einer Luftleere näher kömmt, als diejenige ist, welche man, vermittelst der Luftpumpe, erhält (m). Es läst die Luftpumpe die Luft, aus dem verschlossnen Raume, nach und nach in eine weite Höle gehen; und so läst sie all- mählich, und nach wiederholten Zügen, indem sie sich mindert, das, was unter der Glokke ist, als ein sehr verdünntes Element, zurükke (n). Man weis, daß diese Luftpumpe von Otto Gerike, einem Bürgermeister in Magdeburg, erfunden, und auf mancherlei Weise von Boylen, Wilhelm Jakob s'Gravezande, und an- dern, vollkommner gemacht, und zierlicher umgearbeitet worden (o).
§. 5. Die Schwere der Luft.
Unsre Sinnen empsinden die Flüßigkeit der Luft ohne andre Beihülfe schon, aber keinesweges die Schwere der- selben, und es haben die Alten die Luft vor ein leichtes Element angesehen. Es war auch nicht ehe leicht, das Gewichte der Luft herauszubringen, als bis Evangelista Toricell, vermittelst der Luftpumpe, aus dem Beispiele, der in Röhren hängen bleibender Flüßigkeiten, die Schwe- re der Luft selbst ins Licht zu sezzen anfing. Es hat näm- lich der Drukk der Luft auf einen luftleeren Raum, und auf einen jeden Körper, der inwendig von keiner Luft un- terstüzzt ist, eine sehr grosse Kraft, und diese Kraft hat Otto Gerike, durch seine hole Halbkugeln, erweislich gemacht. Diese konnte die vereinigte Gewalt vieler Pferde nicht von einander bringen, als man die Luft aus
ihrem
(m)[Spaltenumbruch]BOERH Elem. chem. T. I. S. 137. mvsschenbr. ad Ci- mentinos. S. 27. der dieses vor eine vollkommne Luftleere hält.
(n)[Spaltenumbruch]GRAVEZANDE. S. 602.
(o)gravezande. T. IV. c. 4. mvschenbr. Instit. S. 591. u. f.
Das Atemholen. VIII. Buch.
einer Luftleere naͤher koͤmmt, als diejenige iſt, welche man, vermittelſt der Luftpumpe, erhaͤlt (m). Es laͤſt die Luftpumpe die Luft, aus dem verſchloſſnen Raume, nach und nach in eine weite Hoͤle gehen; und ſo laͤſt ſie all- maͤhlich, und nach wiederholten Zuͤgen, indem ſie ſich mindert, das, was unter der Glokke iſt, als ein ſehr verduͤnntes Element, zuruͤkke (n). Man weis, daß dieſe Luftpumpe von Otto Gerike, einem Buͤrgermeiſter in Magdeburg, erfunden, und auf mancherlei Weiſe von Boylen, Wilhelm Jakob ſ’Gravezande, und an- dern, vollkommner gemacht, und zierlicher umgearbeitet worden (o).
§. 5. Die Schwere der Luft.
Unſre Sinnen empſinden die Fluͤßigkeit der Luft ohne andre Beihuͤlfe ſchon, aber keinesweges die Schwere der- ſelben, und es haben die Alten die Luft vor ein leichtes Element angeſehen. Es war auch nicht ehe leicht, das Gewichte der Luft herauszubringen, als bis Evangeliſta Toricell, vermittelſt der Luftpumpe, aus dem Beiſpiele, der in Roͤhren haͤngen bleibender Fluͤßigkeiten, die Schwe- re der Luft ſelbſt ins Licht zu ſezzen anfing. Es hat naͤm- lich der Drukk der Luft auf einen luftleeren Raum, und auf einen jeden Koͤrper, der inwendig von keiner Luft un- terſtuͤzzt iſt, eine ſehr groſſe Kraft, und dieſe Kraft hat Otto Gerike, durch ſeine hole Halbkugeln, erweislich gemacht. Dieſe konnte die vereinigte Gewalt vieler Pferde nicht von einander bringen, als man die Luft aus
ihrem
(m)[Spaltenumbruch]BOERH Elem. chem. T. I. S. 137. mvſſchenbr. ad Ci- mentinos. S. 27. der dieſes vor eine vollkommne Luftleere haͤlt.
(n)[Spaltenumbruch]GRAVEZANDE. S. 602.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
einer Luftleere naͤher koͤmmt, als diejenige iſt, welche
man, vermittelſt der Luftpumpe, erhaͤlt (m). Es laͤſt die
Luftpumpe die Luft, aus dem verſchloſſnen Raume, nach
und nach in eine weite Hoͤle gehen; und ſo laͤſt ſie all-
maͤhlich, und nach wiederholten Zuͤgen, indem ſie ſich
mindert, das, was unter der Glokke iſt, als ein ſehr
verduͤnntes Element, zuruͤkke (n). Man weis, daß dieſe
Luftpumpe von Otto Gerike, einem Buͤrgermeiſter in
Magdeburg, erfunden, und auf mancherlei Weiſe von
Boylen, Wilhelm Jakob ſ’Gravezande, und an-
dern, vollkommner gemacht, und zierlicher umgearbeitet
worden (o).
§. 5.
Die Schwere der Luft.
Unſre Sinnen empſinden die Fluͤßigkeit der Luft ohne
andre Beihuͤlfe ſchon, aber keinesweges die Schwere der-
ſelben, und es haben die Alten die Luft vor ein leichtes
Element angeſehen. Es war auch nicht ehe leicht, das
Gewichte der Luft herauszubringen, als bis Evangeliſta
Toricell, vermittelſt der Luftpumpe, aus dem Beiſpiele,
der in Roͤhren haͤngen bleibender Fluͤßigkeiten, die Schwe-
re der Luft ſelbſt ins Licht zu ſezzen anfing. Es hat naͤm-
lich der Drukk der Luft auf einen luftleeren Raum, und
auf einen jeden Koͤrper, der inwendig von keiner Luft un-
terſtuͤzzt iſt, eine ſehr groſſe Kraft, und dieſe Kraft hat
Otto Gerike, durch ſeine hole Halbkugeln, erweislich
gemacht. Dieſe konnte die vereinigte Gewalt vieler
Pferde nicht von einander bringen, als man die Luft aus
ihrem
(m)
BOERH Elem. chem. T. I.
S. 137. mvſſchenbr. ad Ci-
mentinos. S. 27. der dieſes vor eine
vollkommne Luftleere haͤlt.
(n)
GRAVEZANDE.
S. 602.
(o) gravezande. T. IV.
c. 4. mvſchenbr. Inſtit. S. 591. u. f.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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