So wie das Zwerchfell das Werkzeug eines ganz ge- linden, gemeinen, und natürlichen Einatmens ist, so sind die Bauchmuskeln die Ursachen des Ausatmens (s), und man mus diese Muskeln überhaupt weder einzig und allein auf ein gewaltsames Ausatmen ziehen (t), noch von der Werkzeugen des Atemholens ausschlüssen (u). Man siehet jederzeit im Atemholen, besonders an Manns- personen, wie der Unterleib im Einatmen aufschwillt, und wie dieser kurz darauf im Ausatmen niedersinkt, und zusammengezogen wird. Fabricius(x), hat den schiefen Muskel an den schreienden Schweinen wirksam gefunden (x*), und man siehet, wie dieser an lebendigen Thieren, wenn der Bauch unbeschädigt ist, sehr er- starret, und mit grosser Stärke zusammengezogen wird (y). Derowegen erfolgen die Ohnmachten (z), und oft plözliche Todesfälle (a), wenn man Wassersüch- tigen, das Wasser mit einmal abnimmt, und man kei- nen Gürtel umlegt, welcher gleichsam die Kräfte der Bauchmuskeln vorstellen mus. Es steigt nämlich das Zwerchfell, das erst hoch in die Höhe getrieben war, nieder, und es kann der Bauch ferner von den Bauch- muskeln, die in dergleichen Körpern wunderbar dünne geworden, nicht mehr zusammengeschnürt werden, noch das Ausatmen auf das Einatmen folgen. Dieses pflegt auch oft bei der Geburt eine Ursache zu einem plözzlichen Tode zu seyn (b). Daher richten die zerschnittnen Bauch- muskeln, und die Verlezzung des Zwerchfells ebenfalls
Schade
(s)[Spaltenumbruch]GALEN. de caus. respir. helmont. de catrarh. deliram. n. 48. 49.
(t)FABRICIVS. S. 92. 94 u. f. bohn. 88. borell. prop. 93.
(u)SPIGELIVS. S. 102.
(x) S. 94.
(y)[Spaltenumbruch]Exp. 50. 51. 52.
(z) Wenn der Gürtel abgenom- men wird, SIMSON essays. S. 220.
(a) Der ber. KALTSCHMID in seinem, ohnlängst herausgegebenen Progr.
(b)EN|GELM. Verhand. der hollanz Maatsch. T. IV. S. 454. slevogt infel. cur. hydr. saccat.
Das Atemholen. VIII. Buch.
So wie das Zwerchfell das Werkzeug eines ganz ge- linden, gemeinen, und natuͤrlichen Einatmens iſt, ſo ſind die Bauchmuskeln die Urſachen des Ausatmens (s), und man mus dieſe Muskeln uͤberhaupt weder einzig und allein auf ein gewaltſames Ausatmen ziehen (t), noch von der Werkzeugen des Atemholens ausſchluͤſſen (u). Man ſiehet jederzeit im Atemholen, beſonders an Manns- perſonen, wie der Unterleib im Einatmen aufſchwillt, und wie dieſer kurz darauf im Ausatmen niederſinkt, und zuſammengezogen wird. Fabricius(x), hat den ſchiefen Muskel an den ſchreienden Schweinen wirkſam gefunden (x*), und man ſiehet, wie dieſer an lebendigen Thieren, wenn der Bauch unbeſchaͤdigt iſt, ſehr er- ſtarret, und mit groſſer Staͤrke zuſammengezogen wird (y). Derowegen erfolgen die Ohnmachten (z), und oft ploͤzliche Todesfaͤlle (a), wenn man Waſſerſuͤch- tigen, das Waſſer mit einmal abnimmt, und man kei- nen Guͤrtel umlegt, welcher gleichſam die Kraͤfte der Bauchmuskeln vorſtellen mus. Es ſteigt naͤmlich das Zwerchfell, das erſt hoch in die Hoͤhe getrieben war, nieder, und es kann der Bauch ferner von den Bauch- muskeln, die in dergleichen Koͤrpern wunderbar duͤnne geworden, nicht mehr zuſammengeſchnuͤrt werden, noch das Ausatmen auf das Einatmen folgen. Dieſes pflegt auch oft bei der Geburt eine Urſache zu einem ploͤzzlichen Tode zu ſeyn (b). Daher richten die zerſchnittnen Bauch- muskeln, und die Verlezzung des Zwerchfells ebenfalls
Schade
(s)[Spaltenumbruch]GALEN. de cauſ. reſpir. helmont. de catrarh. deliram. n. 48. 49.
