Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Die Bewegung des Herzens. Männer (k) widerlegen, welche vorgegeben, daß dasBlut unter der Erweiterung des Herzens, gleichsam über- fliesse, und aus dem Herzen heraustrete; und es ist Carte- sius (l), mit seinen Anhängern, durch seine eigene Hypo- these gezwungen worden, diesen Jrrthum im vorigen Jahrhundert wieder aufzuwärmen. Denn da diese Herrn in den Gedanken stunden, daß das Blut im Her- zen von einem gewissen angebornen Feuer aufwalle, und verdünnet werde, so brachte dieser Jrrthum den andren hervor, daß sie vorgaben, es koche gleichsam ein Schaum von dem erwärmten Blute aus dem Herzen heraus, und solchergestalt würden zu gleicher Zeit, das Herz und die Schlagadern, sowol angefüllet, als auch wieder ausge- leert (n). Es hat indessen schon in voriger Zeit nicht an be- wie (k) [Spaltenumbruch]
Der Verfasser von der Isa- goge anatomica, die man hin und wieder dem Aristoteles zuschreibt, hat schon vorlängst gesagt, daß der aus dem Herzen aufwallende Saft den Herzschlag hervorbringe. (l) De format. fetus S. 11. auch nachdem Harvey schon gegensei- tige Versuche gemacht hatte, S. 197. und f. (n) Cartesius brachte auch ein Experiment vor, beim Bever- wyk Epist. quaest. S. 132. Es fliesse nämlich aus einer verlezten Schlagader zu der Zeit Blut her- aus, wenn sich das Herz ausdehnt, [Spaltenumbruch] und nicht alsdenn, wenn sich das- selbe zusammenziehet. Daß sich in einerlei Zeit das Herz und die Schlagadern erweitern, will Mal- vicinus an einem Schaafe gese- hen haben, in util. collect. S. 11. Eben dergleichen lehrt Gavet S. 151. Keiner aber von diesen bei- den Schriftstellern ist ein bewähr- ter Zeuge. (o) Wilh. Harvey S. 23. 181. J. Waläus Epist. I S. 401. Ep. II. Carol. Drelincourt Canic. 2. Joach. Targirus Physiol. S. 166. Herm. Börhaave Instit. rei med. n. 180. u. f. (p) Exp. 475. 479. 480. 532. 543. 548. 553. 554. (q) Exp. 470. 479. 480. 482. 485. 491. 498. 574. 537. 540. 543. 551. 556. (m) G. v. hoghelande, Wolf.
sengverd Philos. natur. S. 418. J. Jac. Waldschmidt Instit. med. ration. c. 3. n. 11. 12. 13. Theodor. Craanen de homine S. 154. Die Bewegung des Herzens. Maͤnner (k) widerlegen, welche vorgegeben, daß dasBlut unter der Erweiterung des Herzens, gleichſam uͤber- flieſſe, und aus dem Herzen heraustrete; und es iſt Carte- ſius (l), mit ſeinen Anhaͤngern, durch ſeine eigene Hypo- theſe gezwungen worden, dieſen Jrrthum im vorigen Jahrhundert wieder aufzuwaͤrmen. Denn da dieſe Herrn in den Gedanken ſtunden, daß das Blut im Her- zen von einem gewiſſen angebornen Feuer aufwalle, und verduͤnnet werde, ſo brachte dieſer Jrrthum den andren hervor, daß ſie vorgaben, es koche gleichſam ein Schaum von dem erwaͤrmten Blute aus dem Herzen heraus, und ſolchergeſtalt wuͤrden zu gleicher Zeit, das Herz und die Schlagadern, ſowol angefuͤllet, als auch wieder ausge- leert (n). Es hat indeſſen ſchon in voriger Zeit nicht an be- wie (k) [Spaltenumbruch]
Der Verfaſſer von der Iſa- goge anatomica, die man hin und wieder dem Ariſtoteles zuſchreibt, hat ſchon vorlaͤngſt geſagt, daß der aus dem Herzen aufwallende Saft den Herzſchlag hervorbringe. (l) De format. fetus S. 11. auch nachdem Harvey ſchon gegenſei- tige Verſuche gemacht hatte, S. 197. und f. (n) Carteſius brachte auch ein Experiment vor, beim Bever- wyk Epiſt. quæſt. S. 132. Es flieſſe naͤmlich aus einer verlezten Schlagader zu der Zeit Blut her- aus, wenn ſich das Herz ausdehnt, [Spaltenumbruch] und nicht alsdenn, wenn ſich daſ- ſelbe zuſammenziehet. Daß ſich in einerlei Zeit das Herz und die Schlagadern erweitern, will Mal- vicinus an einem Schaafe geſe- hen haben, in util. collect. S. 11. Eben dergleichen lehrt Gavet S. 151. Keiner aber von dieſen bei- den Schriftſtellern iſt ein bewaͤhr- ter Zeuge. (o) Wilh. Harvey S. 23. 181. J. Waläus Epiſt. I S. 401. Ep. II. Carol. Drelincourt Canic. 2. Joach. Targirus Phyſiol. S. 166. Herm. Börhaave Inſtit. rei med. n. 180. u. f. (p) Exp. 475. 479. 480. 532. 543. 548. 553. 554. (q) Exp. 470. 479. 480. 482. 485. 491. 498. 574. 537. 540. 543. 551. 556. (m) G. v. hoghelande, Wolf.
