sammelte, und das man, wenn man gegen kalte Spie- gel haucht, leicht in Tropfen bringen kann. Verhey- en(q), und andre (r), nennen es ebenfalls Wasser.
Jndessen ist dieses doch nicht lauter Wasser, sondern ein solches, dergleichen unsre Säfte ausdünsten (s), und dieses ist mit einem öligen flüchtigen Dunste versezzt, und ein wenig salzig. Jch lese, daß dergleichen vom Atem gebildetes Salz zu Kristallen (t) angeschossen, und eine Beschaffenheit wie Salpeter gehabt habe, ob es gleich sehr unwahrscheinlich ist, daß aus blossem Hauchen (u), ohne eine faulende Schmierigkeit, Salpeter entstehen könne. Wenigstens hat unser Hauch, der uns unange- nehm, den Spürhunden aber sehr bekannt, und vermut- lich besonders so fehlerhaft geworden ist, wie die Luft ver- dirbt, wenn eine Menge Menschen in einem engen Rau- me beysammen ist (x).
Diese öligen und stinkenden Dämpfe sind der Alten ihre Fuligines, welche sich nach dem Galen beständig aus der Hizze des Herzens erzeugen, und durch die Lun- genblutader, die zu dem Ende mit Fleis mit zwo, nicht aber mit drei Klappen versehen ist, folglich ein wenig offen steht, ausdünsten (y), und dieser hielte sie, nebst der gan- zen Galenischen Schule, für den Haupnuzzen des Atem- holens (z). Selbst die neuern Aerzte haben diese Antiquität nicht fahren lassen wollen, da die Sache etwas Wahres ist. Denn daß ein Schaden daraus entsteht, wenn der- gleichen Luft und Gestanktheile im Körper verhalten werden,
das
(q)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort.
(r)loescher anthropol. ex- per. S. 28. Der wässrige Theil des Blutes, und des Speisesaftes, hoad- ley. S. 40.
(s) 5 Buch.
(t)BARTHOLETT. angef. Ort. und beim bartholin de pulm. Sect. 5. S. 97. garm. epist. [Spaltenumbruch]
16. Dieses Salz haben einige den Dämpfen des Magens, oder einem Fehler der Lunge zugeschrieben.
(u)VALISN. T. III. S. 576.
(x) 8 B. 3 A. 11 N.
(y)De usu part. L. VI.| c. 16. L. VII. c. 9. de util. respir.
(z) Ebenders. ebendas.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſammelte, und das man, wenn man gegen kalte Spie- gel haucht, leicht in Tropfen bringen kann. Verhey- en(q), und andre (r), nennen es ebenfalls Waſſer.
Jndeſſen iſt dieſes doch nicht lauter Waſſer, ſondern ein ſolches, dergleichen unſre Saͤfte ausduͤnſten (s), und dieſes iſt mit einem oͤligen fluͤchtigen Dunſte verſezzt, und ein wenig ſalzig. Jch leſe, daß dergleichen vom Atem gebildetes Salz zu Kriſtallen (t) angeſchoſſen, und eine Beſchaffenheit wie Salpeter gehabt habe, ob es gleich ſehr unwahrſcheinlich iſt, daß aus bloſſem Hauchen (u), ohne eine faulende Schmierigkeit, Salpeter entſtehen koͤnne. Wenigſtens hat unſer Hauch, der uns unange- nehm, den Spuͤrhunden aber ſehr bekannt, und vermut- lich beſonders ſo fehlerhaft geworden iſt, wie die Luft ver- dirbt, wenn eine Menge Menſchen in einem engen Rau- me beyſammen iſt (x).
Dieſe oͤligen und ſtinkenden Daͤmpfe ſind der Alten ihre Fuligines, welche ſich nach dem Galen beſtaͤndig aus der Hizze des Herzens erzeugen, und durch die Lun- genblutader, die zu dem Ende mit Fleis mit zwo, nicht aber mit drei Klappen verſehen iſt, folglich ein wenig offen ſteht, ausduͤnſten (y), und dieſer hielte ſie, nebſt der gan- zen Galeniſchen Schule, fuͤr den Haupnuzzen des Atem- holens (z). Selbſt die neuern Aerzte haben dieſe Antiquitaͤt nicht fahren laſſen wollen, da die Sache etwas Wahres iſt. Denn daß ein Schaden daraus entſteht, wenn der- gleichen Luft und Geſtanktheile im Koͤrper verhalten werden,
das
(q)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort.
