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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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II. Abschnitt. Die Brust.

Was ihren Nuzzen betrift, so scheint dieser für die
Frucht grösser zu sein, da die Brustdrüse im erwachse-
nen Menschen schwerlich grösser wächst, sondern vielmehr
ihre Gänge, und den ihr eignen Saft verliert. Jch halte
davor, daß ihr Nuzzen eben der sei, den die übrigen
Drüsen aus dem Geschlechte der einfachen leisten (k).
Ein berühmter Mann hat die Vermuthung geäussert, daß
sie von der Natur gemacht sei, die Brust auszufüllen,
da die Lunge nur klein wäre (l), folglich sei sie in der ganz
zarten Frucht klein, und wachse hernach grösser.

Daß diese Drüse nicht, wie die übrigen Theile des
Körpers wächst, das hat sie theils mit andern einfachen
Drüsen gemein, theils betrift dieses auch das Zusammen-
drükken, welches sie von der zu beiden Seiten fortwach-
senden Lunge, die dieses sehr weiche Zwischeneingeweide
drükkt, auszustehen hat (m). Es ist dieser Drukk au-
genscheinlich, wenn man die Lunge einer Frucht, oder jun-
gen Menschen, durch die Luftröhre, und zwar etwas stark
aufbläset.

Sie kann aber auch nicht den Saft des Herzbeutels
erzeugen, da sie von diesem durch die Ribbenhaut aller
Orten abgesondert wird (n); sie macht eben so wenig den

Saft
(k) [Spaltenumbruch] Zum Absondern des Flies-
wassers FANTON. angef. Ort.
Zum Verdünnen, monroo. com-
parat. anat.
S. 44. bass. Observ. l.
daß sie ein Aufenthalt des Milchsaf-
tes sei, cowp. angef. Ort. keil.
abridgem.
S. 21. tyson. angef.
Ort. (Denn es komme das Flies-
wasser, oder ein in die Flieswasser-
gefässe getriebenes Quekksilber hin-
ein.) Daß sie zu dem Blute einen
nährenden Saft ergiesse. georgi.
de hom. prop. XXII.
S. 69. Daß
er einen besondern Saft absondere,
der wieder dem Blute durch die
Blutaederchen zufliesst. rvysch.
[Spaltenumbruch] beim E. de westhov. de angina.
S. 42.
(l) SENAC. T. II. S. 687.
Das Geschäfte ist sehr ähnlich dem-
jenigen, was Müller der Brust-
drüse aufträgt, nämlich, es mache
die Brustdrüse, daß das Brustbein
nicht die Ausdehnung der Lunge hin-
dere, s. Diss. de Thymo.
(m) DE BORDEV. sagt,
sie werde nicht von der Lunge zusam-
mengedrükkt. S. 181.
(n) Es war dieses die Muthmas-
sung des D. TAVVRY. S. 152.
und Verheyns.
II. Abſchnitt. Die Bruſt.

Was ihren Nuzzen betrift, ſo ſcheint dieſer fuͤr die
Frucht groͤſſer zu ſein, da die Bruſtdruͤſe im erwachſe-
nen Menſchen ſchwerlich groͤſſer waͤchſt, ſondern vielmehr
ihre Gaͤnge, und den ihr eignen Saft verliert. Jch halte
davor, daß ihr Nuzzen eben der ſei, den die uͤbrigen
Druͤſen aus dem Geſchlechte der einfachen leiſten (k).
Ein beruͤhmter Mann hat die Vermuthung geaͤuſſert, daß
ſie von der Natur gemacht ſei, die Bruſt auszufuͤllen,
da die Lunge nur klein waͤre (l), folglich ſei ſie in der ganz
zarten Frucht klein, und wachſe hernach groͤſſer.

Daß dieſe Druͤſe nicht, wie die uͤbrigen Theile des
Koͤrpers waͤchſt, das hat ſie theils mit andern einfachen
Druͤſen gemein, theils betrift dieſes auch das Zuſammen-
druͤkken, welches ſie von der zu beiden Seiten fortwach-
ſenden Lunge, die dieſes ſehr weiche Zwiſcheneingeweide
druͤkkt, auszuſtehen hat (m). Es iſt dieſer Drukk au-
genſcheinlich, wenn man die Lunge einer Frucht, oder jun-
gen Menſchen, durch die Luftroͤhre, und zwar etwas ſtark
aufblaͤſet.

