fig zurükke, wenn ein Thier gleich an der Verblutung stirbt, und es büsset das Leben nicht erst alsdenn ein, wenn man ihm alles im Körper vorhandne Blut entzieht. Jn den Versuchen des berühmten Hales kamen die Pferde um, sobald die Blutsäule, welche aus einer zer- schnittnen Schlagader hervorbrach, gegen zween Fus, fünf Zoll (s), oder zween Fus, zehn Zoll (t) hoch sprang, welches ein offenbarer Beweis ist, daß in den Schlag- adern selbst, und in den Blutadern eine Menge Blut übrig geblieben ist, welche man nicht verachten darf. Ein zu starkes Aderlassen entzieht dem Körper doch nur wenig Geblüte, wenn man gleich ziemlich viel weglaufen läst, und doch weis man aus Erfarungen, daß ein schnel- ler Tod darauf erfolgt ist (u).
§. 3. Wie man diese Berechnung genauer bestim- men müsse.
Folglich haben andre berühmte Männer (x) wieder einen andern Weg erwält. Sie haben nämlich aus der Arzneigeschichte Exempel von Menschen gesammlet, die aus der Nase, oder andern Theilen ihres Leibes, eine grosse Menge Blut von sich gegeben. Fand es sich nun, daß dieses Bluten langsam geschahe, so ist dasselbe in der That viel stärker, als in den plözlichen Verblutungen, welche auf die Verlezzung eines grossen Blutgefässes erfolgen. Es treten nämlich in einem langsamen Uebel die dünnen Säfte (y), welche in den feinen Gefäschen strömen, kraft der Ableitung in die ausgeleerten roten Gefässe (z) über, und sie helfen solchergestalt die Blutmasse vermeh- ren. Aus dieser Ursache wollen wir blos bei denjenigen
Exem-
(s)[Spaltenumbruch]Haemastat. S. 16.
(t) S. 11.
(u)zacvtvs lvsitanvs Prax. admir. L. III. obs. 143.
(x)Keil am angef. Orte.
(y)[Spaltenumbruch]Quesnayde la Saignee neue Ausgabe S. 391.
(z) Man findet sie beschrieben im Second. Memoir. sur le mou- vem. du sang, S. 336 u. s. f.
A 3
uͤberhaupt betrachtet.
fig zuruͤkke, wenn ein Thier gleich an der Verblutung ſtirbt, und es buͤſſet das Leben nicht erſt alsdenn ein, wenn man ihm alles im Koͤrper vorhandne Blut entzieht. Jn den Verſuchen des beruͤhmten Hales kamen die Pferde um, ſobald die Blutſaͤule, welche aus einer zer- ſchnittnen Schlagader hervorbrach, gegen zween Fus, fuͤnf Zoll (s), oder zween Fus, zehn Zoll (t) hoch ſprang, welches ein offenbarer Beweis iſt, daß in den Schlag- adern ſelbſt, und in den Blutadern eine Menge Blut uͤbrig geblieben iſt, welche man nicht verachten darf. Ein zu ſtarkes Aderlaſſen entzieht dem Koͤrper doch nur wenig Gebluͤte, wenn man gleich ziemlich viel weglaufen laͤſt, und doch weis man aus Erfarungen, daß ein ſchnel- ler Tod darauf erfolgt iſt (u).
§. 3. Wie man dieſe Berechnung genauer beſtim- men muͤſſe.
Folglich haben andre beruͤhmte Maͤnner (x) wieder einen andern Weg erwaͤlt. Sie haben naͤmlich aus der Arzneigeſchichte Exempel von Menſchen geſammlet, die aus der Naſe, oder andern Theilen ihres Leibes, eine groſſe Menge Blut von ſich gegeben. Fand es ſich nun, daß dieſes Bluten langſam geſchahe, ſo iſt daſſelbe in der That viel ſtaͤrker, als in den ploͤzlichen Verblutungen, welche auf die Verlezzung eines groſſen Blutgefaͤſſes erfolgen. Es treten naͤmlich in einem langſamen Uebel die duͤnnen Saͤfte (y), welche in den feinen Gefaͤschen ſtroͤmen, kraft der Ableitung in die ausgeleerten roten Gefaͤſſe (z) uͤber, und ſie helfen ſolchergeſtalt die Blutmaſſe vermeh- ren. Aus dieſer Urſache wollen wir blos bei denjenigen
Exem-
(s)[Spaltenumbruch]Haemaſtat. S. 16.
(t) S. 11.
(u)zacvtvſ lvſitanvſ Prax. admir. L. III. obſ. 143.
(x)Keil am angef. Orte.
(y)[Spaltenumbruch]Quesnayde la Saignée neue Ausgabe S. 391.
(z) Man findet ſie beſchrieben im Second. Memoir. ſur le mou- vem. du ſang, S. 336 u. ſ. f.
