wird, als es von dem Herzen fortgewälzt wird (b). An dem Fische, der ein Bewoner der Keilmuschel (mytulus) ist, saugen einige Gefässe das Blut wieder in sich, wel- ches sich durch andre Gefässe ergossen hatte (c). Es kle- ben aber bisweilen auch an der inneren Fläche grosser Schlagadern, und der Aorte, Blutklümpe von solcher Zähigkeit feste an, daß sie dieser Schlagader statt einer Membrane dienen, und, wie man zu sagen pflegt, sich überhaupt in deren Substanz verwandeln (d).
Des Flieswassers wegen habe ich oft, und zu wieder- holten malen, die Erinnerung gegeben, daß selbiges in Gestalt eines weissen Nebels, mitten um die in der Rizze einer kleinen Schlagader, oder Blutader stekkende Kü- gelchen herumflisset (e), und sich an die Wand einer Blut- ader dergestalt anhängt, daß weiter nicht das mindeste Blut herausflissen kann, weil, wenn man dieses Schuzz- wölkchen mit der Hand verwischet, so gleich das Blut als ein Strom aus der Wunde herausstürzt.
Es ist übrigens diese Anhängungskraft (f) in den kleinen, auch unbelebten Röhrchen, und in allen bekan- ten flüßigen Dingen beständig herrschend. Das höchst- flüßige Qveksilber hängt sich, um die Haarröhrchen zu übergehen, an die glätteste Barometergläser stark an. Von den anellischen Trähnensonden habe ich bereits erin- nert, es läst sich aber hier noch einmal bequem wiederho- len, daß man Wasser, welches gar nicht zähe ist, Kraft des Stempels, durch die engste Kanälchen forttreiben kann, daß dagegen ein gefärbter Saft in diesen Röhr- chen stekken bleibt, und diesen Durchgang nicht vollenden
kann,
(b)[Spaltenumbruch]Krügers Physiologie n. 201.
(c)hales Haemastat. S. 96. schwenke S. 27.
(d)Opuscul. patholog. obs. 19.
(e) 5 Buch.
(f) Diese haben verschiedne [Spaltenumbruch]
Schriftsteller unter die Ursachen des Blutlaufes gerechnet. Z. E. neifeld de secret. S. 85. 86. Von den Milchgefässen versicherts whytt physiol. ess. S. 74.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
wird, als es von dem Herzen fortgewaͤlzt wird (b). An dem Fiſche, der ein Bewoner der Keilmuſchel (mytulus) iſt, ſaugen einige Gefaͤſſe das Blut wieder in ſich, wel- ches ſich durch andre Gefaͤſſe ergoſſen hatte (c). Es kle- ben aber bisweilen auch an der inneren Flaͤche groſſer Schlagadern, und der Aorte, Blutkluͤmpe von ſolcher Zaͤhigkeit feſte an, daß ſie dieſer Schlagader ſtatt einer Membrane dienen, und, wie man zu ſagen pflegt, ſich uͤberhaupt in deren Subſtanz verwandeln (d).
Des Flieswaſſers wegen habe ich oft, und zu wieder- holten malen, die Erinnerung gegeben, daß ſelbiges in Geſtalt eines weiſſen Nebels, mitten um die in der Rizze einer kleinen Schlagader, oder Blutader ſtekkende Kuͤ- gelchen herumfliſſet (e), und ſich an die Wand einer Blut- ader dergeſtalt anhaͤngt, daß weiter nicht das mindeſte Blut herausfliſſen kann, weil, wenn man dieſes Schuzz- woͤlkchen mit der Hand verwiſchet, ſo gleich das Blut als ein Strom aus der Wunde herausſtuͤrzt.
