. u. ſ. f. DISDIER
ſplanchnolog. T. II. S. 110.
(h) NICCHOLS S. 4.
FALLOP. S. 136. 137.
(i) Faſcic. 7. tab. 4. 5. HVBER
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/334>, abgerufen am 22.11.2024.
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