Denn da die Luft durch die Zwischenräume eines Glases, und Metalles nicht durchdringt, so kann man allerdings in einem holen Metalle, oder Glase, eine Luftleere her- vorbringen, wenn man macht, daß es die Luft fahren läßt, die ein solcher Körper vorher enthielte. Man nennt dieses eine Luftausleerung, wenn die Luft darinnen keine Kräfte mehr bezeigt, wiewohl noch Feuer darinnen ist, oder alles, was durch die Zwischenlöcher des Glases zu gehen, vor der Luft den Vorzug hat.
Dergleichen vollkommne Luftleere, wo ganz uud gar keine Luft seyn sollte, läst sich schwerlich machen, und zwar weder durch die Luftpumpe, welche blos die Luft unter der gläsernen Glokke sehr verdünnt (i), noch sonst auf eine andre Weise (k). Jndessen plumpt man doch in der That den grösten Theil der Luft aus, daß ein Queksil- ber in einer Glasröhre ferner die Luft, die es aus dem, unter der Glokke befindlichen Raume bekömmt (k*), nicht über ein Viertheil Zoll, oder nach andern Versuchen, nicht aber den zwölften Theil (l), man mag dabei Feuer, oder Luftpumpe gebrauchen, tragen kann.
Das Feuer dehnt in der That die Luft dergestalt aus, daß diese, wo sie eine Thüre offen findet, aus dem Rau- me entflieht, worinnen sie sich bisher eingeschlossen be- fand, weil die feste Materie des Gefässes, einen neuen Zufluß abhält. Und man bedient sich gemeiniglich die- ser Weise, Barometers zu verfertigen, da denn in ih- rem obern Theile, zwischen dem blinden Ende der Glas- röhre, und dem Queksilber, ein Raum übrig bleibt, der
ei-
(i)[Spaltenumbruch]BOYLE exp. phys. mech. de aere. S. 13. mvsschenbr. essays de physique. n. 1398. ad Ci- mentinos I. S. 27. s' gravezan- de Elem. phys. S. 590. 602.
(k)COTES lecons de phys. S. 248. Doch ist im Raume, über dem Queksilber des Barometers, [Spaltenumbruch]
noch Luft übrig, welche, wenn man eine glühende Kole anhält, sich aus- dehnt, und dieses Halbmetall nieder- drükkt. boyle exp. phys. mech. n. 17.
(k*)s'gravezande. S. 604.
(l)NOLLET. T. III. S. 225.
T 3
III. Abſchn. Die Luft.
Denn da die Luft durch die Zwiſchenraͤume eines Glaſes, und Metalles nicht durchdringt, ſo kann man allerdings in einem holen Metalle, oder Glaſe, eine Luftleere her- vorbringen, wenn man macht, daß es die Luft fahren laͤßt, die ein ſolcher Koͤrper vorher enthielte. Man nennt dieſes eine Luftausleerung, wenn die Luft darinnen keine Kraͤfte mehr bezeigt, wiewohl noch Feuer darinnen iſt, oder alles, was durch die Zwiſchenloͤcher des Glaſes zu gehen, vor der Luft den Vorzug hat.
Dergleichen vollkommne Luftleere, wo ganz uud gar keine Luft ſeyn ſollte, laͤſt ſich ſchwerlich machen, und zwar weder durch die Luftpumpe, welche blos die Luft unter der glaͤſernen Glokke ſehr verduͤnnt (i), noch ſonſt auf eine andre Weiſe (k). Jndeſſen plumpt man doch in der That den groͤſten Theil der Luft aus, daß ein Quekſil- ber in einer Glasroͤhre ferner die Luft, die es aus dem, unter der Glokke befindlichen Raume bekoͤmmt (k*), nicht uͤber ein Viertheil Zoll, oder nach andern Verſuchen, nicht aber den zwoͤlften Theil (l), man mag dabei Feuer, oder Luftpumpe gebrauchen, tragen kann.
