mengedrükkt gewesen. Sie sank wieder nieder, weil die Luft unter der Ribbenhaut, von der äusserlichen wieder hergestellten Luft getrieben ward, und die Lunge ausleerte.
Sechstens haben andere berühmte Männer die Me- chanik des Atemholens, das die in der Ribbenhaut be- findliche Luft befördert, mit Versuchen und Maschinen zu erklären gesucht. Wolferd Senguert(k) stekkte die Lunge, oder das Geschlinge eines Thieres, in eine mit Luft erfüllte Schale, er leerte die Luft aus, es schwoll die Lunge auf, weil, wie er glaubte, die Presse der um- liegenden Luft fortgeschaft worden; er lies die Luft wieder zu, und es fiel die Lunge zusammen. Es meinte dieser berühmte Mann, man könne die Luft zwischen der Schale und Lunge mit derjenigen vergleichen, die sich zwischen der Ribbenhaut, und die em Eingeweide befindet. Er über- redete sich, daß diese also ausgedehnte Luft, die Lunge aus- leere, und wenn sie zusammengedrükkt oder geschwächt niederfiele, schwelle die Lunge auf. Jn einem andern Versuche (l) legte eben dieser berühmte Mann die Lunge mit der Luftröhre in eine Flasche, daß ausser der Luftröhre keine andere Luft in die Flasche kommen konnte. Er sezzte die Flasche unter die Glokke, er zog die Luft aus, und es fiel die Lunge, da die Luft weggenommen wurde, zusam- men, sie schwoll auf, wenn man die Luft wieder zu lies.
Siebendens, Es bediente sich Benjamin Hoad- ley(m), ein scharfsinniger Mann, und von hohem Ge- blüte, einer etwas mehr zusammengesezzten Maschine. Er lies sich eine Büchse, die zwo Hölen hatte, machen, deren beweglicher Boden ein von Blase gemachter Sakk war. Jn diese Kapsel stekkte er eine Blase, die eine eigne Rohre hatte, welche sich in die äusserliche Luft öf- nete; zwischen ihr und den Wänden des umgebenden Ge-
fässes,
(k)[Spaltenumbruch]Exp. 5.
(l)Exp. 2.
(m)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort. S. 9. u. f.
N 5
II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
mengedruͤkkt geweſen. Sie ſank wieder nieder, weil die Luft unter der Ribbenhaut, von der aͤuſſerlichen wieder hergeſtellten Luft getrieben ward, und die Lunge ausleerte.
Sechſtens haben andere beruͤhmte Maͤnner die Me- chanik des Atemholens, das die in der Ribbenhaut be- findliche Luft befoͤrdert, mit Verſuchen und Maſchinen zu erklaͤren geſucht. Wolferd Senguert(k) ſtekkte die Lunge, oder das Geſchlinge eines Thieres, in eine mit Luft erfuͤllte Schale, er leerte die Luft aus, es ſchwoll die Lunge auf, weil, wie er glaubte, die Preſſe der um- liegenden Luft fortgeſchaft worden; er lies die Luft wieder zu, und es fiel die Lunge zuſammen. Es meinte dieſer beruͤhmte Mann, man koͤnne die Luft zwiſchen der Schale und Lunge mit derjenigen vergleichen, die ſich zwiſchen der Ribbenhaut, und die em Eingeweide befindet. Er uͤber- redete ſich, daß dieſe alſo ausgedehnte Luft, die Lunge aus- leere, und wenn ſie zuſammengedruͤkkt oder geſchwaͤcht niederfiele, ſchwelle die Lunge auf. Jn einem andern Verſuche (l) legte eben dieſer beruͤhmte Mann die Lunge mit der Luftroͤhre in eine Flaſche, daß auſſer der Luftroͤhre keine andere Luft in die Flaſche kommen konnte. Er ſezzte die Flaſche unter die Glokke, er zog die Luft aus, und es fiel die Lunge, da die Luft weggenommen wurde, zuſam- men, ſie ſchwoll auf, wenn man die Luft wieder zu lies.
Siebendens, Es bediente ſich Benjamin Hoad- ley(m), ein ſcharfſinniger Mann, und von hohem Ge- bluͤte, einer etwas mehr zuſammengeſezzten Maſchine. Er lies ſich eine Buͤchſe, die zwo Hoͤlen hatte, machen, deren beweglicher Boden ein von Blaſe gemachter Sakk war. Jn dieſe Kapſel ſtekkte er eine Blaſe, die eine eigne Rohre hatte, welche ſich in die aͤuſſerliche Luft oͤf- nete; zwiſchen ihr und den Waͤnden des umgebenden Ge-
faͤſſes,
(k)[Spaltenumbruch]Exp. 5.
(l)Exp. 2.
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Angef. Ort. S. 9. u. f.
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II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
mengedruͤkkt geweſen. Sie ſank wieder nieder, weil die
Luft unter der Ribbenhaut, von der aͤuſſerlichen wieder
hergeſtellten Luft getrieben ward, und die Lunge ausleerte.
Sechſtens haben andere beruͤhmte Maͤnner die Me-
chanik des Atemholens, das die in der Ribbenhaut be-
findliche Luft befoͤrdert, mit Verſuchen und Maſchinen
zu erklaͤren geſucht. Wolferd Senguert (k) ſtekkte
die Lunge, oder das Geſchlinge eines Thieres, in eine mit
Luft erfuͤllte Schale, er leerte die Luft aus, es ſchwoll
die Lunge auf, weil, wie er glaubte, die Preſſe der um-
liegenden Luft fortgeſchaft worden; er lies die Luft wieder
zu, und es fiel die Lunge zuſammen. Es meinte dieſer
beruͤhmte Mann, man koͤnne die Luft zwiſchen der Schale
und Lunge mit derjenigen vergleichen, die ſich zwiſchen der
Ribbenhaut, und die em Eingeweide befindet. Er uͤber-
redete ſich, daß dieſe alſo ausgedehnte Luft, die Lunge aus-
leere, und wenn ſie zuſammengedruͤkkt oder geſchwaͤcht
niederfiele, ſchwelle die Lunge auf. Jn einem andern
Verſuche (l) legte eben dieſer beruͤhmte Mann die Lunge
mit der Luftroͤhre in eine Flaſche, daß auſſer der Luftroͤhre
keine andere Luft in die Flaſche kommen konnte. Er ſezzte
die Flaſche unter die Glokke, er zog die Luft aus, und es
fiel die Lunge, da die Luft weggenommen wurde, zuſam-
men, ſie ſchwoll auf, wenn man die Luft wieder zu lies.
Siebendens, Es bediente ſich Benjamin Hoad-
ley (m), ein ſcharfſinniger Mann, und von hohem Ge-
bluͤte, einer etwas mehr zuſammengeſezzten Maſchine.
Er lies ſich eine Buͤchſe, die zwo Hoͤlen hatte, machen,
deren beweglicher Boden ein von Blaſe gemachter Sakk
war. Jn dieſe Kapſel ſtekkte er eine Blaſe, die eine
eigne Rohre hatte, welche ſich in die aͤuſſerliche Luft oͤf-
nete; zwiſchen ihr und den Waͤnden des umgebenden Ge-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/207>, abgerufen am 23.11.2024.
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