Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

V. Abschn. Der Nuzzen.
runde Loch zugeschlossen, und der Schlagadergang ver-
stopft ist, weil nicht nur häufige Ursachen vorfallen, die
das Blut in der Lunge aufhalten (c), sondern auch die
linken Behältnisse stark sind, und der Dehnungskraft
des Blutes bessern Wiederstand entgegen sezzen, ja selbst
den rechten Gefässen, die sich ausleeren wollen, zum Hin-
dernisse dienen. Dagegen bequemen sich die rechten Ge-
fässe, das Ohr (d), die Kammer (e) die Lungenschlaga-
der (f), als welche um ein ansehnliches dünner sind, de-
sto besser dem dehnenden Geblüte.

Man kann die Meinung derjenigen hieher ziehen,
welche die Lunge als einen Sammelkasten des Blutes an-
sehen, in welchem sich das überflüßige Blut (g), wenig-
stens in gewissen Angelegenheiten des Lebens, im Anstren-
gen, im Laufe anhäufe.

Es hat noch der berühmte Aurivill die Vermuthung
gehabt, daß die Lungenblutadern darum enger gerathen
wären, damit das Blut schneller fliesse, und das linke
Herz mit einem stärkern Reize träfe (i).

Wir reden hier noch nicht von der Boerhaavischen
Verdichtung des Blutes, welche ohne alle Kälte, blos
durch den Bau der Lunge bewirkt wird.

§. 19.
Der wahre Nuzzen, den die Lunge giebt.
Das Einsaugen.

Wenn weder eine elastische Luft ins Blut eindringt,
noch die Luft mit ihrer Kälte das Blut in diesem Einge-
(h)

weide
(c) [Spaltenumbruch] Jn jedem Schreien, Bestreben,
Laufen, zu grossen Arbeiten, und bei so
viel andern Ursachen, welche wir er-
zählet haben.
(d) 4 Buch.
(e) Sie verbält sich zur rechten,
wie 4 zu 1. mekel T. 12. S. 55.
(f) [Spaltenumbruch] Die Stärken sind wie 74 zu
55. S. 158.
(g) lister de humor. S. 2.
de cochl. S. 56.
(i) N. 31.
(h) SAVVAGES effets de l'air
S. 46. 47.
M m 3

V. Abſchn. Der Nuzzen.
runde Loch zugeſchloſſen, und der Schlagadergang ver-
ſtopft iſt, weil nicht nur haͤufige Urſachen vorfallen, die
das Blut in der Lunge aufhalten (c), ſondern auch die
linken Behaͤltniſſe ſtark ſind, und der Dehnungskraft
des Blutes beſſern Wiederſtand entgegen ſezzen, ja ſelbſt
den rechten Gefaͤſſen, die ſich ausleeren wollen, zum Hin-
derniſſe dienen. Dagegen bequemen ſich die rechten Ge-
faͤſſe, das Ohr (d), die Kammer (e) die Lungenſchlaga-
der (f), als welche um ein anſehnliches duͤnner ſind, de-
ſto beſſer dem dehnenden Gebluͤte.

Man kann die Meinung derjenigen hieher ziehen,
welche die Lunge als einen Sammelkaſten des Blutes an-
ſehen, in welchem ſich das uͤberfluͤßige Blut (g), wenig-
ſtens in gewiſſen Angelegenheiten des Lebens, im Anſtren-
gen, im Laufe anhaͤufe.

Es hat noch der beruͤhmte Aurivill die Vermuthung
gehabt, daß die Lungenblutadern darum enger gerathen
waͤren, damit das Blut ſchneller flieſſe, und das linke
Herz mit einem ſtaͤrkern Reize traͤfe (i).

Wir reden hier noch nicht von der Boerhaaviſchen
Verdichtung des Blutes, welche ohne alle Kaͤlte, blos
durch den Bau der Lunge bewirkt wird.

§. 19.
Der wahre Nuzzen, den die Lunge giebt.
Das Einſaugen.

Wenn weder eine elaſtiſche Luft ins Blut eindringt,
noch die Luft mit ihrer Kaͤlte das Blut in dieſem Einge-
(h)

