men gedrengt, oder auf andre Kügelchen getrieben, hätten zusammendrükken, oder in einen engern Raum bringen lassen, und man hat das eigne Geständnis Antons von Leeuwenhoek(h) vor sich, daß er nie so etwas gese- hen habe.
Ferner, ob die Luft gleich in der Kälte allerdings dichter und von der Wärme ausgedent wird, so hat man doch lange schon beobachtet, daß der rote Theil des Blu- tes überhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef- tigsten Kälte in einen engern Raum gebracht wird, wie solches Samuel Aurivill(i), der jezzo ein berümter Professor in Upsal ist, bezeuget, und welchem ferner der vortrefliche Franz Boissier(k) beipflichtet. Es gestehet aber auch G. E. Hamberger, daß sich der rote Blut- teil nicht einmal von einer sechs und dreißig Zoll hohen Queksilbersäule in einen engern Raum bringen lasse (l). Da ferner ehemals der berümte Jakob Jurin(m) mit Fleis die Absicht hatte, diese Streitigkeit in Untersuchung zu ziehen, so sahe selbiger ohne Mühe ein, daß sich keine merkliche Menge Luft, und nicht einmal so viel, als im Wasser zugegen ist, im Blute befinden könne, weil das rote Kügelchen, und der gesamte rote Blutteil, das inner- liche Gewichte des Wassers übertrift, und es würde die Blutröte um ein vieles leichter werden müssen, wofern blos ein farbiges Plättchen die Luft einschlösse.
Da sich ferner die Luft entweder in einer grössern Wärme ausdehnet, oder dieses auch im leeren Raume verrichtet; so thun dieses doch die Blutkügelchen weder in der äussersten Wärme, noch im luftleeren Raume. Denn obgleich ein gewisser berümter Mann, von der
Partei
(h)[Spaltenumbruch]Continuat. arcan. natur. S. 111.
(i) Jn der Dissertation de va- sorum pulmonalium, et cauitatum cordis inaequali amplitudine. n. 26.
(k) Die Winterkälte treibet nicht einmal das Blut in einen [Spaltenumbruch]
engern Raum zusammen; des effets de l'air S. 84. Element. Physiol. S. 138.
(l)De vno pulsu S. 4. Phy- siol. S. 18.
(m)Philosoph. Transact. n. 361.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
men gedrengt, oder auf andre Kuͤgelchen getrieben, haͤtten zuſammendruͤkken, oder in einen engern Raum bringen laſſen, und man hat das eigne Geſtaͤndnis Antons von Leeuwenhoek(h) vor ſich, daß er nie ſo etwas geſe- hen habe.
Ferner, ob die Luft gleich in der Kaͤlte allerdings dichter und von der Waͤrme ausgedent wird, ſo hat man doch lange ſchon beobachtet, daß der rote Theil des Blu- tes uͤberhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef- tigſten Kaͤlte in einen engern Raum gebracht wird, wie ſolches Samuel Aurivill(i), der jezzo ein beruͤmter Profeſſor in Upſal iſt, bezeuget, und welchem ferner der vortrefliche Franz Boiſſier(k) beipflichtet. Es geſtehet aber auch G. E. Hamberger, daß ſich der rote Blut- teil nicht einmal von einer ſechs und dreißig Zoll hohen Quekſilberſaͤule in einen engern Raum bringen laſſe (l). Da ferner ehemals der beruͤmte Jakob Jurin(m) mit Fleis die Abſicht hatte, dieſe Streitigkeit in Unterſuchung zu ziehen, ſo ſahe ſelbiger ohne Muͤhe ein, daß ſich keine merkliche Menge Luft, und nicht einmal ſo viel, als im Waſſer zugegen iſt, im Blute befinden koͤnne, weil das rote Kuͤgelchen, und der geſamte rote Blutteil, das inner- liche Gewichte des Waſſers uͤbertrift, und es wuͤrde die Blutroͤte um ein vieles leichter werden muͤſſen, wofern blos ein farbiges Plaͤttchen die Luft einſchloͤſſe.
Da ſich ferner die Luft entweder in einer groͤſſern Waͤrme ausdehnet, oder dieſes auch im leeren Raume verrichtet; ſo thun dieſes doch die Blutkuͤgelchen weder in der aͤuſſerſten Waͤrme, noch im luftleeren Raume. Denn obgleich ein gewiſſer beruͤmter Mann, von der
Partei
(h)[Spaltenumbruch]Continuat. arcan. natur. S. 111.
(i) Jn der Diſſertation de va- ſorum pulmonalium, et cauitatum cordis inaequali amplitudine. n. 26.
(k) Die Winterkaͤlte treibet nicht einmal das Blut in einen [Spaltenumbruch]
engern Raum zuſammen; des effets de l’air S. 84. Element. Phyſiol. S. 138.
(l)De vno pulſu S. 4. Phy- ſiol. S. 18.
