Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Siebendes Buch. Die Ursachen mischen. So ist sehr zu vermuten, daß sich in den Ge-lenkpfannen ein ausdamfender und wäßriger Schweis der Schlagadern, unter das haaversische Eiweis ergis- sen mus. So ist kein Zweifel, daß sich nicht in dem Gallenbläschen zu dem etwas bittren und fetten Leber- flieswasser, theils der in den Bläschen dieses Behält- nisses erzeugte Schleim, theils eine wäßrige Flüßigkeit ergissen sollte, welche aus den Schlagäderchen ausdün- stet. Dergleichen dünner Saft scheinet ebenfalls durch Schlagäderchen, und vielleicht auch ein Schleim in die Saamenbläschen niedergelegt zu werden, dergleichen der innere gitterförmige Bau zu versprechen scheint. Und hierauf bezog sich auch die Vermutung unsers Leh- rers (e), da er glaubte, daß sich die thierische Geister in den einfachen Drüsen mit dem Flieswasser, um im Ma- gen die Masse durcheinander zu mengen, vermischen, wie- wol diese Hipotese von der Art ist, daß sie sich nicht deut- lich machen lässet. Endlich kann sich zu einem, im Be- hälter aufbehaltner Säfte, ein anderswo verfertigter Saft, der auf eignen Gängen herbeigeleitet worden, ergissen, so daß also aus zween, bereits in ihren verschied- nen Absonderungswerkzeugen durchgeseihten Säften, nunmehr ein dritter zusammengegossen wird. Von die- ser Einrichtung kommen im menschlichen Köper viele Beispiele vor. Es gisset die Natur unter den Speise- saft, den der Magen bereitet, Galle, die doch in einem andern Eingeweide erzeugt worden, nebst dem Gekröse- drüsensafte, damit hieraus ein neues und flüßigeres Mengsel, unter dem Namen des Narungssaftes (f), ent- stehen möge. Solchergestalt flissen in dem Chilkasten ein weisser und fetter Narungssaft und ein gallertarti- ges Flieswasser zusammen. Eben so vermischt sich in der (e) [Spaltenumbruch]
Praelect. acad. T. II. S. 395. 396. vieussens Neurograph. S. 202. Nov. system. vasor. S. 97. u. f. (f) [Spaltenumbruch]
Neifeld S. 68. 69.
Siebendes Buch. Die Urſachen miſchen. So iſt ſehr zu vermuten, daß ſich in den Ge-lenkpfannen ein ausdamfender und waͤßriger Schweis der Schlagadern, unter das haaverſiſche Eiweis ergiſ- ſen mus. So iſt kein Zweifel, daß ſich nicht in dem Gallenblaͤschen zu dem etwas bittren und fetten Leber- flieswaſſer, theils der in den Blaͤschen dieſes Behaͤlt- niſſes erzeugte Schleim, theils eine waͤßrige Fluͤßigkeit ergiſſen ſollte, welche aus den Schlagaͤderchen ausduͤn- ſtet. Dergleichen duͤnner Saft ſcheinet ebenfalls durch Schlagaͤderchen, und vielleicht auch ein Schleim in die Saamenblaͤschen niedergelegt zu werden, dergleichen der innere gitterfoͤrmige Bau zu verſprechen ſcheint. Und hierauf bezog ſich auch die Vermutung unſers Leh- rers (e), da er glaubte, daß ſich die thieriſche Geiſter in den einfachen Druͤſen mit dem Flieswaſſer, um im Ma- gen die Maſſe durcheinander zu mengen, vermiſchen, wie- wol dieſe Hipoteſe von der Art iſt, daß ſie ſich nicht deut- lich machen laͤſſet. Endlich kann ſich zu einem, im Be- haͤlter aufbehaltner Saͤfte, ein anderswo verfertigter Saft, der auf eignen Gaͤngen herbeigeleitet worden, ergiſſen, ſo daß alſo aus zween, bereits in ihren verſchied- nen Abſonderungswerkzeugen durchgeſeihten Saͤften, nunmehr ein dritter zuſammengegoſſen wird. Von die- ſer Einrichtung kommen im menſchlichen Koͤper viele Beiſpiele vor. Es giſſet die Natur unter den Speiſe- ſaft, den der Magen bereitet, Galle, die doch in einem andern Eingeweide erzeugt worden, nebſt dem Gekroͤſe- druͤſenſafte, damit hieraus ein neues und fluͤßigeres Mengſel, unter dem Namen des Narungsſaftes (f), ent- ſtehen moͤge. Solchergeſtalt fliſſen in dem Chilkaſten ein weiſſer und fetter Narungsſaft und ein gallertarti- ges Flieswaſſer zuſammen. Eben ſo vermiſcht ſich in der (e) [Spaltenumbruch]
Praelect. acad. T. II. S. 395. 396. vieuſſenſ Neurograph. S. 202. Nov. ſyſtem. vaſor. S. 97. u. f. (f) [Spaltenumbruch]
Neifeld S. 68. 69.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
miſchen. So iſt ſehr zu vermuten, daß ſich in den Ge-
lenkpfannen ein ausdamfender und waͤßriger Schweis
der Schlagadern, unter das haaverſiſche Eiweis ergiſ-
ſen mus. So iſt kein Zweifel, daß ſich nicht in dem
Gallenblaͤschen zu dem etwas bittren und fetten Leber-
flieswaſſer, theils der in den Blaͤschen dieſes Behaͤlt-
niſſes erzeugte Schleim, theils eine waͤßrige Fluͤßigkeit
ergiſſen ſollte, welche aus den Schlagaͤderchen ausduͤn-
ſtet. Dergleichen duͤnner Saft ſcheinet ebenfalls durch
Schlagaͤderchen, und vielleicht auch ein Schleim in die
Saamenblaͤschen niedergelegt zu werden, dergleichen
der innere gitterfoͤrmige Bau zu verſprechen ſcheint.
Und hierauf bezog ſich auch die Vermutung unſers Leh-
rers (e), da er glaubte, daß ſich die thieriſche Geiſter in
den einfachen Druͤſen mit dem Flieswaſſer, um im Ma-
gen die Maſſe durcheinander zu mengen, vermiſchen, wie-
wol dieſe Hipoteſe von der Art iſt, daß ſie ſich nicht deut-
lich machen laͤſſet. Endlich kann ſich zu einem, im Be-
haͤlter aufbehaltner Saͤfte, ein anderswo verfertigter
Saft, der auf eignen Gaͤngen herbeigeleitet worden,
ergiſſen, ſo daß alſo aus zween, bereits in ihren verſchied-
nen Abſonderungswerkzeugen durchgeſeihten Saͤften,
nunmehr ein dritter zuſammengegoſſen wird. Von die-
ſer Einrichtung kommen im menſchlichen Koͤper viele
Beiſpiele vor. Es giſſet die Natur unter den Speiſe-
ſaft, den der Magen bereitet, Galle, die doch in einem
andern Eingeweide erzeugt worden, nebſt dem Gekroͤſe-
druͤſenſafte, damit hieraus ein neues und fluͤßigeres
Mengſel, unter dem Namen des Narungsſaftes (f), ent-
ſtehen moͤge. Solchergeſtalt fliſſen in dem Chilkaſten
ein weiſſer und fetter Narungsſaft und ein gallertarti-
ges Flieswaſſer zuſammen. Eben ſo vermiſcht ſich in
der
(e)
Praelect. acad. T. II. S. 395.
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