§. 42. Erscheinungen bei einem unruhigen und matten Fortrükken des Blutes.
Nun sind noch die Erscheinungen, bei einer unordent- lichen, matten und unterdrükten oder gestörten Bewe- gung des Blutes, zu erklären übrig, und hier werde ich mich gröstentheils meiner eignen Versuche bedienen, wel- che von der Beschauung kaltblütiger Thiere hergenom- men sind; sie scheinen indessen von warmen Thieren eben so gut zu gelten, da man an warmen Thieren eben solche Erscheinungen gewar wird, und ich keine Ursache sehe, warum sie in diesen Fällen von den kaltblütigen Thieren abgehen sollten. Man mus aber mit vielem Fleisse und mit einiger Gedult diejenige Erscheinungen an einem le- bendem Thiere durchforschen, welche mitten zwischen ei- ner blühenden Lebenskraft und zwischen dem völligen Tode vorgehen, und welches gleichsam die Stuffen sind, auf welchen man, von der regelmäßigen Bewegung des Blu- tes, bis zum vollkomnen Stillstehen desselben über- gehn kann.
Der erste Feler, dem das Blut in lebenden Thieren ausgesezzt ist, ist, wenn es sich langsamer bewegt (e), und dieses ist zugleich das Maas und die Folge von der Schwachheit. Denn es geschehen nicht nur die Herz- schläge langsamer, sondern es wird auch der Lauf des Blutes in der Schlagader träge.
Daraus erfolgt gemeiniglich die Unordnung. Jn einem gesunden Thiere ist die Gewalt des durch die Schlag- adern strömenden Blutes gleichmäßig abgewogen, und einem schnellen, aber zugleich sanftrauschenden Bache änlich, in dessen Fluten weder eine Welle vor der andern schneller forteilt, noch zurükke bleibt. Dagegen ist die- ser Strom in kraftlosen Thieren ungleich, und bald kricht
§. 42. Erſcheinungen bei einem unruhigen und matten Fortruͤkken des Blutes.
Nun ſind noch die Erſcheinungen, bei einer unordent- lichen, matten und unterdruͤkten oder geſtoͤrten Bewe- gung des Blutes, zu erklaͤren uͤbrig, und hier werde ich mich groͤſtentheils meiner eignen Verſuche bedienen, wel- che von der Beſchauung kaltbluͤtiger Thiere hergenom- men ſind; ſie ſcheinen indeſſen von warmen Thieren eben ſo gut zu gelten, da man an warmen Thieren eben ſolche Erſcheinungen gewar wird, und ich keine Urſache ſehe, warum ſie in dieſen Faͤllen von den kaltbluͤtigen Thieren abgehen ſollten. Man mus aber mit vielem Fleiſſe und mit einiger Gedult diejenige Erſcheinungen an einem le- bendem Thiere durchforſchen, welche mitten zwiſchen ei- ner bluͤhenden Lebenskraft und zwiſchen dem voͤlligen Tode vorgehen, und welches gleichſam die Stuffen ſind, auf welchen man, von der regelmaͤßigen Bewegung des Blu- tes, bis zum vollkomnen Stillſtehen deſſelben uͤber- gehn kann.
Der erſte Feler, dem das Blut in lebenden Thieren ausgeſezzt iſt, iſt, wenn es ſich langſamer bewegt (e), und dieſes iſt zugleich das Maas und die Folge von der Schwachheit. Denn es geſchehen nicht nur die Herz- ſchlaͤge langſamer, ſondern es wird auch der Lauf des Blutes in der Schlagader traͤge.
Daraus erfolgt gemeiniglich die Unordnung. Jn einem geſunden Thiere iſt die Gewalt des durch die Schlag- adern ſtroͤmenden Blutes gleichmaͤßig abgewogen, und einem ſchnellen, aber zugleich ſanftrauſchenden Bache aͤnlich, in deſſen Fluten weder eine Welle vor der andern ſchneller forteilt, noch zuruͤkke bleibt. Dagegen iſt die- ſer Strom in kraftloſen Thieren ungleich, und bald kricht
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in den Schlagadern.
§. 42.
Erſcheinungen bei einem unruhigen und matten
Fortruͤkken des Blutes.
Nun ſind noch die Erſcheinungen, bei einer unordent-
lichen, matten und unterdruͤkten oder geſtoͤrten Bewe-
gung des Blutes, zu erklaͤren uͤbrig, und hier werde ich
mich groͤſtentheils meiner eignen Verſuche bedienen, wel-
che von der Beſchauung kaltbluͤtiger Thiere hergenom-
men ſind; ſie ſcheinen indeſſen von warmen Thieren eben
ſo gut zu gelten, da man an warmen Thieren eben ſolche
Erſcheinungen gewar wird, und ich keine Urſache ſehe,
warum ſie in dieſen Faͤllen von den kaltbluͤtigen Thieren
abgehen ſollten. Man mus aber mit vielem Fleiſſe und
mit einiger Gedult diejenige Erſcheinungen an einem le-
bendem Thiere durchforſchen, welche mitten zwiſchen ei-
ner bluͤhenden Lebenskraft und zwiſchen dem voͤlligen Tode
vorgehen, und welches gleichſam die Stuffen ſind, auf
welchen man, von der regelmaͤßigen Bewegung des Blu-
tes, bis zum vollkomnen Stillſtehen deſſelben uͤber-
gehn kann.
Der erſte Feler, dem das Blut in lebenden Thieren
ausgeſezzt iſt, iſt, wenn es ſich langſamer bewegt (e), und
dieſes iſt zugleich das Maas und die Folge von der
Schwachheit. Denn es geſchehen nicht nur die Herz-
ſchlaͤge langſamer, ſondern es wird auch der Lauf des
Blutes in der Schlagader traͤge.
Daraus erfolgt gemeiniglich die Unordnung. Jn
einem geſunden Thiere iſt die Gewalt des durch die Schlag-
adern ſtroͤmenden Blutes gleichmaͤßig abgewogen, und
einem ſchnellen, aber zugleich ſanftrauſchenden Bache
aͤnlich, in deſſen Fluten weder eine Welle vor der andern
ſchneller forteilt, noch zuruͤkke bleibt. Dagegen iſt die-
ſer Strom in kraftloſen Thieren ungleich, und bald kricht
der-
(e) Ebendaſ. Exp. 65. 66. 68. 72. 81. 85. 92. 188. 189.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/371>, abgerufen am 24.11.2024.
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