Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt. Die Brust.
ebenfalls breit über den Knochen des Hinterhauptes, und
macht mit einem besondern rauhen Rande den Beschluß.

Der Zizzenförmige Muskel des Schlüsselbeins
(Cleidomastoideus) liegt auch mit seinem Ende etwas mehr
nach hinten zu, ist breiter, geschlanker, mehr auswendig
gelagert, und nimmt seinen breiten Anfang vom dritten
Theile des Schlüsselbeins, bisweilen auch fast von der
Helfte desselben her (h), und zwar von dessen obern Rande,
von da schlist er sich im Aufsteigen an den vorigen Theil
an, wird dünner und breiter, und viel gerader. Er en-
digt sich bei eben dem Zizzenförmigen Stükke des Schläfen-
knochens, doch mehr nach hinten, wird vom vorigen be-
dekkt, und liegt daher niedriger (i).

Es hat dieser Muskel gemeiniglich das Amt, den
Knopf auf diese, oder jene Seite zu wenden (k). Daß
sich dieses so befinde, erhellet Theils aus dem Orte seiner
Einfügung, welche hinterwerts geschicht, und zwar
weiter nach hinten, als die Vergliederung des Kopfes
mit dem Halse; theils aus den Versuchen. Nicht allein
der vortrefliche Franz Boißier (l), sondern auch ich
habe dieses an unserm Samuel Engel gesehen, wenn
dieser Muskel von dem elektrischen Funken getroffen ward,
oder dergleichen wieder von sich gab, wie der Kopfüber-
haupt der Queere nach auf die rechte Seite gedrehet wur-
de, da die Nase rechterhand erhoben ward (m), so oft
der linke Muskel die Kraft dieses Funkens erfuhr. Der
Kopf wandte sich dagegen auf die linke Seite, wenn
der rechte Muskel den Kramf litte. Folglich wäre es,
um fürs künftige nur beiläuffig zu nicht unnützer Arbeit
für die Genesung Anlaß zu geben, wenn der Hals in

Krank-
(h) [Spaltenumbruch] EVSTACH. T. 32. 35. al-
bin.
ang. Ort. f. 25. u. T. II. macht ei-
nen schmälern Anfang, als ihn unse-
re mehresten Beobachtungen geben.
(i) Vergl. albin. angef. Ort.
f. 25. m. 26.
(k) [Spaltenumbruch] VESAL. ang. Ort. wins-
low.
n.
1172.
(l) Des HAIS de Hemiplexia.
(m) Ein wenig albin. S. 197.
H. Phisiol. 3. B F

I. Abſchnitt. Die Bruſt.
ebenfalls breit uͤber den Knochen des Hinterhauptes, und
macht mit einem beſondern rauhen Rande den Beſchluß.

Der Zizzenfoͤrmige Muskel des Schluͤſſelbeins
(Cleidomaſtoideus) liegt auch mit ſeinem Ende etwas mehr
nach hinten zu, iſt breiter, geſchlanker, mehr auswendig
gelagert, und nimmt ſeinen breiten Anfang vom dritten
Theile des Schluͤſſelbeins, bisweilen auch faſt von der
Helfte deſſelben her (h), und zwar von deſſen obern Rande,
von da ſchliſt er ſich im Aufſteigen an den vorigen Theil
an, wird duͤnner und breiter, und viel gerader. Er en-
digt ſich bei eben dem Zizzenfoͤrmigen Stuͤkke des Schlaͤfen-
knochens, doch mehr nach hinten, wird vom vorigen be-
dekkt, und liegt daher niedriger (i).

