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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünftes Buch. Das Blut.
Herzens (m), von einem schnellen oder trägen Umlaufe,
und von der Wirksamkeit der festen Theile vornämlich
abhängt: so wie es eine Wirkung der festen Theile, und
nicht der flüßigen Säfte ist, daß sich ganz verschiedne
Salze und Oele, von verschiednen, aber in einer Erde
gewachsnen Saamen, in einer reifen Pflanze befinden.
Es ist hier der Ort nicht, dieses aus Gründen zu erwei-
sen; indessen wollen wir nur mit wenig Worten sagen,
daß merenteils die Ursachen zu den Temperamenten, von
der Stärke der festen Theile (n), von ihrer grössern oder
kleinern Reizbarkeit, herrühren, und daß diese Beschaf-
fenheiten ehe statt haben, als die Mannigfaltigkeiten in
den Säften von den Narungsmitteln; indem die erstern
vorangehen, und die Säfte folgen. Von einer Stärke
der festen Theile, und der damit verbundnen reizbaren
Natur, wird das cholerische Temperament: eine Stärke
ohne Reizbarkeit macht das vierschrötige (baeoticum
quadratum
) Baurentemperament aus, wovon die Aerzte
wenig gesagt haben, und welches vom phlegmatischen
ganz und gar unterschieden, sonst zwar eben so unem-
pfindlich, aber doch zugleich dauerhaft ist, und welches
sich auf seine Stärke verlassen kann: es weichet vom me-
lancholischen ebenfalls darinnen ab, daß es selbiges an
Reizbarkeit übertrift. Solchergestalt macht eine sehr
reizbare Anlage der festen Theile, womit sich zugleich
Schwachheit verbindet, das melancholische, hysterische

und
(m) [Spaltenumbruch] Vom Herzen und von Gefäs-
sen, die in starken gros, in schwäch-
lichen Menschen klein wären, leitete
der berümte iahn S. 124. Physio-
log.
eben auf keine ungereimte
Weise, die Temperamenten her.
(n) Hiermit stimmen die be-
rümten Männer ein, Ernst stahl
Theor. medic.
S. 302. Histor.
temp. Ioseph lietavd Physiolog.

S. 61. Franc. quesnai Oeconom.
anim. T. III.
S. 444. lorry angef.
[Spaltenumbruch] Ort. S. 64. u. f. daß der tonus und
die Stärke der festen Theile zu den
Temperamenten viel beitrage. Und
dahin zielt auch unsers vortreflichen
Lehrers schwache und lose Faser.
Noch mehr, und fast einzig und
allein haben die Metodisten auf
die festen Theile ihr Augenmerk
gerichtet, so wie ohnlängst George
bagliv de fibra motrice et morbosa

S. 13. und besonders der in seinen
Kuren sehr berümte Arzt, Theo-
dor Tronchin.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Herzens (m), von einem ſchnellen oder traͤgen Umlaufe,
und von der Wirkſamkeit der feſten Theile vornaͤmlich
abhaͤngt: ſo wie es eine Wirkung der feſten Theile, und
nicht der fluͤßigen Saͤfte iſt, daß ſich ganz verſchiedne
Salze und Oele, von verſchiednen, aber in einer Erde
gewachſnen Saamen, in einer reifen Pflanze befinden.
Es iſt hier der Ort nicht, dieſes aus Gruͤnden zu erwei-
ſen; indeſſen wollen wir nur mit wenig Worten ſagen,
daß merenteils die Urſachen zu den Temperamenten, von
der Staͤrke der feſten Theile (n), von ihrer groͤſſern oder
kleinern Reizbarkeit, herruͤhren, und daß dieſe Beſchaf-
fenheiten ehe ſtatt haben, als die Mannigfaltigkeiten in
den Saͤften von den Narungsmitteln; indem die erſtern
vorangehen, und die Saͤfte folgen. Von einer Staͤrke
der feſten Theile, und der damit verbundnen reizbaren
Natur, wird das choleriſche Temperament: eine Staͤrke
ohne Reizbarkeit macht das vierſchroͤtige (baeoticum
quadratum
) Baurentemperament aus, wovon die Aerzte
wenig geſagt haben, und welches vom phlegmatiſchen
ganz und gar unterſchieden, ſonſt zwar eben ſo unem-
pfindlich, aber doch zugleich dauerhaft iſt, und welches
ſich auf ſeine Staͤrke verlaſſen kann: es weichet vom me-
lancholiſchen ebenfalls darinnen ab, daß es ſelbiges an
Reizbarkeit uͤbertrift. Solchergeſtalt macht eine ſehr
reizbare Anlage der feſten Theile, womit ſich zugleich
Schwachheit verbindet, das melancholiſche, hyſteriſche

