füllt entweder ein Röhrchen mit einer Flüssigkeit, oder er thut es in ein Gefässe, worinnen die Flüssigkeit ent- halten ist: hierauf schliest er die Lippen, um die Flüssigkeit an sich zu ziehen, an die Röhre, oder wie das Kind an die Warze, genau an, so, daß zwischen den Lippen, und dem Röhrchen kein leerer Raum übrig bleibt. Alsdenn schöpft man Luft (a), und diese Luft steigt aus dem Mun- de in den erweiterten Raum der ausgedehnten Lunge her- ab, und folglich wird selbst die Luft, die im Munde übrig ist, verdünnt. Jn diesen Raum, der jezzo weni- ger Widerstand bezeigt, treibt| die Schwere der At- mosphaer, oder die Federkraft der im Gefäße enthaltnen Luft, wenn man aus einem verschlossnen Gefässe saugt, nach den oben erklärten Gesezzen (b), die Flüßigkeit hinein, ber nun ins Röhrchen steigt, um in den Mund zu fliessen. Aus dem Munde fällt endlich dieser Saft, mittelst der künftig zu erklärenden Kräfte, und der Arbeit des Nie- derschlukkens, in den Magen. Das Saugen geschicht ebenfalls, wenn man in den Saft ein Röhrchen stekkt, an das Röhrchen eine Sprizze anbringt, und mit dem ge- zogenen Stempel, in dieser Sprizze einen grössern Raum hervorbringt (c), denn auf solche Art tritt dieser Saft aus dem Gefässe herauf, wie man im Zergliedern zu machen pflegt.
Ein Blutigel saugt (d), wenn er im Munde einen Raum hervorbringt, und seine Zunge nach dem Schlun- de zurükke zieht. Der Meeregel, der ehedem von un- serm Freunde Garcin beschrieben worden (e), macht es so, wie die Luftpumpe, indem er den sehr beweglichen Vorder- theil seines Körpers, gegen den hintern festern und unbeweg- lichen Theil zurükke zieht, wenn er mit einem besondern her-
vor-
(a)[Spaltenumbruch]STVRM colleg. curios. exper. S. 38. 56. und phys. eclect. T. II. S. 158.
(b) 8 B. 4 Abschn. 5 N.
(c)NOLLET. T. III. S. 200.
(d)[Spaltenumbruch]POVPART Journ. des Savans. 1697. n. 28. morand Mem. de l'Acad. 1739. S. 263.
(e)Phil. Trans. n. 415.
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
fuͤllt entweder ein Roͤhrchen mit einer Fluͤſſigkeit, oder er thut es in ein Gefaͤſſe, worinnen die Fluͤſſigkeit ent- halten iſt: hierauf ſchlieſt er die Lippen, um die Fluͤſſigkeit an ſich zu ziehen, an die Roͤhre, oder wie das Kind an die Warze, genau an, ſo, daß zwiſchen den Lippen, und dem Roͤhrchen kein leerer Raum uͤbrig bleibt. Alsdenn ſchoͤpft man Luft (a), und dieſe Luft ſteigt aus dem Mun- de in den erweiterten Raum der ausgedehnten Lunge her- ab, und folglich wird ſelbſt die Luft, die im Munde uͤbrig iſt, verduͤnnt. Jn dieſen Raum, der jezzo weni- ger Widerſtand bezeigt, treibt| die Schwere der At- moſphaer, oder die Federkraft der im Gefaͤße enthaltnen Luft, wenn man aus einem verſchloſſnen Gefaͤſſe ſaugt, nach den oben erklaͤrten Geſezzen (b), die Fluͤßigkeit hinein, ber nun ins Roͤhrchen ſteigt, um in den Mund zu flieſſen. Aus dem Munde faͤllt endlich dieſer Saft, mittelſt der kuͤnftig zu erklaͤrenden Kraͤfte, und der Arbeit des Nie- derſchlukkens, in den Magen. Das Saugen geſchicht ebenfalls, wenn man in den Saft ein Roͤhrchen ſtekkt, an das Roͤhrchen eine Sprizze anbringt, und mit dem ge- zogenen Stempel, in dieſer Sprizze einen groͤſſern Raum hervorbringt (c), denn auf ſolche Art tritt dieſer Saft aus dem Gefaͤſſe herauf, wie man im Zergliedern zu machen pflegt.
