§. 7. Das Herz entlediget sich unter der Zusammen- ziehung von dem Blute.
Da an dem Herzen, so wie an den Ohren, alle Durchmesser zugleich mit einander kleiner werden, so folget, daß die Hölen dieser Behältnisse ebenfalls enger gemacht werden müssen. Es ist dieses an den Ohren so- wol, als den Kammern, bei lebendigen Thieren ganz deutlich zu sehen. Denn die Verengerung derselben, un- ter der Zusammenziehung des Herzens, kann man, wenn die Herzspizze weggeschnitten ist, sowol sehen, als fühlen. Stekket man einen Finger in die Kammer, so wird er zusammengeklemmt (f), wenn sich beide Kammern der Scheidewand des Herzens nähern (g). Daß aber diese Pressung so nachdrüklich sey, wie sich einige berühmte Männer eingebildet, das habe ich niemals finden kön- nen (h). Ein berühmter Mann hat noch den Beweis hinzugefügt, wie die Kammern mehr nach innen, als nach aussen zu aufschwellen könnten, weil nämlich die innern Spiralfasern überhaupt grössere Runzeln zu ma- chen pflegen (i).
Wenn es wahr ist, daß sich die Hölen der Ohren und des Herzens verengern, so folget daraus, daß sie auch das Blut, oder jede Feuchtigkeit, die sich darinnen be- findet, heraustreiben müssen. Es verlohnt sich eben nicht der Mühe, daß wir den alten Jrrthum einiger berühmter
Män-
(f)[Spaltenumbruch]Exp. 475. 485. Man verglei- che damit die fast unzählbare Zeu- gen des verflossenen Jahrhun- derts, den Joh. WaläusEpist. I. S. 402. Epist. II. S. 417. Nic. Stenonis, den Sohn, de musc. & gland. S. 29. Thom. Bartho- linusanat. renov. S. 377. Jsbr. v. Diemerbrökanat. S. 272. J. Alph. Borellus am angef. Ort. [Spaltenumbruch]L. II. Prop. 38. 44. 50. 52. Petr. BayleProblem. 20. R. Vieus- sensNevrogr. S. 21. J. Fanto- nus am angef. Ort, S. 295. Jos. Exup. BertinThes. cit. Hieron. Queye am angef. Ort, S. 41.
(g)Waläus am angef. Ort.
(h)Exp. 475.
(i)Charletonthree lectures S. 51.
Viertes Buch. Das Herz.
§. 7. Das Herz entlediget ſich unter der Zuſammen- ziehung von dem Blute.
Da an dem Herzen, ſo wie an den Ohren, alle Durchmeſſer zugleich mit einander kleiner werden, ſo folget, daß die Hoͤlen dieſer Behaͤltniſſe ebenfalls enger gemacht werden muͤſſen. Es iſt dieſes an den Ohren ſo- wol, als den Kammern, bei lebendigen Thieren ganz deutlich zu ſehen. Denn die Verengerung derſelben, un- ter der Zuſammenziehung des Herzens, kann man, wenn die Herzſpizze weggeſchnitten iſt, ſowol ſehen, als fuͤhlen. Stekket man einen Finger in die Kammer, ſo wird er zuſammengeklemmt (f), wenn ſich beide Kammern der Scheidewand des Herzens naͤhern (g). Daß aber dieſe Preſſung ſo nachdruͤklich ſey, wie ſich einige beruͤhmte Maͤnner eingebildet, das habe ich niemals finden koͤn- nen (h). Ein beruͤhmter Mann hat noch den Beweis hinzugefuͤgt, wie die Kammern mehr nach innen, als nach auſſen zu aufſchwellen koͤnnten, weil naͤmlich die innern Spiralfaſern uͤberhaupt groͤſſere Runzeln zu ma- chen pflegen (i).
