§. 5. Die kleinsten Gefäschen sind das Maas der Kügelchen.
Man vermist die Kegelfigur an Schlagäderchen, in welchen nicht mehr, als ein einziges Kügelchen Plazz hat, indem sie in der That Cilinder sind (b), und in so fern der Seitendrukk in ihnen kleiner wird (c). Allein, diese Gefäschen haben noch andre Eigenschaften, die das Reiben unmäßig vermeren. Sie lassen nämlich in der That ein einziges Kügelchen hindurch, da auch die klein- sten Blutäderchen nur ein solches einzelnes durchlas- sen (d). Hingegen erlauben weder die Vernunft, noch die einstimmigen Versuche berümter Männer (e), die Schlag- äderchen für grösser, als die Blutadern auszugeben. Da also die kleinsten Schlagäderchen entweder (f) für ein wenig grösser, als ein rotes Kügelchen (g), oder gleich gros, und endlich für kleiner (h) von andern berümten Männern gehalten werden, da sie ausserdem von festerem Wesen und härter sind, so kann sich ein jedes Kügelchen, nach Proportion des Durchmessers, nicht anders als mit seinem ganzen grösten Kreise, an den Wänden seines Schlagäderchen, aller Orten, und besonders in den Krümmungen reiben, welche in diesen Gefäschen häufig vorkommen. Denn in Krümmungen reibt sich auch ein etwas kleineres Kügelchen allenthalben an den Wän- den an. Daher geschichts, daß weil die Kügelchen eine
bieg-
(b)[Spaltenumbruch]
2. Buch.
(c) Daß aus einem eingeschnitt- nen eilindrischen Gefässe kein Was- ser herausflisse. staehelin de pul- su S. 4.
(e)bellin Propos. XXVI. cow- per ad Bidloo append. tab. 3. Phi- losoph. Trans. n. 285. hales Hae- mastatiks S. 58. baker Microsco- [Spaltenumbruch]
pe made eassy. S. 36. mvys de fabrie. fibr. musc. S. 303. miles Philosoph. Transact. n. 460. u. f. Meine Versuche wiedersprechen auch nicht.
(f)Exp. 63. 64. 68. wofern nicht auch dieses Blutadergefässe gewe- sen sind.
(g) Doppelt so gros. schreiber Almagest S. 226.
(h) 5. Buch. 2. Absch. §. 15.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
§. 5. Die kleinſten Gefaͤschen ſind das Maas der Kuͤgelchen.
Man vermiſt die Kegelfigur an Schlagaͤderchen, in welchen nicht mehr, als ein einziges Kuͤgelchen Plazz hat, indem ſie in der That Cilinder ſind (b), und in ſo fern der Seitendrukk in ihnen kleiner wird (c). Allein, dieſe Gefaͤschen haben noch andre Eigenſchaften, die das Reiben unmaͤßig vermeren. Sie laſſen naͤmlich in der That ein einziges Kuͤgelchen hindurch, da auch die klein- ſten Blutaͤderchen nur ein ſolches einzelnes durchlaſ- ſen (d). Hingegen erlauben weder die Vernunft, noch die einſtimmigen Verſuche beruͤmter Maͤnner (e), die Schlag- aͤderchen fuͤr groͤſſer, als die Blutadern auszugeben. Da alſo die kleinſten Schlagaͤderchen entweder (f) fuͤr ein wenig groͤſſer, als ein rotes Kuͤgelchen (g), oder gleich gros, und endlich fuͤr kleiner (h) von andern beruͤmten Maͤnnern gehalten werden, da ſie auſſerdem von feſterem Weſen und haͤrter ſind, ſo kann ſich ein jedes Kuͤgelchen, nach Proportion des Durchmeſſers, nicht anders als mit ſeinem ganzen groͤſten Kreiſe, an den Waͤnden ſeines Schlagaͤderchen, aller Orten, und beſonders in den Kruͤmmungen reiben, welche in dieſen Gefaͤschen haͤufig vorkommen. Denn in Kruͤmmungen reibt ſich auch ein etwas kleineres Kuͤgelchen allenthalben an den Waͤn- den an. Daher geſchichts, daß weil die Kuͤgelchen eine
bieg-
(b)[Spaltenumbruch]
2. Buch.
(c) Daß aus einem eingeſchnitt- nen eilindriſchen Gefaͤſſe kein Waſ- ſer herausfliſſe. ſtaehelin de pul- ſu S. 4.
