nur das Herz, oder die Herznerven zwinget, daß sie sich wieder in Bewegung sezzen müssen, so erhellet daraus, daß weder in den grossen, noch den kleinsten Schlagadern, sondern allein im Herzen, die Ursache von der Bewegung der Säfte gesuchet werden müsse.
Daß hiernächst auch die Entwikkelungen in einem Thiere, und die grösten Veränderungen in der ganzen Bauart, vermittelst des pressenden Herzens zuwege ge- bracht werden, das beweisen die Jnsekten gar deutlich (s). Ferner ist es auch mehr als zu gewiß, daß der Pulsschlag, und folglich zugleich der Umlauf des Blutes, sogleich aufhöret, wenn die Bewegung des Herzens aufgehoben wird. Solchergestalt erfolgte eine plözliche starke Ohn- macht, als man bei einem lebenden Menschen das Herz berührete (t). Wenn das Herz ruhig ist, oder aus dem Körper genommen wird, so hört aller Pulsschlag von selbsten auf (u), wie ich in unzählbaren Beispielen selbst gesehen habe. Bey einem jungen Menschen, wo ein Theil vom Herzen zu Knochen, und ein andrer Theil zu Stein geworden war, konnte man ganzer vier und zwan- zig Stunden lang an der Handwurzel keinen Puls süh- len (x). Wenn eine Schlagader unterbunden wird, und also die Kraft des Herzens sich nicht bis in ihre Aeste ausbreiten kann, so hört der Pulsschlag plözlich unter- halb dem Bande auf (y), wird aber sogleich wieder her- gestellet, wenn man den Faden wegnimt (z); und es zie- het endlich eine starke Verwundung des Herzens, oder
eine
(s)[Spaltenumbruch]
Es geschiehet die Verwand- lung einer Raupe, in ihre Puppe, mittelst der Kraft des Herzens, welches alsdenn in der stärksten Arbeit ist. malpighivs de Bomby- ce S. 26.
(t)La peyronie beim vortref- lichen senac, T. II. S. 344.
(u)[Spaltenumbruch]Exp. 219. 227. 229.
(x)Obs. pathol. 52.
(y) Jm 3ten Buch §. 4. Second Memoire &c. Exp. 192. 201. 204. 206. 207. 217. 220. 227. 228. 230.
(z) Ebendas. Exp. 87. 207.
Viertes Buch. Das Herz.
nur das Herz, oder die Herznerven zwinget, daß ſie ſich wieder in Bewegung ſezzen muͤſſen, ſo erhellet daraus, daß weder in den groſſen, noch den kleinſten Schlagadern, ſondern allein im Herzen, die Urſache von der Bewegung der Saͤfte geſuchet werden muͤſſe.
Daß hiernaͤchſt auch die Entwikkelungen in einem Thiere, und die groͤſten Veraͤnderungen in der ganzen Bauart, vermittelſt des preſſenden Herzens zuwege ge- bracht werden, das beweiſen die Jnſekten gar deutlich (s). Ferner iſt es auch mehr als zu gewiß, daß der Pulsſchlag, und folglich zugleich der Umlauf des Blutes, ſogleich aufhoͤret, wenn die Bewegung des Herzens aufgehoben wird. Solchergeſtalt erfolgte eine ploͤzliche ſtarke Ohn- macht, als man bei einem lebenden Menſchen das Herz beruͤhrete (t). Wenn das Herz ruhig iſt, oder aus dem Koͤrper genommen wird, ſo hoͤrt aller Pulsſchlag von ſelbſten auf (u), wie ich in unzaͤhlbaren Beiſpielen ſelbſt geſehen habe. Bey einem jungen Menſchen, wo ein Theil vom Herzen zu Knochen, und ein andrer Theil zu Stein geworden war, konnte man ganzer vier und zwan- zig Stunden lang an der Handwurzel keinen Puls ſuͤh- len (x). Wenn eine Schlagader unterbunden wird, und alſo die Kraft des Herzens ſich nicht bis in ihre Aeſte ausbreiten kann, ſo hoͤrt der Pulsſchlag ploͤzlich unter- halb dem Bande auf (y), wird aber ſogleich wieder her- geſtellet, wenn man den Faden wegnimt (z); und es zie- het endlich eine ſtarke Verwundung des Herzens, oder
eine
(s)[Spaltenumbruch]
Es geſchiehet die Verwand- lung einer Raupe, in ihre Puppe, mittelſt der Kraft des Herzens, welches alsdenn in der ſtaͤrkſten Arbeit iſt. malpighivs de Bomby- ce S. 26.
(t)La peyronie beim vortref- lichen senac, T. II. S. 344.
(u)[Spaltenumbruch]Exp. 219. 227. 229.
(x)Obſ. pathol. 52.
(y) Jm 3ten Buch §. 4. Second Memoire &c. Exp. 192. 201. 204. 206. 207. 217. 220. 227. 228. 230.
(z) Ebendaſ. Exp. 87. 207.
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Viertes Buch. Das Herz.
nur das Herz, oder die Herznerven zwinget, daß ſie ſich
wieder in Bewegung ſezzen muͤſſen, ſo erhellet daraus,
daß weder in den groſſen, noch den kleinſten Schlagadern,
ſondern allein im Herzen, die Urſache von der Bewegung
der Saͤfte geſuchet werden muͤſſe.
Daß hiernaͤchſt auch die Entwikkelungen in einem
Thiere, und die groͤſten Veraͤnderungen in der ganzen
Bauart, vermittelſt des preſſenden Herzens zuwege ge-
bracht werden, das beweiſen die Jnſekten gar deutlich (s).
Ferner iſt es auch mehr als zu gewiß, daß der Pulsſchlag,
und folglich zugleich der Umlauf des Blutes, ſogleich
aufhoͤret, wenn die Bewegung des Herzens aufgehoben
wird. Solchergeſtalt erfolgte eine ploͤzliche ſtarke Ohn-
macht, als man bei einem lebenden Menſchen das Herz
beruͤhrete (t). Wenn das Herz ruhig iſt, oder aus dem
Koͤrper genommen wird, ſo hoͤrt aller Pulsſchlag von
ſelbſten auf (u), wie ich in unzaͤhlbaren Beiſpielen ſelbſt
geſehen habe. Bey einem jungen Menſchen, wo ein
Theil vom Herzen zu Knochen, und ein andrer Theil zu
Stein geworden war, konnte man ganzer vier und zwan-
zig Stunden lang an der Handwurzel keinen Puls ſuͤh-
len (x). Wenn eine Schlagader unterbunden wird, und
alſo die Kraft des Herzens ſich nicht bis in ihre Aeſte
ausbreiten kann, ſo hoͤrt der Pulsſchlag ploͤzlich unter-
halb dem Bande auf (y), wird aber ſogleich wieder her-
geſtellet, wenn man den Faden wegnimt (z); und es zie-
het endlich eine ſtarke Verwundung des Herzens, oder
eine
(s)
Es geſchiehet die Verwand-
lung einer Raupe, in ihre Puppe,
mittelſt der Kraft des Herzens,
welches alsdenn in der ſtaͤrkſten
Arbeit iſt. malpighivs de Bomby-
ce S. 26.
(t) La peyronie beim vortref-
lichen senac, T. II. S. 344.
(u)
Exp. 219. 227. 229.
(x) Obſ. pathol. 52.
(y) Jm 3ten Buch §. 4. Second
Memoire &c. Exp. 192. 201. 204.
206. 207. 217. 220. 227. 228. 230.
(z) Ebendaſ. Exp. 87. 207.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/874>, abgerufen am 23.11.2024.
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