Es hat dieſer Muskel gemeiniglich das Amt, den
Knopf auf dieſe, oder jene Seite zu wenden (k). Daß
ſich dieſes ſo befinde, erhellet Theils aus dem Orte ſeiner
Einfuͤgung, welche hinterwerts geſchicht, und zwar
weiter nach hinten, als die Vergliederung des Kopfes
mit dem Halſe; theils aus den Verſuchen. Nicht allein
der vortrefliche Franz Boißier (l), ſondern auch ich
habe dieſes an unſerm Samuel Engel geſehen, wenn
dieſer Muskel von dem elektriſchen Funken getroffen ward,
oder dergleichen wieder von ſich gab, wie der Kopfuͤber-
haupt der Queere nach auf die rechte Seite gedrehet wur-
de, da die Naſe rechterhand erhoben ward (m), ſo oft
der linke Muskel die Kraft dieſes Funkens erfuhr. Der
Kopf wandte ſich dagegen auf die linke Seite, wenn
der rechte Muskel den Kramf litte. Folglich waͤre es,
um fuͤrs kuͤnftige nur beilaͤuffig zu nicht unnuͤtzer Arbeit
fuͤr die Geneſung Anlaß zu geben, wenn der Hals in

Krank-
(h) [Spaltenumbruch] EVSTACH. T. 32. 35. al-
bin.
ang. Ort. f. 25. u. T. II. macht ei-
nen ſchmaͤlern Anfang, als ihn unſe-
re mehreſten Beobachtungen geben.
(i) Vergl. albin. angef. Ort.
f. 25. m. 26.
(k) [Spaltenumbruch] VESAL. ang. Ort. winſ-
low.
n.
1172.
(l) Des HAIS de Hemiplexia.
(m) Ein wenig albin. S. 197.
H. Phiſiol. 3. B F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0087" n="81"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Die Bru&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
ebenfalls breit u&#x0364;ber den Knochen des Hinterhauptes, und<lb/>
macht mit einem be&#x017F;ondern rauhen Rande den Be&#x017F;chluß.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Zizzenfo&#x0364;rmige</hi> Muskel des <hi rendition="#fr">Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elbeins</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Cleidoma&#x017F;toideus</hi>) liegt auch mit &#x017F;einem Ende etwas mehr<lb/>
nach hinten zu, i&#x017F;t breiter, ge&#x017F;chlanker, mehr auswendig<lb/>
gelagert, und nimmt &#x017F;einen breiten Anfang vom dritten<lb/>
Theile des Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elbeins, bisweilen auch fa&#x017F;t von der<lb/>
Helfte de&#x017F;&#x017F;elben her <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">EVSTACH.</hi> T. 32. 35. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">al-<lb/>
bin.</hi></hi></hi> ang. Ort. <hi rendition="#aq">f.</hi> 25. u. <hi rendition="#aq">T. II.</hi> macht ei-<lb/>
nen &#x017F;chma&#x0364;lern Anfang, als ihn un&#x017F;e-<lb/>
re mehre&#x017F;ten Beobachtungen geben.</note>, und zwar von de&#x017F;&#x017F;en obern Rande,<lb/>
von da &#x017F;chli&#x017F;t er &#x017F;ich im Auf&#x017F;teigen an den vorigen Theil<lb/>
an, wird du&#x0364;nner und breiter, und viel gerader. Er en-<lb/>
digt &#x017F;ich bei eben dem Zizzenfo&#x0364;rmigen Stu&#x0364;kke des Schla&#x0364;fen-<lb/>
knochens, doch mehr nach hinten, wird vom vorigen be-<lb/>
dekkt, und liegt daher niedriger <note place="foot" n="(i)">Vergl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">albin.</hi></hi></hi> angef. Ort.<lb/><hi rendition="#aq">f.</hi> 25. m. 26.</note>.</p><lb/>
            <p>Es hat die&#x017F;er Muskel gemeiniglich das Amt, den<lb/>
Knopf auf die&#x017F;e, oder jene Seite zu wenden <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VESAL.</hi></hi> ang. Ort. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">win&#x017F;-<lb/>
low.</hi></hi> n.</hi> 1172.</note>. Daß<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;es &#x017F;o befinde, erhellet Theils aus dem Orte &#x017F;einer<lb/>
