dert, weil es dem Blute stärker nachgibt, und einen Theil der Geschwindigkeit auf seine Erweiterung verwendet, da die Festigkeit einer Schlagader seine Blutsäule besser in Schranken hält. Man kann nicht zweifeln, daß nicht Wasser aus einem metallischen Cilinder höher, als aus einem membranosen herausspringen sollte.
Mir kömmt die ganze Sache überhaupt einfacher vor. Jch habe in Blutadern, die von gewissen Schlag- adern Nebenadern waren, das Blut fast nach einem sol- chen Verhältnisse träger laufen gesehen, welches umge- kehrt, wie die Oefnungen war, nämlich etwas kleiner, als zweimal (a). Es ist kein Zweifel, daß nicht dieses Verhältnis an den Holadern, wo sie sich ins Herz wer- fen, recht und getroffen seyn sollte. Denn es kann die Aorte, um unsre Rechnung auf eine einzige Herzkammer einzuschränken, nichts ausführen, welches sie nicht von den Holadern emfangen hätte. Wofern also das Blut durch diese Blutadern träger fliesset, so mus diese Träg- heit durch die größre Oefnung der Blutadern aufs ge- nauste ersezzt werden, und wofern das Ebenmaas der Trägheit grösser wäre, als das Ebenmaas der Oefnun- gen umgekehrt, so würde in der That die Aorte eine klei- nere Menge emfangen, und wenn dieser Unterscheid mit jedwedem Pulsschlage wiederholt würde, so müste sie in kurzer Zeit trokken werden. Um nun die Geschwindig- keit in der anfänglichen Aorte, mit der Geschwindigkeit in den Holadern zu vergleichen, so darf man nur ihre Oefnungen unter einander vergleichen. Jst dieses Ver- hältnis wie 11 zu 9, oder wie 10677 zu 91027 (b) be- schaffen, so wird sich die Geschwindigkeit des Blutader- bluts gegen das Schlagaderblut wie 81 zu 121 verhal- ten. Sind die Verhältnisse wie 2 zu 1, wie sie Tabor
schäzzt
(a)[Spaltenumbruch]Second Memoi. sur le mou- vem. du sang. Exp. 124. verglichen mit exp. 128.
(b)[Spaltenumbruch]santorin Obs. anat. c. 8. n. 3. nachdem die felerhafte Zalen ver- bessert worden.
des Blutes, in den Blutadern.
dert, weil es dem Blute ſtaͤrker nachgibt, und einen Theil der Geſchwindigkeit auf ſeine Erweiterung verwendet, da die Feſtigkeit einer Schlagader ſeine Blutſaͤule beſſer in Schranken haͤlt. Man kann nicht zweifeln, daß nicht Waſſer aus einem metalliſchen Cilinder hoͤher, als aus einem membranoſen herausſpringen ſollte.
Mir koͤmmt die ganze Sache uͤberhaupt einfacher vor. Jch habe in Blutadern, die von gewiſſen Schlag- adern Nebenadern waren, das Blut faſt nach einem ſol- chen Verhaͤltniſſe traͤger laufen geſehen, welches umge- kehrt, wie die Oefnungen war, naͤmlich etwas kleiner, als zweimal (a). Es iſt kein Zweifel, daß nicht dieſes Verhaͤltnis an den Holadern, wo ſie ſich ins Herz wer- fen, recht und getroffen ſeyn ſollte. Denn es kann die Aorte, um unſre Rechnung auf eine einzige Herzkammer einzuſchraͤnken, nichts ausfuͤhren, welches ſie nicht von den Holadern emfangen haͤtte. Wofern alſo das Blut durch dieſe Blutadern traͤger flieſſet, ſo mus dieſe Traͤg- heit durch die groͤßre Oefnung der Blutadern aufs ge- nauſte erſezzt werden, und wofern das Ebenmaas der Traͤgheit groͤſſer waͤre, als das Ebenmaas der Oefnun- gen umgekehrt, ſo wuͤrde in der That die Aorte eine klei- nere Menge emfangen, und wenn dieſer Unterſcheid mit jedwedem Pulsſchlage wiederholt wuͤrde, ſo muͤſte ſie in kurzer Zeit trokken werden. Um nun die Geſchwindig- keit in der anfaͤnglichen Aorte, mit der Geſchwindigkeit in den Holadern zu vergleichen, ſo darf man nur ihre Oefnungen unter einander vergleichen. Jſt dieſes Ver- haͤltnis wie 11 zu 9, oder wie 10677 zu 91027 (b) be- ſchaffen, ſo wird ſich die Geſchwindigkeit des Blutader- bluts gegen das Schlagaderblut wie 81 zu 121 verhal- ten. Sind die Verhaͤltniſſe wie 2 zu 1, wie ſie Tabor
ſchaͤzzt
(a)[Spaltenumbruch]Second Memoi. ſur le mou- vem. du ſang. Exp. 124. verglichen mit exp. 128.
