Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Fünftes Buch. Das Blut. Gestank ihres Unflates (f), durch einen übelrichendenHarn (g), durch eine dünne und richende Milch (h), durch einen widerlichen Atem, welches alles offenbare Merk- male von ihren zu einem harnhaften Wesen ausartenden Säften sind. Zugleich aber offenbart sich auch die Kraft eines flüchtigen Wesens, die so gros ist, daß das Blut cholerischer Menschen innerhalb vier und zwanzig Stun- den ganz und gar verfliegt, und nur trokkne Plättchen zurükke läst (i). Mit dieser Cacochymie (übler Blutmi- schung) vereinigen sich öfters die roten Haare (k), ein har- tes, derbes, trokknes Fleisch, die Magerkeit, ein grosses Herz (l), ein starker und schneller Puls, eine äusserste Stärke, wenn der Körper gleich dazu nur klein ist, und weil man sich seiner eignen Kräfte sodann bewust ist, auch die Künheit, der Zorn, und alles dasjenige, welches die alten Aerzte cholerischen Personen zuschrieben. Tartarn leben blos von Fleische, sie machen sich nichts aus Kräu- tern, als einer den Thieren angewiesener Speise (m): sie sind aber auch ungemein wild und grausam (n). Es pflegte Boerhaave von einem Menschen zu erzälen, welcher, laut einem gemachten Vertrage, sich genötigt sahe, blos von Rebhünern zu leben, daß er diese Lebensart nicht länger ausstehen konnte, und das ihm vormals eigne leutseelige Bezeigen darüber abgelegt hatte. Jch selbst erinnere mich noch sehr gut, beobachtet zu haben, wie Jemand nach dem Gebrauche der Nattern ein äusserst ungedul- (f) [Spaltenumbruch]
Von der verschiednen Farbe des Schleimnezzchen unter der Haut, nimt Russel die Merkmale der Temperamenten her. Oecon. natur. S. 156. (g) Vom Tigerthiere S. 91. 92. (h) Sie wird harnhaft und, wie der Harn, geschikt, damit Tücher rein zu waschen. gesner histor. anim. quadruped. S. 189. (i) bvrggrav de aere aqu. et loc. Francof. S. 39. 40. (k) [Spaltenumbruch]
baglivi de leone Oper. S. 267. (l) Buch 4. (m) Relation des Missions T. I. S. 21. Io. de lvca Relat. des voyages au Nord T. II. S. 193. (n) Von dem neuerlichen Krie-
ge vom Jare 1740 und 1741. lieset man, daß die Tartarn den armen erlegten Finnen das Blut ausgeso- gen haben. Fuͤnftes Buch. Das Blut. Geſtank ihres Unflates (f), durch einen uͤbelrichendenHarn (g), durch eine duͤnne und richende Milch (h), durch einen widerlichen Atem, welches alles offenbare Merk- male von ihren zu einem harnhaften Weſen ausartenden Saͤften ſind. Zugleich aber offenbart ſich auch die Kraft eines fluͤchtigen Weſens, die ſo gros iſt, daß das Blut choleriſcher Menſchen innerhalb vier und zwanzig Stun- den ganz und gar verfliegt, und nur trokkne Plaͤttchen zuruͤkke laͤſt (i). Mit dieſer Cacochymie (uͤbler Blutmi- ſchung) vereinigen ſich oͤfters die roten Haare (k), ein har- tes, derbes, trokknes Fleiſch, die Magerkeit, ein groſſes Herz (l), ein ſtarker und ſchneller Puls, eine aͤuſſerſte Staͤrke, wenn der Koͤrper gleich dazu nur klein iſt, und weil man ſich ſeiner eignen Kraͤfte ſodann bewuſt iſt, auch die Kuͤnheit, der Zorn, und alles dasjenige, welches die alten Aerzte choleriſchen Perſonen zuſchrieben. Tartarn leben blos von Fleiſche, ſie machen ſich nichts aus