Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
der es umflossen wird, in sich erzeugt, einzig und allein
auf das Reiben der rothen Kügelchen einschränkt, als
welche durch haarfeine Gefäschen, die noch enger als ihr
Durchmesser wären, hindurchgingen, und von einem
kältern Mittelwesen berürt und umgeben werden. Es
leugnet nämlich dieser berümte Mann, daß in den Ge-
fässen des menschlichen Körpers vom Reiben einige Wär-
me entstünde, wenn die Temperirung des Blutes und
der umflissenden Luft oder des Wassers gleich sey (g). Er
nennt die Versuche, welche wir ebenfalls angeführt ha-
ben (h), aus denen erhellet, daß von der Wärme der
Luft oder des Wassers, in welches man sich eintaucht,
keine neue Wärme erzeugt werde. Er bedienet sich aber
dieses Versuches dergestalt, daß er kein Reiben statt fin-
den läst, sobald die Wärme der Atmosphäre die haarfei-
nen Gefässe so sehr erweitert, daß ihre Oefnungen grösser,
als der Durchmesser der roten Kügelchen werden (i).

Andre unter den neuern Schriftstellern (k) haben
die elektrische Materie in Verdacht gezogen, welche, in-
dem sie sich aus der Erde, und von den uns umgebenden
Körpern her versammle, und von den roten Kügelchen
angezogen würde, auf diese Weise Hizze erzeuge.

§. 13.
Was man, nach unsrer Meinung, hierinnen
festsezzen könne.

Um von der lezzten Hipotese den Anfang zu machen,
so gibt es zwar im Blute eine elektrische Materie, wel-
che sich durch einen feurigen Schein, und durch einen
besondern Geruch verräth. Denn wenn man einem
Menschen, dem die elektrische Materie mitgeteilet wor-
den, zur Ader läst, so nimmt das springende Blut im

Fin-
(g) [Spaltenumbruch] S. 15. 19.
(h) Vorhergehender Paragraph
dieses Werkes.
(i) [Spaltenumbruch] Eben der berümte Mann S.
19. 38.
(k) Shebreare angef. Ort. S.
50. 51. 91. u. f.

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
der es umfloſſen wird, in ſich erzeugt, einzig und allein
auf das Reiben der rothen Kuͤgelchen einſchraͤnkt, als
welche durch haarfeine Gefaͤschen, die noch enger als ihr
Durchmeſſer waͤren, hindurchgingen, und von einem
kaͤltern Mittelweſen beruͤrt und umgeben werden. Es
leugnet naͤmlich dieſer beruͤmte Mann, daß in den Ge-
faͤſſen des menſchlichen Koͤrpers vom Reiben einige Waͤr-
me entſtuͤnde, wenn die Temperirung des Blutes und
der umfliſſenden Luft oder des Waſſers gleich ſey (g). Er
nennt die Verſuche, welche wir ebenfalls angefuͤhrt ha-
ben (h), aus denen erhellet, daß von der Waͤrme der
Luft oder des Waſſers, in welches man ſich eintaucht,
keine neue Waͤrme erzeugt werde. Er bedienet ſich aber
dieſes Verſuches dergeſtalt, daß er kein Reiben ſtatt fin-
den laͤſt, ſobald die Waͤrme der Atmoſphaͤre die haarfei-
nen Gefaͤſſe ſo ſehr erweitert, daß ihre Oefnungen groͤſſer,
als der Durchmeſſer der roten Kuͤgelchen werden (i).

Andre unter den neuern Schriftſtellern (k) haben
die elektriſche Materie in Verdacht gezogen, welche, in-
dem ſie ſich aus der Erde, und von den uns umgebenden
Koͤrpern her verſammle, und von den roten Kuͤgelchen
angezogen wuͤrde, auf dieſe Weiſe Hizze erzeuge.

§. 13.
Was man, nach unſrer Meinung, hierinnen
feſtſezzen koͤnne.

Um von der lezzten Hipoteſe den Anfang zu machen,
ſo gibt es zwar im Blute eine elektriſche Materie, wel-
che ſich durch einen feurigen Schein, und durch einen
beſondern Geruch verraͤth. Denn wenn man einem
Menſchen, dem die elektriſche Materie mitgeteilet wor-
den, zur Ader laͤſt, ſo nimmt das ſpringende Blut im

