Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Atemholen. VIII. Buch.
Quekksilber, wenn man etwas weiter vom Meere, da die
Berge von der Natur anders gebauet zu seyn scheinen,
zu einer Höhe gelangt, bis fast auf 16 Pariserzoll (k),
und noch tiefer herab, so gar an Orten, wo man mit
dem | Jnstrumente hinkommen kann. Es wird dieses
Niedersinken, wenn man die Tiefe der unter dem Meere
liegenden Gruben hinzufügt, fast der halben Höhe der
Barometersäule gleich seyn, so daß das Quekksilber in
den tiefsten Gruben, bis auf dreißig Zoll hoch steigt, und
fast auf sechzehntehalb auf den höchsten Bergen niederfällt.
Folglich lebt man daselbst in einer Luft, die um die Helfte
leichter, oder schwerer ist. Doch es atmen diejenigen eine
noch viel dichtere Luft, welche unter einer Täucherglokke
auf dem Grunde des Weltmeers sizzen, indem sie, ausser
dem Gewichte der Atmosphaer, von dreihundert Fus Was-
ser, und darüber, gedrükkt werden (l), so daß also der Un-
terscheid überhaupt, wie 16 zu 252, oder wie 1 zu 32 ist,
und man sieht daraus, daß man in einer, um zwei
und dreißigmal leichterer, oder dichterer Luft, leben könne.

Was die Kälte, und Wärme betrift, so wird der
Unterscheid etwas kleiner, als 3 zu 2 seyn. Es fällt näm-
lich die höchste Siberische Kälte, auf hundert und zwan-
zig Fahrenheitische Grade, unter 0 (m). Die stärkste
Wärme erreicht 126 Grade über 0 (n). Folglich beläuft
sich der Unterscheid auf 246 Grade. Es haben aber
182 Grade, oder der Unterscheid zwischen der Hizze eines
siedenden Wassers, und dem Gefrierungspunkte, die Kraft,
daß die vom siedenden Wasser gemachte Hizze, die At-
mosphaer um den dritten Theil (o) ihres Jnhalts aus-

dehnt.
(k) [Spaltenumbruch] Auf 15 Zoll 11 Lin. bovgver
figur. de la terre.
S. XXXVIII. un-
ter 16 Zoll in Pichincha candom.
introduct.
S. 35.
(l) Um neunmal dichter, folglich
schwerer mvsschenbr. n. 1389.
(m) [Spaltenumbruch] GMELIN Praefat. S.
LXXIII.
(n) L. V. S. 32.
(o) MVSSCHENBR. Instit.
S. 593. desagvl.. T. II. S. 301.
Wolf aeromet. S. 192.

Das Atemholen. VIII. Buch.
Quekkſilber, wenn man etwas weiter vom Meere, da die
Berge von der Natur anders gebauet zu ſeyn ſcheinen,
zu einer Hoͤhe gelangt, bis faſt auf 16 Pariſerzoll (k),
und noch tiefer herab, ſo gar an Orten, wo man mit
dem | Jnſtrumente hinkommen kann. Es wird dieſes
Niederſinken, wenn man die Tiefe der unter dem Meere
liegenden Gruben hinzufuͤgt, faſt der halben Hoͤhe der
Barometerſaͤule gleich ſeyn, ſo daß das Quekkſilber in
den tiefſten Gruben, bis auf dreißig Zoll hoch ſteigt, und
faſt auf ſechzehntehalb auf den hoͤchſten Bergen niederfaͤllt.
Folglich lebt man daſelbſt in einer Luft, die um die Helfte
leichter, oder ſchwerer iſt. Doch es atmen diejenigen eine
noch viel dichtere Luft, welche unter einer Taͤucherglokke
auf dem Grunde des Weltmeers ſizzen, indem ſie, auſſer
dem Gewichte der Atmoſphaer, von dreihundert Fus Waſ-
ſer, und daruͤber, gedruͤkkt werden (l), ſo daß alſo der Un-
terſcheid uͤberhaupt, wie 16 zu 252, oder wie 1 zu 32 iſt,
und man ſieht daraus, daß man in einer, um zwei
und dreißigmal leichterer, oder dichterer Luft, leben koͤnne.