A 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0025"n="5"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤberhaupt betrachtet.</hi></fw><lb/>
fig zuruͤkke, wenn ein Thier gleich an der Verblutung<lb/>ſtirbt, und es buͤſſet das Leben nicht erſt alsdenn ein,<lb/>
wenn man ihm alles im Koͤrper vorhandne Blut entzieht.<lb/>
Jn den Verſuchen des beruͤhmten <hirendition="#fr">Hales</hi> kamen die<lb/>
Pferde um, ſobald die Blutſaͤule, welche aus einer zer-<lb/>ſchnittnen Schlagader hervorbrach, gegen zween Fus,<lb/>
fuͤnf Zoll <noteplace="foot"n="(s)"><cb/><hirendition="#aq">Haemaſtat.</hi> S. 16.</note>, oder zween Fus, zehn Zoll <noteplace="foot"n="(t)">S. 11.</note> hoch ſprang,<lb/>
welches ein offenbarer Beweis iſt, daß in den Schlag-<lb/>
adern ſelbſt, und in den Blutadern eine Menge Blut<lb/>
uͤbrig geblieben iſt, welche man nicht verachten darf.<lb/>
Ein zu ſtarkes Aderlaſſen entzieht dem Koͤrper doch nur<lb/>
wenig Gebluͤte, wenn man gleich ziemlich viel weglaufen<lb/>
laͤſt, und doch weis man aus Erfarungen, daß ein ſchnel-<lb/>
ler Tod darauf erfolgt iſt <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">zacvtvſ lvſitanvſ</hi> Prax.<lb/>
admir. L. III. obſ.</hi> 143.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.<lb/>
Wie man dieſe Berechnung genauer beſtim-<lb/>
men muͤſſe.</head><lb/><p>Folglich haben andre beruͤhmte Maͤnner <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#fr">Keil</hi> am angef. Orte.</note> wieder<lb/>
einen andern Weg erwaͤlt. Sie haben naͤmlich aus der<lb/>
Arzneigeſchichte Exempel von Menſchen geſammlet, die<lb/>
aus der Naſe, oder andern Theilen ihres Leibes, eine groſſe<lb/>
Menge Blut von ſich gegeben. Fand es ſich nun, daß<lb/>
dieſes Bluten langſam geſchahe, ſo iſt daſſelbe in der That<lb/>
viel ſtaͤrker, als in den ploͤzlichen Verblutungen, welche<lb/>
auf die Verlezzung eines groſſen Blutgefaͤſſes erfolgen.<lb/>
Es treten naͤmlich in einem langſamen Uebel die duͤnnen<lb/>
Saͤfte <noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#fr">Quesnay</hi><hirendition="#aq">de la Saignée</hi><lb/>
neue Ausgabe S. 391.</note>, welche in den feinen Gefaͤschen ſtroͤmen,<lb/>
kraft der Ableitung in die ausgeleerten roten Gefaͤſſe <noteplace="foot"n="(z)">Man findet ſie beſchrieben<lb/>
im <hirendition="#aq">Second. Memoir. ſur le mou-<lb/>
vem. du ſang,</hi> S. 336 u. ſ. f.</note><lb/>
uͤber, und ſie helfen ſolchergeſtalt die Blutmaſſe vermeh-<lb/>
ren. Aus dieſer Urſache wollen wir blos bei denjenigen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Exem-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[5/0025]
uͤberhaupt betrachtet.
fig zuruͤkke, wenn ein Thier gleich an der Verblutung
ſtirbt, und es buͤſſet das Leben nicht erſt alsdenn ein,
wenn man ihm alles im Koͤrper vorhandne Blut entzieht.
Jn den Verſuchen des beruͤhmten Hales kamen die
Pferde um, ſobald die Blutſaͤule, welche aus einer zer-
ſchnittnen Schlagader hervorbrach, gegen zween Fus,
fuͤnf Zoll (s), oder zween Fus, zehn Zoll (t) hoch ſprang,
welches ein offenbarer Beweis iſt, daß in den Schlag-
adern ſelbſt, und in den Blutadern eine Menge Blut
uͤbrig geblieben iſt, welche man nicht verachten darf.
Ein zu ſtarkes Aderlaſſen entzieht dem Koͤrper doch nur
wenig Gebluͤte, wenn man gleich ziemlich viel weglaufen
laͤſt, und doch weis man aus Erfarungen, daß ein ſchnel-
ler Tod darauf erfolgt iſt (u).
§. 3.
Wie man dieſe Berechnung genauer beſtim-
men muͤſſe.
Folglich haben andre beruͤhmte Maͤnner (x) wieder
einen andern Weg erwaͤlt. Sie haben naͤmlich aus der
Arzneigeſchichte Exempel von Menſchen geſammlet, die
aus der Naſe, oder andern Theilen ihres Leibes, eine groſſe
Menge Blut von ſich gegeben. Fand es ſich nun, daß
dieſes Bluten langſam geſchahe, ſo iſt daſſelbe in der That
viel ſtaͤrker, als in den ploͤzlichen Verblutungen, welche
auf die Verlezzung eines groſſen Blutgefaͤſſes erfolgen.
Es treten naͤmlich in einem langſamen Uebel die duͤnnen
Saͤfte (y), welche in den feinen Gefaͤschen ſtroͤmen,
kraft der Ableitung in die ausgeleerten roten Gefaͤſſe (z)
uͤber, und ſie helfen ſolchergeſtalt die Blutmaſſe vermeh-
ren. Aus dieſer Urſache wollen wir blos bei denjenigen
Exem-
(s)
Haemaſtat. S. 16.
(t) S. 11.
(u) zacvtvſ lvſitanvſ Prax.
admir. L. III. obſ. 143.
(x) Keil am angef. Orte.
(y)
Quesnay de la Saignée
neue Ausgabe S. 391.
(z) Man findet ſie beſchrieben
im Second. Memoir. ſur le mou-
vem. du ſang, S. 336 u. ſ. f.
A 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/25>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.