sengverd Philoſ. natur. S. 418. J. Jac. Waldſchmidt Inſtit. med. ration. c. 3. n. 11. 12. 13. Theodor. Craanen de homine S. 154. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0809" n="753"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Bewegung des Herzens.</hi></fw><lb/> Maͤnner <note place="foot" n="(k)"><cb/> Der Verfaſſer von der <hi rendition="#aq">Iſa-<lb/> goge anatomica,</hi> die man hin und<lb/> wieder dem <hi rendition="#fr">Ariſtoteles</hi> zuſchreibt,<lb/> hat ſchon vorlaͤngſt geſagt, daß der<lb/> aus dem Herzen aufwallende Saft<lb/> den Herzſchlag hervorbringe.</note> widerlegen, welche vorgegeben, daß das<lb/> Blut unter der Erweiterung des Herzens, gleichſam uͤber-<lb/> flieſſe, und aus dem Herzen heraustrete; und es iſt <hi rendition="#fr">Carte-<lb/> ſius</hi> <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">De format. fetus</hi> S. 11. auch<lb/> nachdem <hi rendition="#fr">Harvey</hi> ſchon gegenſei-<lb/> tige Verſuche gemacht hatte, S.<lb/> 197. und f.</note>, mit ſeinen Anhaͤngern, durch ſeine eigene Hypo-<lb/> theſe gezwungen worden, dieſen Jrrthum im vorigen<lb/> Jahrhundert wieder aufzuwaͤrmen. Denn da dieſe<lb/> Herrn in den Gedanken ſtunden, daß das Blut im Her-<lb/> zen von einem gewiſſen angebornen Feuer aufwalle, und<lb/> verduͤnnet werde, ſo brachte dieſer Jrrthum den andren<lb/> hervor, daß ſie vorgaben, es koche gleichſam ein Schaum<lb/> von dem erwaͤrmten Blute aus dem Herzen heraus, und<lb/> ſolchergeſtalt wuͤrden zu gleicher Zeit, das Herz und die<lb/> Schlagadern, ſowol angefuͤllet, als auch wieder ausge-<lb/> leert <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#fr">Carteſius</hi> brachte auch ein<lb/> Experiment vor, beim <hi rendition="#fr">Bever-<lb/> wyk</hi> <hi rendition="#aq">Epiſt. quæſt.</hi> S. 132. Es<lb/> flieſſe naͤmlich aus einer verlezten<lb/> Schlagader zu der Zeit Blut her-<lb/> aus, wenn ſich das Herz ausdehnt,<lb/><cb/> und nicht alsdenn, wenn ſich daſ-<lb/> ſelbe zuſammenziehet. Daß ſich<lb/> in einerlei Zeit das Herz und die<lb/> Schlagadern erweitern, will <hi rendition="#fr">Mal-<lb/> vicinus</hi> an einem Schaafe geſe-<lb/> hen haben, in <hi rendition="#aq">util. collect.</hi> S. 11.<lb/> Eben dergleichen lehrt <hi rendition="#fr">Gavet</hi> S.<lb/> 151. Keiner aber von dieſen bei-<lb/> den Schriftſtellern iſt ein bewaͤhr-<lb/> ter Zeuge.</note>.</p><lb/> <p>Es hat indeſſen ſchon in voriger Zeit nicht an be-<lb/> ruͤhmten Vertheidigern der wahren Meinung <note place="foot" n="(o)">Wilh. <hi rendition="#fr">Harvey</hi> S. 23. 181.<lb/> J. <hi rendition="#fr">Waläus</hi> <hi rendition="#aq">Epiſt. I</hi> S. 401. <hi rendition="#aq">Ep. II.</hi><lb/> Carol. <hi rendition="#fr">Drelincourt</hi> <hi rendition="#aq">Canic.</hi> 2.<lb/> Joach. <hi rendition="#fr">Targirus</hi> <hi rendition="#aq">Phyſiol.</hi> S. 166.<lb/> Herm. <hi rendition="#fr">Börhaave</hi> <hi rendition="#aq">Inſtit. rei med.<lb/> n.</hi> 180. u. f.</note> ge-<lb/> fehlt. Man hat es wenigſtens an lebendigen Thieren,<lb/> welche man damals in groſſer Menge oͤfnete, ganz leicht,<lb/> ſowol an der Holader <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">Exp.</hi> 475. 479. 480. 532. 543.<lb/> 548. 553. 554.</note>, als an beiden Herzohren <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">Exp.</hi> 470. 479. 480. 482. 485.<lb/> 491. 498. 574. 537. 540. 543. 551.<lb/> 556.</note>,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/><note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">G. v. <hi rendition="#k">hoghelande,</hi> Wolf.<lb/><hi rendition="#k">sengverd</hi> Philoſ. natur.</hi> S. 418.<lb/> J. Jac. <hi rendition="#fr">Waldſchmidt</hi> <hi rendition="#aq">Inſtit. med.<lb/> ration. c. 3. n. 11. 12. 13. Theodor.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Craanen</hi> <hi rendition="#aq">de homine</hi> S. 154.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [753/0809]
Die Bewegung des Herzens.
