wie bald sich das sehr flüssige Fett in dem Strausvogel von den Arabern, und zwar vermittelst des Handgriffes, in eine zusammenhängende flüssige Masse vereinigen und samlen läst, da sie den gejagten Vogel stark herum- schütteln und das Fett des ganzen Körpers aus der zer- schnittnen Kehle flissen lassen (k).
Auf eben die Art geht es an, daß der Eiter, der, wie wir zeigen wollen, eigentlich ein geschmolznes Fett ist, an ganz fremden Stellen hervordringen kan. Man lieset daher, daß ein Brustgeschwür, welches auf das Seitenstechen gefolgt war, durch ein Geschwür am Ar- me geheilet worden (l). Bey einer Frauensperson, wel- che Eiter durch den Mund auswarf, bliben die schwind- süchtigen Zufälle nach, nachdem man ihr Haarschnüre verordnete: sie fiel aber in eben die Zufälle wieder ein, sobald man die Haarschnur aus der Acht lies (m). Hier- aus lassen sich die Krankheitswanderungen (metastases) der Alten glaubwürdiger machen, von denen der Herr von Swieten gezeiget, wie sie sich durch die zelligen Zwischenräume vornämlich (n) fortpflanzen.
Die Beispiele kommen öfterer vor, und sie erwei- sen eben das, wenn das Wasser in wassersüchtigen Per- sonen, das sich weit herum ausgebreitet hat, durch eine einzige und oft an sehr entlegenen Stellen angebrachte Oefnung abfliest. Geofroi zapfte einem, der an der Wassersucht krank darnieder lag, und dem die Augen- lieder aufgeschwollen waren, alles Wasser durch einen, an dem Schienbeine gemachten Einschnitt aus dem Leibe ab (o). Ein andrer Wassersüchtiger entledigte sich von seinem Uebel, da ihm die Füsse von freien Stücken
auf-
(k)[Spaltenumbruch]thevenot. itin. Lib. II. e. XXV.
(l)Ephem. nat. cur. dec. 1. an. 6. 7. obs. 147.
(m)Aeg. watts of revulsion and derivation. S. 43.
(n)[Spaltenumbruch]
Ger. v. Swieten angef. Ort. T. III. S. 669.
(o)geofroi de la peste in der Samlung des berühmten Senaks. S. 443.
Erſtes Buch. Elementartheile
wie bald ſich das ſehr fluͤſſige Fett in dem Strausvogel von den Arabern, und zwar vermittelſt des Handgriffes, in eine zuſammenhaͤngende fluͤſſige Maſſe vereinigen und ſamlen laͤſt, da ſie den gejagten Vogel ſtark herum- ſchuͤtteln und das Fett des ganzen Koͤrpers aus der zer- ſchnittnen Kehle fliſſen laſſen (k).
Auf eben die Art geht es an, daß der Eiter, der, wie wir zeigen wollen, eigentlich ein geſchmolznes Fett iſt, an ganz fremden Stellen hervordringen kan. Man lieſet daher, daß ein Bruſtgeſchwuͤr, welches auf das Seitenſtechen gefolgt war, durch ein Geſchwuͤr am Ar- me geheilet worden (l). Bey einer Frauensperſon, wel- che Eiter durch den Mund auswarf, bliben die ſchwind- ſuͤchtigen Zufaͤlle nach, nachdem man ihr Haarſchnuͤre verordnete: ſie fiel aber in eben die Zufaͤlle wieder ein, ſobald man die Haarſchnur aus der Acht lies (m). Hier- aus laſſen ſich die Krankheitswanderungen (metaſtaſes) der Alten glaubwuͤrdiger machen, von denen der Herr von Swieten gezeiget, wie ſie ſich durch die zelligen Zwiſchenraͤume vornaͤmlich (n) fortpflanzen.
Die Beiſpiele kommen oͤfterer vor, und ſie erwei- ſen eben das, wenn das Waſſer in waſſerſuͤchtigen Per- ſonen, das ſich weit herum ausgebreitet hat, durch eine einzige und oft an ſehr entlegenen Stellen angebrachte Oefnung abflieſt. Geofroi zapfte einem, der an der Waſſerſucht krank darnieder lag, und dem die Augen- lieder aufgeſchwollen waren, alles Waſſer durch einen, an dem Schienbeine gemachten Einſchnitt aus dem Leibe ab (o). Ein andrer Waſſerſuͤchtiger entledigte ſich von ſeinem Uebel, da ihm die Fuͤſſe von freien Stuͤcken
auf-
(k)[Spaltenumbruch]thevenot. itin. Lib. II. e. XXV.
(l)Ephem. nat. cur. dec. 1. an. 6. 7. obſ. 147.
(m)Aeg. watts of revulſion and derivation. S. 43.
(n)[Spaltenumbruch]
Ger. v. Swieten angef. Ort. T. III. S. 669.
(o)geofroi de la peſte in der Samlung des beruͤhmten Senaks. S. 443.
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[26/0082]
Erſtes Buch. Elementartheile
wie bald ſich das ſehr fluͤſſige Fett in dem Strausvogel
von den Arabern, und zwar vermittelſt des Handgriffes,
in eine zuſammenhaͤngende fluͤſſige Maſſe vereinigen
und ſamlen laͤſt, da ſie den gejagten Vogel ſtark herum-
ſchuͤtteln und das Fett des ganzen Koͤrpers aus der zer-
ſchnittnen Kehle fliſſen laſſen (k).
Auf eben die Art geht es an, daß der Eiter, der,
wie wir zeigen wollen, eigentlich ein geſchmolznes Fett
iſt, an ganz fremden Stellen hervordringen kan. Man
lieſet daher, daß ein Bruſtgeſchwuͤr, welches auf das
Seitenſtechen gefolgt war, durch ein Geſchwuͤr am Ar-
me geheilet worden (l). Bey einer Frauensperſon, wel-
che Eiter durch den Mund auswarf, bliben die ſchwind-
ſuͤchtigen Zufaͤlle nach, nachdem man ihr Haarſchnuͤre
verordnete: ſie fiel aber in eben die Zufaͤlle wieder ein,
ſobald man die Haarſchnur aus der Acht lies (m). Hier-
aus laſſen ſich die Krankheitswanderungen (metaſtaſes)
der Alten glaubwuͤrdiger machen, von denen der Herr
von Swieten gezeiget, wie ſie ſich durch die zelligen
Zwiſchenraͤume vornaͤmlich (n) fortpflanzen.
Die Beiſpiele kommen oͤfterer vor, und ſie erwei-
ſen eben das, wenn das Waſſer in waſſerſuͤchtigen Per-
ſonen, das ſich weit herum ausgebreitet hat, durch eine
einzige und oft an ſehr entlegenen Stellen angebrachte
Oefnung abflieſt. Geofroi zapfte einem, der an der
Waſſerſucht krank darnieder lag, und dem die Augen-
lieder aufgeſchwollen waren, alles Waſſer durch einen,
an dem Schienbeine gemachten Einſchnitt aus dem
Leibe ab (o). Ein andrer Waſſerſuͤchtiger entledigte ſich
von ſeinem Uebel, da ihm die Fuͤſſe von freien Stuͤcken
auf-
(k)
thevenot. itin. Lib. II.
e. XXV.
(l) Ephem. nat. cur. dec. 1. an.
6. 7. obſ. 147.
(m) Aeg. watts of revulſion
and derivation. S. 43.
(n)
Ger. v. Swieten angef.
Ort. T. III. S. 669.
(o) geofroi de la peſte in
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Senaks. S. 443.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/82>, abgerufen am 22.11.2024.
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