dergleichen etwas muß auch der berühmte Heuermann gesehen haben, indem er besondre Hölungen aus der Vereinigung der dreien Hörner der Gehirnkammern hervorgehen, und sich in die Kammern des gedachten Nerven einen Zoll lang und drüber werfen gesehen [Spaltenumbruch](k).
Es soll die linke Kammer daselbst eine Oefnung in die rechte machen, wo die beiden Adergewebe zusammen kommen, nemlich zwischen den Kammern der Sehenerven, dem Gewölbe (l) und dem Adergewebe (m), und man hat bereits |vorlängst behauptet, daß nur eine einzige Kammer statt finde (n). Jch habe mehrmalen diesem Wege vermittelst des Einbassens nachgespürt. Jch habe aber, wenn ich die Luft gelinde hineingetrieben, nicht finden können, daß die Luft von der Hölung nach der linken übergegangen, oder das Wasser, welches ich in die Kammer der einen Seite gespritzt, durchgedrungen wäre, wie schon vorlängst Stenonius(o) angemerkt hat, daß zwischen dem Gewölbe und den Kammern der Sehenerven kein Durchgang sey, wenn man solchen nicht mit Gewalt machte; ia, er setzt noch hinzu, daß die Spalte unter dem Gewölbe von einer Membrane ver- schlossen wäre (p), welches auch vor kurzem der vortref- liche Senac(q) bestätigt hat. Jndessen bedarf diese Frage doch, was den menschlichen Körper betrift, noch eine weitere Untersuchung.
§. 19.
(k)T. 2. S. 238.
(l)GVNZ progr. 2. S. 6. WINSLOW n. 70 MARCHETT S. 119.
(m)TARIN anthrop. S. 235.
(n)BARTHOLIN S. 490. RIDLEY S. 117. MVRALT vade mecum S. 224. 505. COW- PER appendix f. 29. de HAEN rat. med. T. IV. S. 197.
(o)Du cerveau S. 18. Er nennt die Basis des Gehirns, in- [Spaltenumbruch]
dem kein anderer Verstand der Worte seyn kann.
(p) S. 30.
(q)Tr. du coeur T. II. S. 689. Daher findet man in einer Kammer Wasser und in der andern nicht, RIDLEY S. 59. daß eine Kammer wassersüchtig, hingegen die andre gesund gewesen, de HAEN a. O. S. 198. Es sagt auch der berühmte MARTINI in seinen Streitschriften S. 40. 41. daß die Kammern des Gehirns keine Communication un- ter einander haben.
H. Phisiol. 4. B. E
I. Abſchn. und den Nerven.
dergleichen etwas muß auch der beruͤhmte Heuermann geſehen haben, indem er beſondre Hoͤlungen aus der Vereinigung der dreien Hoͤrner der Gehirnkammern hervorgehen, und ſich in die Kammern des gedachten Nerven einen Zoll lang und druͤber werfen geſehen [Spaltenumbruch](k).
Es ſoll die linke Kammer daſelbſt eine Oefnung in die rechte machen, wo die beiden Adergewebe zuſammen kommen, nemlich zwiſchen den Kammern der Sehenerven, dem Gewoͤlbe (l) und dem Adergewebe (m), und man hat bereits |vorlaͤngſt behauptet, daß nur eine einzige Kammer ſtatt finde (n). Jch habe mehrmalen dieſem Wege vermittelſt des Einbaſſens nachgeſpuͤrt. Jch habe aber, wenn ich die Luft gelinde hineingetrieben, nicht finden koͤnnen, daß die Luft von der Hoͤlung nach der linken uͤbergegangen, oder das Waſſer, welches ich in die Kammer der einen Seite geſpritzt, durchgedrungen waͤre, wie ſchon vorlaͤngſt Stenonius(o) angemerkt hat, daß zwiſchen dem Gewoͤlbe und den Kammern der Sehenerven kein Durchgang ſey, wenn man ſolchen nicht mit Gewalt machte; ia, er ſetzt noch hinzu, daß die Spalte unter dem Gewoͤlbe von einer Membrane ver- ſchloſſen waͤre (p), welches auch vor kurzem der vortref- liche Senac(q) beſtaͤtigt hat. Jndeſſen bedarf dieſe Frage doch, was den menſchlichen Koͤrper betrift, noch eine weitere Unterſuchung.
