§. 34. Endlich wird auch die Kraft der ausgedehnten Luft bei dem Herzen zu Hülfe ge- nommen.
Es hat schon längstens der berühmte Hutchinson(s) den Dunst für die vornehmste Ursache der thierischen Be- wegung gehalten; der berühmte Huber(t) hat fast eben diese Meinung angenommen, nämlich daß die Wärme, welche blos und allein die Säfte derer Pflanzen in Be- wegung bringt, auch in den Thieren die Hauptursache von derjenigen Bewegung sey, durch deren Hülfe die Le- benssäfte herumgetrieben werden. Wir haben nämlich gezeiget (u), daß sich das Herz am besten durch die Wär- me zur Bewegung reizzen lasse; daß man den Pulsschlag, der schon völlig aufgehöret hat, an dem in einem bebrü- teten Eye befindlichen Hühnchen, und an Thieren, die in dem Winter-Schlafe ohne alle Bewegung liegen, wie- der herstellen, und immer mehr verstärken könne (x); daß ein herausgenommenes Herz noch viele Stunden lang in laulichen Wasser fortschlage (y); daß Jnsek- ten (z), die neugebohrne menschliche Frucht, und die mit Mutterbeschwerungen behaftete Frauenspersonen (a), blos durch die äussere Wärme wieder zum Leben gebracht werden. Hingegen vermindert sich von der Kälte die Anzahl der Herzschläge fast bis um den achten Theil (b),
und
(s)[Spaltenumbruch]
Jn der Oeconomy of hu- man frame.
(t)De aere electro &c.
(u) Jm 5ten Abschnitt dieses Buches.
(x) Von 28 bis zu 87 Schlägen an einer Natter, B. langrish on muscul. mot. gegen das Ende.
(y)charleton three lectures, S. 79.
(z)[Spaltenumbruch]
Von der Wärme der Hand, swammerdam de Respir. S. 101. follivs Recreat. ment. S. 60.
(a) Durch umgeschlagene wolle- ne Tücher wird der Pulsschlag wieder hergestellt, smellie Cases in midwifry, S. 308.
(b) Auf zehn Pulsschläge in ei- ner Minute, floyer Pulsewatch, S. 78. 250.
Viertes Buch. Das Herz.
§. 34. Endlich wird auch die Kraft der ausgedehnten Luft bei dem Herzen zu Huͤlfe ge- nommen.
Es hat ſchon laͤngſtens der beruͤhmte Hutchinſon(s) den Dunſt fuͤr die vornehmſte Urſache der thieriſchen Be- wegung gehalten; der beruͤhmte Huber(t) hat faſt eben dieſe Meinung angenommen, naͤmlich daß die Waͤrme, welche blos und allein die Saͤfte derer Pflanzen in Be- wegung bringt, auch in den Thieren die Haupturſache von derjenigen Bewegung ſey, durch deren Huͤlfe die Le- bensſaͤfte herumgetrieben werden. Wir haben naͤmlich gezeiget (u), daß ſich das Herz am beſten durch die Waͤr- me zur Bewegung reizzen laſſe; daß man den Pulsſchlag, der ſchon voͤllig aufgehoͤret hat, an dem in einem bebruͤ- teten Eye befindlichen Huͤhnchen, und an Thieren, die in dem Winter-Schlafe ohne alle Bewegung liegen, wie- der herſtellen, und immer mehr verſtaͤrken koͤnne (x); daß ein herausgenommenes Herz noch viele Stunden lang in laulichen Waſſer fortſchlage (y); daß Jnſek- ten (z), die neugebohrne menſchliche Frucht, und die mit Mutterbeſchwerungen behaftete Frauensperſonen (a), blos durch die aͤuſſere Waͤrme wieder zum Leben gebracht werden. Hingegen vermindert ſich von der Kaͤlte die Anzahl der Herzſchlaͤge faſt bis um den achten Theil (b),
und
(s)[Spaltenumbruch]
Jn der Oeconomy of hu- man frame.
(t)De aëre electro &c.
(u) Jm 5ten Abſchnitt dieſes Buches.
(x) Von 28 bis zu 87 Schlaͤgen an einer Natter, B. langrish on muſcul. mot. gegen das Ende.
(y)charleton three lectures, S. 79.
(z)[Spaltenumbruch]
Von der Waͤrme der Hand, swammerdam de Reſpir. S. 101. follivs Recreat. ment. S. 60.
(a) Durch umgeſchlagene wolle- ne Tuͤcher wird der Pulsſchlag wieder hergeſtellt, smellie Caſes in midwifry, S. 308.