Maͤnner (k) widerlegen, welche vorgegeben, daß das
Blut unter der Erweiterung des Herzens, gleichſam uͤber-
flieſſe, und aus dem Herzen heraustrete; und es iſt Carte-
ſius (l), mit ſeinen Anhaͤngern, durch ſeine eigene Hypo-
theſe gezwungen worden, dieſen Jrrthum im vorigen
Jahrhundert wieder aufzuwaͤrmen. Denn da dieſe
Herrn in den Gedanken ſtunden, daß das Blut im Her-
zen von einem gewiſſen angebornen Feuer aufwalle, und
verduͤnnet werde, ſo brachte dieſer Jrrthum den andren
hervor, daß ſie vorgaben, es koche gleichſam ein Schaum
von dem erwaͤrmten Blute aus dem Herzen heraus, und
ſolchergeſtalt wuͤrden zu gleicher Zeit, das Herz und die
Schlagadern, ſowol angefuͤllet, als auch wieder ausge-
leert (n).
Es hat indeſſen ſchon in voriger Zeit nicht an be-
ruͤhmten Vertheidigern der wahren Meinung (o) ge-
fehlt. Man hat es wenigſtens an lebendigen Thieren,
welche man damals in groſſer Menge oͤfnete, ganz leicht,
ſowol an der Holader (p), als an beiden Herzohren (q),
wie
(m)
(k)
Der Verfaſſer von der Iſa-
goge anatomica, die man hin und
wieder dem Ariſtoteles zuſchreibt,
hat ſchon vorlaͤngſt geſagt, daß der
aus dem Herzen aufwallende Saft
den Herzſchlag hervorbringe.
(l) De format. fetus S. 11. auch
nachdem Harvey ſchon gegenſei-
tige Verſuche gemacht hatte, S.
197. und f.
(n) Carteſius brachte auch ein
Experiment vor, beim Bever-
wyk Epiſt. quæſt. S. 132. Es
flieſſe naͤmlich aus einer verlezten
Schlagader zu der Zeit Blut her-
aus, wenn ſich das Herz ausdehnt,
und nicht alsdenn, wenn ſich daſ-
ſelbe zuſammenziehet. Daß ſich
in einerlei Zeit das Herz und die
Schlagadern erweitern, will Mal-
vicinus an einem Schaafe geſe-
hen haben, in util. collect. S. 11.
Eben dergleichen lehrt Gavet S.
151. Keiner aber von dieſen bei-
den Schriftſtellern iſt ein bewaͤhr-
ter Zeuge.
(o) Wilh. Harvey S. 23. 181.
J. Waläus Epiſt. I S. 401. Ep. II.
Carol. Drelincourt Canic. 2.
Joach. Targirus Phyſiol. S. 166.
Herm. Börhaave Inſtit. rei med.
n. 180. u. f.
(p) Exp. 475. 479. 480. 532. 543.
548. 553. 554.
(q) Exp. 470. 479. 480. 482. 485.
491. 498. 574. 537. 540. 543. 551.
556.
(m) G. v. hoghelande, Wolf.
sengverd Philoſ. natur. S. 418.
J. Jac. Waldſchmidt Inſtit. med.
ration. c. 3. n. 11. 12. 13. Theodor.
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