§. 19.
(k)T. 2. S. 238.
(l)GVNZ progr. 2. S. 6. WINSLOW n. 70 MARCHETT S. 119.
(m)TARIN anthrop. S. 235.
(n)BARTHOLIN S. 490. RIDLEY S. 117. MVRALT vade mecum S. 224. 505. COW- PER appendix f. 29. de HAEN rat. med. T. IV. S. 197.
(o)Du cerveau S. 18. Er nennt die Baſis des Gehirns, in- [Spaltenumbruch]
dem kein anderer Verſtand der Worte ſeyn kann.
(p) S. 30.
(q)Tr. du coeur T. II. S. 689. Daher findet man in einer Kammer Waſſer und in der andern nicht, RIDLEY S. 59. daß eine Kammer waſſerſuͤchtig, hingegen die andre geſund geweſen, de HAEN a. O. S. 198. Es ſagt auch der beruͤhmte MARTINI in ſeinen Streitſchriften S. 40. 41. daß die Kammern des Gehirns keine Communication un- ter einander haben.
H. Phiſiol. 4. B. E
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[65/0101]
I. Abſchn. und den Nerven.
dergleichen etwas muß auch der beruͤhmte Heuermann
geſehen haben, indem er beſondre Hoͤlungen aus der
Vereinigung der dreien Hoͤrner der Gehirnkammern
hervorgehen, und ſich in die Kammern des gedachten
Nerven einen Zoll lang und druͤber werfen geſehen
(k).
Es ſoll die linke Kammer daſelbſt eine Oefnung in
die rechte machen, wo die beiden Adergewebe zuſammen
kommen, nemlich zwiſchen den Kammern der Sehenerven,
dem Gewoͤlbe (l) und dem Adergewebe (m), und man
hat bereits |vorlaͤngſt behauptet, daß nur eine einzige
Kammer ſtatt finde (n). Jch habe mehrmalen dieſem
Wege vermittelſt des Einbaſſens nachgeſpuͤrt. Jch
habe aber, wenn ich die Luft gelinde hineingetrieben,
nicht finden koͤnnen, daß die Luft von der Hoͤlung nach
der linken uͤbergegangen, oder das Waſſer, welches ich
in die Kammer der einen Seite geſpritzt, durchgedrungen
waͤre, wie ſchon vorlaͤngſt Stenonius (o) angemerkt
hat, daß zwiſchen dem Gewoͤlbe und den Kammern der
Sehenerven kein Durchgang ſey, wenn man ſolchen nicht
mit Gewalt machte; ia, er ſetzt noch hinzu, daß die
Spalte unter dem Gewoͤlbe von einer Membrane ver-
ſchloſſen waͤre (p), welches auch vor kurzem der vortref-
liche Senac (q) beſtaͤtigt hat. Jndeſſen bedarf dieſe
Frage doch, was den menſchlichen Koͤrper betrift, noch
eine weitere Unterſuchung.
§. 19.
(k) T. 2. S. 238.
(l) GVNZ progr. 2. S. 6.
WINSLOW n. 70 MARCHETT
S. 119.
(m) TARIN anthrop. S. 235.
(n) BARTHOLIN S. 490.
RIDLEY S. 117. MVRALT
vade mecum S. 224. 505. COW-
PER appendix f. 29. de HAEN
rat. med. T. IV. S. 197.
(o) Du cerveau S. 18. Er
nennt die Baſis des Gehirns, in-
dem kein anderer Verſtand der
Worte ſeyn kann.
(p) S. 30.
(q) Tr. du coeur T. II. S. 689.
Daher findet man in einer Kammer
Waſſer und in der andern nicht,
RIDLEY S. 59. daß eine Kammer
waſſerſuͤchtig, hingegen die andre
geſund geweſen, de HAEN a. O.
S. 198. Es ſagt auch der beruͤhmte
MARTINI in ſeinen Streitſchriften
S. 40. 41. daß die Kammern des
Gehirns keine Communication un-
ter einander haben.
H. Phiſiol. 4. B. E
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/101>, abgerufen am 22.07.2024.
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