Kraͤu- tern, als einer den Thieren angewieſener Speiſe (m): ſie ſind aber auch ungemein wild und grauſam (n). Es pflegte Boerhaave von einem Menſchen zu erzaͤlen, welcher, laut einem gemachten Vertrage, ſich genoͤtigt ſahe, blos von Rebhuͤnern zu leben, daß er dieſe Lebensart nicht laͤnger ausſtehen konnte, und das ihm vormals eigne leutſeelige Bezeigen daruͤber abgelegt hatte. Jch ſelbſt erinnere mich noch ſehr gut, beobachtet zu haben, wie Jemand nach dem Gebrauche der Nattern ein aͤuſſerſt ungedul- (f) [Spaltenumbruch]
Von der verſchiednen Farbe des Schleimnezzchen unter der Haut, nimt Ruſſel die Merkmale der Temperamenten her. Oecon. natur. S. 156. (g) Vom Tigerthiere S. 91. 92. (h) Sie wird harnhaft und, wie der Harn, geſchikt, damit Tuͤcher rein zu waſchen. geſner hiſtor. anim. quadruped. S. 189. (i) bvrggrav de aëre aqu. et loc. Francof. S. 39. 40. (k) [Spaltenumbruch]
baglivi de leone Oper. S. 267. (l) Buch 4. (m) Relation des Miſſions T. I. S. 21. Io. de lvca Relat. des voyages au Nord T. II. S. 193. (n) Von dem neuerlichen Krie-
ge vom Jare 1740 und 1741. lieſet man, daß die Tartarn den armen erlegten Finnen das Blut ausgeſo- gen haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0242" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/> Geſtank ihres Unflates <note place="foot" n="(f)"><cb/> Von der verſchiednen Farbe<lb/> des Schleimnezzchen unter der<lb/> Haut, nimt <hi rendition="#fr">Ruſſel</hi> die Merkmale<lb/> der Temperamenten her. <hi rendition="#aq">Oecon.<lb/> natur.</hi> S. 156.</note>, durch einen uͤbelrichenden<lb/> Harn <note place="foot" n="(g)">Vom Tigerthiere S. 91. 92.</note>, durch eine duͤnne und richende Milch <note place="foot" n="(h)">Sie wird harnhaft und, wie<lb/> der Harn, geſchikt, damit Tuͤcher<lb/> rein zu waſchen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">geſner</hi> hiſtor.<lb/> anim. quadruped.</hi> S. 189.</note>, durch<lb/> einen widerlichen Atem, welches alles offenbare Merk-<lb/> male von ihren zu einem harnhaften Weſen ausartenden<lb/> Saͤften ſind. Zugleich aber offenbart ſich auch die Kraft<lb/> eines fluͤchtigen Weſens, die ſo gros iſt, daß das Blut<lb/> choleriſcher Menſchen innerhalb vier und zwanzig Stun-<lb/> den ganz und gar verfliegt, und nur trokkne Plaͤttchen<lb/> zuruͤkke laͤſt <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bvrggrav</hi> de aëre aqu. et<lb/> loc. Francof.</hi> S. 39. 40.</note>. Mit dieſer Cacochymie (uͤbler Blutmi-<lb/> ſchung) vereinigen ſich oͤfters die roten Haare <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">baglivi</hi> de leone Oper.</hi> S.<lb/> 267.</note>, ein har-<lb/> tes, derbes, trokknes Fleiſch, die Magerkeit, ein groſſes<lb/> Herz <note place="foot" n="(l)">Buch 4.</note>, ein ſtarker und ſchneller Puls, eine aͤuſſerſte<lb/> Staͤrke, wenn der Koͤrper gleich dazu nur klein iſt, und<lb/> weil man ſich ſeiner eignen Kraͤfte ſodann bewuſt iſt, auch<lb/> die Kuͤnheit, der Zorn, und alles dasjenige, welches die<lb/> alten Aerzte choleriſchen Perſonen zuſchrieben. Tartarn<lb/> leben blos von Fleiſche, ſie machen ſich nichts aus Kraͤu-<lb/> tern, als einer den Thieren angewieſener Speiſe <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Relation des Miſſions T. I.