Einfu&#x0364;gung, welche hinterwerts ge&#x017F;chicht, und zwar<lb/>
weiter nach hinten, als die Vergliederung des Kopfes<lb/>
mit dem Hal&#x017F;e; theils aus den Ver&#x017F;uchen. Nicht allein<lb/>
der vortrefliche <hi rendition="#fr">Franz Boißier</hi> <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Des <hi rendition="#g">HAIS</hi> de Hemiplexia.</hi></note>, &#x017F;ondern auch ich<lb/>
habe die&#x017F;es an un&#x017F;erm <hi rendition="#fr">Samuel Engel</hi> ge&#x017F;ehen, wenn<lb/>
die&#x017F;er Muskel von dem elektri&#x017F;chen Funken getroffen ward,<lb/>
oder dergleichen wieder von &#x017F;ich gab, wie der Kopfu&#x0364;ber-<lb/>
haupt der Queere nach auf die rechte Seite gedrehet wur-<lb/>
de, da die Na&#x017F;e rechterhand erhoben ward <note place="foot" n="(m)">Ein wenig <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">albin.</hi></hi></hi> S. 197.</note>, &#x017F;o oft<lb/>
der linke Muskel die Kraft die&#x017F;es Funkens erfuhr. Der<lb/>
Kopf wandte &#x017F;ich dagegen auf die linke Seite, wenn<lb/>
der rechte Muskel den Kramf litte. Folglich wa&#x0364;re es,<lb/>
um fu&#x0364;rs ku&#x0364;nftige nur beila&#x0364;uffig zu nicht unnu&#x0364;tzer Arbeit<lb/>
fu&#x0364;r die Gene&#x017F;ung Anlaß zu geben, wenn der Hals in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Krank-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 3. B</hi> F</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0087] I. Abſchnitt. Die Bruſt. ebenfalls breit uͤber den Knochen des Hinterhauptes, und macht mit einem beſondern rauhen Rande den Beſchluß. Der Zizzenfoͤrmige Muskel des Schluͤſſelbeins (Cleidomaſtoideus) liegt auch mit ſeinem Ende etwas mehr nach hinten zu, iſt breiter, geſchlanker, mehr auswendig gelagert, und nimmt ſeinen breiten Anfang vom dritten Theile des Schluͤſſelbeins, bisweilen auch faſt von der Helfte deſſelben her (h), und zwar von deſſen obern Rande, von da ſchliſt er ſich im Aufſteigen an den vorigen Theil an, wird duͤnner und breiter, und viel gerader. Er en- digt ſich bei eben dem Zizzenfoͤrmigen Stuͤkke des Schlaͤfen- knochens, doch mehr nach hinten, wird vom vorigen be- dekkt, und liegt daher niedriger (i). Es hat dieſer Muskel gemeiniglich das Amt, den Knopf auf dieſe, oder jene Seite zu wenden (k). Daß ſich dieſes ſo befinde, erhellet Theils aus dem Orte ſeiner Einfuͤgung, welche hinterwerts geſchicht, und zwar weiter nach hinten, als die Vergliederung des Kopfes mit dem Halſe; theils aus den Verſuchen. Nicht allein der vortrefliche Franz Boißier (l), ſondern auch ich habe dieſes an unſerm Samuel Engel geſehen, wenn dieſer Muskel von dem elektriſchen Funken getroffen ward, oder dergleichen wieder von ſich gab, wie der Kopfuͤber- haupt der Queere nach auf die rechte Seite gedrehet wur- de, da die Naſe rechterhand erhoben ward (m), ſo oft der linke Muskel die Kraft dieſes Funkens erfuhr. Der Kopf wandte ſich dagegen auf die linke Seite, wenn der rechte Muskel den Kramf litte. Folglich waͤre es, um fuͤrs kuͤnftige nur beilaͤuffig zu nicht unnuͤtzer Arbeit fuͤr die Geneſung Anlaß zu geben, wenn der Hals in Krank- (h) EVSTACH. T. 32. 35. al- bin. ang. Ort. f. 25. u. T. II. macht ei- nen ſchmaͤlern Anfang, als ihn unſe- re mehreſten Beobachtungen geben. (i) Vergl. albin. angef. Ort. f. 25. m. 26. (k) VESAL. ang. Ort. winſ- low. n. 1172. (l) Des HAIS de Hemiplexia. (m) Ein wenig albin. S. 197. H. Phiſiol. 3. B F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/87
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/87>, abgerufen am 17.05.2024.