Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Schlagadern.
lich, mit der veränderten Figur des elastischen und har-
ten Gefässistems, ein ansenliches Reiben: und Reibun-
gen zerstören, wie ganz bekannt ist, in allen Maschinen
einen grossen Theil von der drauf verwandten Geschwin-
digkeit. Folglich werden wir von dieser Ursache des Ver-
spätens künftig reden müssen (g).

§. 14.
Die waren Ursachen, die den Lauf des Blutes
etwas aufhalten.

Es folget aber, daß wir diejenigen Ursachen in Er-
wägung ziehen, welche die vom Herzen stammende Ge-
schwindigkeit wirklich aufhalten. Die erste Stelle soll
derjenigen Ursache eingeräumt werden, welche von der
Erweiterung der Schlagaderröhre herrührt, oder von
der Oefnung eines Stamms, die dadurch kleiner wird, als
alle übrige Oefnungen der Aeste zusammengenommen.

Wilhelm Cole (h) hat die Sache, wie sie in der Zer-
gliederung der Schlagadern beschrieben worden, vorgetra-
gen, und daraus hergeleitet, es würde der Umlauf des
Bluts, welcher um die Gegenden des Herzens viel zu
stürmisch wäre, aufgehalten. Keil hat dagegen für
den Stamm zu seinen Aesten ein bescheidnes und zierli-
cheres Verhältnis, ob selbiges gleich kleiner, als das
wirkliche ist, nämlich 10000 zu 12387 (i) gewält; statt
der zalreichen Zerästelungen aber läst er dreißig (k), vier-
zig (l), und endlich funfzig (m) gelten, und daraus ent-
springen ungeheure Verweilungen für den Lauf des Blu-
tes, nämlich gegen die Geschwindigkeit bei dem Ursprunge
der Aorte 615. 5233. und 44307. Ferner soll es am
(n)

Gekröse
(g) [Spaltenumbruch] §. 23.
(h) Digress. de secret. S. 97.
(i) 2 Buch. de velocitat. san-
guin
S. 46. laut dem, von der
Hüftenschlagader hergenommenen
Versuche.
(k) [Spaltenumbruch] Keil ebendas.
(l) Er bediente sich einer will-
kürlichen Rechnung.
(m) Ebendas.
(n) De secret. anim. S. 88.
89. 93.
S 2

in den Schlagadern.
lich, mit der veraͤnderten Figur des elaſtiſchen und har-
ten Gefaͤsſiſtems, ein anſenliches Reiben: und Reibun-
gen zerſtoͤren, wie ganz bekannt iſt, in allen Maſchinen
einen groſſen Theil von der drauf verwandten Geſchwin-
digkeit. Folglich werden wir von dieſer Urſache des Ver-
ſpaͤtens kuͤnftig reden muͤſſen (g).

§. 14.
Die waren Urſachen, die den Lauf des Blutes
etwas aufhalten.

Es folget aber, daß wir diejenigen Urſachen in Er-
waͤgung ziehen, welche die vom Herzen ſtammende Ge-
ſchwindigkeit wirklich aufhalten. Die erſte Stelle ſoll
derjenigen Urſache eingeraͤumt werden, welche von der
Erweiterung der Schlagaderroͤhre herruͤhrt, oder von
der Oefnung eines Stamms, die dadurch kleiner wird, als
alle uͤbrige Oefnungen der Aeſte zuſammengenommen.

Wilhelm Cole (h) hat die Sache, wie ſie in der Zer-
gliederung der Schlagadern beſchrieben worden, vorgetra-
gen, und daraus hergeleitet, es wuͤrde der Umlauf des
Bluts, welcher um die Gegenden des Herzens viel zu
ſtuͤrmiſch waͤre, aufgehalten. Keil hat dagegen fuͤr
den Stamm zu ſeinen Aeſten ein beſcheidnes und zierli-
cheres Verhaͤltnis, ob ſelbiges gleich kleiner, als das
wirkliche iſt, naͤmlich 10000 zu 12387 (i) gewaͤlt; ſtatt
der zalreichen Zeraͤſtelungen aber laͤſt er dreißig (k), vier-
zig (l), und endlich funfzig (m) gelten, und daraus ent-
ſpringen ungeheure Verweilungen fuͤr den Lauf des Blu-
tes, naͤmlich gegen die Geſchwindigkeit bei dem Urſprunge
der Aorte 615. 5233. und 44307. Ferner ſoll es am
(n)

