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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
vorragenden Fleische denjenigen Körper umschlossen, den
er saugen will.

§. 33.
Das Keuchen.

Die Zusammensezzung der Werkzeuge macht, daß
ich das Reden, Singen, die Stimme, an einem andern,
und besondern Orte, abhandeln mus. Es folgen also ei-
nige Geschäfte, wobei sich die Kräfte des Ein- und Aus-
atmens vereinigen.

Man kann das Keuchen mit kurzen Worten so be-
schreiben, daß es blos eine Reihe von öftern Einatmun-
gen sei, die aber kurz sind, wobei das Ausatmen eben-
falls kurz ist, und diese beide wechseln mit einander. Wir
keuchen, wenn wir laufen, und uns stark bewegen (f).
Die Menge des Blutes, welches, vermittelst der Bewe-
gung der Muskeln, geschwinder zurükke kommt (g), macht
das öftere Einatmen nothwendig; das Autatmen bringt
die Beklemmung hervor, welche nach grossen Einatmun-
gen unvermeidlich folgen würde, wenn solche zugleich lan-
ge dauren sollten. Da also im Keuchen alle Werkzeuge
des Atemholens, und zwar geschwinde spielen, so sieht man,
daß es erhizzen, den Umlauf des Blutes, und den Puls-
schlag befördern, und, weil es die Kräfte mitnimmt,
ermüden müsse.

Wir keuchen in dem schweren Atem, da man nur ste-
hend atmen kann (ortopnoea), in den Brustwunden,
in Fiebern, die die Brust belästigen, in den hizzigsten

Fie-
(f) [Spaltenumbruch] Man schlizzt in Persien den
Eseln die Nasenlöcher auf, um im
Laufen freier zu atmen, chardin
T. IV.
S. 7.
(g) Daher keuchen die, welche
sich an der sehr dünnen Luft der Ber-
[Spaltenumbruch] ge in Peru Bewegungen machen,
damit sie dadurch, die von der leichten
Luft schwach ausgedehnte Lunge,
schadlos halten mögen, bovgver
Mem.
1744. S. 261.

Das Atemholen. VIII. Buch.
vorragenden Fleiſche denjenigen Koͤrper umſchloſſen, den
er ſaugen will.

§. 33.
Das Keuchen.

Die Zuſammenſezzung der Werkzeuge macht, daß
ich das Reden, Singen, die Stimme, an einem andern,
und beſondern Orte, abhandeln mus. Es folgen alſo ei-
nige Geſchaͤfte, wobei ſich die Kraͤfte des Ein- und Aus-
atmens vereinigen.

Man kann das Keuchen mit kurzen Worten ſo be-
ſchreiben, daß es blos eine Reihe von oͤftern Einatmun-
gen ſei, die aber kurz ſind, wobei das Ausatmen eben-
falls kurz iſt, und dieſe beide wechſeln mit einander. Wir
keuchen, wenn wir laufen, und uns ſtark bewegen (f).
Die Menge des Blutes, welches, vermittelſt der Bewe-
gung der Muskeln, geſchwinder zuruͤkke kommt (g), macht
das oͤftere Einatmen nothwendig; das Autatmen bringt
die Beklemmung hervor, welche nach groſſen Einatmun-
gen unvermeidlich folgen wuͤrde, wenn ſolche zugleich lan-
ge dauren ſollten. Da alſo im Keuchen alle Werkzeuge
des Atemholens, und zwar geſchwinde ſpielen, ſo ſieht man,
daß es erhizzen, den Umlauf des Blutes, und den Puls-
ſchlag befoͤrdern, und, weil es die Kraͤfte mitnimmt,
ermuͤden muͤſſe.

Wir keuchen in dem ſchweren Atem, da man nur ſte-
hend atmen kann (ortopnoea), in den Bruſtwunden,
in Fiebern, die die Bruſt belaͤſtigen, in den hizzigſten

Fie-
(f) [Spaltenumbruch] Man ſchlizzt in Perſien den
Eſeln die Naſenloͤcher auf, um im
Laufen freier zu atmen, chardin
T. IV.
S. 7.
(g) Daher keuchen die, welche
ſich an der ſehr duͤnnen Luft der Ber-
[Spaltenumbruch] ge in Peru Bewegungen machen,
damit ſie dadurch, die von der leichten
Luft ſchwach ausgedehnte Lunge,
ſchadlos halten moͤgen, bovgver
Mem.
1744. S. 261.
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[464/0470] Das Atemholen. VIII. Buch. vorragenden Fleiſche denjenigen Koͤrper umſchloſſen, den er ſaugen will. §. 33. Das Keuchen. Die Zuſammenſezzung der Werkzeuge macht, daß ich das Reden, Singen, die Stimme, an einem andern, und beſondern Orte, abhandeln mus. Es folgen alſo ei- nige Geſchaͤfte, wobei ſich die Kraͤfte des Ein- und Aus- atmens vereinigen. Man kann das Keuchen mit kurzen Worten ſo be- ſchreiben, daß es blos eine Reihe von oͤftern Einatmun- gen ſei, die aber kurz ſind, wobei das Ausatmen eben- falls kurz iſt, und dieſe beide wechſeln mit einander. Wir keuchen, wenn wir laufen, und uns ſtark bewegen (f). Die Menge des Blutes, welches, vermittelſt der Bewe- gung der Muskeln, geſchwinder zuruͤkke kommt (g), macht das oͤftere Einatmen nothwendig; das Autatmen bringt die Beklemmung hervor, welche nach groſſen Einatmun- gen unvermeidlich folgen wuͤrde, wenn ſolche zugleich lan- ge dauren ſollten. Da alſo im Keuchen alle Werkzeuge des Atemholens, und zwar geſchwinde ſpielen, ſo ſieht man, daß es erhizzen, den Umlauf des Blutes, und den Puls- ſchlag befoͤrdern, und, weil es die Kraͤfte mitnimmt, ermuͤden muͤſſe. Wir keuchen in dem ſchweren Atem, da man nur ſte- hend atmen kann (ortopnoea), in den Bruſtwunden, in Fiebern, die die Bruſt belaͤſtigen, in den hizzigſten Fie- (f) Man ſchlizzt in Perſien den Eſeln die Naſenloͤcher auf, um im Laufen freier zu atmen, chardin T. IV. S. 7. (g) Daher keuchen die, welche ſich an der ſehr duͤnnen Luft der Ber- ge in Peru Bewegungen machen, damit ſie dadurch, die von der leichten Luft ſchwach ausgedehnte Lunge, ſchadlos halten moͤgen, bovgver Mem. 1744. S. 261.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/470>, abgerufen am 22.11.2024.