Das Feuer dehnt in der That die Luft dergeſtalt aus, daß dieſe, wo ſie eine Thuͤre offen findet, aus dem Rau- me entflieht, worinnen ſie ſich bisher eingeſchloſſen be- fand, weil die feſte Materie des Gefaͤſſes, einen neuen Zufluß abhaͤlt. Und man bedient ſich gemeiniglich die- ſer Weiſe, Barometers zu verfertigen, da denn in ih- rem obern Theile, zwiſchen dem blinden Ende der Glas- roͤhre, und dem Quekſilber, ein Raum uͤbrig bleibt, der
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(i)[Spaltenumbruch]BOYLE exp. phyſ. mech. de aere. S. 13. mvſſchenbr. eſſays de phyſique. n. 1398. ad Ci- mentinos I. S. 27. ſ’ gravezan- de Elem. phyſ. S. 590. 602.
(k)COTES lecons de phyſ. S. 248. Doch iſt im Raume, uͤber dem Quekſilber des Barometers, [Spaltenumbruch]
noch Luft uͤbrig, welche, wenn man eine gluͤhende Kole anhaͤlt, ſich aus- dehnt, und dieſes Halbmetall nieder- druͤkkt. boyle exp. phyſ. mech. n. 17.
(k*)s’gravezande. S. 604.
(l)NOLLET. T. III. S. 225.
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III. Abſchn. Die Luft.
Denn da die Luft durch die Zwiſchenraͤume eines Glaſes,
und Metalles nicht durchdringt, ſo kann man allerdings
in einem holen Metalle, oder Glaſe, eine Luftleere her-
vorbringen, wenn man macht, daß es die Luft fahren
laͤßt, die ein ſolcher Koͤrper vorher enthielte. Man nennt
dieſes eine Luftausleerung, wenn die Luft darinnen keine
Kraͤfte mehr bezeigt, wiewohl noch Feuer darinnen iſt,
oder alles, was durch die Zwiſchenloͤcher des Glaſes zu
gehen, vor der Luft den Vorzug hat.
Dergleichen vollkommne Luftleere, wo ganz uud gar
keine Luft ſeyn ſollte, laͤſt ſich ſchwerlich machen, und zwar
weder durch die Luftpumpe, welche blos die Luft unter der
glaͤſernen Glokke ſehr verduͤnnt (i), noch ſonſt auf eine
andre Weiſe (k). Jndeſſen plumpt man doch in der
That den groͤſten Theil der Luft aus, daß ein Quekſil-
ber in einer Glasroͤhre ferner die Luft, die es aus dem,
unter der Glokke befindlichen Raume bekoͤmmt (k*), nicht
uͤber ein Viertheil Zoll, oder nach andern Verſuchen,
nicht aber den zwoͤlften Theil (l), man mag dabei Feuer,
oder Luftpumpe gebrauchen, tragen kann.
Das Feuer dehnt in der That die Luft dergeſtalt aus,
daß dieſe, wo ſie eine Thuͤre offen findet, aus dem Rau-
me entflieht, worinnen ſie ſich bisher eingeſchloſſen be-
fand, weil die feſte Materie des Gefaͤſſes, einen neuen
Zufluß abhaͤlt. Und man bedient ſich gemeiniglich die-
ſer Weiſe, Barometers zu verfertigen, da denn in ih-
rem obern Theile, zwiſchen dem blinden Ende der Glas-
roͤhre, und dem Quekſilber, ein Raum uͤbrig bleibt, der
ei-
(i)
BOYLE exp. phyſ. mech.
de aere. S. 13. mvſſchenbr.
eſſays de phyſique. n. 1398. ad Ci-
mentinos I. S. 27. ſ’ gravezan-
de Elem. phyſ. S. 590. 602.
(k) COTES lecons de phyſ.
S. 248. Doch iſt im Raume, uͤber
dem Quekſilber des Barometers,
noch Luft uͤbrig, welche, wenn man
eine gluͤhende Kole anhaͤlt, ſich aus-
dehnt, und dieſes Halbmetall nieder-
druͤkkt. boyle exp. phyſ. mech.
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(k*) s’gravezande. S. 604.
(l) NOLLET. T. III. S. 225.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/299>, abgerufen am 25.11.2024.
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