Ein Blutigel ſaugt (d), wenn er im Munde einen Raum hervorbringt, und ſeine Zunge nach dem Schlun- de zuruͤkke zieht. Der Meeregel, der ehedem von un- ſerm Freunde Garcin beſchrieben worden (e), macht es ſo, wie die Luftpumpe, indem er den ſehr beweglichen Vorder- theil ſeines Koͤrpers, gegen den hintern feſtern und unbeweg- lichen Theil zuruͤkke zieht, wenn er mit einem beſondern her-
vor-
(a)[Spaltenumbruch]STVRM colleg. curioſ. exper. S. 38. 56. und phyſ. eclect. T. II. S. 158.
(b) 8 B. 4 Abſchn. 5 N.
(c)NOLLET. T. III. S. 200.
(d)[Spaltenumbruch]POVPART Journ. des Savans. 1697. n. 28. morand Mem. de l’Acad. 1739. S. 263.
(e)Phil. Tranſ. n. 415.
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IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
fuͤllt entweder ein Roͤhrchen mit einer Fluͤſſigkeit, oder
er thut es in ein Gefaͤſſe, worinnen die Fluͤſſigkeit ent-
halten iſt: hierauf ſchlieſt er die Lippen, um die Fluͤſſigkeit
an ſich zu ziehen, an die Roͤhre, oder wie das Kind an
die Warze, genau an, ſo, daß zwiſchen den Lippen, und
dem Roͤhrchen kein leerer Raum uͤbrig bleibt. Alsdenn
ſchoͤpft man Luft (a), und dieſe Luft ſteigt aus dem Mun-
de in den erweiterten Raum der ausgedehnten Lunge her-
ab, und folglich wird ſelbſt die Luft, die im Munde
uͤbrig iſt, verduͤnnt. Jn dieſen Raum, der jezzo weni-
ger Widerſtand bezeigt, treibt| die Schwere der At-
moſphaer, oder die Federkraft der im Gefaͤße enthaltnen
Luft, wenn man aus einem verſchloſſnen Gefaͤſſe ſaugt,
nach den oben erklaͤrten Geſezzen (b), die Fluͤßigkeit hinein,
ber nun ins Roͤhrchen ſteigt, um in den Mund zu flieſſen.
Aus dem Munde faͤllt endlich dieſer Saft, mittelſt der
kuͤnftig zu erklaͤrenden Kraͤfte, und der Arbeit des Nie-
derſchlukkens, in den Magen. Das Saugen geſchicht
ebenfalls, wenn man in den Saft ein Roͤhrchen ſtekkt,
an das Roͤhrchen eine Sprizze anbringt, und mit dem ge-
zogenen Stempel, in dieſer Sprizze einen groͤſſern Raum
hervorbringt (c), denn auf ſolche Art tritt dieſer Saft
aus dem Gefaͤſſe herauf, wie man im Zergliedern zu
machen pflegt.
Ein Blutigel ſaugt (d), wenn er im Munde einen
Raum hervorbringt, und ſeine Zunge nach dem Schlun-
de zuruͤkke zieht. Der Meeregel, der ehedem von un-
ſerm Freunde Garcin beſchrieben worden (e), macht es ſo,
wie die Luftpumpe, indem er den ſehr beweglichen Vorder-
theil ſeines Koͤrpers, gegen den hintern feſtern und unbeweg-
lichen Theil zuruͤkke zieht, wenn er mit einem beſondern her-
vor-
(a)
STVRM colleg. curioſ.
exper. S. 38. 56. und phyſ. eclect.
T. II. S. 158.
(b) 8 B. 4 Abſchn. 5 N.
(c) NOLLET. T. III. S. 200.
(d)
POVPART Journ. des
Savans. 1697. n. 28. morand
Mem. de l’Acad. 1739. S. 263.
(e) Phil. Tranſ. n. 415.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/469>, abgerufen am 16.07.2024.
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