Was die Kaͤlte, und Waͤrme betrift, ſo wird der
Unterſcheid etwas kleiner, als 3 zu 2 ſeyn. Es faͤllt naͤm-
lich die hoͤchſte Siberiſche Kaͤlte, auf hundert und zwan-
zig Fahrenheitiſche Grade, unter 0 (m). Die ſtaͤrkſte
Waͤrme erreicht 126 Grade uͤber 0 (n). Folglich belaͤuft
ſich der Unterſcheid auf 246 Grade. Es haben aber
182 Grade, oder der Unterſcheid zwiſchen der Hizze eines
ſiedenden Waſſers, und dem Gefrierungspunkte, die Kraft,
daß die vom ſiedenden Waſſer gemachte Hizze, die At-
moſphaer um den dritten Theil (o) ihres Jnhalts aus-

dehnt.
(k) [Spaltenumbruch] Auf 15 Zoll 11 Lin. bovgver
figur. de la terre.
S. XXXVIII. un-
ter 16 Zoll in Pichincha candom.
introduct.
S. 35.
(l) Um neunmal dichter, folglich
ſchwerer mvſſchenbr. n. 1389.
(m) [Spaltenumbruch] GMELIN Praefat. S.
LXXIII.
(n) L. V. S. 32.
(o) MVSSCHENBR. Inſtit.
S. 593. deſagvl.. T. II. S. 301.
Wolf aeromet. S. 192.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0304" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Atemholen. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Quekk&#x017F;ilber, wenn man etwas weiter vom Meere, da die<lb/>
Berge von der Natur anders gebauet zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinen,<lb/>
zu einer Ho&#x0364;he gelangt, bis fa&#x017F;t auf 16 Pari&#x017F;erzoll <note place="foot" n="(k)"><cb/>
Auf 15 Zoll 11 Lin. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bovgver</hi></hi><lb/>
figur. de la terre.</hi> S. <hi rendition="#aq">XXXVIII.</hi> un-<lb/>
ter 16 Zoll in <hi rendition="#aq">Pichincha <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">candom.</hi></hi><lb/>
introduct.</hi> S. 35.</note>,<lb/>
und noch tiefer herab, &#x017F;o gar an Orten, wo man mit<lb/>
dem | Jn&#x017F;trumente hinkommen kann. Es wird die&#x017F;es<lb/>
Nieder&#x017F;inken, wenn man die Tiefe der unter dem Meere<lb/>
liegenden Gruben hinzufu&#x0364;gt, fa&#x017F;t der halben Ho&#x0364;he der<lb/>
Barometer&#x017F;a&#x0364;ule gleich &#x017F;eyn, &#x017F;o daß das Quekk&#x017F;ilber in<lb/>
den tief&#x017F;ten Gruben, bis auf dreißig Zoll hoch &#x017F;teigt, und<lb/>
fa&#x017F;t auf &#x017F;echzehntehalb auf den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Bergen niederfa&#x0364;llt.<lb/>
Folglich lebt man da&#x017F;elb&#x017F;t in einer Luft, die um die Helfte<lb/>
leichter, oder &#x017F;chwerer i&#x017F;t. Doch es atmen diejenigen eine<lb/>
noch viel dichtere Luft, welche unter einer Ta&#x0364;ucherglokke<lb/>
auf dem Grunde des Weltmeers &#x017F;izzen, indem &#x017F;ie, au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
dem Gewichte der Atmo&#x017F;phaer, von dreihundert Fus Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, und daru&#x0364;ber, gedru&#x0364;kkt werden <note place="foot" n="(l)">Um neunmal dichter, folglich<lb/>
&#x017F;chwerer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mv&#x017F;&#x017F;chenbr.</hi></hi> n.</hi> 1389.</note>, &#x017F;o daß al&#x017F;o der Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid u&#x0364;berhaupt, wie 16 zu 252, oder wie 1 zu 32 i&#x017F;t,<lb/>
und man &#x017F;ieht daraus, daß man in einer, um zwei<lb/>
und dreißigmal leichterer, oder dichterer Luft, leben ko&#x0364;nne.</p><lb/>
            <p>Was die Ka&#x0364;lte, und Wa&#x0364;rme betrift, &#x017F;o wird der<lb/>
Unter&#x017F;cheid etwas kleiner, als 3 zu 2 &#x017F;eyn. Es fa&#x0364;llt na&#x0364;m-<lb/>
