andre davon in Stükken zerfallen gesehen (p*): und es überfällt die Täucher, die einige Stellen ihrer Haut ge- gen solchen Drukk in Sicherheit sezzen (p**), wenn der übrige Körper 24 Klafter tief im Wasser eingetaucht ist, mit solcher Gewalt, daß man wahrgenommen, wie ih- nen dadurch das Blut aus Augen, Nasen und Ohren hervorgedrungen (q), wie ihnen gleichsam die Empfin- dung des Schalls, wie ein Keil ins Ohr gedrungen (q*), und das Trummelfell zersprengt habe (q**).
Doch benimmt dieser ganze Drukk der Luft, so über- mäßig er auch an sich seyn mag, der Geschwindigkeit nicht das mindeste, mit der das Blut seinen Umlauf ver- richtet, und er hat dagegen die Ehre gehabt, von grossen Männern für eine helfende Ursache der Schlagaderver- kürzung angesehen zu werden (r). Es widersteht nämlich das aufliegende Gewicht der Luft derjenigen Erweiterung, welche eine Folge von der Gewalt des Herzens ist, wo- durch alle Schlagadern erweitert werden. Kurz hernach aber, wenn nun das erweiterte Herz wieder ruhig ist, so presset sich diese Erweiterung in die Schlagadern hinein, sie drenget deren Wände nach der Achse, und befördert also den Weg des Blutes, da sie in der That ein änliches Amt, wie die Fasern hat, welche wie Ringe um eine Schlagader herumgelegt sind. Man hat eine Beobach- tung von einem berümten Manne, daß sich die Gefässe des Gehirns aus der Ursache nicht ausleeren liessen, weil sie von der Luft nicht gedrükkt würden (s), und es häuft sich überhaupt das Blut in den Leichnamen derjenigen
Men-
(p*)[Spaltenumbruch]Memoir. de Trev. 1742.
(p**) Es hat den Versuch an der Hüfte gemacht Blasius pasval de l'equilibre L. II. c. 2. n. 6.
(q)sauvages Effets de l'air S. 13. birch T. I. S. 392.
(q*)Philos. Transact. n. 349.
(q**)[Spaltenumbruch]bonanni Recreat. ment. et oculi S. 247. Man sehe nach das 8 Buch. den 3 Abschn.
(r)Pecquet S. 74.
(s)F. quesnai de la saignee S. 18.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
andre davon in Stuͤkken zerfallen geſehen (p*): und es uͤberfaͤllt die Taͤucher, die einige Stellen ihrer Haut ge- gen ſolchen Drukk in Sicherheit ſezzen (p**), wenn der uͤbrige Koͤrper 24 Klafter tief im Waſſer eingetaucht iſt, mit ſolcher Gewalt, daß man wahrgenommen, wie ih- nen dadurch das Blut aus Augen, Naſen und Ohren hervorgedrungen (q), wie ihnen gleichſam die Empfin- dung des Schalls, wie ein Keil ins Ohr gedrungen (q*), und das Trummelfell zerſprengt habe (q**).
Doch benimmt dieſer ganze Drukk der Luft, ſo uͤber- maͤßig er auch an ſich ſeyn mag, der Geſchwindigkeit nicht das mindeſte, mit der das Blut ſeinen Umlauf ver- richtet, und er hat dagegen die Ehre gehabt, von groſſen Maͤnnern fuͤr eine helfende Urſache der Schlagaderver- kuͤrzung angeſehen zu werden (r). Es widerſteht naͤmlich das aufliegende Gewicht der Luft derjenigen Erweiterung, welche eine Folge von der Gewalt des Herzens iſt, wo- durch alle Schlagadern erweitert werden. Kurz hernach aber, wenn nun das erweiterte Herz wieder ruhig iſt, ſo preſſet ſich dieſe Erweiterung in die Schlagadern hinein, ſie drenget deren Waͤnde nach der Achſe, und befoͤrdert alſo den Weg des Blutes, da ſie in der That ein aͤnliches Amt, wie die Faſern hat, welche wie Ringe um eine Schlagader herumgelegt ſind. Man hat eine Beobach- tung von einem beruͤmten Manne, daß ſich die Gefaͤſſe des Gehirns aus der Urſache nicht ausleeren lieſſen, weil ſie von der Luft nicht gedruͤkkt wuͤrden (s), und es haͤuft ſich uͤberhaupt das Blut in den Leichnamen derjenigen
Men-
(p*)[Spaltenumbruch]Memoir. de Trev. 1742.
(p**) Es hat den Verſuch an der Huͤfte gemacht Blaſius paſval de l’equilibre L. II. c. 2. n. 6.
(q)ſauvageſ Effets de l’air S. 13. birch T. I. S. 392.
(q*)Philoſ. Transact. n. 349.
(q**)[Spaltenumbruch]bonanni Recreat. ment. et oculi S. 247. Man ſehe nach das 8 Buch. den 3 Abſchn.
(r)Pecquet S. 74.
