Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut.
so behält man dennoch ein rinnbares Salzwasser übrig (s).
Wenn sich das Schlagaderblut, nach den abgesägten Glied-
maaßen, zwischen das Zellgewebe ergisset, so verhärtet
sich solches zu Fasern (t). Endlich so lehren die roten
Fäden, und die festen Fasern desjenigen Blutkuchens,
welcher sich von dem ergossnen Blute in der Gebärmut-
ter bildet (u), mehr als zu viel, daß sich auch aus dem
roten Wesen des Blutes feste Gerinnungen erzeugen las-
sen. Es offenbarte sich an einer Blutrinde, welche nach
der Trokknung ein festes Wesen an sich genommen hatte,
ein fasriges und zellförmiges Gewebe (x). Man hat fer-
ner so gar in lebenden Thieren die vom Blute erzeugten
Klümpe ziemlich hart gefunden (y).

So wie ein roter Klumpe aus dem flüßigen Blute
von freien Stükken entsteht, so verhärtet sich selbiger
um desto mehr, wofern außerdem noch eine grössere Wär-
me, oder solche, die entweder gegen den 140 Fahrenheit-
schen Grad (z), oder noch um etwas grösser ist, oder
wenn endlich solche Wärme hinzukömmt, welche sich im
siedenden Wasser gegenwärtig befindet: und in diesen
Fällen wird endlich ein dichter, und dennoch durchweg
roter (b) Blutklumpe daraus werden. Selbst das höchst-
flüßige Blut der Schildkröte läufet, wenn man es kocht,
in Klümpe zusammen (c). Es entstehet aber diese neue
Festigkeit nicht aus dem Grunde, weil die flüßigen Theile
verloren gegangen sind, denn es gehet dem Blutklumpen,
unter seiner Gerinnung nichts am Gewichte ab (d): und
man mus hier in der That die Anziehungskraft im Blute
erkennen, indem die aufgehobne Bewegung des Fort-

laufes,
(s) [Spaltenumbruch] Ebenders. S. 94.
(t) monroo Essays of a Society
at Edimb. T. II.
S. 175.
(u) smellie Cases in midwifry.
S. 96.
(x) Fränkische Anmerkungen
Band I. S. 446. 447.
(y) [Spaltenumbruch] Memoir. de l'Acad. de chir.
T. II.
S. 21.
(z) Schwenke S. 106.
(c) oexmelin Hist. des Avan-
tur. T. I.
S. 86. 87.
(d) Schwenke S. 136. 137.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſo behaͤlt man dennoch ein rinnbares Salzwaſſer uͤbrig (s).
Wenn ſich das Schlagaderblut, nach den abgeſaͤgten Glied-
maaßen, zwiſchen das Zellgewebe ergiſſet, ſo verhaͤrtet
ſich ſolches zu Faſern (t). Endlich ſo lehren die roten
Faͤden, und die feſten Faſern desjenigen Blutkuchens,
welcher ſich von dem ergoſſnen Blute in der Gebaͤrmut-
ter bildet (u), mehr als zu viel, daß ſich auch aus dem
roten Weſen des Blutes feſte Gerinnungen erzeugen laſ-
ſen. Es offenbarte ſich an einer Blutrinde, welche nach
der Trokknung ein feſtes Weſen an ſich genommen hatte,
ein faſriges und zellfoͤrmiges Gewebe (x). Man hat fer-
ner ſo gar in lebenden Thieren die vom Blute erzeugten
Kluͤmpe ziemlich hart gefunden (y).