(t)FABRICIVS. S. 92. 94 u. f. bohn. 88. borell. prop. 93.
(u)SPIGELIVS. S. 102.
(x) S. 94.
(y)[Spaltenumbruch]Exp. 50. 51. 52.
(z) Wenn der Guͤrtel abgenom- men wird, SIMSON eſſays. S. 220.
(a) Der ber. KALTSCHMID in ſeinem, ohnlaͤngſt herausgegebenen Progr.
(b)EN|GELM. Verhand. der hollanz Maatſch. T. IV. S. 454. ſlevogt infel. cur. hydr. ſaccat.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
So wie das Zwerchfell das Werkzeug eines ganz ge-
linden, gemeinen, und natuͤrlichen Einatmens iſt, ſo
ſind die Bauchmuskeln die Urſachen des Ausatmens (s),
und man mus dieſe Muskeln uͤberhaupt weder einzig
und allein auf ein gewaltſames Ausatmen ziehen (t), noch
von der Werkzeugen des Atemholens ausſchluͤſſen (u).
Man ſiehet jederzeit im Atemholen, beſonders an Manns-
perſonen, wie der Unterleib im Einatmen aufſchwillt,
und wie dieſer kurz darauf im Ausatmen niederſinkt,
und zuſammengezogen wird. Fabricius (x), hat den
ſchiefen Muskel an den ſchreienden Schweinen wirkſam
gefunden (x*), und man ſiehet, wie dieſer an lebendigen
Thieren, wenn der Bauch unbeſchaͤdigt iſt, ſehr er-
ſtarret, und mit groſſer Staͤrke zuſammengezogen
wird (y). Derowegen erfolgen die Ohnmachten (z),
und oft ploͤzliche Todesfaͤlle (a), wenn man Waſſerſuͤch-
tigen, das Waſſer mit einmal abnimmt, und man kei-
nen Guͤrtel umlegt, welcher gleichſam die Kraͤfte der
Bauchmuskeln vorſtellen mus. Es ſteigt naͤmlich das
Zwerchfell, das erſt hoch in die Hoͤhe getrieben war,
nieder, und es kann der Bauch ferner von den Bauch-
muskeln, die in dergleichen Koͤrpern wunderbar duͤnne
geworden, nicht mehr zuſammengeſchnuͤrt werden, noch
das Ausatmen auf das Einatmen folgen. Dieſes pflegt
auch oft bei der Geburt eine Urſache zu einem ploͤzzlichen
Tode zu ſeyn (b). Daher richten die zerſchnittnen Bauch-
muskeln, und die Verlezzung des Zwerchfells ebenfalls
Schade
(s)
GALEN. de cauſ. reſpir.
helmont. de catrarh. deliram.
n. 48. 49.
(t) FABRICIVS. S. 92. 94
u. f. bohn. 88. borell. prop.
93.
(u) SPIGELIVS. S. 102.
(x) S. 94.
(y)
Exp. 50. 51. 52.
(z) Wenn der Guͤrtel abgenom-
men wird, SIMSON eſſays. S. 220.
(a) Der ber. KALTSCHMID
in ſeinem, ohnlaͤngſt herausgegebenen
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/432>, abgerufen am 22.11.2024.
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