andre Ursachen, welche diese Abname nicht gros werden lassen. Denn es ist in den Aesten die Summe der Oef- nungen im Lichten grösser, als die Oefnung des Stam- mes, und da das Reiben des Blutes an demjenigen Zir- kel ausgeübt wird, der das Maas von der Oefnung und von allen änlichen Durchschnitten dieser ganzen Röhre ist, so mus dieses Reiben notwendig grösser werden, so- bald die Fläche grösser wird, welche gerieben werden soll (h).
Doch es werden auch beständig mehr Theilchen an der innern Fläche der Schlagadern angerieben werden, da die Oefnungen der Aeste ohne Unterlas abnehmen, und folglich eine grössere Menge von denjenigen Linien, in die man die gröste Oefnung eines erwachsenden Astes zerglie- dert, in der That auf die Wände der Schlagader auffält. Folglich wird auch alles das von den Schlagaderästen gelten und statt finden, was wir von dem Stamme gesagt haben, nämlich der Seitendrukk (i), das Reiben der Kügelchen an die hole Fläche der Schlagaderröhren, ihr Aneinanderreiben unter sich selbst, ihre Zusammen- drükkung und Verdichtung. Damit aber die Schlag- aderäste von diesen Ursachen nicht leicht zersprengt werden mögen, so hat der Schöpfer davor gesorgt, daß er sie stärker (k), dichter, und gegen eine größre Gewalt un- verlezzbar gemacht hat, als sonst Stämme sind. Doch ich glaube darum nicht, daß sie sechs und zwanzig mal (l) stärker sind, als die Gewalt des hineinstürzenden Blutes, oder daß sie gar von keinerlei Gewaltsamkeit des Herzens überwältigt werden könnten. Denn es zerborst in einem vom Schlage gerürten (m), und in einem andern, wel- cher sich durch eine Arzenei das Erbrechen erwekkt hat-
te
(h)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 1. Abschn. §. 16.
(i)jones de mot. musc.
(k)Enquiry S. 92. 206. u. f.
(l)Hales. S. 156. Von der Schlagader. Denn er lehrt, eine Blutader halte, ohne zu zerber- [Spaltenumbruch]
sten, fast einen 400 mal und grös- sern Drukk aus, als sie sonst in gesundem Zustande erfärt. S. 159.
(m)Ephemer. Nat. Curios. Vol. V. obs. 141.
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
andre Urſachen, welche dieſe Abname nicht gros werden laſſen. Denn es iſt in den Aeſten die Summe der Oef- nungen im Lichten groͤſſer, als die Oefnung des Stam- mes, und da das Reiben des Blutes an demjenigen Zir- kel ausgeuͤbt wird, der das Maas von der Oefnung und von allen aͤnlichen Durchſchnitten dieſer ganzen Roͤhre iſt, ſo mus dieſes Reiben notwendig groͤſſer werden, ſo- bald die Flaͤche groͤſſer wird, welche gerieben werden ſoll (h).
Doch es werden auch beſtaͤndig mehr Theilchen an der innern Flaͤche der Schlagadern angerieben werden, da die Oefnungen der Aeſte ohne Unterlas abnehmen, und folglich eine groͤſſere Menge von denjenigen Linien, in die man die groͤſte Oefnung eines erwachſenden Aſtes zerglie- dert, in der That auf die Waͤnde der Schlagader auffaͤlt. Folglich wird auch alles das von den Schlagaderaͤſten gelten und ſtatt finden, was wir von dem Stamme geſagt haben, naͤmlich der Seitendrukk (i), das Reiben der Kuͤgelchen an die hole Flaͤche der Schlagaderroͤhren, ihr Aneinanderreiben unter ſich ſelbſt, ihre Zuſammen- druͤkkung und Verdichtung. Damit aber die Schlag- aderaͤſte von dieſen Urſachen nicht leicht zerſprengt werden moͤgen, ſo hat der Schoͤpfer davor geſorgt, daß er ſie ſtaͤrker (k), dichter, und gegen eine groͤßre Gewalt un- verlezzbar gemacht hat, als ſonſt Staͤmme ſind. Doch ich glaube darum nicht, daß ſie ſechs und zwanzig mal (l) ſtaͤrker ſind, als die Gewalt des hineinſtuͤrzenden Blutes, oder daß ſie gar von keinerlei Gewaltſamkeit des Herzens uͤberwaͤltigt werden koͤnnten. Denn es zerborſt in einem vom Schlage geruͤrten (m), und in einem andern, wel- cher ſich durch eine Arzenei das Erbrechen erwekkt hat-
te
(h)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 1. Abſchn. §. 16.