lich die ho&#x0364;ch&#x017F;te Siberi&#x017F;che Ka&#x0364;lte, auf hundert und zwan-<lb/>
zig <hi rendition="#fr">Fahrenheiti&#x017F;che</hi> Grade, unter 0 <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GMELIN</hi> Praefat.</hi> S.<lb/><hi rendition="#aq">LXXIII.</hi></note>. Die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te<lb/>
Wa&#x0364;rme erreicht 126 Grade u&#x0364;ber 0 <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">L. V.</hi> S. 32.</note>. Folglich bela&#x0364;uft<lb/>
&#x017F;ich der Unter&#x017F;cheid auf 246 Grade. Es haben aber<lb/>
182 Grade, oder der Unter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen der Hizze eines<lb/>
&#x017F;iedenden Wa&#x017F;&#x017F;ers, und dem Gefrierungspunkte, die Kraft,<lb/>
daß die vom &#x017F;iedenden Wa&#x017F;&#x017F;er gemachte Hizze, die At-<lb/>
mo&#x017F;phaer um den dritten Theil <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MVSSCHENBR.</hi> In&#x017F;tit.</hi><lb/>
S. 593. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">de&#x017F;agvl..</hi></hi> T. II.</hi> S. 301.<lb/><hi rendition="#fr">Wolf</hi> <hi rendition="#aq">aeromet.</hi> S. 192.</note> ihres Jnhalts aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dehnt.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0304] Das Atemholen. VIII. Buch. Quekkſilber, wenn man etwas weiter vom Meere, da die Berge von der Natur anders gebauet zu ſeyn ſcheinen, zu einer Hoͤhe gelangt, bis faſt auf 16 Pariſerzoll (k), und noch tiefer herab, ſo gar an Orten, wo man mit dem | Jnſtrumente hinkommen kann. Es wird dieſes Niederſinken, wenn man die Tiefe der unter dem Meere liegenden Gruben hinzufuͤgt, faſt der halben Hoͤhe der Barometerſaͤule gleich ſeyn, ſo daß das Quekkſilber in den tiefſten Gruben, bis auf dreißig Zoll hoch ſteigt, und faſt auf ſechzehntehalb auf den hoͤchſten Bergen niederfaͤllt. Folglich lebt man daſelbſt in einer Luft, die um die Helfte leichter, oder ſchwerer iſt. Doch es atmen diejenigen eine noch viel dichtere Luft, welche unter einer Taͤucherglokke auf dem Grunde des Weltmeers ſizzen, indem ſie, auſſer dem Gewichte der Atmoſphaer, von dreihundert Fus Waſ- ſer, und daruͤber, gedruͤkkt werden (l), ſo daß alſo der Un- terſcheid uͤberhaupt, wie 16 zu 252, oder wie 1 zu 32 iſt, und man ſieht daraus, daß man in einer, um zwei und dreißigmal leichterer, oder dichterer Luft, leben koͤnne. Was die Kaͤlte, und Waͤrme betrift, ſo wird der Unterſcheid etwas kleiner, als 3 zu 2 ſeyn. Es faͤllt naͤm- lich die hoͤchſte Siberiſche Kaͤlte, auf hundert und zwan- zig Fahrenheitiſche Grade, unter 0 (m). Die ſtaͤrkſte Waͤrme erreicht 126 Grade uͤber 0 (n). Folglich belaͤuft ſich der Unterſcheid auf 246 Grade. Es haben aber 182 Grade, oder der Unterſcheid zwiſchen der Hizze eines ſiedenden Waſſers, und dem Gefrierungspunkte, die Kraft, daß die vom ſiedenden Waſſer gemachte Hizze, die At- moſphaer um den dritten Theil (o) ihres Jnhalts aus- dehnt. (k) Auf 15 Zoll 11 Lin. bovgver figur. de la terre. S. XXXVIII. un- ter 16 Zoll in Pichincha candom. introduct. S. 35. (l) Um neunmal dichter, folglich ſchwerer mvſſchenbr. n. 1389. (m) GMELIN Praefat. S. LXXIII. (n) L. V. S. 32. (o) MVSSCHENBR. Inſtit. S. 593. deſagvl.. T. II. S. 301. Wolf aeromet. S. 192.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/304
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/304>, abgerufen am 22.11.2024.