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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Sechstes Buch. Die Seitenbewegung

Jn einem erwachsnen Menschen sind ihrer weniger, als
im Knaben, und Kinde; selbst das Geschlecht, die Jares-
zeit, die Luftgegend, und die Blutmischung machen einen
Unterscheid darunter. Jch glaube, daß dieser Unter-
scheid zwischen 60 und 80 ist, und ich räume nicht leicht
unter sechzig Pulsschläge, oder im gesunden und ruhen-
den Menschen nicht viel über 80 Schläge ein. Schrift-
steller, welche 60 (o) und weniger, als 60 Pulsschläge
gezälet haben, scheinen an einen phlegmatischen Men-
schen geraten zu seyn, oder sie haben sonst eine sonderliche
Beschaffenheit des Körpers angetroffen. Hieher gehört
der vortrefliche Thomas Schwenke, welcher einen fünf
und vierzig järigen Mann des Morgens 55 bis 60
Pulsschläge thun lies (p): Bryan Robinson, der des
Morgens 54 Pulsschläge zälte (q), und der berümte
Rye, welcher auch in den Morgenstunden niemals über
45 zälte. Doch es stimmt auch F. U. Marquet mit
der Fruchtbarkeit der ergiebigen Natur schlecht überein,
da er einem Kinde 80, einem Erwachsnen 60 Puls-
schläge anweiset (s), so wenig als Guidot (t), dessen höch-
stes Maas in einer Stunde 3300 Pulsschläge, und
folglich in einer Minute 65 sind, noch Walaeus (u),
welcher 3200 ansezzt; eben so wenig scheinen auch die
Pulsschläge des Willhelm Cokburne (x) recht gezält
worden zu seyn, da er 37. 40. und 50 in einem Fieber
einräumt; denn man irrt im Zälen ungemein leicht,
nach einer gemeinen Uhr, wenn man dem Pulse nicht
mit der Schwankung einer Sekunden angebenden Pen-
duluhr, auf dem Fusse nachfolgen kann. Schon vor
(r)

lan-
(o) [Spaltenumbruch] Diese Zal, weil sie leichter,
und mit den Sekunden gleich ist,
pflegte Boerhaave zu gebrauchen.
(p) Angef. Ort. S. 40.
(q) Of food and discharges
S. 6.
(s) [Spaltenumbruch] S. 21.
(t) Prolegomena in Theophi-
lum de urinis
S. 38.
(u) Beim drake de circul. san-
guin. thes.
1.
(x) On sea diseases S. 53. 161.
182.
(r) Angef. Ort.
Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung

Jn einem erwachſnen Menſchen ſind ihrer weniger, als
im Knaben, und Kinde; ſelbſt das Geſchlecht, die Jares-
zeit, die Luftgegend, und die Blutmiſchung machen einen
Unterſcheid darunter. Jch glaube, daß dieſer Unter-
ſcheid zwiſchen 60 und 80 iſt, und ich raͤume nicht leicht
unter ſechzig Pulsſchlaͤge, oder im geſunden und ruhen-
den Menſchen nicht viel uͤber 80 Schlaͤge ein. Schrift-
ſteller, welche 60 (o) und weniger, als 60 Pulsſchlaͤge
gezaͤlet haben, ſcheinen an einen phlegmatiſchen Men-
ſchen geraten zu ſeyn, oder ſie haben ſonſt eine ſonderliche
Beſchaffenheit des Koͤrpers angetroffen. Hieher gehoͤrt
der vortrefliche Thomas Schwenke, welcher einen fuͤnf
und vierzig jaͤrigen Mann des Morgens 55 bis 60
Pulsſchlaͤge thun lies (p): Bryan Robinſon, der des
Morgens 54 Pulsſchlaͤge zaͤlte (q), und der beruͤmte
Rye, welcher auch in den Morgenſtunden niemals uͤber
45 zaͤlte. Doch es ſtimmt auch F. U. Marquet mit
der Fruchtbarkeit der ergiebigen Natur ſchlecht uͤberein,
da er einem Kinde 80, einem Erwachſnen 60 Puls-
ſchlaͤge anweiſet (s), ſo wenig als Guidot (t), deſſen hoͤch-
ſtes Maas in einer Stunde 3300 Pulsſchlaͤge, und
folglich in einer Minute 65 ſind, noch Walaeus (u),
welcher 3200 anſezzt; eben ſo wenig ſcheinen auch die
Pulsſchlaͤge des Willhelm Cokburne (x) recht gezaͤlt
worden zu ſeyn, da er 37. 40. und 50 in einem Fieber
einraͤumt; denn man irrt im Zaͤlen ungemein leicht,
nach einer gemeinen Uhr, wenn man dem Pulſe nicht
mit der Schwankung einer Sekunden angebenden Pen-
duluhr, auf dem Fuſſe nachfolgen kann. Schon vor
(r)

