Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.bewegten Blutes, in den Schlagadern. 33 (s), welches man vor die stärkste Kälte hält, sondernbis zum 113 (t) und 1203/4 (u) Grade unter dem faren- heitschen Gefrierungspunkre nieder; es ist aber die Luft um so viel kälter, als eine Eisgefrierung, als die Hizze des siedenden Wassers die menschliche Wärme übersteigt. Jn diesem Froste frieren alle Thiere, die sich nicht bewe- gen wollen, so gleich zu Bildsäulen feste, es verwandelt sich das Blut (x) und der stärkste abgezogne Weingeist zu Eis (y), die in der Luft schwärmende Ausdünstungen verwandeln sich in Stachel, und hier läst sich die Kälte nicht fülen, sondern sehen. Und doch leben, und erhal- ten sich, bei ihren 92. 94. 96. farenheitschen Graden in dieser grimmigen Kälte, Menschen und Thiere: denn so lange noch das Leben sein Geschäfte hat, ist sowohl das Blut, als der Harn warm, und es dringt der Frost so lange nie in die verschlossne Brust oder in den Unterleib durch; es erzeugen nämlich Thiere durch ihren Kreislauf 184 dergleichen Grade, um welche kochendes von ge- frornem Wasser entfernt ist. Eine noch grimmigere Kälte standen einige verbannte Holländer, in einem dem Norden viel nähern Erdstriche aus, als sie auf den Spizzbergen überwintern musten (a), und sie brachten ihr Leben damit zu, daß sie in freier Luft auf die Jagd aus- gingen, sich Holz zusammentrugen, und bei andren Ar- beiten mehr blieben sie gesund und munter. End- (s) [Spaltenumbruch]
Jn Tornea martine Essays angef. Ort. S. 286. (t) Zu Kirenga gmelin flor. sibir. praef. S. LXXII. (u) Zu Jenisea gmelin angef. Ort. (x) Zu Eis wird das Blut vom 25, Wasser vom 32 Grade. mar- tine S. 351. (y) Jn Monks Haven la pey- rere Relat S. 177. Auf der Hud- sonsbucht. Phil. Trans. n. 465. Jn Tornea reaumvr Mem. de l' Acad. des scienc. 1734. S. 253. (a) Jn Linschottens und andrer Holländer Reisen, die auf Spizz- bergen überwintert haben. Denn blos die starben am Scharbokke, welche müßig und zartgewöhnt, in ihrer Winterhütte ein faules und gemächliches Leben den Arbeiten vorzogen. (z) [Spaltenumbruch]
1203/4 Grade, bis zum Ge-
frieren; von da 62 oder 64 bis das Blut seine 94 und 96 Grade er- reicht. bewegten Blutes, in den Schlagadern. 33 (s), welches man vor die ſtaͤrkſte Kaͤlte haͤlt, ſondernbis zum 113 (t) und 120¾ (u) Grade unter dem faren- heitſchen Gefrierungspunkre nieder; es iſt aber die Luft um ſo viel kaͤlter, als eine Eisgefrierung, als die Hizze des ſiedenden Waſſers die menſchliche Waͤrme uͤberſteigt. Jn dieſem Froſte frieren alle Thiere, die ſich nicht bewe- gen wollen, ſo gleich zu Bildſaͤulen feſte, es verwandelt ſich das Blut (x) und der ſtaͤrkſte abgezogne Weingeiſt zu Eis (y), die in der Luft ſchwaͤrmende Ausduͤnſtungen verwandeln ſich in Stachel, und hier laͤſt ſich die Kaͤlte nicht fuͤlen, ſondern ſehen. Und doch leben, und erhal- ten ſich, bei ihren 92. 94. 96. farenheitſchen Graden in dieſer grimmigen Kaͤlte, Menſchen und Thiere: denn ſo lange noch das Leben ſein Geſchaͤfte hat, iſt ſowohl das Blut, als der Harn warm, und es dringt der Froſt ſo lange nie in die verſchloſſne Bruſt oder in den Unterleib durch; es erzeugen naͤmlich Thiere durch ihren Kreislauf 184 dergleichen Grade, um welche kochendes von ge- frornem Waſſer entfernt iſt. Eine noch grimmigere Kaͤlte ſtanden einige verbannte Hollaͤnder, in einem dem Norden viel naͤhern Erdſtriche aus, als ſie auf den Spizzbergen uͤberwintern muſten (a), und ſie brachten ihr Leben damit zu, daß ſie in freier Luft auf die Jagd aus- gingen, ſich Holz zuſammentrugen, und bei andren Ar- beiten mehr blieben ſie geſund und munter. End- (s) [Spaltenumbruch]
