Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschn. Die Theile in der Brust.
Luft befinde, und ob die Lunge in der That die Ribben-
haut berühre. Denn es ist der Erfolg in einem Vogel,
der doch in der Brust Luft hat (s), mit einem Vierfüßi-
gen einerlei gewesen, welches keine in der Brust hat (t).

5. Es hat mit einem andern Versuche, den der vor-
trefliche Mann angestellt, eben diese Bewandnis. Denn
es breitete sich die Luft, in eines verstümmelten Hündchen
Lunge, als man die äussere Luft wegräumte, aus, und sie
trieb das Zwerchfell nieder: dieses sezzte sich, als man
der Atmosphär von neuem den Zutritt verstattete, und
das Gleichgewicht wieder hergestellt wurde, in diejenige
Lage, die erfordert wird, sie gehörig zu erfüllen, wenn
sie den Drukk einer sich ähnlichen Luft empfindet (u).

6. Jn dem fünften Versuche des Wolfer Senquerd
findet eben diese Ursache statt. Es schwillt allerdings die
Lunge, das Geschlinge, oder jedes Gefässe, welches der
ausdehnenden Luft nachzugeben vermag, auf, wenn
die umgebende Luft weggenomen wird, und man folglich
die Ausdehnungskraft, der inwendig enthaltnen Luft, frei
macht; und es wird sich eben dieses Gefässe wechselweise
zusammenziehen, wenn man wieder Luft zuläst, und das,
zwischen der im Gefässe eingeschloßnen Luft, und dem
Drukke der äussern Luft proportionirliche Gleichgewicht
erneuret. Kehrt man den Versuch um, und man läst
die Lunge, oder Blase, in ein Gefässe voller Luft, so daß
man durch ein Röhrchen die darinnen enthaltne Luft her-
auszieht, so fällt die Lunge, oder Blase zusammen, weil
die inwendige Luft geschwächt ist, und dem Drukke der
das Gefässe umgebenden Luft, nicht Wiederstand zu thun
vermag. Jn dem andern Versuche gieng die Luft offen-
bar aus der Luftröhre, und aus der Lunge in den Raum
zwischen der Glokke, und der Flasche, und ferner aus

die-
(s) [Spaltenumbruch] Exp. 143.
(t) Exp. 142.
(u) Auf eben solche Art hat auch
der im Umgange angenehme FOR-
[Spaltenumbruch] TVNAT. DE FELICE
geant-
wortet, in Comm. ad ioh. ab-
bvtmnot
Werkchen, von der
Luft.

II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
Luft befinde, und ob die Lunge in der That die Ribben-
haut beruͤhre. Denn es iſt der Erfolg in einem Vogel,
der doch in der Bruſt Luft hat (s), mit einem Vierfuͤßi-
gen einerlei geweſen, welches keine in der Bruſt hat (t).

5. Es hat mit einem andern Verſuche, den der vor-
trefliche Mann angeſtellt, eben dieſe Bewandnis. Denn
es breitete ſich die Luft, in eines verſtuͤmmelten Huͤndchen
Lunge, als man die aͤuſſere Luft wegraͤumte, aus, und ſie
trieb das Zwerchfell nieder: dieſes ſezzte ſich, als man
der Atmoſphaͤr von neuem den Zutritt verſtattete, und
das Gleichgewicht wieder hergeſtellt wurde, in diejenige
Lage, die erfordert wird, ſie gehoͤrig zu erfuͤllen, wenn
ſie den Drukk einer ſich aͤhnlichen Luft empfindet (u).

