Wassers bey einem Wassersüchtigen in alle zellige Räume, da so gar die fächrigen Theile an der Mannsruthe von der Feuchtigkeit in die Höhe getrieben wurden, und man unter der Muskelmembran, in den Muskeln selbst, und in ihren Zwischenräumen einen Gallert zu Gesichte be- kam. Die Eitergeschwülste haben eben die Natur an sich, vermöge welcher sich der Eiter von der angefresse- nen Stelle, die er durch die Vereiterung des Eingewei- des bekommen hat, weit und breit dem ganzen Körper mittheilt. Der von Velse führet einen Zufall an, da der Eiter von der Brust, vermittelst eines zwischen den Muskeln weiter fressenden Eitergeschwulstes bis zu den Hinterbakken und Füssen niedersank (f). Ein Nieren- geschwür stieg bis zu dem Dikkbeine herab, und der Eiter samlete sich in den Zwischenräumen beyder Gliedma- ßen (g). Von einer vereiterten und uneröfneten Ohren- drüse bahnte sich der Eiter bis zum Armbuge den Weg, er zerfras die Ellbogenbänder, daß daher eine Steifig- keit erfolgte (h). Jn einem pucklichten Schwindsüchti- gen entdekkte man einen Sack voll weisser Eitermaterie hinter dem Ribbenfelle, und einen ähnlichen Eiter in der Gekrösdrüse, dem Gekröse, der Leber, zwischen der Ach elhöhle, am Halse, an den Dünnungen, zwischen dem harten und zarten Hirnhäutchen, und zwischen den Gelenken, so daß der Ellbogen dadurch verloren ging (i).
Aus dem erzälten erhellet der Zusammenhang derer Zellhölchen unter einander. Es ist daher der Materie, die sich in diese Räume verirret, nicht möglich, wenn die Bewegbarkeit derselben gereizt worden, von allen Gegenden in alle mögliche andre überzugehen. Es ist wunderbar,
wie
(f)[Spaltenumbruch]Corn. de velse de ingr. int S. 34.
(g) Chr. Jerem. Rollin in den braunschweig. Anzeigen vom Jahre 1751.
(h)[Spaltenumbruch]
Ger. v. SwietenComm. in Boerh. aphor. T. I. S. 705.
(i) Jak. Nik. weiss. Progr. 5.
B 5
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Waſſers bey einem Waſſerſuͤchtigen in alle zellige Raͤume, da ſo gar die faͤchrigen Theile an der Mannsruthe von der Feuchtigkeit in die Hoͤhe getrieben wurden, und man unter der Muskelmembran, in den Muskeln ſelbſt, und in ihren Zwiſchenraͤumen einen Gallert zu Geſichte be- kam. Die Eitergeſchwuͤlſte haben eben die Natur an ſich, vermoͤge welcher ſich der Eiter von der angefreſſe- nen Stelle, die er durch die Vereiterung des Eingewei- des bekommen hat, weit und breit dem ganzen Koͤrper mittheilt. Der von Velſe fuͤhret einen Zufall an, da der Eiter von der Bruſt, vermittelſt eines zwiſchen den Muskeln weiter freſſenden Eitergeſchwulſtes bis zu den Hinterbakken und Fuͤſſen niederſank (f). Ein Nieren- geſchwuͤr ſtieg bis zu dem Dikkbeine herab, und der Eiter ſamlete ſich in den Zwiſchenraͤumen beyder Gliedma- ßen (g). Von einer vereiterten und uneroͤfneten Ohren- druͤſe bahnte ſich der Eiter bis zum Armbuge den Weg, er zerfras die Ellbogenbaͤnder, daß daher eine Steifig- keit erfolgte (h). Jn einem pucklichten Schwindſuͤchti- gen entdekkte man einen Sack voll weiſſer Eitermaterie hinter dem Ribbenfelle, und einen aͤhnlichen Eiter in der Gekroͤsdruͤſe, dem Gekroͤſe, der Leber, zwiſchen der Ach elhoͤhle, am Halſe, an den Duͤnnungen, zwiſchen dem harten und zarten Hirnhaͤutchen, und zwiſchen den Gelenken, ſo daß der Ellbogen dadurch verloren ging (i).
Aus dem erzaͤlten erhellet der Zuſammenhang derer Zellhoͤlchen unter einander. Es iſt daher der Materie, die ſich in dieſe Raͤume verirret, nicht moͤglich, wenn die Bewegbarkeit derſelben gereizt worden, von allen Gegenden in alle moͤgliche andre uͤberzugehen. Es iſt wunderbar,
wie
(f)[Spaltenumbruch]Corn. de velse de ingr. int S. 34.
(g) Chr. Jerem. Rollin in den braunſchweig. Anzeigen vom Jahre 1751.
(h)[Spaltenumbruch]
Ger. v. SwietenComm. in Boerh. aphor. T. I. S. 705.
(i) Jak. Nik. weiss. Progr. 5.
B 5
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[25/0081]
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Waſſers bey einem Waſſerſuͤchtigen in alle zellige Raͤume,
da ſo gar die faͤchrigen Theile an der Mannsruthe von
der Feuchtigkeit in die Hoͤhe getrieben wurden, und man
unter der Muskelmembran, in den Muskeln ſelbſt, und
in ihren Zwiſchenraͤumen einen Gallert zu Geſichte be-
kam. Die Eitergeſchwuͤlſte haben eben die Natur an
ſich, vermoͤge welcher ſich der Eiter von der angefreſſe-
nen Stelle, die er durch die Vereiterung des Eingewei-
des bekommen hat, weit und breit dem ganzen Koͤrper
mittheilt. Der von Velſe fuͤhret einen Zufall an, da
der Eiter von der Bruſt, vermittelſt eines zwiſchen den
Muskeln weiter freſſenden Eitergeſchwulſtes bis zu den
Hinterbakken und Fuͤſſen niederſank (f). Ein Nieren-
geſchwuͤr ſtieg bis zu dem Dikkbeine herab, und der Eiter
ſamlete ſich in den Zwiſchenraͤumen beyder Gliedma-
ßen (g). Von einer vereiterten und uneroͤfneten Ohren-
druͤſe bahnte ſich der Eiter bis zum Armbuge den Weg,
er zerfras die Ellbogenbaͤnder, daß daher eine Steifig-
keit erfolgte (h). Jn einem pucklichten Schwindſuͤchti-
gen entdekkte man einen Sack voll weiſſer Eitermaterie
hinter dem Ribbenfelle, und einen aͤhnlichen Eiter in
der Gekroͤsdruͤſe, dem Gekroͤſe, der Leber, zwiſchen der
Ach elhoͤhle, am Halſe, an den Duͤnnungen, zwiſchen
dem harten und zarten Hirnhaͤutchen, und zwiſchen den
Gelenken, ſo daß der Ellbogen dadurch verloren ging (i).
Aus dem erzaͤlten erhellet der Zuſammenhang derer
Zellhoͤlchen unter einander. Es iſt daher der Materie,
die ſich in dieſe Raͤume verirret, nicht moͤglich, wenn die
Bewegbarkeit derſelben gereizt worden, von allen Gegenden
in alle moͤgliche andre uͤberzugehen. Es iſt wunderbar,
wie
(f)
Corn. de velse de ingr.
int S. 34.
(g) Chr. Jerem. Rollin in den
braunſchweig. Anzeigen vom Jahre
1751.
(h)
Ger. v. Swieten Comm. in
Boerh. aphor. T. I. S. 705.
(i) Jak. Nik. weiss. Progr. 5.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/81>, abgerufen am 22.11.2024.
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