nehmen, welche der erste Schritt zur Fäulnis ist, und ins harnhafte Wesen ausartet. Doch es ist kein einzi- ger Ort zu finden, wo dergleichen Veränderung eine vorhergesehne Absicht der Natur seyn sollte, und es würde eben dieser Saft, ohne solche Schärfe, ohnmög- lich seine Dienste gehörig verrichten können. So wird die Galle in der Gallenblase (h*), da sie doch von gelin- dem Geschmakke aus der Leber bereitet wird, ungemein bitter und brennend an Geschmakke. So verwandelt sich der, von den Hoden kommende gelbliche und dünne Saamen, in den Saamenbläschen in eine lebhaftgelbe und richende Flüßigkeit. Es wird aber auch die Milch durchs Stillstehen, da sie süs war, bitter gemacht, und es erzeuget sich in dem Schleime der weiblichen Theile ebenfalls eine Schärfe (h**). Es zielet dieses aber auf die Erhaltung des Körpers, daß der Unflat in dem wei- ten Gedärme scharf und stinkend werden mus.
§. 21. Die Bläschen halten die Säfte an sich, damit sich solche nicht ehe, als zu gehöriger und rechter Zeit, ergissen mögen.
Es haben die vorige und die nächstfolgende Be- trachtungen eine sehr nahe und unablehnliche Verwand- schaft unter einander. Es verweilt sich nämlich und sammelt sich der Saft in den Bläschen, damit der ganze Vorrat zu einer und ebenderselben Zeit ausgegossen werde, wenn es nämlich dem Leben eines Thieres zu- träglich ist. Die Exempel davon sind solche, wenn eine Menge nüzzlichen Saftes verlangt wird, welcher, wenn er ohne die Niederlage der Bläschen beständig wegflissen möchte, weder an die von der Natur bestimm-
ten
(h*)[Spaltenumbruch]qvesnai Oeconom. anim. T. II. S. 175.
(h**)[Spaltenumbruch]fanton S. 189.
Siebendes Buch. Die Urſachen
nehmen, welche der erſte Schritt zur Faͤulnis iſt, und ins harnhafte Weſen ausartet. Doch es iſt kein einzi- ger Ort zu finden, wo dergleichen Veraͤnderung eine vorhergeſehne Abſicht der Natur ſeyn ſollte, und es wuͤrde eben dieſer Saft, ohne ſolche Schaͤrfe, ohnmoͤg- lich ſeine Dienſte gehoͤrig verrichten koͤnnen. So wird die Galle in der Gallenblaſe (h*), da ſie doch von gelin- dem Geſchmakke aus der Leber bereitet wird, ungemein bitter und brennend an Geſchmakke. So verwandelt ſich der, von den Hoden kommende gelbliche und duͤnne Saamen, in den Saamenblaͤschen in eine lebhaftgelbe und richende Fluͤßigkeit. Es wird aber auch die Milch durchs Stillſtehen, da ſie ſuͤs war, bitter gemacht, und es erzeuget ſich in dem Schleime der weiblichen Theile ebenfalls eine Schaͤrfe (h**). Es zielet dieſes aber auf die Erhaltung des Koͤrpers, daß der Unflat in dem wei- ten Gedaͤrme ſcharf und ſtinkend werden mus.
§. 21. Die Blaͤschen halten die Saͤfte an ſich, damit ſich ſolche nicht ehe, als zu gehoͤriger und rechter Zeit, ergiſſen moͤgen.
Es haben die vorige und die naͤchſtfolgende Be- trachtungen eine ſehr nahe und unablehnliche Verwand- ſchaft unter einander. Es verweilt ſich naͤmlich und ſammelt ſich der Saft in den Blaͤschen, damit der ganze Vorrat zu einer und ebenderſelben Zeit ausgegoſſen werde, wenn es naͤmlich dem Leben eines Thieres zu- traͤglich iſt. Die Exempel davon ſind ſolche, wenn eine Menge nuͤzzlichen Saftes verlangt wird, welcher, wenn er ohne die Niederlage der Blaͤschen beſtaͤndig wegfliſſen moͤchte, weder an die von der Natur beſtimm-
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(h*)[Spaltenumbruch]qveſnai Oeconom. anim. T. II. S. 175.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
nehmen, welche der erſte Schritt zur Faͤulnis iſt, und
ins harnhafte Weſen ausartet. Doch es iſt kein einzi-
ger Ort zu finden, wo dergleichen Veraͤnderung eine
vorhergeſehne Abſicht der Natur ſeyn ſollte, und es
wuͤrde eben dieſer Saft, ohne ſolche Schaͤrfe, ohnmoͤg-
lich ſeine Dienſte gehoͤrig verrichten koͤnnen. So wird
die Galle in der Gallenblaſe (h*), da ſie doch von gelin-
dem Geſchmakke aus der Leber bereitet wird, ungemein
bitter und brennend an Geſchmakke. So verwandelt
ſich der, von den Hoden kommende gelbliche und duͤnne
Saamen, in den Saamenblaͤschen in eine lebhaftgelbe
und richende Fluͤßigkeit. Es wird aber auch die Milch
durchs Stillſtehen, da ſie ſuͤs war, bitter gemacht, und
es erzeuget ſich in dem Schleime der weiblichen Theile
ebenfalls eine Schaͤrfe (h**). Es zielet dieſes aber auf
die Erhaltung des Koͤrpers, daß der Unflat in dem wei-
ten Gedaͤrme ſcharf und ſtinkend werden mus.
§. 21.
Die Blaͤschen halten die Saͤfte an ſich, damit
ſich ſolche nicht ehe, als zu gehoͤriger und
rechter Zeit, ergiſſen moͤgen.
Es haben die vorige und die naͤchſtfolgende Be-
trachtungen eine ſehr nahe und unablehnliche Verwand-
ſchaft unter einander. Es verweilt ſich naͤmlich und
ſammelt ſich der Saft in den Blaͤschen, damit der ganze
Vorrat zu einer und ebenderſelben Zeit ausgegoſſen
werde, wenn es naͤmlich dem Leben eines Thieres zu-
traͤglich iſt. Die Exempel davon ſind ſolche, wenn
eine Menge nuͤzzlichen Saftes verlangt wird, welcher,
wenn er ohne die Niederlage der Blaͤschen beſtaͤndig
wegfliſſen moͤchte, weder an die von der Natur beſtimm-
ten
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qveſnai Oeconom. anim.
T. II. S. 175.
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fanton S. 189.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/762>, abgerufen am 22.11.2024.
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