Wenn es wahr iſt, daß ſich die Hoͤlen der Ohren und des Herzens verengern, ſo folget daraus, daß ſie auch das Blut, oder jede Feuchtigkeit, die ſich darinnen be- findet, heraustreiben muͤſſen. Es verlohnt ſich eben nicht der Muͤhe, daß wir den alten Jrrthum einiger beruͤhmter
Maͤn-
(f)[Spaltenumbruch]Exp. 475. 485. Man verglei- che damit die faſt unzaͤhlbare Zeu- gen des verfloſſenen Jahrhun- derts, den Joh. WaläusEpiſt. I. S. 402. Epiſt. II. S. 417. Nic. Stenonis, den Sohn, de muſc. & gland. S. 29. Thom. Bartho- linusanat. renov. S. 377. Jsbr. v. Diemerbrökanat. S. 272. J. Alph. Borellus am angef. Ort. [Spaltenumbruch]L. II. Prop. 38. 44. 50. 52. Petr. BayleProblem. 20. R. Vieuſ- ſensNevrogr. S. 21. J. Fanto- nus am angef. Ort, S. 295. Joſ. Exup. BertinTheſ. cit. Hieron. Queye am angef. Ort, S. 41.
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Viertes Buch. Das Herz.
§. 7.
Das Herz entlediget ſich unter der Zuſammen-
ziehung von dem Blute.
Da an dem Herzen, ſo wie an den Ohren, alle
Durchmeſſer zugleich mit einander kleiner werden, ſo
folget, daß die Hoͤlen dieſer Behaͤltniſſe ebenfalls enger
gemacht werden muͤſſen. Es iſt dieſes an den Ohren ſo-
wol, als den Kammern, bei lebendigen Thieren ganz
deutlich zu ſehen. Denn die Verengerung derſelben, un-
ter der Zuſammenziehung des Herzens, kann man, wenn
die Herzſpizze weggeſchnitten iſt, ſowol ſehen, als fuͤhlen.
Stekket man einen Finger in die Kammer, ſo wird er
zuſammengeklemmt (f), wenn ſich beide Kammern der
Scheidewand des Herzens naͤhern (g). Daß aber dieſe
Preſſung ſo nachdruͤklich ſey, wie ſich einige beruͤhmte
Maͤnner eingebildet, das habe ich niemals finden koͤn-
nen (h). Ein beruͤhmter Mann hat noch den Beweis
hinzugefuͤgt, wie die Kammern mehr nach innen, als
nach auſſen zu aufſchwellen koͤnnten, weil naͤmlich die
innern Spiralfaſern uͤberhaupt groͤſſere Runzeln zu ma-
chen pflegen (i).
Wenn es wahr iſt, daß ſich die Hoͤlen der Ohren und
des Herzens verengern, ſo folget daraus, daß ſie auch
das Blut, oder jede Feuchtigkeit, die ſich darinnen be-
findet, heraustreiben muͤſſen. Es verlohnt ſich eben nicht
der Muͤhe, daß wir den alten Jrrthum einiger beruͤhmter
Maͤn-
(f)
Exp. 475. 485. Man verglei-
che damit die faſt unzaͤhlbare Zeu-
gen des verfloſſenen Jahrhun-
derts, den Joh. Waläus Epiſt. I.
S. 402. Epiſt. II. S. 417. Nic.
Stenonis, den Sohn, de muſc.
& gland. S. 29. Thom. Bartho-
linus anat. renov. S. 377. Jsbr.
v. Diemerbrök anat. S. 272. J.
Alph. Borellus am angef. Ort.
L. II. Prop. 38. 44. 50. 52. Petr.
Bayle Problem. 20. R. Vieuſ-
ſens Nevrogr. S. 21. J. Fanto-
nus am angef. Ort, S. 295. Joſ.
Exup. Bertin Theſ. cit. Hieron.
Queye am angef. Ort, S. 41.
(g) Waläus am angef. Ort.
(h) Exp. 475.
(i) Charleton three lectures
S. 51.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/808>, abgerufen am 23.11.2024.
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