6. Jn dem fuͤnften Verſuche des Wolfer Senquerd
findet eben dieſe Urſache ſtatt. Es ſchwillt allerdings die
Lunge, das Geſchlinge, oder jedes Gefaͤſſe, welches der
ausdehnenden Luft nachzugeben vermag, auf, wenn
die umgebende Luft weggenomen wird, und man folglich
die Ausdehnungskraft, der inwendig enthaltnen Luft, frei
macht; und es wird ſich eben dieſes Gefaͤſſe wechſelweiſe
zuſammenziehen, wenn man wieder Luft zulaͤſt, und das,
zwiſchen der im Gefaͤſſe eingeſchloßnen Luft, und dem
Drukke der aͤuſſern Luft proportionirliche Gleichgewicht
erneuret. Kehrt man den Verſuch um, und man laͤſt
die Lunge, oder Blaſe, in ein Gefaͤſſe voller Luft, ſo daß
man durch ein Roͤhrchen die darinnen enthaltne Luft her-
auszieht, ſo faͤllt die Lunge, oder Blaſe zuſammen, weil
die inwendige Luft geſchwaͤcht iſt, und dem Drukke der
das Gefaͤſſe umgebenden Luft, nicht Wiederſtand zu thun
vermag. Jn dem andern Verſuche gieng die Luft offen-
bar aus der Luftroͤhre, und aus der Lunge in den Raum
zwiſchen der Glokke, und der Flaſche, und ferner aus