und
(m) [Spaltenumbruch] Vom Herzen und von Gefaͤſ-
ſen, die in ſtarken gros, in ſchwaͤch-
lichen Menſchen klein waͤren, leitete
der beruͤmte iahn S. 124. Phyſio-
log.
eben auf keine ungereimte
Weiſe, die Temperamenten her.
(n) Hiermit ſtimmen die be-
ruͤmten Maͤnner ein, Ernſt ſtahl
Theor. medic.
S. 302. Hiſtor.
temp. Ioſeph lietavd Phyſiolog.

S. 61. Franc. queſnai Oeconom.
anim. T. III.
S. 444. lorry angef.
[Spaltenumbruch] Ort. S. 64. u. f. daß der tonus und
die Staͤrke der feſten Theile zu den
Temperamenten viel beitrage. Und
dahin zielt auch unſers vortreflichen
Lehrers ſchwache und loſe Faſer.
Noch mehr, und faſt einzig und
allein haben die Metodiſten auf
die feſten Theile ihr Augenmerk
gerichtet, ſo wie ohnlaͤngſt George
bagliv de fibra motrice et morboſa

S. 13. und beſonders der in ſeinen
Kuren ſehr beruͤmte Arzt, Theo-
dor Tronchin.
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[230/0250] Fuͤnftes Buch. Das Blut. Herzens (m), von einem ſchnellen oder traͤgen Umlaufe, und von der Wirkſamkeit der feſten Theile vornaͤmlich abhaͤngt: ſo wie es eine Wirkung der feſten Theile, und nicht der fluͤßigen Saͤfte iſt, daß ſich ganz verſchiedne Salze und Oele, von verſchiednen, aber in einer Erde gewachſnen Saamen, in einer reifen Pflanze befinden. Es iſt hier der Ort nicht, dieſes aus Gruͤnden zu erwei- ſen; indeſſen wollen wir nur mit wenig Worten ſagen, daß merenteils die Urſachen zu den Temperamenten, von der Staͤrke der feſten Theile (n), von ihrer groͤſſern oder kleinern Reizbarkeit, herruͤhren, und daß dieſe Beſchaf- fenheiten ehe ſtatt haben, als die Mannigfaltigkeiten in den Saͤften von den Narungsmitteln; indem die erſtern vorangehen, und die Saͤfte folgen. Von einer Staͤrke der feſten Theile, und der damit verbundnen reizbaren Natur, wird das choleriſche Temperament: eine Staͤrke ohne Reizbarkeit macht das vierſchroͤtige (baeoticum quadratum) Baurentemperament aus, wovon die Aerzte wenig geſagt haben, und welches vom phlegmatiſchen ganz und gar unterſchieden, ſonſt zwar eben ſo unem- pfindlich, aber doch zugleich dauerhaft iſt, und welches ſich auf ſeine Staͤrke verlaſſen kann: es weichet vom me- lancholiſchen ebenfalls darinnen ab, daß es ſelbiges an Reizbarkeit uͤbertrift. Solchergeſtalt macht eine ſehr reizbare Anlage der feſten Theile, womit ſich zugleich Schwachheit verbindet, das melancholiſche, hyſteriſche und (m) Vom Herzen und von Gefaͤſ- ſen, die in ſtarken gros, in ſchwaͤch- lichen Menſchen klein waͤren, leitete der beruͤmte iahn S. 124. Phyſio- log. eben auf keine ungereimte Weiſe, die Temperamenten her. (n) Hiermit ſtimmen die be- ruͤmten Maͤnner ein, Ernſt ſtahl Theor. medic. S. 302. Hiſtor. temp. Ioſeph lietavd Phyſiolog. S. 61. Franc. queſnai Oeconom. anim. T. III. S. 444. lorry angef. Ort. S. 64. u. f. daß der tonus und die Staͤrke der feſten Theile zu den Temperamenten viel beitrage. Und dahin zielt auch unſers vortreflichen Lehrers ſchwache und loſe Faſer. Noch mehr, und faſt einzig und allein haben die Metodiſten auf die feſten Theile ihr Augenmerk gerichtet, ſo wie ohnlaͤngſt George bagliv de fibra motrice et morboſa S. 13. und beſonders der in ſeinen Kuren ſehr beruͤmte Arzt, Theo- dor Tronchin.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/250>, abgerufen am 01.05.2024.