weide
(c) [Spaltenumbruch] Jn jedem Schreien, Beſtreben,
Laufen, zu groſſen Arbeiten, und bei ſo
viel andern Urſachen, welche wir er-
zaͤhlet haben.
(d) 4 Buch.
(e) Sie verbaͤlt ſich zur rechten,
wie 4 zu 1. mekel T. 12. S. 55.
(f) [Spaltenumbruch] Die Staͤrken ſind wie 74 zu
55. S. 158.
(g) liſter de humor. S. 2.
de cochl. S. 56.
(i) N. 31.
(h) SAVVAGES effets de l’air
S. 46. 47.
M m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0555" n="547[549]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chn. Der Nuzzen.</hi></fw><lb/>
runde Loch zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und der Schlagadergang ver-<lb/>
&#x017F;topft i&#x017F;t, weil nicht nur ha&#x0364;ufige Ur&#x017F;achen vorfallen, die<lb/>
das Blut in der Lunge aufhalten <note place="foot" n="(c)"><cb/>
Jn jedem Schreien, Be&#x017F;treben,<lb/>
Laufen, zu gro&#x017F;&#x017F;en Arbeiten, und bei &#x017F;o<lb/>
viel andern Ur&#x017F;achen, welche wir er-<lb/>
za&#x0364;hlet haben.</note>, &#x017F;ondern auch die<lb/>
linken Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tark &#x017F;ind, und der Dehnungskraft<lb/>
des Blutes be&#x017F;&#x017F;ern Wieder&#x017F;tand entgegen &#x017F;ezzen, ja &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
den rechten Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ich ausleeren wollen, zum Hin-<lb/>
derni&#x017F;&#x017F;e dienen. Dagegen bequemen &#x017F;ich die rechten Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, das Ohr <note place="foot" n="(d)">4 Buch.</note>, die Kammer <note place="foot" n="(e)">Sie verba&#x0364;lt &#x017F;ich zur rechten,<lb/>
wie 4 zu 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mekel</hi></hi> T.</hi> 12. S. 55.</note> die Lungen&#x017F;chlaga-<lb/>
der <note place="foot" n="(f)"><cb/>
Die Sta&#x0364;rken &#x017F;ind wie 74 zu<lb/>
55. S. 158.</note>, als welche um ein an&#x017F;ehnliches du&#x0364;nner &#x017F;ind, de-<lb/>
&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er dem dehnenden Geblu&#x0364;te.</p><lb/>
            <p>Man kann die Meinung derjenigen hieher ziehen,<lb/>
welche die Lunge als einen Sammelka&#x017F;ten des Blutes an-<lb/>
&#x017F;ehen, in welchem &#x017F;ich das u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Blut <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">li&#x017F;ter</hi></hi> de humor.</hi> S. 2.<lb/><hi rendition="#aq">de cochl.</hi> S. 56.</note>, wenig-<lb/>
&#x017F;tens in gewi&#x017F;&#x017F;en Angelegenheiten des Lebens, im An&#x017F;tren-<lb/>
gen, im Laufe anha&#x0364;ufe.</p><lb/>
            <p>Es hat noch der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Aurivill</hi> die Vermuthung<lb/>
gehabt, daß die Lungenblutadern darum enger gerathen<lb/>
wa&#x0364;ren, damit das Blut &#x017F;chneller flie&#x017F;&#x017F;e, und das linke<lb/>
Herz mit einem &#x017F;ta&#x0364;rkern Reize tra&#x0364;fe <note place="foot" n="(i)">N. 31.</note>.</p><lb/>
            <p>Wir reden hier noch nicht von der <hi rendition="#fr">Boerhaavi&#x017F;chen</hi><lb/>
Verdichtung des Blutes, welche ohne alle Ka&#x0364;lte, blos<lb/>
durch den Bau der Lunge bewirkt wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 19.<lb/>
Der wahre Nuzzen, den die Lunge giebt.<lb/>
Das Ein&#x017F;augen.</head><lb/>
            <p>Wenn weder eine ela&#x017F;ti&#x017F;che Luft ins Blut eindringt,<lb/>
noch die Luft mit ihrer Ka&#x0364;lte das Blut in die&#x017F;em Einge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m 3</fw><fw place="bottom" type="catch">weide</fw><lb/><note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAVVAGES</hi> effets de l&#x2019;air</hi><lb/>
S. 46. 47.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[547[549]/0555] V. Abſchn. Der Nuzzen. runde Loch zugeſchloſſen, und der Schlagadergang ver- ſtopft iſt, weil nicht nur haͤufige Urſachen vorfallen, die das Blut in der Lunge aufhalten (c), ſondern auch die linken Behaͤltniſſe ſtark ſind, und der Dehnungskraft des Blutes beſſern Wiederſtand entgegen ſezzen, ja ſelbſt den rechten Gefaͤſſen, die ſich ausleeren wollen, zum Hin- derniſſe dienen. Dagegen bequemen ſich die rechten Ge- faͤſſe, das Ohr (d), die Kammer (e) die Lungenſchlaga- der (f), als welche um ein anſehnliches duͤnner ſind, de- ſto beſſer dem dehnenden Gebluͤte. Man kann die Meinung derjenigen hieher ziehen, welche die Lunge als einen Sammelkaſten des Blutes an- ſehen, in welchem ſich das uͤberfluͤßige Blut (g), wenig- ſtens in gewiſſen Angelegenheiten des Lebens, im Anſtren- gen, im Laufe anhaͤufe. Es hat noch der beruͤhmte Aurivill die Vermuthung gehabt, daß die Lungenblutadern darum enger gerathen waͤren, damit das Blut ſchneller flieſſe, und das linke Herz mit einem ſtaͤrkern Reize traͤfe (i). Wir reden hier noch nicht von der Boerhaaviſchen Verdichtung des Blutes, welche ohne alle Kaͤlte, blos durch den Bau der Lunge bewirkt wird. §. 19. Der wahre Nuzzen, den die Lunge giebt. Das Einſaugen. Wenn weder eine elaſtiſche Luft ins Blut eindringt, noch die Luft mit ihrer Kaͤlte das Blut in dieſem Einge- weide (h) (c) Jn jedem Schreien, Beſtreben, Laufen, zu groſſen Arbeiten, und bei ſo viel andern Urſachen, welche wir er- zaͤhlet haben. (d) 4 Buch. (e) Sie verbaͤlt ſich zur rechten, wie 4 zu 1. mekel T. 12. S. 55. (f) Die Staͤrken ſind wie 74 zu 55. S. 158. (g) liſter de humor. S. 2. de cochl. S. 56. (i) N. 31. (h) SAVVAGES effets de l’air S. 46. 47. M m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/555
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 547[549]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/555>, abgerufen am 22.11.2024.