Säule z. E. für einen Cilinder an, dessen Grundfläche im Herzen Wurzel schlüge, und dessen Länge sich vom Herzen bis an die Blutadern erstrekkte. Diese Säule bekomme eine vom Herzen mitgeteilte Geschwindigkeit, und folglich entstehe ein stärkrer Strom, wenn man diese Geschwindigkeit in eine grössere Masse übertrüge. Allein, ob es gleich wirklich an dem ist, daß eine Ge- schwindigkeit, die man auf eine Oefnung anwendet, über- haupt auf flissende Wasser einen Stos thut, so kann doch das nicht hieraus folgern, was der berümte Jurin fordert, wofern die dem Blute mitgeteilte Geschwindig- keit nach einem grössern Verhältnisse vermindert wor- den, wenn man sich vom Herzen weiter entfernt, als die Länge der Blutsäule angewachsen ist (o).
§. 33. Die Kraft der Schwere.
Wir müssen uns auch darum bekümmern, ob die Schwere des Blutes in die Beförderung, oder gar in die Beschleunigung des Umlaufes einigen Einflus hat. Es hat nicht an berümten Männern gefelt (p), welche sich die Vorstellung gemacht, das Blut flisse durch eine zu- sammenhängende Röhre der Schlagadern und Blutadern, gleichsam als durch einen zweischenkligen Kanal in eins fort: und daraus würde nun freilich folgen, daß die Schwere des durch die Schlagadern herabstürzenden Blutes, das Blut nötige, durch die Holader, welche gleichsam der zweete Schenkel zu der aufwertsgebognen Blutröhre wäre, in die Höhe zu steigen.
Versuche erweisen es, daß die Schwere einige Kraft äussere, um in der Geschwindigkeit des Blutes eine Ver- änderung hervorzubringen. Jederman weis es, daß
das
(o)[Spaltenumbruch]
Schon vor langer Zeit hat Thomas Morgan wieder diese Hipotese geschrieben, in Philoso- phic. principies S. 78. 79.
(p)[Spaltenumbruch]I. Dominicus guilielmi- nvs. J. G. Krüger in seiner Phisiologie n. 104.
in den Schlagadern.
Saͤule z. E. fuͤr einen Cilinder an, deſſen Grundflaͤche im Herzen Wurzel ſchluͤge, und deſſen Laͤnge ſich vom Herzen bis an die Blutadern erſtrekkte. Dieſe Saͤule bekomme eine vom Herzen mitgeteilte Geſchwindigkeit, und folglich entſtehe ein ſtaͤrkrer Strom, wenn man dieſe Geſchwindigkeit in eine groͤſſere Maſſe uͤbertruͤge. Allein, ob es gleich wirklich an dem iſt, daß eine Ge- ſchwindigkeit, die man auf eine Oefnung anwendet, uͤber- haupt auf fliſſende Waſſer einen Stos thut, ſo kann doch das nicht hieraus folgern, was der beruͤmte Jurin fordert, wofern die dem Blute mitgeteilte Geſchwindig- keit nach einem groͤſſern Verhaͤltniſſe vermindert wor- den, wenn man ſich vom Herzen weiter entfernt, als die Laͤnge der Blutſaͤule angewachſen iſt (o).
§. 33. Die Kraft der Schwere.
Wir muͤſſen uns auch darum bekuͤmmern, ob die Schwere des Blutes in die Befoͤrderung, oder gar in die Beſchleunigung des Umlaufes einigen Einflus hat. Es hat nicht an beruͤmten Maͤnnern gefelt (p), welche ſich die Vorſtellung gemacht, das Blut fliſſe durch eine zu- ſammenhaͤngende Roͤhre der Schlagadern und Blutadern, gleichſam als durch einen zweiſchenkligen Kanal in eins fort: und daraus wuͤrde nun freilich folgen, daß die Schwere des durch die Schlagadern herabſtuͤrzenden Blutes, das Blut noͤtige, durch die Holader, welche gleichſam der zweete Schenkel zu der aufwertsgebognen Blutroͤhre waͤre, in die Hoͤhe zu ſteigen.
Verſuche erweiſen es, daß die Schwere einige Kraft aͤuſſere, um in der Geſchwindigkeit des Blutes eine Ver- aͤnderung hervorzubringen. Jederman weis es, daß
das
(o)[Spaltenumbruch]
Schon vor langer Zeit hat Thomas Morgan wieder dieſe Hipoteſe geſchrieben, in Philoſo- phic. principies S. 78. 79.
(p)[Spaltenumbruch]I. Dominicus guilielmi- nvſ. J. G. Krüger in ſeiner Phiſiologie n. 104.
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in den Schlagadern.
Saͤule z. E. fuͤr einen Cilinder an, deſſen Grundflaͤche
im Herzen Wurzel ſchluͤge, und deſſen Laͤnge ſich vom
Herzen bis an die Blutadern erſtrekkte. Dieſe Saͤule
bekomme eine vom Herzen mitgeteilte Geſchwindigkeit,
und folglich entſtehe ein ſtaͤrkrer Strom, wenn man
dieſe Geſchwindigkeit in eine groͤſſere Maſſe uͤbertruͤge.
Allein, ob es gleich wirklich an dem iſt, daß eine Ge-
ſchwindigkeit, die man auf eine Oefnung anwendet, uͤber-
haupt auf fliſſende Waſſer einen Stos thut, ſo kann
doch das nicht hieraus folgern, was der beruͤmte Jurin
fordert, wofern die dem Blute mitgeteilte Geſchwindig-
keit nach einem groͤſſern Verhaͤltniſſe vermindert wor-
den, wenn man ſich vom Herzen weiter entfernt, als die
Laͤnge der Blutſaͤule angewachſen iſt (o).
§. 33.
Die Kraft der Schwere.
Wir muͤſſen uns auch darum bekuͤmmern, ob die
Schwere des Blutes in die Befoͤrderung, oder gar in die
Beſchleunigung des Umlaufes einigen Einflus hat. Es
hat nicht an beruͤmten Maͤnnern gefelt (p), welche ſich
die Vorſtellung gemacht, das Blut fliſſe durch eine zu-
ſammenhaͤngende Roͤhre der Schlagadern und Blutadern,
gleichſam als durch einen zweiſchenkligen Kanal in eins
fort: und daraus wuͤrde nun freilich folgen, daß die
Schwere des durch die Schlagadern herabſtuͤrzenden
Blutes, das Blut noͤtige, durch die Holader, welche
gleichſam der zweete Schenkel zu der aufwertsgebognen
Blutroͤhre waͤre, in die Hoͤhe zu ſteigen.
Verſuche erweiſen es, daß die Schwere einige Kraft
aͤuſſere, um in der Geſchwindigkeit des Blutes eine Ver-
aͤnderung hervorzubringen. Jederman weis es, daß
das
(o)
Schon vor langer Zeit hat
Thomas Morgan wieder dieſe
Hipoteſe geſchrieben, in Philoſo-
phic. principies S. 78. 79.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/339>, abgerufen am 25.11.2024.
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