(i)joneſ de mot. muſc.
(k)Enquiry S. 92. 206. u. f.
(l)Hales. S. 156. Von der Schlagader. Denn er lehrt, eine Blutader halte, ohne zu zerber- [Spaltenumbruch]
ſten, faſt einen 400 mal und groͤſ- ſern Drukk aus, als ſie ſonſt in geſundem Zuſtande erfaͤrt. S. 159.
(m)Ephemer. Nat. Curioſ. Vol. V. obſ. 141.
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[445/0465]
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
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mes, und da das Reiben des Blutes an demjenigen Zir-
kel ausgeuͤbt wird, der das Maas von der Oefnung und
von allen aͤnlichen Durchſchnitten dieſer ganzen Roͤhre
iſt, ſo mus dieſes Reiben notwendig groͤſſer werden, ſo-
bald die Flaͤche groͤſſer wird, welche gerieben werden
ſoll (h).
Doch es werden auch beſtaͤndig mehr Theilchen an
der innern Flaͤche der Schlagadern angerieben werden,
da die Oefnungen der Aeſte ohne Unterlas abnehmen, und
folglich eine groͤſſere Menge von denjenigen Linien, in die
man die groͤſte Oefnung eines erwachſenden Aſtes zerglie-
dert, in der That auf die Waͤnde der Schlagader auffaͤlt.
Folglich wird auch alles das von den Schlagaderaͤſten
gelten und ſtatt finden, was wir von dem Stamme
geſagt haben, naͤmlich der Seitendrukk (i), das Reiben
der Kuͤgelchen an die hole Flaͤche der Schlagaderroͤhren,
ihr Aneinanderreiben unter ſich ſelbſt, ihre Zuſammen-
druͤkkung und Verdichtung. Damit aber die Schlag-
aderaͤſte von dieſen Urſachen nicht leicht zerſprengt werden
moͤgen, ſo hat der Schoͤpfer davor geſorgt, daß er ſie
ſtaͤrker (k), dichter, und gegen eine groͤßre Gewalt un-
verlezzbar gemacht hat, als ſonſt Staͤmme ſind. Doch
ich glaube darum nicht, daß ſie ſechs und zwanzig mal (l)
ſtaͤrker ſind, als die Gewalt des hineinſtuͤrzenden Blutes,
oder daß ſie gar von keinerlei Gewaltſamkeit des Herzens
uͤberwaͤltigt werden koͤnnten. Denn es zerborſt in einem
vom Schlage geruͤrten (m), und in einem andern, wel-
cher ſich durch eine Arzenei das Erbrechen erwekkt hat-
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6. Buch. 1. Abſchn. §. 16.
(i) joneſ de mot. muſc.
(k) Enquiry S. 92. 206. u. f.
(l) Hales. S. 156. Von der
Schlagader. Denn er lehrt, eine
Blutader halte, ohne zu zerber-
ſten, faſt einen 400 mal und groͤſ-
ſern Drukk aus, als ſie ſonſt in
geſundem Zuſtande erfaͤrt. S. 159.
(m) Ephemer. Nat. Curioſ. Vol.
V. obſ. 141.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/465>, abgerufen am 23.11.2024.
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