Fin-
(g) [Spaltenumbruch] S. 15. 19.
(h) Vorhergehender Paragraph
dieſes Werkes.
(i) [Spaltenumbruch] Eben der beruͤmte Mann S.
19. 38.
(k) Shebreare angef. Ort. S.
50. 51. 91. u. f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0513" n="493"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bewegten Blutes, in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
der es umflo&#x017F;&#x017F;en wird, in &#x017F;ich erzeugt, einzig und allein<lb/>
auf das Reiben der rothen Ku&#x0364;gelchen ein&#x017F;chra&#x0364;nkt, als<lb/>
welche durch haarfeine Gefa&#x0364;schen, die noch enger als ihr<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;ren, hindurchgingen, und von einem<lb/>
ka&#x0364;ltern Mittelwe&#x017F;en beru&#x0364;rt und umgeben werden. Es<lb/>
leugnet na&#x0364;mlich die&#x017F;er beru&#x0364;mte Mann, daß in den Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers vom Reiben einige Wa&#x0364;r-<lb/>
me ent&#x017F;tu&#x0364;nde, wenn die Temperirung des Blutes und<lb/>
der umfli&#x017F;&#x017F;enden Luft oder des Wa&#x017F;&#x017F;ers gleich &#x017F;ey <note place="foot" n="(g)"><cb/>
S. 15. 19.</note>. Er<lb/>
nennt die Ver&#x017F;uche, welche wir ebenfalls angefu&#x0364;hrt ha-<lb/>
ben <note place="foot" n="(h)">Vorhergehender Paragraph<lb/>
die&#x017F;es Werkes.</note>, aus denen erhellet, daß von der Wa&#x0364;rme der<lb/>
Luft oder des Wa&#x017F;&#x017F;ers, in welches man &#x017F;ich eintaucht,<lb/>
keine neue Wa&#x0364;rme erzeugt werde. Er bedienet &#x017F;ich aber<lb/>
die&#x017F;es Ver&#x017F;uches derge&#x017F;talt, daß er kein Reiben &#x017F;tatt fin-<lb/>
den la&#x0364;&#x017F;t, &#x017F;obald die Wa&#x0364;rme der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re die haarfei-<lb/>
nen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o &#x017F;ehr erweitert, daß ihre Oefnungen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
als der Durchme&#x017F;&#x017F;er der roten Ku&#x0364;gelchen werden <note place="foot" n="(i)"><cb/>
Eben der beru&#x0364;mte Mann S.<lb/>
19. 38.</note>.</p><lb/>
            <p>Andre unter den neuern Schrift&#x017F;tellern <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#fr">Shebreare</hi> angef. Ort. S.<lb/>
50. 51. 91. u. f.</note> haben<lb/>
die elektri&#x017F;che Materie in Verdacht gezogen, welche, in-<lb/>
dem &#x017F;ie &#x017F;ich aus der Erde, und von den uns umgebenden<lb/>
Ko&#x0364;rpern her ver&#x017F;ammle, und von den roten Ku&#x0364;gelchen<lb/>
angezogen wu&#x0364;rde, auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e Hizze erzeuge.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.<lb/>
Was man, nach un&#x017F;rer Meinung, hierinnen<lb/>
fe&#x017F;t&#x017F;ezzen ko&#x0364;nne.</head><lb/>
            <p>Um von der lezzten Hipote&#x017F;e den Anfang zu machen,<lb/>
&#x017F;o gibt es zwar im Blute eine elektri&#x017F;che Materie, wel-<lb/>
che &#x017F;ich durch einen feurigen Schein, und durch einen<lb/>
be&#x017F;ondern Geruch verra&#x0364;th. Denn wenn man einem<lb/>
Men&#x017F;chen, dem die elektri&#x017F;che Materie mitgeteilet wor-<lb/>
den, zur Ader la&#x0364;&#x017F;t, &#x017F;o nimmt das &#x017F;pringende Blut im<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[493/0513] bewegten Blutes, in den Schlagadern. der es umfloſſen wird, in ſich erzeugt, einzig und allein auf das Reiben der rothen Kuͤgelchen einſchraͤnkt, als welche durch haarfeine Gefaͤschen, die noch enger als ihr Durchmeſſer waͤren, hindurchgingen, und von einem kaͤltern Mittelweſen beruͤrt und umgeben werden. Es leugnet naͤmlich dieſer beruͤmte Mann, daß in den Ge- faͤſſen des menſchlichen Koͤrpers vom Reiben einige Waͤr- me entſtuͤnde, wenn die Temperirung des Blutes und der umfliſſenden Luft oder des Waſſers gleich ſey (g). Er nennt die Verſuche, welche wir ebenfalls angefuͤhrt ha- ben (h), aus denen erhellet, daß von der Waͤrme der Luft oder des Waſſers, in welches man ſich eintaucht, keine neue Waͤrme erzeugt werde. Er bedienet ſich aber dieſes Verſuches dergeſtalt, daß er kein Reiben ſtatt fin- den laͤſt, ſobald die Waͤrme der Atmoſphaͤre die haarfei- nen Gefaͤſſe ſo ſehr erweitert, daß ihre Oefnungen groͤſſer, als der Durchmeſſer der roten Kuͤgelchen werden (i). Andre unter den neuern Schriftſtellern (k) haben die elektriſche Materie in Verdacht gezogen, welche, in- dem ſie ſich aus der Erde, und von den uns umgebenden Koͤrpern her verſammle, und von den roten Kuͤgelchen angezogen wuͤrde, auf dieſe Weiſe Hizze erzeuge. §. 13. Was man, nach unſrer Meinung, hierinnen feſtſezzen koͤnne. Um von der lezzten Hipoteſe den Anfang zu machen, ſo gibt es zwar im Blute eine elektriſche Materie, wel- che ſich durch einen feurigen Schein, und durch einen beſondern Geruch verraͤth. Denn wenn man einem Menſchen, dem die elektriſche Materie mitgeteilet wor- den, zur Ader laͤſt, ſo nimmt das ſpringende Blut im Fin- (g) S. 15. 19. (h) Vorhergehender Paragraph dieſes Werkes. (i) Eben der beruͤmte Mann S. 19. 38. (k) Shebreare angef. Ort. S. 50. 51. 91. u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/513
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/513>, abgerufen am 22.11.2024.