(e)bellin Propoſ. XXVI. cow- per ad Bidloo append. tab. 3. Phi- loſoph. Tranſ. n. 285. haleſ Hae- maſtatiks S. 58. baker Microſco- [Spaltenumbruch]
pe made eaſſy. S. 36. mvyſ de fabrie. fibr. muſc. S. 303. mileſ Philoſoph. Transact. n. 460. u. f. Meine Verſuche wiederſprechen auch nicht.
(f)Exp. 63. 64. 68. wofern nicht auch dieſes Blutadergefaͤſſe gewe- ſen ſind.
(g) Doppelt ſo gros. ſchreiber Almageſt S. 226.
(h) 5. Buch. 2. Abſch. §. 15.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0474"n="454"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Sechſtes Buch. Die Wirkung des</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 5.<lb/>
Die kleinſten Gefaͤschen ſind das Maas der<lb/>
Kuͤgelchen.</head><lb/><p>Man vermiſt die Kegelfigur an Schlagaͤderchen,<lb/>
in welchen nicht mehr, als ein einziges Kuͤgelchen Plazz<lb/>
hat, indem ſie in der That Cilinder ſind <noteplace="foot"n="(b)"><cb/>
2. Buch.</note>, und in ſo<lb/>
fern der Seitendrukk in ihnen kleiner wird <noteplace="foot"n="(c)">Daß aus einem eingeſchnitt-<lb/>
nen eilindriſchen Gefaͤſſe kein Waſ-<lb/>ſer herausfliſſe. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſtaehelin</hi> de pul-<lb/>ſu</hi> S. 4.</note>. Allein,<lb/>
dieſe Gefaͤschen haben noch andre Eigenſchaften, die das<lb/>
Reiben unmaͤßig vermeren. Sie laſſen naͤmlich in der<lb/>
That ein einziges Kuͤgelchen hindurch, da auch die klein-<lb/>ſten Blutaͤderchen nur ein ſolches einzelnes durchlaſ-<lb/>ſen <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">Second Memoi. Exp.</hi> 120.<lb/>
124. 125. 126. 128. 132. 138. 143.</note>. Hingegen erlauben weder die Vernunft, noch die<lb/>
einſtimmigen Verſuche beruͤmter Maͤnner <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">bellin</hi> Propoſ. XXVI. <hirendition="#k">cow-<lb/>
per</hi> ad Bidloo append. tab. 3. Phi-<lb/>
loſoph. Tranſ. n. 285. <hirendition="#k">haleſ</hi> Hae-<lb/>
maſtatiks</hi> S. 58. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">baker</hi> Microſco-<lb/><cb/>
pe made eaſſy.</hi> S. 36. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">mvyſ</hi> de<lb/>
fabrie. fibr. muſc.</hi> S. 303. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">mileſ</hi><lb/>
Philoſoph. Transact. n.</hi> 460. u. f.<lb/>
Meine Verſuche wiederſprechen<lb/>
auch nicht.</note>, die Schlag-<lb/>
aͤderchen fuͤr groͤſſer, als die Blutadern auszugeben.<lb/>
Da alſo die kleinſten Schlagaͤderchen entweder <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Exp.</hi> 63. 64. 68. wofern nicht<lb/>
auch dieſes Blutadergefaͤſſe gewe-<lb/>ſen ſind.</note> fuͤr ein<lb/>
wenig groͤſſer, als ein rotes Kuͤgelchen <noteplace="foot"n="(g)">Doppelt ſo gros. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſchreiber</hi><lb/>
Almageſt</hi> S. 226.</note>, oder gleich<lb/>
gros, und endlich fuͤr kleiner <noteplace="foot"n="(h)">5. Buch. 2. Abſch. §. 15.</note> von andern beruͤmten<lb/>
Maͤnnern gehalten werden, da ſie auſſerdem von feſterem<lb/>
Weſen und haͤrter ſind, ſo kann ſich ein jedes Kuͤgelchen,<lb/>
nach Proportion des Durchmeſſers, nicht anders als<lb/>
mit ſeinem ganzen groͤſten Kreiſe, an den Waͤnden ſeines<lb/>
Schlagaͤderchen, aller Orten, und beſonders in den<lb/>
Kruͤmmungen reiben, welche in dieſen Gefaͤschen haͤufig<lb/>
vorkommen. Denn in Kruͤmmungen reibt ſich auch<lb/>
ein etwas kleineres Kuͤgelchen allenthalben an den Waͤn-<lb/>
den an. Daher geſchichts, daß weil die Kuͤgelchen eine<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bieg-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[454/0474]
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
§. 5.