(m)Philoſoph. Transact. n. 361.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0116"n="96"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Fuͤnftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
men gedrengt, oder auf andre Kuͤgelchen getrieben, haͤtten<lb/>
zuſammendruͤkken, oder in einen engern Raum bringen<lb/>
laſſen, und man hat das eigne Geſtaͤndnis Antons von<lb/><hirendition="#fr">Leeuwenhoek</hi><noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq">Continuat. arcan. natur.</hi><lb/>
S. 111.</note> vor ſich, daß er nie ſo etwas geſe-<lb/>
hen habe.</p><lb/><p>Ferner, ob die Luft gleich in der Kaͤlte allerdings<lb/>
dichter und von der Waͤrme ausgedent wird, ſo hat man<lb/>
doch lange ſchon beobachtet, daß der rote Theil des Blu-<lb/>
tes uͤberhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef-<lb/>
tigſten Kaͤlte in einen engern Raum gebracht wird, wie<lb/>ſolches Samuel <hirendition="#fr">Aurivill</hi><noteplace="foot"n="(i)">Jn der Diſſertation <hirendition="#aq">de va-<lb/>ſorum pulmonalium, et cauitatum<lb/>
cordis inaequali amplitudine. n.</hi> 26.</note>, der jezzo ein beruͤmter<lb/>
Profeſſor in Upſal iſt, bezeuget, und welchem ferner der<lb/>
vortrefliche Franz <hirendition="#fr">Boiſſier</hi><noteplace="foot"n="(k)">Die Winterkaͤlte treibet<lb/>
nicht einmal das Blut in einen<lb/><cb/>
engern Raum zuſammen; <hirendition="#aq">des effets<lb/>
de l’air</hi> S. 84. <hirendition="#aq">Element. Phyſiol.</hi><lb/>
S. 138.</note> beipflichtet. Es geſtehet<lb/>
aber auch G. E. <hirendition="#fr">Hamberger,</hi> daß ſich der rote Blut-<lb/>
teil nicht einmal von einer ſechs und dreißig Zoll hohen<lb/>
Quekſilberſaͤule in einen engern Raum bringen laſſe <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">De vno pulſu</hi> S. 4. <hirendition="#aq">Phy-<lb/>ſiol.</hi> S. 18.</note>.<lb/>
Da ferner ehemals der beruͤmte Jakob <hirendition="#fr">Jurin</hi><noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Philoſoph. Transact. n.</hi> 361.</note> mit<lb/>
Fleis die Abſicht hatte, dieſe Streitigkeit in Unterſuchung<lb/>
zu ziehen, ſo ſahe ſelbiger ohne Muͤhe ein, daß ſich keine<lb/>
merkliche Menge Luft, und nicht einmal ſo viel, als im<lb/>
Waſſer zugegen iſt, im Blute befinden koͤnne, weil das<lb/>
rote Kuͤgelchen, und der geſamte rote Blutteil, das inner-<lb/>
liche Gewichte des Waſſers uͤbertrift, und es wuͤrde die<lb/>
Blutroͤte um ein vieles leichter werden muͤſſen, wofern<lb/>
blos ein farbiges Plaͤttchen die Luft einſchloͤſſe.</p><lb/><p>Da ſich ferner die Luft entweder in einer groͤſſern<lb/>
Waͤrme ausdehnet, oder dieſes auch im leeren Raume<lb/>
verrichtet; ſo thun dieſes doch die Blutkuͤgelchen weder<lb/>
in der aͤuſſerſten Waͤrme, noch im luftleeren Raume.<lb/>
Denn obgleich ein gewiſſer beruͤmter Mann, von der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Partei</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[96/0116]
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
men gedrengt, oder auf andre Kuͤgelchen getrieben, haͤtten
zuſammendruͤkken, oder in einen engern Raum bringen
laſſen, und man hat das eigne Geſtaͤndnis Antons von
Leeuwenhoek (h) vor ſich, daß er nie ſo etwas geſe-
hen habe.
Ferner, ob die Luft gleich in der Kaͤlte allerdings
dichter und von der Waͤrme ausgedent wird, ſo hat man
doch lange ſchon beobachtet, daß der rote Theil des Blu-
tes uͤberhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef-
tigſten Kaͤlte in einen engern Raum gebracht wird, wie
ſolches Samuel Aurivill (i), der jezzo ein beruͤmter
Profeſſor in Upſal iſt, bezeuget, und welchem ferner der
vortrefliche Franz Boiſſier (k) beipflichtet. Es geſtehet
aber auch G. E. Hamberger, daß ſich der rote Blut-
teil nicht einmal von einer ſechs und dreißig Zoll hohen
Quekſilberſaͤule in einen engern Raum bringen laſſe (l).
Da ferner ehemals der beruͤmte Jakob Jurin (m) mit
Fleis die Abſicht hatte, dieſe Streitigkeit in Unterſuchung
zu ziehen, ſo ſahe ſelbiger ohne Muͤhe ein, daß ſich keine
merkliche Menge Luft, und nicht einmal ſo viel, als im
Waſſer zugegen iſt, im Blute befinden koͤnne, weil das
rote Kuͤgelchen, und der geſamte rote Blutteil, das inner-
liche Gewichte des Waſſers uͤbertrift, und es wuͤrde die
Blutroͤte um ein vieles leichter werden muͤſſen, wofern
blos ein farbiges Plaͤttchen die Luft einſchloͤſſe.
Da ſich ferner die Luft entweder in einer groͤſſern
Waͤrme ausdehnet, oder dieſes auch im leeren Raume
verrichtet; ſo thun dieſes doch die Blutkuͤgelchen weder
in der aͤuſſerſten Waͤrme, noch im luftleeren Raume.
Denn obgleich ein gewiſſer beruͤmter Mann, von der
Partei
(h)
Continuat. arcan. natur.
S. 111.
(i) Jn der Diſſertation de va-
ſorum pulmonalium, et cauitatum
cordis inaequali amplitudine. n. 26.
(k) Die Winterkaͤlte treibet
nicht einmal das Blut in einen
engern Raum zuſammen; des effets
de l’air S. 84. Element. Phyſiol.
S. 138.
(l) De vno pulſu S. 4. Phy-
ſiol. S. 18.
(m) Philoſoph. Transact. n. 361.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/116>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.