Da ich eben an gegenwärtige Arbeit die lezte Hand lege, so sehe ich, daß der vortrefliche Albin, in dem vierten Buche seiner Adnota- tionum, vornämlich gegen mich eine sehr hiz- zige Beurteilung äussert, und mich, da ich doch sein ehrfurchtsvoller Schüler gewesen, der ihn bei so vieler Gelegenheit, nach Ver- diensten, und mit einem dankbaren freiwilligen Herzen und dem lebhaftesten Beweise von sei- ner Verehrung gerühmet, mit allem Nach- drukke seines so grossen Ansehens zu demüti- gen den Vorsaz gehabt. Es wird dieser grosse Mann in der That nie seine Absicht erreichen können, daß ich mich nicht zugleich desjenigen Unterrichtes erinnern sollte, welchen ich vor 32 Jahren bei ihm genossen, und daß ich nicht meinen ehemaligen Lehrer ewig hochschäzzen, und dessen Talenten alle Ehre auch noch fer- ner erzeigen sollte. Jndessen glaube ich, daß es ihm selbst nicht mißfallen werde, wenn ich
diejeni-
Vorrede.
Da ich eben an gegenwaͤrtige Arbeit die lezte Hand lege, ſo ſehe ich, daß der vortrefliche Albin, in dem vierten Buche ſeiner Adnota- tionum, vornaͤmlich gegen mich eine ſehr hiz- zige Beurteilung aͤuſſert, und mich, da ich doch ſein ehrfurchtsvoller Schuͤler geweſen, der ihn bei ſo vieler Gelegenheit, nach Ver- dienſten, und mit einem dankbaren freiwilligen Herzen und dem lebhafteſten Beweiſe von ſei- ner Verehrung geruͤhmet, mit allem Nach- drukke ſeines ſo groſſen Anſehens zu demuͤti- gen den Vorſaz gehabt. Es wird dieſer groſſe Mann in der That nie ſeine Abſicht erreichen koͤnnen, daß ich mich nicht zugleich desjenigen Unterrichtes erinnern ſollte, welchen ich vor 32 Jahren bei ihm genoſſen, und daß ich nicht meinen ehemaligen Lehrer ewig hochſchaͤzzen, und deſſen Talenten alle Ehre auch noch fer- ner erzeigen ſollte. Jndeſſen glaube ich, daß es ihm ſelbſt nicht mißfallen werde, wenn ich
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[0012]
Vorrede.
Da ich eben an gegenwaͤrtige Arbeit die lezte
Hand lege, ſo ſehe ich, daß der vortrefliche
Albin, in dem vierten Buche ſeiner Adnota-
tionum, vornaͤmlich gegen mich eine ſehr hiz-
zige Beurteilung aͤuſſert, und mich, da ich
doch ſein ehrfurchtsvoller Schuͤler geweſen,
der ihn bei ſo vieler Gelegenheit, nach Ver-
dienſten, und mit einem dankbaren freiwilligen
Herzen und dem lebhafteſten Beweiſe von ſei-
ner Verehrung geruͤhmet, mit allem Nach-
drukke ſeines ſo groſſen Anſehens zu demuͤti-
gen den Vorſaz gehabt. Es wird dieſer groſſe
Mann in der That nie ſeine Abſicht erreichen
koͤnnen, daß ich mich nicht zugleich desjenigen
Unterrichtes erinnern ſollte, welchen ich vor
32 Jahren bei ihm genoſſen, und daß ich nicht
meinen ehemaligen Lehrer ewig hochſchaͤzzen,
und deſſen Talenten alle Ehre auch noch fer-
ner erzeigen ſollte. Jndeſſen glaube ich, daß
es ihm ſelbſt nicht mißfallen werde, wenn ich
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/12>, abgerufen am 23.11.2024.
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