(s)F. queſnai de la ſaignée S. 18.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0290"n="270"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes</hi></fw><lb/>
andre davon in Stuͤkken zerfallen geſehen <noteplace="foot"n="(p*)"><cb/><hirendition="#aq">Memoir. de Trev.</hi> 1742.</note>: und es<lb/>
uͤberfaͤllt die Taͤucher, die einige Stellen ihrer Haut ge-<lb/>
gen ſolchen Drukk in Sicherheit ſezzen <noteplace="foot"n="(p**)">Es hat den Verſuch an der<lb/>
Huͤfte gemacht <hirendition="#aq">Blaſius <hirendition="#k">paſval</hi> de<lb/>
l’equilibre L. II. c. 2. n.</hi> 6.</note>, wenn der<lb/>
uͤbrige Koͤrper 24 Klafter tief im Waſſer eingetaucht iſt,<lb/>
mit ſolcher Gewalt, daß man wahrgenommen, wie ih-<lb/>
nen dadurch das Blut aus Augen, Naſen und Ohren<lb/>
hervorgedrungen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſauvageſ</hi></hi> Effets de l’air</hi><lb/>
S. 13. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">birch</hi> T. I.</hi> S. 392.</note>, wie ihnen gleichſam die Empfin-<lb/>
dung des Schalls, wie ein Keil ins Ohr gedrungen <noteplace="foot"n="(q*)"><hirendition="#aq">Philoſ. Transact. n.</hi> 349.</note>,<lb/>
und das Trummelfell zerſprengt habe <noteplace="foot"n="(q**)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">bonanni</hi> Recreat. ment. et<lb/>
oculi</hi> S. 247. Man ſehe nach das<lb/>
8 Buch. den 3 Abſchn.</note>.</p><lb/><p>Doch benimmt dieſer ganze Drukk der Luft, ſo uͤber-<lb/>
maͤßig er auch an ſich ſeyn mag, der Geſchwindigkeit<lb/>
nicht das mindeſte, mit der das Blut ſeinen Umlauf ver-<lb/>
richtet, und er hat dagegen die Ehre gehabt, von groſſen<lb/>
Maͤnnern fuͤr eine helfende Urſache der Schlagaderver-<lb/>
kuͤrzung angeſehen zu werden <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#fr">Pecquet</hi> S. 74.</note>. Es widerſteht naͤmlich<lb/>
das aufliegende Gewicht der Luft derjenigen Erweiterung,<lb/>
welche eine Folge von der Gewalt des Herzens iſt, wo-<lb/>
durch alle Schlagadern erweitert werden. Kurz hernach<lb/>
aber, wenn nun das erweiterte Herz wieder ruhig iſt, ſo<lb/>
preſſet ſich dieſe Erweiterung in die Schlagadern hinein,<lb/>ſie drenget deren Waͤnde nach der Achſe, und befoͤrdert<lb/>
alſo den Weg des Blutes, da ſie in der That ein aͤnliches<lb/>
Amt, wie die Faſern hat, welche wie Ringe um eine<lb/>
Schlagader herumgelegt ſind. Man hat eine Beobach-<lb/>
tung von einem beruͤmten Manne, daß ſich die Gefaͤſſe<lb/>
des Gehirns aus der Urſache nicht ausleeren lieſſen, weil<lb/>ſie von der Luft nicht gedruͤkkt wuͤrden <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">F. <hirendition="#k">queſnai</hi> de la ſaignée</hi><lb/>
S. 18.</note>, und es haͤuft<lb/>ſich uͤberhaupt das Blut in den Leichnamen derjenigen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Men-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[270/0290]
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
andre davon in Stuͤkken zerfallen geſehen (p*): und es
uͤberfaͤllt die Taͤucher, die einige Stellen ihrer Haut ge-
gen ſolchen Drukk in Sicherheit ſezzen (p**), wenn der
uͤbrige Koͤrper 24 Klafter tief im Waſſer eingetaucht iſt,
mit ſolcher Gewalt, daß man wahrgenommen, wie ih-
nen dadurch das Blut aus Augen, Naſen und Ohren
hervorgedrungen (q), wie ihnen gleichſam die Empfin-
dung des Schalls, wie ein Keil ins Ohr gedrungen (q*),
und das Trummelfell zerſprengt habe (q**).
Doch benimmt dieſer ganze Drukk der Luft, ſo uͤber-
maͤßig er auch an ſich ſeyn mag, der Geſchwindigkeit
nicht das mindeſte, mit der das Blut ſeinen Umlauf ver-
richtet, und er hat dagegen die Ehre gehabt, von groſſen
Maͤnnern fuͤr eine helfende Urſache der Schlagaderver-
kuͤrzung angeſehen zu werden (r). Es widerſteht naͤmlich
das aufliegende Gewicht der Luft derjenigen Erweiterung,
welche eine Folge von der Gewalt des Herzens iſt, wo-
durch alle Schlagadern erweitert werden. Kurz hernach
aber, wenn nun das erweiterte Herz wieder ruhig iſt, ſo
preſſet ſich dieſe Erweiterung in die Schlagadern hinein,
ſie drenget deren Waͤnde nach der Achſe, und befoͤrdert
alſo den Weg des Blutes, da ſie in der That ein aͤnliches
Amt, wie die Faſern hat, welche wie Ringe um eine
Schlagader herumgelegt ſind. Man hat eine Beobach-
tung von einem beruͤmten Manne, daß ſich die Gefaͤſſe
des Gehirns aus der Urſache nicht ausleeren lieſſen, weil
ſie von der Luft nicht gedruͤkkt wuͤrden (s), und es haͤuft
ſich uͤberhaupt das Blut in den Leichnamen derjenigen
Men-
(p*)
Memoir. de Trev. 1742.
(p**) Es hat den Verſuch an der
Huͤfte gemacht Blaſius paſval de
l’equilibre L. II. c. 2. n. 6.
(q) ſauvageſ Effets de l’air
S. 13. birch T. I. S. 392.
(q*) Philoſ. Transact. n. 349.
(q**)
bonanni Recreat. ment. et
oculi S. 247. Man ſehe nach das
8 Buch. den 3 Abſchn.
(r) Pecquet S. 74.
(s) F. queſnai de la ſaignée
S. 18.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/290>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.