Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Siebendes Buch. Die Ursachen von der Entwikkelung hergenommene Auflösung der Auf-gabe, gar nicht auf die kleinen erwachsnen und vollkomm- nen Thiere, und deren Eingeweide keine fernere Entwik- kelung zu erwarten haben, anwenden. Ferner da die Blutgefässe der Leber und eines jeden Eingeweides zwar in der Frucht weniger, übrigens aber gleich gros sind, so mus man sich erklären, ob selbige auch gleich dichte, und ob sie in der Frucht weicher, als in erwachsnen Männern sind. Sie sind nicht eben so dichte, da sowol die ganze Frucht noch zarte, fals auch die Leber einem geronnenen Blute änlich ist, und beim Berüren zerflis- set, man findet auch die Aorte der Frucht viel schwächer, als die Aorte der Männer, und so zeiget sich an allen Ge- fässen der Leber bei der ersten, zwoten und folgenden Zerästelung eben dieser Unterscheid. Nun sezze man, daß blos die kleinsten und absondernden Gefässe der Frucht gleich dichte wären, so folgt, daß sie fast unendlichmal dichter sein werden, als die Stämme in eben demselben Eingeweide, nämlich gerade um so viel, als die Stärke der Aorte in Männern grösser ist, als die Stärke der Aorte in der Frucht. Doch dergleichen dichte Kanäle würden sich nie durch sehr weiche Stämme anfüllen las- sen. Denn da sie nicht nur kleiner, als die Stämme sind, sondern auch zugleich vermittelst ihrer Erweiterung unendlich mehr wiederstehen, so müssen die Stämme dem pressenden Herzen um so viel leichter, als die Aest- chen wiederstehen, um so viel diese dichter sind, und so mus sich die fortrükkende Bewegung des Herzens, in eine Seitenbewegung verwandeln. Man sezze dagegen, daß die Absondrungsgefässe in und
Siebendes Buch. Die Urſachen von der Entwikkelung hergenommene Aufloͤſung der Auf-gabe, gar nicht auf die kleinen erwachſnen und vollkomm- nen Thiere, und deren Eingeweide keine fernere Entwik- kelung zu erwarten haben, anwenden. Ferner da die Blutgefaͤſſe der Leber und eines jeden Eingeweides zwar in der Frucht weniger, uͤbrigens aber gleich gros ſind, ſo mus man ſich erklaͤren, ob ſelbige auch gleich dichte, und ob ſie in der Frucht weicher, als in erwachſnen Maͤnnern ſind. Sie ſind nicht eben ſo dichte, da ſowol die ganze Frucht noch zarte, fals auch die Leber einem geronnenen Blute aͤnlich iſt, und beim Beruͤren zerfliſ- ſet, man findet auch die Aorte der Frucht viel ſchwaͤcher, als die Aorte der Maͤnner, und ſo zeiget ſich an allen Ge- faͤſſen der Leber bei der erſten, zwoten und folgenden Zeraͤſtelung eben dieſer Unterſcheid. Nun ſezze man, daß blos die kleinſten und abſondernden Gefaͤſſe der Frucht gleich dichte waͤren, ſo folgt, daß ſie faſt unendlichmal dichter ſein werden, als die Staͤmme in eben demſelben Eingeweide, naͤmlich gerade um ſo viel, als die Staͤrke der Aorte in Maͤnnern groͤſſer iſt, als die Staͤrke der Aorte in der Frucht. Doch dergleichen dichte Kanaͤle wuͤrden ſich nie durch ſehr weiche Staͤmme anfuͤllen laſ- ſen. Denn da ſie nicht nur kleiner, als die Staͤmme ſind, ſondern auch zugleich vermittelſt ihrer Erweiterung unendlich mehr wiederſtehen, ſo muͤſſen die Staͤmme dem preſſenden Herzen um ſo viel leichter, als die Aeſt- chen wiederſtehen, um ſo viel dieſe dichter ſind, und ſo mus ſich die fortruͤkkende Bewegung des Herzens, in eine Seitenbewegung verwandeln. Man ſezze dagegen, daß die Abſondrungsgefaͤſſe in und
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Siebendes Buch. Die Urſachen
von der Entwikkelung hergenommene Aufloͤſung der Auf-
gabe, gar nicht auf die kleinen erwachſnen und vollkomm-
nen Thiere, und deren Eingeweide keine fernere Entwik-
kelung zu erwarten haben, anwenden. Ferner da die
Blutgefaͤſſe der Leber und eines jeden Eingeweides zwar
in der Frucht weniger, uͤbrigens aber gleich gros ſind,
ſo mus man ſich erklaͤren, ob ſelbige auch gleich dichte,
und ob ſie in der Frucht weicher, als in erwachſnen
Maͤnnern ſind. Sie ſind nicht eben ſo dichte, da ſowol
die ganze Frucht noch zarte, fals auch die Leber einem
geronnenen Blute aͤnlich iſt, und beim Beruͤren zerfliſ-
ſet, man findet auch die Aorte der Frucht viel ſchwaͤcher,
als die Aorte der Maͤnner, und ſo zeiget ſich an allen Ge-
faͤſſen der Leber bei der erſten, zwoten und folgenden
Zeraͤſtelung eben dieſer Unterſcheid. Nun ſezze man, daß
blos die kleinſten und abſondernden Gefaͤſſe der Frucht
gleich dichte waͤren, ſo folgt, daß ſie faſt unendlichmal
dichter ſein werden, als die Staͤmme in eben demſelben
Eingeweide, naͤmlich gerade um ſo viel, als die Staͤrke
der Aorte in Maͤnnern groͤſſer iſt, als die Staͤrke der
Aorte in der Frucht. Doch dergleichen dichte Kanaͤle
wuͤrden ſich nie durch ſehr weiche Staͤmme anfuͤllen laſ-
ſen. Denn da ſie nicht nur kleiner, als die Staͤmme
ſind, ſondern auch zugleich vermittelſt ihrer Erweiterung
unendlich mehr wiederſtehen, ſo muͤſſen die Staͤmme
dem preſſenden Herzen um ſo viel leichter, als die Aeſt-
chen wiederſtehen, um ſo viel dieſe dichter ſind, und ſo
mus ſich die fortruͤkkende Bewegung des Herzens, in
eine Seitenbewegung verwandeln.
Man ſezze dagegen, daß die Abſondrungsgefaͤſſe in
der Frucht weniger dichte ſind, als im Manne, ſo wie
ſie in der That weniger dichte, und doch viel groͤſſer,
naͤmlich um ſo viel groͤſſer ſind, als ein Mann groͤſſer,
als eine Leibesfrucht iſt. Nun beſizzet die Frucht ein
Herz, das nicht nur groͤſſer, ſondern auch reizbarer iſt
und
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