nehme (o), so wie sich diese dem Herzen nähern (p). Sucht man aber die Geschwindigkeit vollständig zu su- chen, so mus noch der Blutaderstamm mit berechnet werden, zu derjenigen Blutader, die den Versuch herge- geben, da eine am Arme gefundne Geschwindigkeit weder von der Holader, noch von der am Finger entspringen- den Blutader wahr ist.
Als derowegen Johann Tabor die absolute Ge- schwindigkeit untersuchen wollte, so drükkte selbiger eine mit Klappen versehene Blutader des Arms mit dem Fin- ger zusammen, er lies den Fingerdrukk wieder nach, und so sahe er, daß das Blutaderblut von Klappe zu Klappe, wärend der Zeit eines Pulsschlages, einen Zoll durch- lief (q); doch man sieht, daß seine Rechnung viel zu klein ist. Denn ob man gleich solche kurze Zeiten schwer- lich sicher genung bestimmen kann, so habe ich doch am Arme einen viel grössern Raum durchlaufen gesehen, wenn ich nur ein zweisilbiges Wort aussprach.
Fast eben so grosse Geschwindigkeit eignete auch Ja- kob Jurin der Holader zu, und er verglich den Strom dieses Blutes mit zwölf Pfunden, welche sich innerhalb einer Sekunde einen Zoll weit fortbewegten (r). Er gibt das Moment in der Lunge kleiner an, so daß eben diese Geschwindigkeit ein viermal kleineres bewegtes Ge- wicht seyn würde. Nach diesen Maaßen würde die Ge- schwindigkeit des Blutaderbluts, gegen die mittelmäßige Geschwindigkeit des Schlagaderbluts, fast dreimal klei- ner seyn (s).
Andre haben dagegen ganz andre Maaße vorgeschla- gen. Es haben einige berümte Männer (t) das Maas des Schlagaderbluts, als eine lebendige Bewegung, wie
das
(o)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 1. Abschnitt §. 28.
(p) 6. Buch. 4. Abschn. §. 4.
(q)Exerc. med. S. 114.
(r) Dissert. S. 48.
(s) Wenn man das in diesent [Spaltenumbruch]
Paragraphe folgende Maas an- nimmt.
(t)Krügers Phisiologie n. 112. u. f. Nicolai vom Pulsschlage.
des Blutes, in den Blutadern.
nehme (o), ſo wie ſich dieſe dem Herzen naͤhern (p). Sucht man aber die Geſchwindigkeit vollſtaͤndig zu ſu- chen, ſo mus noch der Blutaderſtamm mit berechnet werden, zu derjenigen Blutader, die den Verſuch herge- geben, da eine am Arme gefundne Geſchwindigkeit weder von der Holader, noch von der am Finger entſpringen- den Blutader wahr iſt.
Als derowegen Johann Tabor die abſolute Ge- ſchwindigkeit unterſuchen wollte, ſo druͤkkte ſelbiger eine mit Klappen verſehene Blutader des Arms mit dem Fin- ger zuſammen, er lies den Fingerdrukk wieder nach, und ſo ſahe er, daß das Blutaderblut von Klappe zu Klappe, waͤrend der Zeit eines Pulsſchlages, einen Zoll durch- lief (q); doch man ſieht, daß ſeine Rechnung viel zu klein iſt. Denn ob man gleich ſolche kurze Zeiten ſchwer- lich ſicher genung beſtimmen kann, ſo habe ich doch am Arme einen viel groͤſſern Raum durchlaufen geſehen, wenn ich nur ein zweiſilbiges Wort ausſprach.
Faſt eben ſo groſſe Geſchwindigkeit eignete auch Ja- kob Jurin der Holader zu, und er verglich den Strom dieſes Blutes mit zwoͤlf Pfunden, welche ſich innerhalb einer Sekunde einen Zoll weit fortbewegten (r). Er gibt das Moment in der Lunge kleiner an, ſo daß eben dieſe Geſchwindigkeit ein viermal kleineres bewegtes Ge- wicht ſeyn wuͤrde. Nach dieſen Maaßen wuͤrde die Ge- ſchwindigkeit des Blutaderbluts, gegen die mittelmaͤßige Geſchwindigkeit des Schlagaderbluts, faſt dreimal klei- ner ſeyn (s).
Andre haben dagegen ganz andre Maaße vorgeſchla- gen. Es haben einige beruͤmte Maͤnner (t) das Maas des Schlagaderbluts, als eine lebendige Bewegung, wie
das
(o)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 1. Abſchnitt §. 28.
(p) 6. Buch. 4. Abſchn. §. 4.
(q)Exerc. med. S. 114.
(r) Diſſert. S. 48.
(s) Wenn man das in dieſent [Spaltenumbruch]
Paragraphe folgende Maas an- nimmt.
(t)Krügers Phiſiologie n. 112. u. f. Nicolai vom Pulsſchlage.
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[555/0575]
des Blutes, in den Blutadern.
nehme (o), ſo wie ſich dieſe dem Herzen naͤhern (p).
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chen, ſo mus noch der Blutaderſtamm mit berechnet
werden, zu derjenigen Blutader, die den Verſuch herge-
geben, da eine am Arme gefundne Geſchwindigkeit weder
von der Holader, noch von der am Finger entſpringen-
den Blutader wahr iſt.
Als derowegen Johann Tabor die abſolute Ge-
ſchwindigkeit unterſuchen wollte, ſo druͤkkte ſelbiger eine
mit Klappen verſehene Blutader des Arms mit dem Fin-
ger zuſammen, er lies den Fingerdrukk wieder nach, und
ſo ſahe er, daß das Blutaderblut von Klappe zu Klappe,
waͤrend der Zeit eines Pulsſchlages, einen Zoll durch-
lief (q); doch man ſieht, daß ſeine Rechnung viel zu
klein iſt. Denn ob man gleich ſolche kurze Zeiten ſchwer-
lich ſicher genung beſtimmen kann, ſo habe ich doch am
Arme einen viel groͤſſern Raum durchlaufen geſehen,
wenn ich nur ein zweiſilbiges Wort ausſprach.
Faſt eben ſo groſſe Geſchwindigkeit eignete auch Ja-
kob Jurin der Holader zu, und er verglich den Strom
dieſes Blutes mit zwoͤlf Pfunden, welche ſich innerhalb
einer Sekunde einen Zoll weit fortbewegten (r). Er
gibt das Moment in der Lunge kleiner an, ſo daß eben
dieſe Geſchwindigkeit ein viermal kleineres bewegtes Ge-
wicht ſeyn wuͤrde. Nach dieſen Maaßen wuͤrde die Ge-
ſchwindigkeit des Blutaderbluts, gegen die mittelmaͤßige
Geſchwindigkeit des Schlagaderbluts, faſt dreimal klei-
ner ſeyn (s).
Andre haben dagegen ganz andre Maaße vorgeſchla-
gen. Es haben einige beruͤmte Maͤnner (t) das Maas
des Schlagaderbluts, als eine lebendige Bewegung, wie
das
(o)
6. Buch. 1. Abſchnitt §. 28.
(p) 6. Buch. 4. Abſchn. §. 4.
(q) Exerc. med. S. 114.
(r) Diſſert. S. 48.
(s) Wenn man das in dieſent
Paragraphe folgende Maas an-
nimmt.
(t) Krügers Phiſiologie n. 112.
u. f. Nicolai vom Pulsſchlage.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/575>, abgerufen am 22.11.2024.
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