Gekroͤſe
(g) [Spaltenumbruch] §. 23.
(h) Digreſſ. de ſecret. S. 97.
(i) 2 Buch. de velocitat. ſan-
guin
S. 46. laut dem, von der
Huͤftenſchlagader hergenommenen
Verſuche.
(k) [Spaltenumbruch] Keil ebendaſ.
(l) Er bediente ſich einer will-
kuͤrlichen Rechnung.
(m) Ebendaſ.
(n) De ſecret. anim. S. 88.
89. 93.
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0295" n="275"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
lich, mit der vera&#x0364;nderten Figur des ela&#x017F;ti&#x017F;chen und har-<lb/>
ten Gefa&#x0364;s&#x017F;i&#x017F;tems, ein an&#x017F;enliches Reiben: und Reibun-<lb/>
gen zer&#x017F;to&#x0364;ren, wie ganz bekannt i&#x017F;t, in allen Ma&#x017F;chinen<lb/>
einen gro&#x017F;&#x017F;en Theil von der drauf verwandten Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit. Folglich werden wir von die&#x017F;er Ur&#x017F;ache des Ver-<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;tens ku&#x0364;nftig reden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(g)"><cb/>
§. 23.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.<lb/>
Die waren Ur&#x017F;achen, die den Lauf des Blutes<lb/>
etwas aufhalten.</head><lb/>
            <p>Es folget aber, daß wir diejenigen Ur&#x017F;achen in Er-<lb/>
wa&#x0364;gung ziehen, welche die vom Herzen &#x017F;tammende Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit wirklich aufhalten. Die er&#x017F;te Stelle &#x017F;oll<lb/>
derjenigen Ur&#x017F;ache eingera&#x0364;umt werden, welche von der<lb/>
Erweiterung der Schlagaderro&#x0364;hre herru&#x0364;hrt, oder von<lb/>
der Oefnung eines Stamms, die dadurch kleiner wird, als<lb/>
alle u&#x0364;brige Oefnungen der Ae&#x017F;te zu&#x017F;ammengenommen.</p><lb/>
            <p>Wilhelm <hi rendition="#fr">Cole</hi> <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Digre&#x017F;&#x017F;. de &#x017F;ecret.</hi> S. 97.</note> hat die Sache, wie &#x017F;ie in der Zer-<lb/>
gliederung der Schlagadern be&#x017F;chrieben worden, vorgetra-<lb/>
gen, und daraus hergeleitet, es wu&#x0364;rde der Umlauf des<lb/>
Bluts, welcher um die Gegenden des Herzens viel zu<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rmi&#x017F;ch wa&#x0364;re, aufgehalten. <hi rendition="#fr">Keil</hi> hat dagegen fu&#x0364;r<lb/>
den Stamm zu &#x017F;einen Ae&#x017F;ten ein be&#x017F;cheidnes und zierli-<lb/>
cheres Verha&#x0364;ltnis, ob &#x017F;elbiges gleich kleiner, als das<lb/>
wirkliche i&#x017F;t, na&#x0364;mlich 10000 zu 12387 <note place="foot" n="(i)">2 Buch. <hi rendition="#aq">de velocitat. &#x017F;an-<lb/>
guin</hi> S. 46. laut dem, von der<lb/>
Hu&#x0364;ften&#x017F;chlagader hergenommenen<lb/>
Ver&#x017F;uche.</note> gewa&#x0364;lt; &#x017F;tatt<lb/>
der zalreichen Zera&#x0364;&#x017F;telungen aber la&#x0364;&#x017F;t er dreißig <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#fr">Keil</hi> ebenda&#x017F;.</note>, vier-<lb/>
zig <note place="foot" n="(l)">Er bediente &#x017F;ich einer will-<lb/>
ku&#x0364;rlichen Rechnung.</note>, und endlich funfzig <note place="foot" n="(m)">Ebenda&#x017F;.</note> gelten, und daraus ent-<lb/>
&#x017F;pringen ungeheure Verweilungen fu&#x0364;r den Lauf des Blu-<lb/>
tes, na&#x0364;mlich gegen die Ge&#x017F;chwindigkeit bei dem Ur&#x017F;prunge<lb/>
der Aorte 615. 5233. und 44307. Ferner &#x017F;oll es am<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Gekro&#x0364;&#x017F;e</fw><lb/><note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">De &#x017F;ecret. anim.</hi> S. 88.<lb/>
89. 93.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0295] in den Schlagadern. lich, mit der veraͤnderten Figur des elaſtiſchen und har- ten Gefaͤsſiſtems, ein anſenliches Reiben: und Reibun- gen zerſtoͤren, wie ganz bekannt iſt, in allen Maſchinen einen groſſen Theil von der drauf verwandten Geſchwin- digkeit. Folglich werden wir von dieſer Urſache des Ver- ſpaͤtens kuͤnftig reden muͤſſen (g). §. 14. Die waren Urſachen, die den Lauf des Blutes etwas aufhalten. Es folget aber, daß wir diejenigen Urſachen in Er- waͤgung ziehen, welche die vom Herzen ſtammende Ge- ſchwindigkeit wirklich aufhalten. Die erſte Stelle ſoll derjenigen Urſache eingeraͤumt werden, welche von der Erweiterung der Schlagaderroͤhre herruͤhrt, oder von der Oefnung eines Stamms, die dadurch kleiner wird, als alle uͤbrige Oefnungen der Aeſte zuſammengenommen. Wilhelm Cole (h) hat die Sache, wie ſie in der Zer- gliederung der Schlagadern beſchrieben worden, vorgetra- gen, und daraus hergeleitet, es wuͤrde der Umlauf des Bluts, welcher um die Gegenden des Herzens viel zu ſtuͤrmiſch waͤre, aufgehalten. Keil hat dagegen fuͤr den Stamm zu ſeinen Aeſten ein beſcheidnes und zierli- cheres Verhaͤltnis, ob ſelbiges gleich kleiner, als das wirkliche iſt, naͤmlich 10000 zu 12387 (i) gewaͤlt; ſtatt der zalreichen Zeraͤſtelungen aber laͤſt er dreißig (k), vier- zig (l), und endlich funfzig (m) gelten, und daraus ent- ſpringen ungeheure Verweilungen fuͤr den Lauf des Blu- tes, naͤmlich gegen die Geſchwindigkeit bei dem Urſprunge der Aorte 615. 5233. und 44307. Ferner ſoll es am Gekroͤſe (n) (g) §. 23. (h) Digreſſ. de ſecret. S. 97. (i) 2 Buch. de velocitat. ſan- guin S. 46. laut dem, von der Huͤftenſchlagader hergenommenen Verſuche. (k) Keil ebendaſ. (l) Er bediente ſich einer will- kuͤrlichen Rechnung. (m) Ebendaſ. (n) De ſecret. anim. S. 88. 89. 93. S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/295
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/295>, abgerufen am 24.11.2024.