Sie kann aber auch nicht den Saft des Herzbeutels
erzeugen, da ſie von dieſem durch die Ribbenhaut aller
Orten abgeſondert wird (n); ſie macht eben ſo wenig den

Saft
(k) [Spaltenumbruch] Zum Abſondern des Flies-
waſſers FANTON. angef. Ort.
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parat. anat.
S. 44. baſſ. Obſerv. l.
daß ſie ein Aufenthalt des Milchſaf-
tes ſei, cowp. angef. Ort. keil.
abridgem.
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Ort. (Denn es komme das Flies-
waſſer, oder ein in die Flieswaſſer-
gefaͤſſe getriebenes Quekkſilber hin-
ein.) Daß ſie zu dem Blute einen
naͤhrenden Saft ergieſſe. georgi.
de hom. prop. XXII.
S. 69. Daß
er einen beſondern Saft abſondere,
der wieder dem Blute durch die
Blutaederchen zuflieſſt. rvyſch.
[Spaltenumbruch] beim E. de weſthov. de angina.
S. 42.
(l) SENAC. T. II. S. 687.
Das Geſchaͤfte iſt ſehr aͤhnlich dem-
jenigen, was Muͤller der Bruſt-
druͤſe auftraͤgt, naͤmlich, es mache
die Bruſtdruͤſe, daß das Bruſtbein
nicht die Ausdehnung der Lunge hin-
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[189/0195] II. Abſchnitt. Die Bruſt. Was ihren Nuzzen betrift, ſo ſcheint dieſer fuͤr die Frucht groͤſſer zu ſein, da die Bruſtdruͤſe im erwachſe- nen Menſchen ſchwerlich groͤſſer waͤchſt, ſondern vielmehr ihre Gaͤnge, und den ihr eignen Saft verliert. Jch halte davor, daß ihr Nuzzen eben der ſei, den die uͤbrigen Druͤſen aus dem Geſchlechte der einfachen leiſten (k). Ein beruͤhmter Mann hat die Vermuthung geaͤuſſert, daß ſie von der Natur gemacht ſei, die Bruſt auszufuͤllen, da die Lunge nur klein waͤre (l), folglich ſei ſie in der ganz zarten Frucht klein, und wachſe hernach groͤſſer. Daß dieſe Druͤſe nicht, wie die uͤbrigen Theile des Koͤrpers waͤchſt, das hat ſie theils mit andern einfachen Druͤſen gemein, theils betrift dieſes auch das Zuſammen- druͤkken, welches ſie von der zu beiden Seiten fortwach- ſenden Lunge, die dieſes ſehr weiche Zwiſcheneingeweide druͤkkt, auszuſtehen hat (m). Es iſt dieſer Drukk au- genſcheinlich, wenn man die Lunge einer Frucht, oder jun- gen Menſchen, durch die Luftroͤhre, und zwar etwas ſtark aufblaͤſet. Sie kann aber auch nicht den Saft des Herzbeutels erzeugen, da ſie von dieſem durch die Ribbenhaut aller Orten abgeſondert wird (n); ſie macht eben ſo wenig den Saft (k) Zum Abſondern des Flies- waſſers FANTON. angef. Ort. Zum Verduͤnnen, monroo. com- parat. anat. S. 44. baſſ. Obſerv. l. daß ſie ein Aufenthalt des Milchſaf- tes ſei, cowp. angef. Ort. keil. abridgem. S. 21. tyſon. angef. Ort. (Denn es komme das Flies- waſſer, oder ein in die Flieswaſſer- gefaͤſſe getriebenes Quekkſilber hin- ein.) Daß ſie zu dem Blute einen naͤhrenden Saft ergieſſe. georgi. de hom. prop. XXII. S. 69. Daß er einen beſondern Saft abſondere, der wieder dem Blute durch die Blutaederchen zuflieſſt. rvyſch. beim E. de weſthov. de angina. S. 42. (l) SENAC. T. II. S. 687. Das Geſchaͤfte iſt ſehr aͤhnlich dem- jenigen, was Muͤller der Bruſt- druͤſe auftraͤgt, naͤmlich, es mache die Bruſtdruͤſe, daß das Bruſtbein nicht die Ausdehnung der Lunge hin- dere, ſ. Diſſ. de Thymo. (m) DE BORDEV. ſagt, ſie werde nicht von der Lunge zuſam- mengedruͤkkt. S. 181. (n) Es war dieſes die Muthmaſ- ſung des D. TAVVRY. S. 152. und Verheyns.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/195>, abgerufen am 24.11.2024.