kröte mit Nachdrukke schlage, und daß dennoch dieses sehr starke Thier kalt bleibt (o). Und dem ohngeachtet sey in Fischen alles von einerlei Beschaffenheit, eben so starke Schlagadern, änliches Anprellen des Blutes, und zu- rükkstossen von den Wänden, änliches Strudeln, wie man es in warmen Thieren zugibt, und folglich hätten Kaltblütige in diesem Stükke nichts weniger. Sie könn- ten eben so wenig sehen, daß das Zusammenziehn und Erweitern der klopfenden Schlagadern, Wärme erzeu- gen müsten, da sie ganz weich wären (p), und gedachte Bewegungen ohne Gewalt verrichtet würden: und daß so gleich nas werdende Membranen von dergleichen Be- wegung sich erhizzen könnten.
Man brächte vergebens auf die Bahn, daß im Fischblute entweder weniger Kügelchen, oder ein zärtrer Bodensatz statt finde (q). Denn es sey in Thierchen von kaltem Blute offenbar die Menge der Kügelchen so gros, als man nur gedenken könnte (r), das Blut leide änliche Gerinnungen (s), und es sey dasselbe viel dichter und rö- ter, als das Blut in einem schwindsüchtigen Mädchen ist, welches dennoch bei seiner Wässrigkeit warm werde, ob es gleich in der That weniger Kügelchen, und mehr Wasser enthalte.
Endlich verhielten sich die Graden der Wärme nicht, wie die Geschwindigkeit des Blutes (t). Ein gesunder Mensch habe 70 Pulsschläge (u) und eine Wärme von 96 Graden: so bald eben dieser Mensch das Fieber be- käme, so erreiche selbiger 130, und also nicht viel weni- ger, als die Helfte mehr; diese Pulsschläge wären auch an sich voll und gros in Entzündungskrankheiten, und
doch
(o)[Spaltenumbruch]Philof. Trans. n. 27.
(p) 6. Buch. 1. Abschn. §. 31.
(q)lister de humorib. S. 245.
(r) 5. Buch. 2. Absch. §. 14.
(s) 5. B. 1. Abschn. §. 8.
(t) Der vortrefliche Schreiber [Spaltenumbruch]
gesteht, vornämlich aus diesem Grunde, daß die Schnelligkeit des Blutes nicht die einzige Ursache zur Wärme sey. Almag. S. 277.
(u) 6. Buch. 2. Abschn. §. 16.
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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
kroͤte mit Nachdrukke ſchlage, und daß dennoch dieſes ſehr ſtarke Thier kalt bleibt (o). Und dem ohngeachtet ſey in Fiſchen alles von einerlei Beſchaffenheit, eben ſo ſtarke Schlagadern, aͤnliches Anprellen des Blutes, und zu- ruͤkkſtoſſen von den Waͤnden, aͤnliches Strudeln, wie man es in warmen Thieren zugibt, und folglich haͤtten Kaltbluͤtige in dieſem Stuͤkke nichts weniger. Sie koͤnn- ten eben ſo wenig ſehen, daß das Zuſammenziehn und Erweitern der klopfenden Schlagadern, Waͤrme erzeu- gen muͤſten, da ſie ganz weich waͤren (p), und gedachte Bewegungen ohne Gewalt verrichtet wuͤrden: und daß ſo gleich nas werdende Membranen von dergleichen Be- wegung ſich erhizzen koͤnnten.
Man braͤchte vergebens auf die Bahn, daß im Fiſchblute entweder weniger Kuͤgelchen, oder ein zaͤrtrer Bodenſatz ſtatt finde (q). Denn es ſey in Thierchen von kaltem Blute offenbar die Menge der Kuͤgelchen ſo gros, als man nur gedenken koͤnnte (r), das Blut leide aͤnliche Gerinnungen (s), und es ſey daſſelbe viel dichter und roͤ- ter, als das Blut in einem ſchwindſuͤchtigen Maͤdchen iſt, welches dennoch bei ſeiner Waͤſſrigkeit warm werde, ob es gleich in der That weniger Kuͤgelchen, und mehr Waſſer enthalte.
