die den rechten Winkel macht, beschrieben werden, ab- nimmt.
Aber auch diese Verspätung verwarf ehedem unser Mutterbruder, J. Adolf Wedel(z), und es fand der- selbe, in seinem Versuche, die Menge des herausströmen- den Flüßigen immer einerlei, es mochte gleich der Ast, in dem Sisteme der einstimmigen Röhren, aus seinem Stamme unter allerlei beliebigen Winkeln entsprungen sein. Vielleicht ist aber wohl hieran die Kürze seines Röhrensistems eigentlich Schuld gewesen. Es fand nämlich der Schwiegersohn dieses berümten Mannes, den ich auch mit grösserm Vergnügen rühmen mus, nachdem er gegen mich so hizzige Schriften gewechselt, George Ehrhard Hamberger(a), nach wiederholten Proben in einem dergleichen Röhrensisteme, daß in Aesten, die unter spizzen Winkeln aus dem Stamme kom- men, eine grössere Geschwindigkeit, und eine kleinere in denen übrig sei, welche mit dem Stamme einen rechten Winkel machen, und daß diese Geschwindigkeit vornäm- lich in den grossen Winkeln am kleinsten sei, wofern der Ast unter einem stumfen Winkel hervorkömmt. Es weigert sich aber auch in Flüssen, das Wasser in diejeni- ge Aeste zu fallen, welche aus dem Hauptflusse unter rech- ten oder stumfen Winkeln herausgefürt sind (b). Es hing ferner der berümte Boißier zwo gläserne Röhren an eine Sprizze, davon eine Röhre die Richtung des Stamms bekam, die andre aber mit dieser Richtung ei- nen Winkel beschrieb. Jn der That lief nun das Wasser, welches vor dem wandernden Stempel in die gerade Röhre vorherging, viel weiter fort (c). Und hieraus folgt nun, daß die Geschwindigkeit des Blutes in den Aesten kleiner, als im Stamme ist (d). Jch pflege aber
bei
(z)[Spaltenumbruch]De velocitate sanguin.
(a)Physiolog. medic. n. 176. S. 105. und n. 328. Diss. sur la se- cretion en general n. XI.
(b)[Spaltenumbruch]placentinvs de venaese- ctione S. 66.
(c)De l' inflammat. S. 282.
(d)schreiber Almag est. S. 245.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
die den rechten Winkel macht, beſchrieben werden, ab- nimmt.
Aber auch dieſe Verſpaͤtung verwarf ehedem unſer Mutterbruder, J. Adolf Wedel(z), und es fand der- ſelbe, in ſeinem Verſuche, die Menge des herausſtroͤmen- den Fluͤßigen immer einerlei, es mochte gleich der Aſt, in dem Siſteme der einſtimmigen Roͤhren, aus ſeinem Stamme unter allerlei beliebigen Winkeln entſprungen ſein. Vielleicht iſt aber wohl hieran die Kuͤrze ſeines Roͤhrenſiſtems eigentlich Schuld geweſen. Es fand naͤmlich der Schwiegerſohn dieſes beruͤmten Mannes, den ich auch mit groͤſſerm Vergnuͤgen ruͤhmen mus, nachdem er gegen mich ſo hizzige Schriften gewechſelt, George Ehrhard Hamberger(a), nach wiederholten Proben in einem dergleichen Roͤhrenſiſteme, daß in Aeſten, die unter ſpizzen Winkeln aus dem Stamme kom- men, eine groͤſſere Geſchwindigkeit, und eine kleinere in denen uͤbrig ſei, welche mit dem Stamme einen rechten Winkel machen, und daß dieſe Geſchwindigkeit vornaͤm- lich in den groſſen Winkeln am kleinſten ſei, wofern der Aſt unter einem ſtumfen Winkel hervorkoͤmmt. Es weigert ſich aber auch in Fluͤſſen, das Waſſer in diejeni- ge Aeſte zu fallen, welche aus dem Hauptfluſſe unter rech- ten oder ſtumfen Winkeln herausgefuͤrt ſind (b). Es hing ferner der beruͤmte Boißier zwo glaͤſerne Roͤhren an eine Sprizze, davon eine Roͤhre die Richtung des Stamms bekam, die andre aber mit dieſer Richtung ei- nen Winkel beſchrieb. Jn der That lief nun das Waſſer, welches vor dem wandernden Stempel in die gerade Roͤhre vorherging, viel weiter fort (c). Und hieraus folgt nun, daß die Geſchwindigkeit des Blutes in den Aeſten kleiner, als im Stamme iſt (d). Jch pflege aber
bei
(z)[Spaltenumbruch]De velocitate ſanguin.
(a)Phyſiolog. medic. n. 176. S. 105. und n. 328. Diſſ. ſur la ſe- cretion en general n. XI.
(b)[Spaltenumbruch]placentinvſ de venaeſe- ctione S. 66.
(c)De l’ inflammat. S. 282.
(d)ſchreiber Almag eſt. S. 245.
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Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
die den rechten Winkel macht, beſchrieben werden, ab-
nimmt.
Aber auch dieſe Verſpaͤtung verwarf ehedem unſer
Mutterbruder, J. Adolf Wedel (z), und es fand der-
ſelbe, in ſeinem Verſuche, die Menge des herausſtroͤmen-
den Fluͤßigen immer einerlei, es mochte gleich der Aſt, in
dem Siſteme der einſtimmigen Roͤhren, aus ſeinem
Stamme unter allerlei beliebigen Winkeln entſprungen
ſein. Vielleicht iſt aber wohl hieran die Kuͤrze ſeines
Roͤhrenſiſtems eigentlich Schuld geweſen. Es fand
naͤmlich der Schwiegerſohn dieſes beruͤmten Mannes,
den ich auch mit groͤſſerm Vergnuͤgen ruͤhmen mus,
nachdem er gegen mich ſo hizzige Schriften gewechſelt,
George Ehrhard Hamberger (a), nach wiederholten
Proben in einem dergleichen Roͤhrenſiſteme, daß in
Aeſten, die unter ſpizzen Winkeln aus dem Stamme kom-
men, eine groͤſſere Geſchwindigkeit, und eine kleinere in
denen uͤbrig ſei, welche mit dem Stamme einen rechten
Winkel machen, und daß dieſe Geſchwindigkeit vornaͤm-
lich in den groſſen Winkeln am kleinſten ſei, wofern der
Aſt unter einem ſtumfen Winkel hervorkoͤmmt. Es
weigert ſich aber auch in Fluͤſſen, das Waſſer in diejeni-
ge Aeſte zu fallen, welche aus dem Hauptfluſſe unter rech-
ten oder ſtumfen Winkeln herausgefuͤrt ſind (b). Es
hing ferner der beruͤmte Boißier zwo glaͤſerne Roͤhren
an eine Sprizze, davon eine Roͤhre die Richtung des
Stamms bekam, die andre aber mit dieſer Richtung ei-
nen Winkel beſchrieb. Jn der That lief nun das Waſſer,
welches vor dem wandernden Stempel in die gerade
Roͤhre vorherging, viel weiter fort (c). Und hieraus
folgt nun, daß die Geſchwindigkeit des Blutes in den
Aeſten kleiner, als im Stamme iſt (d). Jch pflege aber
bei
(z)
De velocitate ſanguin.
(a) Phyſiolog. medic. n. 176. S.
105. und n. 328. Diſſ. ſur la ſe-
cretion en general n. XI.
(b)
placentinvſ de venaeſe-
ctione S. 66.
(c) De l’ inflammat. S. 282.
(d) ſchreiber Almag eſt. S. 245.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/312>, abgerufen am 25.11.2024.
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