der Atmosphaer, wie die Oberflächen verhalten, so wer- den die Lungen von auswärts von 148 Pfunden (u), ihre innere Flächen dagegen von 14412 Pfunden gedrükkt. Da dieses ferner ein mittelmäßiger Drukk ist, so schäzzte er den grösten Drukk in der Luftröhre auf 7 Unzen, auf die Oberfläche gegen 520 Pfunde (x), und auf die Oberfläche aller Bläschen zusammen genommen, gegen 50443 Pfunde (y).
Da aber diese Maasse offenbar zu gros zu seyn schie- nen, so nahm Jakob Jurin einen andern Weg vor die Hand. Er maas die Menge Luft, die man im Ausat- men herausläst, dabei er in eine Blase Luft blies (z), während drei Stunden; und er berechnete ferner die Menge Wasser, das in die Blase lief, und den Plazz der eingeblasenen Luft einnahm. Als er nun einige Stükke verbessert, so fand er, daß beinahe 40 Unzen Luft (a), und während eines stärkern Ausatmens, innerhalb einer Sekunde 125 Kubikzoll Luft (b), endlich bis 220 bei ei- nem vollen, und sehr starkem Ausatmen, herausgeblasen hatte. Nachdem er also, damit ich mich kurz ausdrükke, die Mündung der Luströhre, und die Lungenfläche, auf dem Fusse, als Keil angenommen, so fand er, daß die mittelmäßige Bewegung, der aus der Lunge heraus- fahrenden Lust, anderthalb Quentchen gleich sei (c), das in einer Sekunde einen Zoll durchlaufe: daß die gröste Bewegung der ausgeblasenen Luft gleich sei 14 Quent- chen, die eben solchen Zoll durchliefen, und er machte den Drukk einer mittelmäßigen Luft auf die Lunge selbst, gleich, der Bewegung einer Wassersäule, die mit eben solcher Geschwindigkeit von der Höhe Zolls her-
ab-
(u)[Spaltenumbruch]
S. 80.
(x) S. 79.
(y) S. 80.
(z)Dissert. IV. S. 11.
(a) S. 42. Diese Berechnung [Spaltenumbruch]
nimmt der ber. Hales an veg. stat. S. 239.
(b) S. 42.
(c) S. 42. 44.
U 4
III. Abſchn. Die Luft.
der Atmoſphaer, wie die Oberflaͤchen verhalten, ſo wer- den die Lungen von auswaͤrts von 148 Pfunden (u), ihre innere Flaͤchen dagegen von 14412 Pfunden gedruͤkkt. Da dieſes ferner ein mittelmaͤßiger Drukk iſt, ſo ſchaͤzzte er den groͤſten Drukk in der Luftroͤhre auf 7 Unzen, auf die Oberflaͤche gegen 520 Pfunde (x), und auf die Oberflaͤche aller Blaͤschen zuſammen genommen, gegen 50443 Pfunde (y).
Da aber dieſe Maaſſe offenbar zu gros zu ſeyn ſchie- nen, ſo nahm Jakob Jurin einen andern Weg vor die Hand. Er maas die Menge Luft, die man im Ausat- men herauslaͤſt, dabei er in eine Blaſe Luft blies (z), waͤhrend drei Stunden; und er berechnete ferner die Menge Waſſer, das in die Blaſe lief, und den Plazz der eingeblaſenen Luft einnahm. Als er nun einige Stuͤkke verbeſſert, ſo fand er, daß beinahe 40 Unzen Luft (a), und waͤhrend eines ſtaͤrkern Ausatmens, innerhalb einer Sekunde 125 Kubikzoll Luft (b), endlich bis 220 bei ei- nem vollen, und ſehr ſtarkem Ausatmen, herausgeblaſen hatte. Nachdem er alſo, damit ich mich kurz ausdruͤkke, die Muͤndung der Luſtroͤhre, und die Lungenflaͤche, auf dem Fuſſe, als Keil angenommen, ſo fand er, daß die mittelmaͤßige Bewegung, der aus der Lunge heraus- fahrenden Luſt, anderthalb Quentchen gleich ſei (c), das in einer Sekunde einen Zoll durchlaufe: daß die groͤſte Bewegung der ausgeblaſenen Luft gleich ſei 14 Quent- chen, die eben ſolchen Zoll durchliefen, und er machte den Drukk einer mittelmaͤßigen Luft auf die Lunge ſelbſt, gleich, der Bewegung einer Waſſerſaͤule, die mit eben ſolcher Geſchwindigkeit von der Hoͤhe Zolls her-
ab-
(u)[Spaltenumbruch]
S. 80.
(x) S. 79.
(y) S. 80.
(z)Diſſert. IV. S. 11.
(a) S. 42. Dieſe Berechnung [Spaltenumbruch]
nimmt der ber. Hales an veg. ſtat. S. 239.
(b) S. 42.
(c) S. 42. 44.
U 4
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III. Abſchn. Die Luft.
der Atmoſphaer, wie die Oberflaͤchen verhalten, ſo wer-
den die Lungen von auswaͤrts von 148 Pfunden (u), ihre
innere Flaͤchen dagegen von 14412 Pfunden gedruͤkkt. Da
dieſes ferner ein mittelmaͤßiger Drukk iſt, ſo ſchaͤzzte er
den groͤſten Drukk in der Luftroͤhre auf 7 Unzen, auf die
Oberflaͤche gegen 520 Pfunde (x), und auf die Oberflaͤche
aller Blaͤschen zuſammen genommen, gegen 50443
Pfunde (y).
Da aber dieſe Maaſſe offenbar zu gros zu ſeyn ſchie-
nen, ſo nahm Jakob Jurin einen andern Weg vor die
Hand. Er maas die Menge Luft, die man im Ausat-
men herauslaͤſt, dabei er in eine Blaſe Luft blies (z),
waͤhrend drei Stunden; und er berechnete ferner die
Menge Waſſer, das in die Blaſe lief, und den Plazz der
eingeblaſenen Luft einnahm. Als er nun einige Stuͤkke
verbeſſert, ſo fand er, daß beinahe 40 Unzen Luft (a),
und waͤhrend eines ſtaͤrkern Ausatmens, innerhalb einer
Sekunde 125 Kubikzoll Luft (b), endlich bis 220 bei ei-
nem vollen, und ſehr ſtarkem Ausatmen, herausgeblaſen
hatte. Nachdem er alſo, damit ich mich kurz ausdruͤkke,
die Muͤndung der Luſtroͤhre, und die Lungenflaͤche, auf
dem Fuſſe, als Keil angenommen, ſo fand er, daß
die mittelmaͤßige Bewegung, der aus der Lunge heraus-
fahrenden Luſt, anderthalb Quentchen gleich ſei (c), das
in einer Sekunde einen Zoll durchlaufe: daß die groͤſte
Bewegung der ausgeblaſenen Luft gleich ſei 14 Quent-
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gleich, der Bewegung einer Waſſerſaͤule, die mit eben
ſolcher Geſchwindigkeit von der Hoͤhe [FORMEL] Zolls her-
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(u)
S. 80.
(x) S. 79.
(y) S. 80.
(z) Diſſert. IV. S. 11.
(a) S. 42. Dieſe Berechnung
nimmt der ber. Hales an veg. ſtat.
S. 239.
(b) S. 42.
(c) S. 42. 44.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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