Es iſt uͤbrigens dieſe Anhaͤngungskraft (f) in den kleinen, auch unbelebten Roͤhrchen, und in allen bekan- ten fluͤßigen Dingen beſtaͤndig herrſchend. Das hoͤchſt- fluͤßige Qvekſilber haͤngt ſich, um die Haarroͤhrchen zu uͤbergehen, an die glaͤtteſte Barometerglaͤſer ſtark an. Von den anelliſchen Traͤhnenſonden habe ich bereits erin- nert, es laͤſt ſich aber hier noch einmal bequem wiederho- len, daß man Waſſer, welches gar nicht zaͤhe iſt, Kraft des Stempels, durch die engſte Kanaͤlchen forttreiben kann, daß dagegen ein gefaͤrbter Saft in dieſen Roͤhr- chen ſtekken bleibt, und dieſen Durchgang nicht vollenden
kann,
(b)[Spaltenumbruch]Krügers Phyſiologie n. 201.
(c)haleſ Haemaſtat. S. 96. ſchwenke S. 27.
(d)Opuſcul. patholog. obſ. 19.
(e) 5 Buch.
(f) Dieſe haben verſchiedne [Spaltenumbruch]
Schriftſteller unter die Urſachen des Blutlaufes gerechnet. Z. E. neifeld de ſecret. S. 85. 86. Von den Milchgefaͤſſen verſicherts whytt phyſiol. eſſ. S. 74.
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[304/0324]
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
wird, als es von dem Herzen fortgewaͤlzt wird (b). An
dem Fiſche, der ein Bewoner der Keilmuſchel (mytulus)
iſt, ſaugen einige Gefaͤſſe das Blut wieder in ſich, wel-
ches ſich durch andre Gefaͤſſe ergoſſen hatte (c). Es kle-
ben aber bisweilen auch an der inneren Flaͤche groſſer
Schlagadern, und der Aorte, Blutkluͤmpe von ſolcher
Zaͤhigkeit feſte an, daß ſie dieſer Schlagader ſtatt einer
Membrane dienen, und, wie man zu ſagen pflegt, ſich
uͤberhaupt in deren Subſtanz verwandeln (d).
Des Flieswaſſers wegen habe ich oft, und zu wieder-
holten malen, die Erinnerung gegeben, daß ſelbiges in
Geſtalt eines weiſſen Nebels, mitten um die in der Rizze
einer kleinen Schlagader, oder Blutader ſtekkende Kuͤ-
gelchen herumfliſſet (e), und ſich an die Wand einer Blut-
ader dergeſtalt anhaͤngt, daß weiter nicht das mindeſte
Blut herausfliſſen kann, weil, wenn man dieſes Schuzz-
woͤlkchen mit der Hand verwiſchet, ſo gleich das Blut
als ein Strom aus der Wunde herausſtuͤrzt.
Es iſt uͤbrigens dieſe Anhaͤngungskraft (f) in den
kleinen, auch unbelebten Roͤhrchen, und in allen bekan-
ten fluͤßigen Dingen beſtaͤndig herrſchend. Das hoͤchſt-
fluͤßige Qvekſilber haͤngt ſich, um die Haarroͤhrchen zu
uͤbergehen, an die glaͤtteſte Barometerglaͤſer ſtark an.
Von den anelliſchen Traͤhnenſonden habe ich bereits erin-
nert, es laͤſt ſich aber hier noch einmal bequem wiederho-
len, daß man Waſſer, welches gar nicht zaͤhe iſt, Kraft
des Stempels, durch die engſte Kanaͤlchen forttreiben
kann, daß dagegen ein gefaͤrbter Saft in dieſen Roͤhr-
chen ſtekken bleibt, und dieſen Durchgang nicht vollenden
kann,
(b)
Krügers Phyſiologie n. 201.
(c) haleſ Haemaſtat. S. 96.
ſchwenke S. 27.
(d) Opuſcul. patholog. obſ. 19.
(e) 5 Buch.
(f) Dieſe haben verſchiedne
Schriftſteller unter die Urſachen
des Blutlaufes gerechnet. Z. E.
neifeld de ſecret. S. 85. 86. Von
den Milchgefaͤſſen verſicherts
whytt phyſiol. eſſ. S. 74.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/324>, abgerufen am 26.11.2024.
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