(b)[Spaltenumbruch]ſantorin Obſ. anat. c. 8. n. 3. nachdem die felerhafte Zalen ver- beſſert worden.
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des Blutes, in den Blutadern.
dert, weil es dem Blute ſtaͤrker nachgibt, und einen Theil
der Geſchwindigkeit auf ſeine Erweiterung verwendet, da
die Feſtigkeit einer Schlagader ſeine Blutſaͤule beſſer in
Schranken haͤlt. Man kann nicht zweifeln, daß nicht
Waſſer aus einem metalliſchen Cilinder hoͤher, als aus
einem membranoſen herausſpringen ſollte.
Mir koͤmmt die ganze Sache uͤberhaupt einfacher
vor. Jch habe in Blutadern, die von gewiſſen Schlag-
adern Nebenadern waren, das Blut faſt nach einem ſol-
chen Verhaͤltniſſe traͤger laufen geſehen, welches umge-
kehrt, wie die Oefnungen war, naͤmlich etwas kleiner,
als zweimal (a). Es iſt kein Zweifel, daß nicht dieſes
Verhaͤltnis an den Holadern, wo ſie ſich ins Herz wer-
fen, recht und getroffen ſeyn ſollte. Denn es kann die
Aorte, um unſre Rechnung auf eine einzige Herzkammer
einzuſchraͤnken, nichts ausfuͤhren, welches ſie nicht von
den Holadern emfangen haͤtte. Wofern alſo das Blut
durch dieſe Blutadern traͤger flieſſet, ſo mus dieſe Traͤg-
heit durch die groͤßre Oefnung der Blutadern aufs ge-
nauſte erſezzt werden, und wofern das Ebenmaas der
Traͤgheit groͤſſer waͤre, als das Ebenmaas der Oefnun-
gen umgekehrt, ſo wuͤrde in der That die Aorte eine klei-
nere Menge emfangen, und wenn dieſer Unterſcheid mit
jedwedem Pulsſchlage wiederholt wuͤrde, ſo muͤſte ſie in
kurzer Zeit trokken werden. Um nun die Geſchwindig-
keit in der anfaͤnglichen Aorte, mit der Geſchwindigkeit
in den Holadern zu vergleichen, ſo darf man nur ihre
Oefnungen unter einander vergleichen. Jſt dieſes Ver-
haͤltnis wie 11 zu 9, oder wie 10677 zu 91027 (b) be-
ſchaffen, ſo wird ſich die Geſchwindigkeit des Blutader-
bluts gegen das Schlagaderblut wie 81 zu 121 verhal-
ten. Sind die Verhaͤltniſſe wie 2 zu 1, wie ſie Tabor
ſchaͤzzt
(a)
Second Memoi. ſur le mou-
vem. du ſang. Exp. 124. verglichen
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/577>, abgerufen am 22.11.2024.
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