die-
(s) [Spaltenumbruch] Exp. 143.
(t) Exp. 142.
(u) Auf eben ſolche Art hat auch
der im Umgange angenehme FOR-
[Spaltenumbruch] TVNAT. DE FELICE
geant-
wortet, in Comm. ad ioh. ab-
bvtmnot
Werkchen, von der
Luft.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0225" n="219"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Theile in der Bru&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
Luft befinde, und ob die Lunge in der That die Ribben-<lb/>
haut beru&#x0364;hre. Denn es i&#x017F;t der Erfolg in einem Vogel,<lb/>
der doch in der Bru&#x017F;t Luft hat <note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq">Exp. 143.</hi></note>, mit einem Vierfu&#x0364;ßi-<lb/>
gen einerlei gewe&#x017F;en, welches keine in der Bru&#x017F;t hat <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Exp. 142.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>5. Es hat mit einem andern Ver&#x017F;uche, den der vor-<lb/>
trefliche Mann ange&#x017F;tellt, eben die&#x017F;e Bewandnis. Denn<lb/>
es breitete &#x017F;ich die Luft, in eines ver&#x017F;tu&#x0364;mmelten Hu&#x0364;ndchen<lb/>
Lunge, als man die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Luft wegra&#x0364;umte, aus, und &#x017F;ie<lb/>
trieb das Zwerchfell nieder: die&#x017F;es &#x017F;ezzte &#x017F;ich, als man<lb/>
der Atmo&#x017F;pha&#x0364;r von neuem den Zutritt ver&#x017F;tattete, und<lb/>
das Gleichgewicht wieder herge&#x017F;tellt wurde, in diejenige<lb/>
Lage, die erfordert wird, &#x017F;ie geho&#x0364;rig zu erfu&#x0364;llen, wenn<lb/>
&#x017F;ie den Drukk einer &#x017F;ich a&#x0364;hnlichen Luft empfindet <note place="foot" n="(u)">Auf eben &#x017F;olche Art hat auch<lb/>
der im Umgange angenehme <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FOR-<lb/><cb/>
TVNAT. DE FELICE</hi></hi> geant-<lb/>
wortet, <hi rendition="#aq">in Comm. ad <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ioh. ab-<lb/>
bvtmnot</hi></hi></hi> Werkchen, von der<lb/>
Luft.</note>.</p><lb/>
            <p>6. Jn dem fu&#x0364;nften Ver&#x017F;uche des <hi rendition="#fr">Wolfer Senquerd</hi><lb/>
findet eben die&#x017F;e Ur&#x017F;ache &#x017F;tatt. Es &#x017F;chwillt allerdings die<lb/>
Lunge, das Ge&#x017F;chlinge, oder jedes Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welches der<lb/>
ausdehnenden Luft nachzugeben vermag, auf, wenn<lb/>
die umgebende Luft weggenomen wird, und man folglich<lb/>
die Ausdehnungskraft, der inwendig enthaltnen Luft, frei<lb/>
macht; und es wird &#x017F;ich eben die&#x017F;es Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wech&#x017F;elwei&#x017F;e<lb/>
zu&#x017F;ammenziehen, wenn man wieder Luft zula&#x0364;&#x017F;t, und das,<lb/>
zwi&#x017F;chen der im Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einge&#x017F;chloßnen Luft, und dem<lb/>
Drukke der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Luft proportionirliche Gleichgewicht<lb/>
erneuret. Kehrt man den Ver&#x017F;uch um, und man la&#x0364;&#x017F;t<lb/>
die Lunge, oder Bla&#x017F;e, in ein Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e voller Luft, &#x017F;o daß<lb/>
man durch ein Ro&#x0364;hrchen die darinnen enthaltne Luft her-<lb/>
auszieht, &#x017F;o fa&#x0364;llt die Lunge, oder Bla&#x017F;e zu&#x017F;ammen, weil<lb/>
die inwendige Luft ge&#x017F;chwa&#x0364;cht i&#x017F;t, und dem Drukke der<lb/>
das Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e umgebenden Luft, nicht Wieder&#x017F;tand zu thun<lb/>
vermag. Jn dem andern Ver&#x017F;uche gieng die Luft offen-<lb/>
bar aus der Luftro&#x0364;hre, und aus der Lunge in den Raum<lb/>
zwi&#x017F;chen der Glokke, und der Fla&#x017F;che, und ferner aus<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0225] II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt. Luft befinde, und ob die Lunge in der That die Ribben- haut beruͤhre. Denn es iſt der Erfolg in einem Vogel, der doch in der Bruſt Luft hat (s), mit einem Vierfuͤßi- gen einerlei geweſen, welches keine in der Bruſt hat (t). 5. Es hat mit einem andern Verſuche, den der vor- trefliche Mann angeſtellt, eben dieſe Bewandnis. Denn es breitete ſich die Luft, in eines verſtuͤmmelten Huͤndchen Lunge, als man die aͤuſſere Luft wegraͤumte, aus, und ſie trieb das Zwerchfell nieder: dieſes ſezzte ſich, als man der Atmoſphaͤr von neuem den Zutritt verſtattete, und das Gleichgewicht wieder hergeſtellt wurde, in diejenige Lage, die erfordert wird, ſie gehoͤrig zu erfuͤllen, wenn ſie den Drukk einer ſich aͤhnlichen Luft empfindet (u). 6. Jn dem fuͤnften Verſuche des Wolfer Senquerd findet eben dieſe Urſache ſtatt. Es ſchwillt allerdings die Lunge, das Geſchlinge, oder jedes Gefaͤſſe, welches der ausdehnenden Luft nachzugeben vermag, auf, wenn die umgebende Luft weggenomen wird, und man folglich die Ausdehnungskraft, der inwendig enthaltnen Luft, frei macht; und es wird ſich eben dieſes Gefaͤſſe wechſelweiſe zuſammenziehen, wenn man wieder Luft zulaͤſt, und das, zwiſchen der im Gefaͤſſe eingeſchloßnen Luft, und dem Drukke der aͤuſſern Luft proportionirliche Gleichgewicht erneuret. Kehrt man den Verſuch um, und man laͤſt die Lunge, oder Blaſe, in ein Gefaͤſſe voller Luft, ſo daß man durch ein Roͤhrchen die darinnen enthaltne Luft her- auszieht, ſo faͤllt die Lunge, oder Blaſe zuſammen, weil die inwendige Luft geſchwaͤcht iſt, und dem Drukke der das Gefaͤſſe umgebenden Luft, nicht Wiederſtand zu thun vermag. Jn dem andern Verſuche gieng die Luft offen- bar aus der Luftroͤhre, und aus der Lunge in den Raum zwiſchen der Glokke, und der Flaſche, und ferner aus die- (s) Exp. 143. (t) Exp. 142. (u) Auf eben ſolche Art hat auch der im Umgange angenehme FOR- TVNAT. DE FELICE geant- wortet, in Comm. ad ioh. ab- bvtmnot Werkchen, von der Luft.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/225
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/225>, abgerufen am 17.05.2024.