(b) Auf zehn Pulsſchlaͤge in ei- ner Minute, floyer Pulſewatch, S. 78. 250.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0890"n="834"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 34.<lb/>
Endlich wird auch die Kraft der ausgedehnten<lb/>
Luft bei dem Herzen zu Huͤlfe ge-<lb/>
nommen.</head><lb/><p>Es hat ſchon laͤngſtens der beruͤhmte <hirendition="#fr">Hutchinſon</hi><noteplace="foot"n="(s)"><cb/>
Jn der <hirendition="#aq">Oeconomy of hu-<lb/>
man frame.</hi></note><lb/>
den <hirendition="#fr">Dunſt</hi> fuͤr die vornehmſte Urſache der thieriſchen Be-<lb/>
wegung gehalten; der beruͤhmte <hirendition="#fr">Huber</hi><noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">De aëre electro &c.</hi></note> hat faſt eben<lb/>
dieſe Meinung angenommen, naͤmlich daß die Waͤrme,<lb/>
welche blos und allein die Saͤfte derer Pflanzen in Be-<lb/>
wegung bringt, auch in den Thieren die Haupturſache<lb/>
von derjenigen Bewegung ſey, durch deren Huͤlfe die Le-<lb/>
bensſaͤfte herumgetrieben werden. Wir haben naͤmlich<lb/>
gezeiget <noteplace="foot"n="(u)">Jm 5ten Abſchnitt dieſes<lb/>
Buches.</note>, daß ſich das Herz am beſten durch die Waͤr-<lb/>
me zur Bewegung reizzen laſſe; daß man den Pulsſchlag,<lb/>
der ſchon voͤllig aufgehoͤret hat, an dem in einem bebruͤ-<lb/>
teten Eye befindlichen Huͤhnchen, und an Thieren, die in<lb/>
dem Winter-Schlafe ohne alle Bewegung liegen, wie-<lb/>
der herſtellen, und immer mehr verſtaͤrken koͤnne <noteplace="foot"n="(x)">Von 28 bis zu 87 Schlaͤgen<lb/>
an einer Natter, <hirendition="#aq">B. <hirendition="#k">langrish</hi> on<lb/>
muſcul. mot.</hi> gegen das Ende.</note>;<lb/>
daß ein herausgenommenes Herz noch viele Stunden<lb/>
lang in laulichen Waſſer fortſchlage <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">charleton</hi> three lectures,</hi><lb/>
S. 79.</note>; daß Jnſek-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="(z)"><cb/>
Von der Waͤrme der Hand,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">swammerdam</hi> de Reſpir.</hi> S. 101.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">follivs</hi> Recreat. ment.</hi> S. 60.</note>, die neugebohrne menſchliche Frucht, und die mit<lb/>
Mutterbeſchwerungen behaftete Frauensperſonen <noteplace="foot"n="(a)">Durch umgeſchlagene wolle-<lb/>
ne Tuͤcher wird der Pulsſchlag<lb/>
wieder hergeſtellt, <hirendition="#aq"><hirendition="#k">smellie</hi> Caſes<lb/>
in midwifry,</hi> S. 308.</note>,<lb/>
blos durch die aͤuſſere Waͤrme wieder zum Leben gebracht<lb/>
werden. Hingegen vermindert ſich von der Kaͤlte die<lb/>
Anzahl der Herzſchlaͤge faſt bis um den achten Theil <noteplace="foot"n="(b)">Auf zehn Pulsſchlaͤge in ei-<lb/>
ner Minute, <hirendition="#aq"><hirendition="#k">floyer</hi> Pulſewatch,</hi><lb/>
S. 78. 250.</note>,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[834/0890]
Viertes Buch. Das Herz.
§. 34.
Endlich wird auch die Kraft der ausgedehnten
Luft bei dem Herzen zu Huͤlfe ge-
nommen.
Es hat ſchon laͤngſtens der beruͤhmte Hutchinſon (s)
den Dunſt fuͤr die vornehmſte Urſache der thieriſchen Be-
wegung gehalten; der beruͤhmte Huber (t) hat faſt eben
dieſe Meinung angenommen, naͤmlich daß die Waͤrme,
welche blos und allein die Saͤfte derer Pflanzen in Be-
wegung bringt, auch in den Thieren die Haupturſache
von derjenigen Bewegung ſey, durch deren Huͤlfe die Le-
bensſaͤfte herumgetrieben werden. Wir haben naͤmlich
gezeiget (u), daß ſich das Herz am beſten durch die Waͤr-
me zur Bewegung reizzen laſſe; daß man den Pulsſchlag,
der ſchon voͤllig aufgehoͤret hat, an dem in einem bebruͤ-
teten Eye befindlichen Huͤhnchen, und an Thieren, die in
dem Winter-Schlafe ohne alle Bewegung liegen, wie-
der herſtellen, und immer mehr verſtaͤrken koͤnne (x);
daß ein herausgenommenes Herz noch viele Stunden
lang in laulichen Waſſer fortſchlage (y); daß Jnſek-
ten (z), die neugebohrne menſchliche Frucht, und die mit
Mutterbeſchwerungen behaftete Frauensperſonen (a),
blos durch die aͤuſſere Waͤrme wieder zum Leben gebracht
werden. Hingegen vermindert ſich von der Kaͤlte die
Anzahl der Herzſchlaͤge faſt bis um den achten Theil (b),
und
(s)
Jn der Oeconomy of hu-
man frame.
(t) De aëre electro &c.
(u) Jm 5ten Abſchnitt dieſes
Buches.
(x) Von 28 bis zu 87 Schlaͤgen
an einer Natter, B. langrish on
muſcul. mot. gegen das Ende.
(y) charleton three lectures,
S. 79.
(z)
Von der Waͤrme der Hand,
swammerdam de Reſpir. S. 101.
follivs Recreat. ment. S. 60.
(a) Durch umgeſchlagene wolle-
ne Tuͤcher wird der Pulsſchlag
wieder hergeſtellt, smellie Caſes
in midwifry, S. 308.
(b) Auf zehn Pulsſchlaͤge in ei-
ner Minute, floyer Pulſewatch,
S. 78. 250.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/890>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.