Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten Ribbe entspringen sollen, glaube ich, weil ich sie nie ge- sehen, daß sie sehr selten vorkommen müssen; es sollen dieselben, nachdem sie der Kehle einige Aeste mitgetheilet haben, und über den Canal des Botallus fortgegangen sind, nach dem Herzen zu gehen, wie sie von dem be- rühmten J. Zacharias Petsche(p) beschrieben werden. Jn dieser Gegend treten zwar, in der ganzen Länge der Brust, von dem Jnterkostalnerven Zweige heraus, und gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das Ende dererselben niemals finden können. Noch weniger aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen können, von denen ein ehemals berühmter Academist, Hunaud, meldet (q), daß dieselben, nachdem sie von dem grossen Geflechte im Gekröse, in dem Unterleibe selbst entstan- den, und durch das Loch der Holader in die Brusthöle zurükgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen wären. Jch glaube, daß Lancisius(r) eben dieselben meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der untern Holader hinüberleitet. Jch habe wenigstens kei- ne Zweige gesehen, die ins Herz zurükgelaufen wären, als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver- einigung der halbmondenförmigen Nervenknoten ent- standen sind, mit allen Fleis untersuchte, ohnerach- tet viele dererselben vor dem Loche der Holader vorüber- gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachforschung, wahrgenommen, daß sie sich nach dem fleischigen Theil des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben so wenig
hat
(p)[Spaltenumbruch]
Jn der oftbelobten Disser- tation n. 104.
(q)[Spaltenumbruch]Hist. de l'Acad. royale des scienc. 1734. n. 4.
(r) S. 77. tab. 7.
X x 5
Der Bau des Herzens.
§. 29. Die uns annoch unbekannte Nerven.
Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten Ribbe entſpringen ſollen, glaube ich, weil ich ſie nie ge- ſehen, daß ſie ſehr ſelten vorkommen muͤſſen; es ſollen dieſelben, nachdem ſie der Kehle einige Aeſte mitgetheilet haben, und uͤber den Canal des Botallus fortgegangen ſind, nach dem Herzen zu gehen, wie ſie von dem be- ruͤhmten J. Zacharias Petſche(p) beſchrieben werden. Jn dieſer Gegend treten zwar, in der ganzen Laͤnge der Bruſt, von dem Jnterkoſtalnerven Zweige heraus, und gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das Ende dererſelben niemals finden koͤnnen. Noch weniger aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen koͤnnen, von denen ein ehemals beruͤhmter Academiſt, Hunaud, meldet (q), daß dieſelben, nachdem ſie von dem groſſen Geflechte im Gekroͤſe, in dem Unterleibe ſelbſt entſtan- den, und durch das Loch der Holader in die Bruſthoͤle zuruͤkgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen waͤren. Jch glaube, daß Lanciſius(r) eben dieſelben meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der untern Holader hinuͤberleitet. Jch habe wenigſtens kei- ne Zweige geſehen, die ins Herz zuruͤkgelaufen waͤren, als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver- einigung der halbmondenfoͤrmigen Nervenknoten ent- ſtanden ſind, mit allen Fleis unterſuchte, ohnerach- tet viele dererſelben vor dem Loche der Holader voruͤber- gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachforſchung, wahrgenommen, daß ſie ſich nach dem fleiſchigen Theil des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben ſo wenig
hat
(p)[Spaltenumbruch]
Jn der oftbelobten Diſſer- tation n. 104.
(q)[Spaltenumbruch]Hiſt. de l’Acad. royale des ſcienc. 1734. n. 4.
(r) S. 77. tab. 7.
X x 5
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Der Bau des Herzens.
§. 29.
Die uns annoch unbekannte Nerven.
Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten
Ribbe entſpringen ſollen, glaube ich, weil ich ſie nie ge-
ſehen, daß ſie ſehr ſelten vorkommen muͤſſen; es ſollen
dieſelben, nachdem ſie der Kehle einige Aeſte mitgetheilet
haben, und uͤber den Canal des Botallus fortgegangen
ſind, nach dem Herzen zu gehen, wie ſie von dem be-
ruͤhmten J. Zacharias Petſche (p) beſchrieben werden.
Jn dieſer Gegend treten zwar, in der ganzen Laͤnge der
Bruſt, von dem Jnterkoſtalnerven Zweige heraus, und
gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das
Ende dererſelben niemals finden koͤnnen. Noch weniger
aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen koͤnnen,
von denen ein ehemals beruͤhmter Academiſt, Hunaud,
meldet (q), daß dieſelben, nachdem ſie von dem groſſen
Geflechte im Gekroͤſe, in dem Unterleibe ſelbſt entſtan-
den, und durch das Loch der Holader in die Bruſthoͤle
zuruͤkgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen
waͤren. Jch glaube, daß Lanciſius (r) eben dieſelben
meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der
untern Holader hinuͤberleitet. Jch habe wenigſtens kei-
ne Zweige geſehen, die ins Herz zuruͤkgelaufen waͤren,
als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver-
einigung der halbmondenfoͤrmigen Nervenknoten ent-
ſtanden ſind, mit allen Fleis unterſuchte, ohnerach-
tet viele dererſelben vor dem Loche der Holader voruͤber-
gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachforſchung,
wahrgenommen, daß ſie ſich nach dem fleiſchigen Theil
des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben ſo wenig
hat
(p)
Jn der oftbelobten Diſſer-
tation n. 104.
(q)
Hiſt. de l’Acad. royale des
ſcienc. 1734. n. 4.
(r) S. 77. tab. 7.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/753>, abgerufen am 23.11.2024.
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