So wie ein roter Klumpe aus dem fluͤßigen Blute
von freien Stuͤkken entſteht, ſo verhaͤrtet ſich ſelbiger
um deſto mehr, wofern außerdem noch eine groͤſſere Waͤr-
me, oder ſolche, die entweder gegen den 140 Fahrenheit-
ſchen Grad (z), oder noch um etwas groͤſſer iſt, oder
wenn endlich ſolche Waͤrme hinzukoͤmmt, welche ſich im
ſiedenden Waſſer gegenwaͤrtig befindet: und in dieſen
Faͤllen wird endlich ein dichter, und dennoch durchweg
roter (b) Blutklumpe daraus werden. Selbſt das hoͤchſt-
fluͤßige Blut der Schildkroͤte laͤufet, wenn man es kocht,
in Kluͤmpe zuſammen (c). Es entſtehet aber dieſe neue
Feſtigkeit nicht aus dem Grunde, weil die fluͤßigen Theile
verloren gegangen ſind, denn es gehet dem Blutklumpen,
unter ſeiner Gerinnung nichts am Gewichte ab (d): und
man mus hier in der That die Anziehungskraft im Blute
erkennen, indem die aufgehobne Bewegung des Fort-

laufes,
(s) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. S. 94.
(t) monroo Eſſays of a Society
at Edimb. T. II.
S. 175.
(u) ſmellie Caſes in midwifry.
S. 96.
(x) Fraͤnkiſche Anmerkungen
Band I. S. 446. 447.
(y) [Spaltenumbruch] Memoir. de l’Acad. de chir.
T. II.
S. 21.
(z) Schwenke S. 106.
(c) oexmelin Hiſt. des Avan-
tur. T. I.
S. 86. 87.
(d) Schwenke S. 136. 137.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0088" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o beha&#x0364;lt man dennoch ein rinnbares Salzwa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;brig <note place="foot" n="(s)"><cb/>
Ebender&#x017F;. S. 94.</note>.<lb/>
Wenn &#x017F;ich das Schlagaderblut, nach den abge&#x017F;a&#x0364;gten Glied-<lb/>
maaßen, zwi&#x017F;chen das Zellgewebe ergi&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o verha&#x0364;rtet<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;olches zu Fa&#x017F;ern <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">monroo</hi> E&#x017F;&#x017F;ays of a Society<lb/>
at Edimb. T. II.</hi> S. 175.</note>. Endlich &#x017F;o lehren die roten<lb/>
Fa&#x0364;den, und die fe&#x017F;ten Fa&#x017F;ern desjenigen Blutkuchens,<lb/>
welcher &#x017F;ich von dem ergo&#x017F;&#x017F;nen Blute in der Geba&#x0364;rmut-<lb/>
ter bildet <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;mellie</hi> Ca&#x017F;es in midwifry.</hi><lb/>
S. 96.</note>, mehr als zu viel, daß &#x017F;ich auch aus dem<lb/>
roten We&#x017F;en des Blutes fe&#x017F;te Gerinnungen erzeugen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Es offenbarte &#x017F;ich an einer Blutrinde, welche nach<lb/>
der Trokknung ein fe&#x017F;tes We&#x017F;en an &#x017F;ich genommen hatte,<lb/>
ein fa&#x017F;riges und zellfo&#x0364;rmiges Gewebe <note place="foot" n="(x)">Fra&#x0364;nki&#x017F;che Anmerkungen<lb/>
Band <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 446. 447.</note>. Man hat fer-<lb/>
ner &#x017F;o gar in lebenden Thieren die vom Blute erzeugten<lb/>
Klu&#x0364;mpe ziemlich hart gefunden <note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq">Memoir. de l&#x2019;Acad. de chir.<lb/>
T. II.</hi> S. 21.</note>.</p><lb/>
            <p>So wie ein roter Klumpe aus dem flu&#x0364;ßigen Blute<lb/>
von freien Stu&#x0364;kken ent&#x017F;teht, &#x017F;o verha&#x0364;rtet &#x017F;ich &#x017F;elbiger<lb/>
um de&#x017F;to mehr, wofern außerdem noch eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Wa&#x0364;r-<lb/>
me, oder &#x017F;olche, die entweder gegen den 140 Fahrenheit-<lb/>