Die kleinſten Gefaͤschen ſind das Maas der
Kuͤgelchen.
Man vermiſt die Kegelfigur an Schlagaͤderchen,
in welchen nicht mehr, als ein einziges Kuͤgelchen Plazz
hat, indem ſie in der That Cilinder ſind (b), und in ſo
fern der Seitendrukk in ihnen kleiner wird (c). Allein,
dieſe Gefaͤschen haben noch andre Eigenſchaften, die das
Reiben unmaͤßig vermeren. Sie laſſen naͤmlich in der
That ein einziges Kuͤgelchen hindurch, da auch die klein-
ſten Blutaͤderchen nur ein ſolches einzelnes durchlaſ-
ſen (d). Hingegen erlauben weder die Vernunft, noch die
einſtimmigen Verſuche beruͤmter Maͤnner (e), die Schlag-
aͤderchen fuͤr groͤſſer, als die Blutadern auszugeben.
Da alſo die kleinſten Schlagaͤderchen entweder (f) fuͤr ein
wenig groͤſſer, als ein rotes Kuͤgelchen (g), oder gleich
gros, und endlich fuͤr kleiner (h) von andern beruͤmten
Maͤnnern gehalten werden, da ſie auſſerdem von feſterem
Weſen und haͤrter ſind, ſo kann ſich ein jedes Kuͤgelchen,
nach Proportion des Durchmeſſers, nicht anders als
mit ſeinem ganzen groͤſten Kreiſe, an den Waͤnden ſeines
Schlagaͤderchen, aller Orten, und beſonders in den
Kruͤmmungen reiben, welche in dieſen Gefaͤschen haͤufig
vorkommen. Denn in Kruͤmmungen reibt ſich auch
ein etwas kleineres Kuͤgelchen allenthalben an den Waͤn-
den an. Daher geſchichts, daß weil die Kuͤgelchen eine
bieg-
(b)
2. Buch.
(c) Daß aus einem eingeſchnitt-
nen eilindriſchen Gefaͤſſe kein Waſ-
ſer herausfliſſe. ſtaehelin de pul-
ſu S. 4.
(d) Second Memoi. Exp. 120.
124. 125. 126. 128. 132. 138. 143.
(e) bellin Propoſ. XXVI. cow-
per ad Bidloo append. tab. 3. Phi-
loſoph. Tranſ. n. 285. haleſ Hae-
maſtatiks S. 58. baker Microſco-
pe made eaſſy. S. 36. mvyſ de
fabrie. fibr. muſc. S. 303. mileſ
Philoſoph. Transact. n. 460. u. f.
Meine Verſuche wiederſprechen
auch nicht.
(f) Exp. 63. 64. 68. wofern nicht
auch dieſes Blutadergefaͤſſe gewe-
ſen ſind.
(g) Doppelt ſo gros. ſchreiber
Almageſt S. 226.
(h) 5. Buch. 2. Abſch. §. 15.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/474>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.