Fünfter Abschnitt. Der Seitendrukk des Blutaderbluts.
§. 1. Gründe, wodurch selbiger verworfen wird.
Es haben viele unter den Neuern, entweder ganz und gar keinen Seitendrukk in den Blutadern, oder doch nur einen sehr geringen zugestehen wollen. Ganz und gar keinen litte der vortrefliche Peter von Musschen- broek(h), und eben daher lies er keine Arzneimittel in die Blutadern wirken, indem diese weder die Wände be- rürten, noch sie folglich reizen könnten. Franz Bois- sier(i) lies einen geringen zu, der aber doch kleiner, als in den Schlagadern sey, und er beobachtete, daß zu die- sem Ende, nämlich wegen des kleinen Seitendrukks, auch die Wände schwächer gebaut wären (k). Ohne Zweifel haben berümte Männer den Grund davon in der Erwei- terung des Durchmessers einer Blutader gesucht (l).
§. 2. Und bestätigt wird.
Es lässet sich aber leicht erweisen, daß überhaupt der Seitendrukk in den Blutadern gar nicht undeutlicher sey, als in den Schlagadern, und daß sich selbiger eben so für die schwächere Membranen der Blutadern, als der Schlag- aderdrukk für die starke Schlagaderkanäle schikke. Es flissen nämlich die Säulen des Blutes in den Blutadern
bestän-
(h)[Spaltenumbruch]Elemens de physic. S. 326. J. G. berger de natur. human. S. 72. R. Jakson de venaesect. S. 9.
(i)Memoir. de l' Academ. de Berlin. T. XI. S. 50.
(k) S. 53.
(l) Daher gibt der berümte Boißier zu, es verhalte sich der [Spaltenumbruch]
Seitendrukk in gleichweiten Ge- fässen, wie die Halbmesser. Angef. Ort. S. 50. Wir haben aber oben vorherg. §. 13. gezeigt, daß alle Blutadern gleichweit sind. Der Brustkanal ist cilindrisch und schwillt auf. monroo de hydrope. S. 17. 18. Und der verstopfte Harn- gang. henrici de abscess. mesenter.
Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
Fuͤnfter Abſchnitt. Der Seitendrukk des Blutaderbluts.
§. 1. Gruͤnde, wodurch ſelbiger verworfen wird.
Es haben viele unter den Neuern, entweder ganz und gar keinen Seitendrukk in den Blutadern, oder doch nur einen ſehr geringen zugeſtehen wollen. Ganz und gar keinen litte der vortrefliche Peter von Muſſchen- broek(h), und eben daher lies er keine Arzneimittel in die Blutadern wirken, indem dieſe weder die Waͤnde be- ruͤrten, noch ſie folglich reizen koͤnnten. Franz Boiſ- ſier(i) lies einen geringen zu, der aber doch kleiner, als in den Schlagadern ſey, und er beobachtete, daß zu die- ſem Ende, naͤmlich wegen des kleinen Seitendrukks, auch die Waͤnde ſchwaͤcher gebaut waͤren (k). Ohne Zweifel haben beruͤmte Maͤnner den Grund davon in der Erwei- terung des Durchmeſſers einer Blutader geſucht (l).
§. 2. Und beſtaͤtigt wird.
Es laͤſſet ſich aber leicht erweiſen, daß uͤberhaupt der Seitendrukk in den Blutadern gar nicht undeutlicher ſey, als in den Schlagadern, und daß ſich ſelbiger eben ſo fuͤr die ſchwaͤchere Membranen der Blutadern, als der Schlag- aderdrukk fuͤr die ſtarke Schlagaderkanaͤle ſchikke. Es fliſſen naͤmlich die Saͤulen des Blutes in den Blutadern
beſtaͤn-
(h)[Spaltenumbruch]Elemens de phyſic. S. 326. J. G. berger de natur. human. S. 72. R. Jakſon de venaeſect. S. 9.
(i)Memoir. de l’ Academ. de Berlin. T. XI. S. 50.
(k) S. 53.
(l) Daher gibt der beruͤmte Boißier zu, es verhalte ſich der [Spaltenumbruch]
Seitendrukk in gleichweiten Ge- faͤſſen, wie die Halbmeſſer. Angef. Ort. S. 50. Wir haben aber oben vorherg. §. 13. gezeigt, daß alle Blutadern gleichweit ſind. Der Bruſtkanal iſt cilindriſch und ſchwillt auf. monroo de hydrope. S. 17. 18. Und der verſtopfte Harn- gang. henrici de abſceſſ. meſenter.
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Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
Fuͤnfter Abſchnitt.
Der Seitendrukk des Blutaderbluts.
§. 1.
Gruͤnde, wodurch ſelbiger verworfen wird.
Es haben viele unter den Neuern, entweder ganz und
gar keinen Seitendrukk in den Blutadern, oder doch
nur einen ſehr geringen zugeſtehen wollen. Ganz und
gar keinen litte der vortrefliche Peter von Muſſchen-
broek (h), und eben daher lies er keine Arzneimittel in
die Blutadern wirken, indem dieſe weder die Waͤnde be-
ruͤrten, noch ſie folglich reizen koͤnnten. Franz Boiſ-
ſier (i) lies einen geringen zu, der aber doch kleiner, als
in den Schlagadern ſey, und er beobachtete, daß zu die-
ſem Ende, naͤmlich wegen des kleinen Seitendrukks, auch
die Waͤnde ſchwaͤcher gebaut waͤren (k). Ohne Zweifel
haben beruͤmte Maͤnner den Grund davon in der Erwei-
terung des Durchmeſſers einer Blutader geſucht (l).
§. 2.
Und beſtaͤtigt wird.
Es laͤſſet ſich aber leicht erweiſen, daß uͤberhaupt der
Seitendrukk in den Blutadern gar nicht undeutlicher ſey,
als in den Schlagadern, und daß ſich ſelbiger eben ſo fuͤr
die ſchwaͤchere Membranen der Blutadern, als der Schlag-
aderdrukk fuͤr die ſtarke Schlagaderkanaͤle ſchikke. Es
fliſſen naͤmlich die Saͤulen des Blutes in den Blutadern
beſtaͤn-
(h)
Elemens de phyſic. S. 326.
J. G. berger de natur. human.
S. 72. R. Jakſon de venaeſect.
S. 9.
(i) Memoir. de l’ Academ. de
Berlin. T. XI. S. 50.
(k) S. 53.
(l) Daher gibt der beruͤmte
Boißier zu, es verhalte ſich der
Seitendrukk in gleichweiten Ge-
faͤſſen, wie die Halbmeſſer. Angef.
Ort. S. 50. Wir haben aber oben
vorherg. §. 13. gezeigt, daß alle
Blutadern gleichweit ſind. Der
Bruſtkanal iſt cilindriſch und
ſchwillt auf. monroo de hydrope.
S. 17. 18. Und der verſtopfte Harn-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/588>, abgerufen am 23.11.2024.
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