würde, und die von der Luft empfangene Kälte in dem Blute der Lungenblutader bliebe, da sie doch gewis nicht darinnen zurükke bleibt. Es ist nämlich der Durch- messer der Lungenblutadern (a) um ein ganzes Zwölftheil kleiner, wenn man ihn mit dem Durchmesser der Neben- schlagadern in Vergleichung sezzt. Hingegen macht die Verdichtug des Blutes fast den tausenden Theil aus, wofern eine solche statt findet.
Daher glauben andre berühmte Männer, es könne das Blut durch die Lungenblutadern geschwinder lau- fen (b), und daher käme es, daß mehr Blut, und so viel Blut durch einen engen Kanal durchfliesse, als durch einen breiten Kanal nur langsam durchgeht. Daß dieses keine rechte Auflösung der Frage sey, hat Helvetius mit Grunde gezeigt (c), indem auch die linke Herzkammer grösser, als die rechte ist, und doch durch diese Kammer das Blut nicht geschwinder, als durch die rechte fliest.
Diesem kömmt eine andre Vermuthung des vortref- lichen Mekels nahe genung, da er sagt, die Lungenblut- adern wären darum enger, weil sie sich leichter in einen weiten Sinus (d), als in die ganz kleinen entspringenden Blutadern einer Schlagader ausleeren.
Es ist ferner, wider die Verdichtung des Helveti- us gesagt worden, daß in einer Frucht, alles Blut der Holader (e), in der viel kleineren Aorte enthalten sey, und dennoch keine Lunge da gewesen, welche das Blut- aderblut in eine kleinere Masse brächte: man hat einge- wandt, daß aus den verschiednen Durchmessern der Lun-
gen-
(a)[Spaltenumbruch]
8 B. 2 A. 23 R.
(b)SANTOR. S. 148. p. a. michel. Epist. ad Font. S. XXX. XXXII. pviati de morb. Naron. S. 98. senac. S. 352 Als Grün- de sezzt Michelotti hinzu, die An- zal der Fleischfasern, die abhängige [Spaltenumbruch]
Lage, u. f.
(c)Eclaircissem. S. 30.
(d)Mem. de Berlin. T. 12. S. 55. und 1750. S. 177.
(e)MICHELOTTI Epist[.] S. 44.
Das Atemholen. VIII. Buch.
wuͤrde, und die von der Luft empfangene Kaͤlte in dem Blute der Lungenblutader bliebe, da ſie doch gewis nicht darinnen zuruͤkke bleibt. Es iſt naͤmlich der Durch- meſſer der Lungenblutadern (a) um ein ganzes Zwoͤlftheil kleiner, wenn man ihn mit dem Durchmeſſer der Neben- ſchlagadern in Vergleichung ſezzt. Hingegen macht die Verdichtug des Blutes faſt den tauſenden Theil aus, wofern eine ſolche ſtatt findet.
Daher glauben andre beruͤhmte Maͤnner, es koͤnne das Blut durch die Lungenblutadern geſchwinder lau- fen (b), und daher kaͤme es, daß mehr Blut, und ſo viel Blut durch einen engen Kanal durchflieſſe, als durch einen breiten Kanal nur langſam durchgeht. Daß dieſes keine rechte Aufloͤſung der Frage ſey, hat Helvetius mit Grunde gezeigt (c), indem auch die linke Herzkammer groͤſſer, als die rechte iſt, und doch durch dieſe Kammer das Blut nicht geſchwinder, als durch die rechte flieſt.
Dieſem koͤmmt eine andre Vermuthung des vortref- lichen Mekels nahe genung, da er ſagt, die Lungenblut- adern waͤren darum enger, weil ſie ſich leichter in einen weiten Sinus (d), als in die ganz kleinen entſpringenden Blutadern einer Schlagader ausleeren.
Es iſt ferner, wider die Verdichtung des Helveti- us geſagt worden, daß in einer Frucht, alles Blut der Holader (e), in der viel kleineren Aorte enthalten ſey, und dennoch keine Lunge da geweſen, welche das Blut- aderblut in eine kleinere Maſſe braͤchte: man hat einge- wandt, daß aus den verſchiednen Durchmeſſern der Lun-
gen-
(a)[Spaltenumbruch]
8 B. 2 A. 23 R.
(b)SANTOR. S. 148. p. a. michel. Epiſt. ad Font. S. XXX. XXXII. pviati de morb. Naron. S. 98. ſenac. S. 352 Als Gruͤn- de ſezzt Michelotti hinzu, die An- zal der Fleiſchfaſern, die abhaͤngige [Spaltenumbruch]
Lage, u. f.
(c)Eclairciſſem. S. 30.
(d)Mem. de Berlin. T. 12. S. 55. und 1750. S. 177.
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[542[544]/0550]
Das Atemholen. VIII. Buch.
wuͤrde, und die von der Luft empfangene Kaͤlte in dem
Blute der Lungenblutader bliebe, da ſie doch gewis
nicht darinnen zuruͤkke bleibt. Es iſt naͤmlich der Durch-
meſſer der Lungenblutadern (a) um ein ganzes Zwoͤlftheil
kleiner, wenn man ihn mit dem Durchmeſſer der Neben-
ſchlagadern in Vergleichung ſezzt. Hingegen macht die
Verdichtug des Blutes faſt den tauſenden Theil aus,
wofern eine ſolche ſtatt findet.
Daher glauben andre beruͤhmte Maͤnner, es koͤnne
das Blut durch die Lungenblutadern geſchwinder lau-
fen (b), und daher kaͤme es, daß mehr Blut, und ſo
viel Blut durch einen engen Kanal durchflieſſe, als durch
einen breiten Kanal nur langſam durchgeht. Daß dieſes
keine rechte Aufloͤſung der Frage ſey, hat Helvetius mit
Grunde gezeigt (c), indem auch die linke Herzkammer
groͤſſer, als die rechte iſt, und doch durch dieſe Kammer
das Blut nicht geſchwinder, als durch die rechte flieſt.
Dieſem koͤmmt eine andre Vermuthung des vortref-
lichen Mekels nahe genung, da er ſagt, die Lungenblut-
adern waͤren darum enger, weil ſie ſich leichter in einen
weiten Sinus (d), als in die ganz kleinen entſpringenden
Blutadern einer Schlagader ausleeren.
Es iſt ferner, wider die Verdichtung des Helveti-
us geſagt worden, daß in einer Frucht, alles Blut der
Holader (e), in der viel kleineren Aorte enthalten ſey,
und dennoch keine Lunge da geweſen, welche das Blut-
aderblut in eine kleinere Maſſe braͤchte: man hat einge-
wandt, daß aus den verſchiednen Durchmeſſern der Lun-
gen-
(a)
8 B. 2 A. 23 R.
(b) SANTOR. S. 148. p. a.
michel. Epiſt. ad Font. S. XXX.
XXXII. pviati de morb. Naron.
S. 98. ſenac. S. 352 Als Gruͤn-
de ſezzt Michelotti hinzu, die An-
zal der Fleiſchfaſern, die abhaͤngige
Lage, u. f.
(c) Eclairciſſem. S. 30.
(d) Mem. de Berlin. T. 12. S. 55.
und 1750. S. 177.
(e) MICHELOTTI Epiſt.
S. 44.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 542[544]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/550>, abgerufen am 22.11.2024.
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