&#x017F;chen Grad <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#fr">Schwenke</hi> S. 106.</note>, oder noch um etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, oder<lb/>
wenn endlich &#x017F;olche Wa&#x0364;rme hinzuko&#x0364;mmt, welche &#x017F;ich im<lb/>
&#x017F;iedenden Wa&#x017F;&#x017F;er gegenwa&#x0364;rtig befindet: und in die&#x017F;en<lb/>
Fa&#x0364;llen wird endlich ein dichter, und dennoch durchweg<lb/>
roter (<hi rendition="#sup">b</hi>) Blutklumpe daraus werden. Selb&#x017F;t das ho&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
flu&#x0364;ßige Blut der Schildkro&#x0364;te la&#x0364;ufet, wenn man es kocht,<lb/>
in Klu&#x0364;mpe zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">oexmelin</hi> Hi&#x017F;t. des Avan-<lb/>
tur. T. I.</hi> S. 86. 87.</note>. Es ent&#x017F;tehet aber die&#x017F;e neue<lb/>
Fe&#x017F;tigkeit nicht aus dem Grunde, weil die flu&#x0364;ßigen Theile<lb/>
verloren gegangen &#x017F;ind, denn es gehet dem Blutklumpen,<lb/>
unter &#x017F;einer Gerinnung nichts am Gewichte ab <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#fr">Schwenke</hi> S. 136. 137.</note>: und<lb/>
man mus hier in der That die Anziehungskraft im Blute<lb/>
erkennen, indem die aufgehobne Bewegung des Fort-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">laufes,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0088] Fuͤnftes Buch. Das Blut. ſo behaͤlt man dennoch ein rinnbares Salzwaſſer uͤbrig (s). Wenn ſich das Schlagaderblut, nach den abgeſaͤgten Glied- maaßen, zwiſchen das Zellgewebe ergiſſet, ſo verhaͤrtet ſich ſolches zu Faſern (t). Endlich ſo lehren die roten Faͤden, und die feſten Faſern desjenigen Blutkuchens, welcher ſich von dem ergoſſnen Blute in der Gebaͤrmut- ter bildet (u), mehr als zu viel, daß ſich auch aus dem roten Weſen des Blutes feſte Gerinnungen erzeugen laſ- ſen. Es offenbarte ſich an einer Blutrinde, welche nach der Trokknung ein feſtes Weſen an ſich genommen hatte, ein faſriges und zellfoͤrmiges Gewebe (x). Man hat fer- ner ſo gar in lebenden Thieren die vom Blute erzeugten Kluͤmpe ziemlich hart gefunden (y). So wie ein roter Klumpe aus dem fluͤßigen Blute von freien Stuͤkken entſteht, ſo verhaͤrtet ſich ſelbiger um deſto mehr, wofern außerdem noch eine groͤſſere Waͤr- me, oder ſolche, die entweder gegen den 140 Fahrenheit- ſchen Grad (z), oder noch um etwas groͤſſer iſt, oder wenn endlich ſolche Waͤrme hinzukoͤmmt, welche ſich im ſiedenden Waſſer gegenwaͤrtig befindet: und in dieſen Faͤllen wird endlich ein dichter, und dennoch durchweg roter (b) Blutklumpe daraus werden. Selbſt das hoͤchſt- fluͤßige Blut der Schildkroͤte laͤufet, wenn man es kocht, in Kluͤmpe zuſammen (c). Es entſtehet aber dieſe neue Feſtigkeit nicht aus dem Grunde, weil die fluͤßigen Theile verloren gegangen ſind, denn es gehet dem Blutklumpen, unter ſeiner Gerinnung nichts am Gewichte ab (d): und man mus hier in der That die Anziehungskraft im Blute erkennen, indem die aufgehobne Bewegung des Fort- laufes, (s) Ebenderſ. S. 94. (t) monroo Eſſays of a Society at Edimb. T. II. S. 175. (u) ſmellie Caſes in midwifry. S. 96. (x) Fraͤnkiſche Anmerkungen Band I. S. 446. 447. (y) Memoir. de l’Acad. de chir. T. II. S. 21. (z) Schwenke S. 106. (c) oexmelin Hiſt. des Avan- tur. T. I. S. 86. 87. (d) Schwenke S. 136. 137.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/88
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/88>, abgerufen am 25.11.2024.