lan-
(o) [Spaltenumbruch] Dieſe Zal, weil ſie leichter,
und mit den Sekunden gleich iſt,
pflegte Boerhaave zu gebrauchen.
(p) Angef. Ort. S. 40.
(q) Of food and diſcharges
S. 6.
(s) [Spaltenumbruch] S. 21.
(t) Prolegomena in Theophi-
lum de urinis
S. 38.
(u) Beim drake de circul. ſan-
guin. theſ.
1.
(x) On ſea diſeaſes S. 53. 161.
182.
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[420/0440] Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung Jn einem erwachſnen Menſchen ſind ihrer weniger, als im Knaben, und Kinde; ſelbſt das Geſchlecht, die Jares- zeit, die Luftgegend, und die Blutmiſchung machen einen Unterſcheid darunter. Jch glaube, daß dieſer Unter- ſcheid zwiſchen 60 und 80 iſt, und ich raͤume nicht leicht unter ſechzig Pulsſchlaͤge, oder im geſunden und ruhen- den Menſchen nicht viel uͤber 80 Schlaͤge ein. Schrift- ſteller, welche 60 (o) und weniger, als 60 Pulsſchlaͤge gezaͤlet haben, ſcheinen an einen phlegmatiſchen Men- ſchen geraten zu ſeyn, oder ſie haben ſonſt eine ſonderliche Beſchaffenheit des Koͤrpers angetroffen. Hieher gehoͤrt der vortrefliche Thomas Schwenke, welcher einen fuͤnf und vierzig jaͤrigen Mann des Morgens 55 bis 60 Pulsſchlaͤge thun lies (p): Bryan Robinſon, der des Morgens 54 Pulsſchlaͤge zaͤlte (q), und der beruͤmte Rye, welcher auch in den Morgenſtunden niemals uͤber 45 zaͤlte. Doch es ſtimmt auch F. U. Marquet mit der Fruchtbarkeit der ergiebigen Natur ſchlecht uͤberein, da er einem Kinde 80, einem Erwachſnen 60 Puls- ſchlaͤge anweiſet (s), ſo wenig als Guidot (t), deſſen hoͤch- ſtes Maas in einer Stunde 3300 Pulsſchlaͤge, und folglich in einer Minute 65 ſind, noch Walaeus (u), welcher 3200 anſezzt; eben ſo wenig ſcheinen auch die Pulsſchlaͤge des Willhelm Cokburne (x) recht gezaͤlt worden zu ſeyn, da er 37. 40. und 50 in einem Fieber einraͤumt; denn man irrt im Zaͤlen ungemein leicht, nach einer gemeinen Uhr, wenn man dem Pulſe nicht mit der Schwankung einer Sekunden angebenden Pen- duluhr, auf dem Fuſſe nachfolgen kann. Schon vor lan- (r) (o) Dieſe Zal, weil ſie leichter, und mit den Sekunden gleich iſt, pflegte Boerhaave zu gebrauchen. (p) Angef. Ort. S. 40. (q) Of food and diſcharges S. 6. (s) S. 21. (t) Prolegomena in Theophi- lum de urinis S. 38. (u) Beim drake de circul. ſan- guin. theſ. 1. (x) On ſea diſeaſes S. 53. 161. 182. (r) Angef. Ort.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/440>, abgerufen am 22.11.2024.