Jn Tornea martine Eſſays angef. Ort. S. 286. (t) Zu Kirenga gmelin flor. ſibir. praef. S. LXXII. (u) Zu Jeniſea gmelin angef. Ort. (x) Zu Eis wird das Blut vom 25, Waſſer vom 32 Grade. mar- tine S. 351. (y) Jn Monks Haven la pey- rere Relat S. 177. Auf der Hud- ſonsbucht. Phil. Tranſ. n. 465. Jn Tornea reaumvr Mem. de l’ Acad. des ſcienc. 1734. S. 253. (a) Jn Linſchottens und andrer Hollaͤnder Reiſen, die auf Spizz- bergen uͤberwintert haben. Denn blos die ſtarben am Scharbokke, welche muͤßig und zartgewoͤhnt, in ihrer Winterhuͤtte ein faules und gemaͤchliches Leben den Arbeiten vorzogen. (z) [Spaltenumbruch]
120¾ Grade, bis zum Ge-
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bis zum 113 (t) und 120¾ (u) Grade unter dem faren-
heitſchen Gefrierungspunkre nieder; es iſt aber die Luft
um ſo viel kaͤlter, als eine Eisgefrierung, als die Hizze
des ſiedenden Waſſers die menſchliche Waͤrme uͤberſteigt.
Jn dieſem Froſte frieren alle Thiere, die ſich nicht bewe-
gen wollen, ſo gleich zu Bildſaͤulen feſte, es verwandelt
ſich das Blut (x) und der ſtaͤrkſte abgezogne Weingeiſt zu
Eis (y), die in der Luft ſchwaͤrmende Ausduͤnſtungen
verwandeln ſich in Stachel, und hier laͤſt ſich die Kaͤlte
nicht fuͤlen, ſondern ſehen. Und doch leben, und erhal-
ten ſich, bei ihren 92. 94. 96. farenheitſchen Graden in
dieſer grimmigen Kaͤlte, Menſchen und Thiere: denn ſo
lange noch das Leben ſein Geſchaͤfte hat, iſt ſowohl das
Blut, als der Harn warm, und es dringt der Froſt ſo
lange nie in die verſchloſſne Bruſt oder in den Unterleib
durch; es erzeugen naͤmlich Thiere durch ihren Kreislauf
184 dergleichen Grade, um welche kochendes von ge-
frornem Waſſer entfernt iſt. Eine noch grimmigere
Kaͤlte ſtanden einige verbannte Hollaͤnder, in einem
dem Norden viel naͤhern Erdſtriche aus, als ſie auf den
Spizzbergen uͤberwintern muſten (a), und ſie brachten ihr
Leben damit zu, daß ſie in freier Luft auf die Jagd aus-
gingen, ſich Holz zuſammentrugen, und bei andren Ar-
beiten mehr blieben ſie geſund und munter.
End-
(z)
(s)
Jn Tornea martine Eſſays
angef. Ort. S. 286.
(t) Zu Kirenga gmelin flor.
ſibir. praef. S. LXXII.
(u) Zu Jeniſea gmelin angef.
Ort.
(x) Zu Eis wird das Blut vom
25, Waſſer vom 32 Grade. mar-
tine S. 351.
(y) Jn Monks Haven la pey-
rere Relat S. 177. Auf der Hud-
ſonsbucht. Phil. Tranſ. n. 465. Jn
Tornea reaumvr Mem. de l’ Acad.
des ſcienc. 1734. S. 253.
(a) Jn Linſchottens und andrer
Hollaͤnder Reiſen, die auf Spizz-
bergen uͤberwintert haben. Denn
blos die ſtarben am Scharbokke,
welche muͤßig und zartgewoͤhnt, in
ihrer Winterhuͤtte ein faules und
gemaͤchliches Leben den Arbeiten
vorzogen.
(z)
120¾ Grade, bis zum Ge-
frieren; von da 62 oder 64 bis das
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