Endlich verhielten ſich die Graden der Waͤrme nicht, wie die Geſchwindigkeit des Blutes (t). Ein geſunder Menſch habe 70 Pulsſchlaͤge (u) und eine Waͤrme von 96 Graden: ſo bald eben dieſer Menſch das Fieber be- kaͤme, ſo erreiche ſelbiger 130, und alſo nicht viel weni- ger, als die Helfte mehr; dieſe Pulsſchlaͤge waͤren auch an ſich voll und gros in Entzuͤndungskrankheiten, und
doch
(o)[Spaltenumbruch]Philof. Tranſ. n. 27.
(p) 6. Buch. 1. Abſchn. §. 31.
(q)liſter de humorib. S. 245.
(r) 5. Buch. 2. Abſch. §. 14.
(s) 5. B. 1. Abſchn. §. 8.
(t) Der vortrefliche Schreiber [Spaltenumbruch]
geſteht, vornaͤmlich aus dieſem Grunde, daß die Schnelligkeit des Blutes nicht die einzige Urſache zur Waͤrme ſey. Almag. S. 277.
(u) 6. Buch. 2. Abſchn. §. 16.
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kroͤte mit Nachdrukke ſchlage, und daß dennoch dieſes ſehr
ſtarke Thier kalt bleibt (o). Und dem ohngeachtet ſey in
Fiſchen alles von einerlei Beſchaffenheit, eben ſo ſtarke
Schlagadern, aͤnliches Anprellen des Blutes, und zu-
ruͤkkſtoſſen von den Waͤnden, aͤnliches Strudeln, wie
man es in warmen Thieren zugibt, und folglich haͤtten
Kaltbluͤtige in dieſem Stuͤkke nichts weniger. Sie koͤnn-
ten eben ſo wenig ſehen, daß das Zuſammenziehn und
Erweitern der klopfenden Schlagadern, Waͤrme erzeu-
gen muͤſten, da ſie ganz weich waͤren (p), und gedachte
Bewegungen ohne Gewalt verrichtet wuͤrden: und daß
ſo gleich nas werdende Membranen von dergleichen Be-
wegung ſich erhizzen koͤnnten.
Man braͤchte vergebens auf die Bahn, daß im
Fiſchblute entweder weniger Kuͤgelchen, oder ein zaͤrtrer
Bodenſatz ſtatt finde (q). Denn es ſey in Thierchen von
kaltem Blute offenbar die Menge der Kuͤgelchen ſo gros,
als man nur gedenken koͤnnte (r), das Blut leide aͤnliche
Gerinnungen (s), und es ſey daſſelbe viel dichter und roͤ-
ter, als das Blut in einem ſchwindſuͤchtigen Maͤdchen
iſt, welches dennoch bei ſeiner Waͤſſrigkeit warm werde,
ob es gleich in der That weniger Kuͤgelchen, und mehr
Waſſer enthalte.
Endlich verhielten ſich die Graden der Waͤrme nicht,
wie die Geſchwindigkeit des Blutes (t). Ein geſunder
Menſch habe 70 Pulsſchlaͤge (u) und eine Waͤrme von
96 Graden: ſo bald eben dieſer Menſch das Fieber be-
kaͤme, ſo erreiche ſelbiger 130, und alſo nicht viel weni-
ger, als die Helfte mehr; dieſe Pulsſchlaͤge waͤren auch
an ſich voll und gros in Entzuͤndungskrankheiten, und
doch
(o)
Philof. Tranſ. n. 27.
(p) 6. Buch. 1. Abſchn. §. 31.
(q) liſter de humorib. S. 245.
(r) 5. Buch. 2. Abſch. §. 14.
(s) 5. B. 1. Abſchn. §. 8.
(t) Der vortrefliche Schreiber
geſteht, vornaͤmlich aus dieſem
Grunde, daß die Schnelligkeit des
Blutes nicht die einzige Urſache
zur Waͤrme ſey. Almag. S. 277.
(u) 6. Buch. 2. Abſchn. §. 16.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/509>, abgerufen am 22.11.2024.
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