</hi><lb/> S. 21. <hi rendition="#aq">Io. de <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">lvca</hi></hi> Relat. des<lb/> voyages au Nord T. II.</hi> S. 193.</note>: ſie<lb/> ſind aber auch ungemein wild und grauſam <note place="foot" n="(n)">Von dem neuerlichen Krie-<lb/> ge vom Jare 1740 und 1741. lieſet<lb/> man, daß die Tartarn den armen<lb/> erlegten Finnen das Blut ausgeſo-<lb/> gen haben.</note>. Es pflegte<lb/><hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> von einem Menſchen zu erzaͤlen, welcher,<lb/> laut einem gemachten Vertrage, ſich genoͤtigt ſahe, blos<lb/> von Rebhuͤnern zu leben, daß er dieſe Lebensart nicht<lb/> laͤnger ausſtehen konnte, und das ihm vormals eigne<lb/> leutſeelige Bezeigen daruͤber abgelegt hatte. Jch ſelbſt<lb/> erinnere mich noch ſehr gut, beobachtet zu haben, wie<lb/> Jemand nach dem Gebrauche der Nattern ein aͤuſſerſt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ungedul-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0242]
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Harn (g), durch eine duͤnne und richende Milch (h), durch
einen widerlichen Atem, welches alles offenbare Merk-
male von ihren zu einem harnhaften Weſen ausartenden
Saͤften ſind. Zugleich aber offenbart ſich auch die Kraft
eines fluͤchtigen Weſens, die ſo gros iſt, daß das Blut
choleriſcher Menſchen innerhalb vier und zwanzig Stun-
den ganz und gar verfliegt, und nur trokkne Plaͤttchen
zuruͤkke laͤſt (i). Mit dieſer Cacochymie (uͤbler Blutmi-
ſchung) vereinigen ſich oͤfters die roten Haare (k), ein har-
tes, derbes, trokknes Fleiſch, die Magerkeit, ein groſſes
Herz (l), ein ſtarker und ſchneller Puls, eine aͤuſſerſte
Staͤrke, wenn der Koͤrper gleich dazu nur klein iſt, und
weil man ſich ſeiner eignen Kraͤfte ſodann bewuſt iſt, auch
die Kuͤnheit, der Zorn, und alles dasjenige, welches die
alten Aerzte choleriſchen Perſonen zuſchrieben. Tartarn
leben blos von Fleiſche, ſie machen ſich nichts aus Kraͤu-
tern, als einer den Thieren angewieſener Speiſe (m): ſie
ſind aber auch ungemein wild und grauſam (n). Es pflegte
Boerhaave von einem Menſchen zu erzaͤlen, welcher,
laut einem gemachten Vertrage, ſich genoͤtigt ſahe, blos
von Rebhuͤnern zu leben, daß er dieſe Lebensart nicht
laͤnger ausſtehen konnte, und das ihm vormals eigne
leutſeelige Bezeigen daruͤber abgelegt hatte. Jch ſelbſt
erinnere mich noch ſehr gut, beobachtet zu haben, wie
Jemand nach dem Gebrauche der Nattern ein aͤuſſerſt
ungedul-
(f)
Von der verſchiednen Farbe
des Schleimnezzchen unter der
Haut, nimt Ruſſel die Merkmale
der Temperamenten her. Oecon.
natur. S. 156.
(g) Vom Tigerthiere S. 91. 92.
(h) Sie wird harnhaft und, wie
der Harn, geſchikt, damit Tuͤcher
rein zu waſchen. geſner hiſtor.
anim. quadruped. S. 189.
(i) bvrggrav de aëre aqu. et
loc. Francof. S. 39. 40.
(k)
baglivi de leone Oper. S.
267.
(l) Buch 4.
(m) Relation des Miſſions T. I.
S. 21. Io. de lvca Relat. des
voyages au Nord T. II. S. 193.
(n) Von dem neuerlichen Krie-
ge vom Jare 1740 und 1741. lieſet
man, daß die Tartarn den armen
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