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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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V. Abschn. Der Nuzzen.
überein, daß sie von der Lunge dahin gelange (i), so wie
die Luft in Jnsekkten gewis durch ihre Luftröhren in ihre
Lebenssäfte übergeht (k). Mit mehr Subtilität sucht
indessen der berühmte Bertier ein wechselweises Ein- und
Ausatmen der Luft fest zu sezzen, da der feinere Theil der
Luft, der durch das Einatmen ins Blut aufgenommen
worden, wegen seiner grösseren Federkraft (l), und Dicht-
heit| in die Gefässe, und das Herz dringt (m), der übrige
dikkere Theil aber vom Blute ausgestössen, durch die
Oefnungen der Lungenschlagadern (n), in dem nächsten
Ausatmen nach der Luftröhre getrieben (o), und ausge-
worfen wird. Dieses glaubt er, weil sich die grössere
rechte Herzkammer, in das kleinere linke Herzohr nicht
ausleeren könne (p): ferner darum, weil die erwärmte
Lungenluft, deren Federkraft folglich vergrössert worden,
die äussere Luft übertrift (q). Endlich glaubt dieser be-
rühmte Mann, daß ein Theil von der eingezognen Luft,
nachdem sie mit dem Blute eine ziemliche Zeit lang her-
umgeführt worden, durch die Haut verdünnste (q*).
Und es überredet sich dieser berühmte Mann, diese lezzte
Verdünstung, die vorlängst von Johann Mery wieder-
legt worden (r), offenbar an dem Wassersalamander ge-
sehen zu haben, da dieses Thier zwar durch den Mund
grosse Luftblasen von sich lasse (s), aber doch auch durch
die Schweislöcher der Haut kleine (t) ausdämpfe.

Er
(i) [Spaltenumbruch] Fast alle Alten, BERTIER.
MORGAN
principl
S. 153 gvi-
deti
diss. III. T. I. LIGER
in
einer 1741 zu Paris vertheidigten Dis-
sert.
(k) FANTON. S. 340. und
vergl. S. 371.
(l) BERTIER diss. S. 16.
(m) Phys. des corps animes. S. 88.
(n) 8 B. 2 A. 15 N.
(o) [Spaltenumbruch] S. 88. 113. und diss. S. 33.
(p) 8 B. 2 A. 12 N. u. f. Nr.
(q) Diss. S. 33.
(q*) S. 113 u. f.
(r) MERY Mem. del 'Aacad.
1700. und 1707. FANTON. S.
344. An der Jnfektenpuppe. A. F.
de REAVM. T. I. Mem.
9.
(s) S. 117.
(t) S. 118. 12. 16.
K k 3

V. Abſchn. Der Nuzzen.
uͤberein, daß ſie von der Lunge dahin gelange (i), ſo wie
die Luft in Jnſekkten gewis durch ihre Luftroͤhren in ihre
Lebensſaͤfte uͤbergeht (k). Mit mehr Subtilitaͤt ſucht
indeſſen der beruͤhmte Bertier ein wechſelweiſes Ein- und
Ausatmen der Luft feſt zu ſezzen, da der feinere Theil der
Luft, der durch das Einatmen ins Blut aufgenommen
worden, wegen ſeiner groͤſſeren Federkraft (l), und Dicht-
heit| in die Gefaͤſſe, und das Herz dringt (m), der uͤbrige
dikkere Theil aber vom Blute ausgeſtoͤſſen, durch die
Oefnungen der Lungenſchlagadern (n), in dem naͤchſten
Ausatmen nach der Luftroͤhre getrieben (o), und ausge-
worfen wird. Dieſes glaubt er, weil ſich die groͤſſere
rechte Herzkammer, in das kleinere linke Herzohr nicht
ausleeren koͤnne (p): ferner darum, weil die erwaͤrmte
Lungenluft, deren Federkraft folglich vergroͤſſert worden,
die aͤuſſere Luft uͤbertrift (q). Endlich glaubt dieſer be-
ruͤhmte Mann, daß ein Theil von der eingezognen Luft,
nachdem ſie mit dem Blute eine ziemliche Zeit lang her-
umgefuͤhrt worden, durch die Haut verduͤnnſte (q*).
Und es uͤberredet ſich dieſer beruͤhmte Mann, dieſe lezzte
Verduͤnſtung, die vorlaͤngſt von Johann Mery wieder-
legt worden (r), offenbar an dem Waſſerſalamander ge-
ſehen zu haben, da dieſes Thier zwar durch den Mund
groſſe Luftblaſen von ſich laſſe (s), aber doch auch durch
die Schweisloͤcher der Haut kleine (t) ausdaͤmpfe.

Er
(i) [Spaltenumbruch] Faſt alle Alten, BERTIER.
MORGAN
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S. 153 gvi-
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diſſ. III. T. I. LIGER
in
einer 1741 zu Paris vertheidigten Diſ-
ſert.
(k) FANTON. S. 340. und
vergl. S. 371.
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1700. und 1707. FANTON. S.
344. An der Jnfektenpuppe. A. F.
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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 515[517]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/523>, abgerufen am 23.11.2024.