(r)loeſcher anthropol. ex- per. S. 28. Der waͤſſrige Theil des Blutes, und des Speiſeſaftes, hoad- ley. S. 40.
(s) 5 Buch.
(t)BARTHOLETT. angef. Ort. und beim bartholin de pulm. Sect. 5. S. 97. garm. epiſt. [Spaltenumbruch]
16. Dieſes Salz haben einige den Daͤmpfen des Magens, oder einem Fehler der Lunge zugeſchrieben.
(u)VALISN. T. III. S. 576.
(x) 8 B. 3 A. 11 N.
(y)De uſu part. L. VI.| c. 16. L. VII. c. 9. de util. reſpir.
(z) Ebenderſ. ebendaſ.
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[552[554]/0560]
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſammelte, und das man, wenn man gegen kalte Spie-
gel haucht, leicht in Tropfen bringen kann. Verhey-
en (q), und andre (r), nennen es ebenfalls Waſſer.
Jndeſſen iſt dieſes doch nicht lauter Waſſer, ſondern
ein ſolches, dergleichen unſre Saͤfte ausduͤnſten (s), und
dieſes iſt mit einem oͤligen fluͤchtigen Dunſte verſezzt, und
ein wenig ſalzig. Jch leſe, daß dergleichen vom Atem
gebildetes Salz zu Kriſtallen (t) angeſchoſſen, und eine
Beſchaffenheit wie Salpeter gehabt habe, ob es gleich
ſehr unwahrſcheinlich iſt, daß aus bloſſem Hauchen (u),
ohne eine faulende Schmierigkeit, Salpeter entſtehen
koͤnne. Wenigſtens hat unſer Hauch, der uns unange-
nehm, den Spuͤrhunden aber ſehr bekannt, und vermut-
lich beſonders ſo fehlerhaft geworden iſt, wie die Luft ver-
dirbt, wenn eine Menge Menſchen in einem engen Rau-
me beyſammen iſt (x).
Dieſe oͤligen und ſtinkenden Daͤmpfe ſind der Alten
ihre Fuligines, welche ſich nach dem Galen beſtaͤndig
aus der Hizze des Herzens erzeugen, und durch die Lun-
genblutader, die zu dem Ende mit Fleis mit zwo, nicht
aber mit drei Klappen verſehen iſt, folglich ein wenig offen
ſteht, ausduͤnſten (y), und dieſer hielte ſie, nebſt der gan-
zen Galeniſchen Schule, fuͤr den Haupnuzzen des Atem-
holens (z). Selbſt die neuern Aerzte haben dieſe Antiquitaͤt
nicht fahren laſſen wollen, da die Sache etwas Wahres
iſt. Denn daß ein Schaden daraus entſteht, wenn der-
gleichen Luft und Geſtanktheile im Koͤrper verhalten werden,
das
(q)
Angef. Ort.
(r) loeſcher anthropol. ex-
per. S. 28. Der waͤſſrige Theil des
Blutes, und des Speiſeſaftes, hoad-
ley. S. 40.
(s) 5 Buch.
(t) BARTHOLETT. angef.
Ort. und beim bartholin de
pulm. Sect. 5. S. 97. garm. epiſt.
16. Dieſes Salz haben einige den
Daͤmpfen des Magens, oder einem
Fehler der Lunge zugeſchrieben.
(u) VALISN. T. III. S. 576.
(x) 8 B. 3 A. 11 N.
(y) De uſu part. L. VI.| c. 16. L.
VII. c. 9. de util. reſpir.
(z) Ebenderſ. ebendaſ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 552[554]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/560>, abgerufen am 22.11.2024.
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