durchschneiden sich mehr Herzfasern nach der Queere, als ihrer Länge nach (f). Von denenjenigen, die sich in die Höle der Kammer hineinbegeben, pflegen hernach sehr viele die innere Muskelschnüre zu bilden, welche die Klap- pen der Blutadern zurükhalten (g). Eben dieser vor- trefliche Mann hat besondere Abbildungen ohne Buch- staben herausgegeben (h), in welchen die äussern Fasern in der erhabenen Herzfläche mit den innern sich dergestalt zu durchkreuzen scheinen, daß die leztern mehr nach der Queere gerichtet sind, und die ersten mehr nach der Länge des Herzens hinlaufen. Endlich hat er auch die rechte Kammer künstlich von der linken abgesondert, wie sol- ches schon ehedem Nicol. Stenonis, der Sohn (i), und Bartholinus der Enkel gethan haben (k).
Diejenige Beschreibung, welche Carl Philipp Glas- sius(l), nach den Vorlesungen J. Friederich Casse- bohms, eines sehr fleißigen Zergliederers, bekannt ge- macht hat, kommt mit der Winslowischen ziemlich überein. Er nimmt ebenfalls äussere Fasern an, aus welchen gleichsam die äussere Rinde des Herzens bestehet, und dann in der rechten Kammer mehr, in der linken weniger schief laufende. Einige dererselben, die sich in der Scheidewand des Herzens, und in der Gegend befin- den, wo die Hauptäste der linken Kranzschlag- und Blut- ader hinabsteigen, verbergen sich in dem Fleische des Herzens: andre kommen bis zu der Herzspizze, biegen sich daselbst zurükke, begeben sich darauf in die Höle der Kammer, und machen allda die innern Fasern derselben aus, worauf sie im Aufsteigen entweder wieder zum Grun- de des Herzens zurükkehren, oder sich in die Muskeln
ver-
(f)[Spaltenumbruch]Expos. n. 55.
(g)N. 57.
(h) Die angezognen Memoires.
(i)[Spaltenumbruch]
Beim BartholinAnat. pect. S. 106.
(k)Specim. anat. tab. 2. f. 1.
(l)De admirando sanguinis cir- cuitu n. 47.
Viertes Buch. Das Herz.
durchſchneiden ſich mehr Herzfaſern nach der Queere, als ihrer Laͤnge nach (f). Von denenjenigen, die ſich in die Hoͤle der Kammer hineinbegeben, pflegen hernach ſehr viele die innere Muskelſchnuͤre zu bilden, welche die Klap- pen der Blutadern zuruͤkhalten (g). Eben dieſer vor- trefliche Mann hat beſondere Abbildungen ohne Buch- ſtaben herausgegeben (h), in welchen die aͤuſſern Faſern in der erhabenen Herzflaͤche mit den innern ſich dergeſtalt zu durchkreuzen ſcheinen, daß die leztern mehr nach der Queere gerichtet ſind, und die erſten mehr nach der Laͤnge des Herzens hinlaufen. Endlich hat er auch die rechte Kammer kuͤnſtlich von der linken abgeſondert, wie ſol- ches ſchon ehedem Nicol. Stenonis, der Sohn (i), und Bartholinus der Enkel gethan haben (k).
Diejenige Beſchreibung, welche Carl Philipp Glaſ- ſius(l), nach den Vorleſungen J. Friederich Caſſe- bohms, eines ſehr fleißigen Zergliederers, bekannt ge- macht hat, kommt mit der Winslowiſchen ziemlich uͤberein. Er nimmt ebenfalls aͤuſſere Faſern an, aus welchen gleichſam die aͤuſſere Rinde des Herzens beſtehet, und dann in der rechten Kammer mehr, in der linken weniger ſchief laufende. Einige dererſelben, die ſich in der Scheidewand des Herzens, und in der Gegend befin- den, wo die Hauptaͤſte der linken Kranzſchlag- und Blut- ader hinabſteigen, verbergen ſich in dem Fleiſche des Herzens: andre kommen bis zu der Herzſpizze, biegen ſich daſelbſt zuruͤkke, begeben ſich darauf in die Hoͤle der Kammer, und machen allda die innern Faſern derſelben aus, worauf ſie im Aufſteigen entweder wieder zum Grun- de des Herzens zuruͤkkehren, oder ſich in die Muskeln
ver-
(f)[Spaltenumbruch]Expoſ. n. 55.
(g)N. 57.
(h) Die angezognen Memoires.
(i)[Spaltenumbruch]
Beim BartholinAnat. pect. S. 106.
(k)Specim. anat. tab. 2. f. 1.
(l)De admirando ſanguinis cir- cuitu n. 47.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0730"n="674"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>
durchſchneiden ſich mehr Herzfaſern nach der Queere, als<lb/>
ihrer Laͤnge nach <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq">Expoſ. n.</hi> 55.</note>. Von denenjenigen, die ſich in die<lb/>
Hoͤle der Kammer hineinbegeben, pflegen hernach ſehr<lb/>
viele die innere Muskelſchnuͤre zu bilden, welche die Klap-<lb/>
pen der Blutadern zuruͤkhalten <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">N.</hi> 57.</note>. Eben dieſer vor-<lb/>
trefliche Mann hat beſondere Abbildungen ohne Buch-<lb/>ſtaben herausgegeben <noteplace="foot"n="(h)">Die angezognen <hirendition="#aq">Memoires.</hi></note>, in welchen die aͤuſſern Faſern<lb/>
in der erhabenen Herzflaͤche mit den innern ſich dergeſtalt<lb/>
zu durchkreuzen ſcheinen, daß die leztern mehr nach der<lb/>
Queere gerichtet ſind, und die erſten mehr nach der Laͤnge<lb/>
des Herzens hinlaufen. Endlich hat er auch die rechte<lb/>
Kammer kuͤnſtlich von der linken abgeſondert, wie ſol-<lb/>
ches ſchon ehedem Nicol. <hirendition="#fr">Stenonis,</hi> der Sohn <noteplace="foot"n="(i)"><cb/>
Beim <hirendition="#fr">Bartholin</hi><hirendition="#aq">Anat.<lb/>
pect.</hi> S. 106.</note>, und<lb/><hirendition="#fr">Bartholinus</hi> der Enkel gethan haben <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">Specim. anat. tab. 2. f.</hi> 1.</note>.</p><lb/><p>Diejenige Beſchreibung, welche Carl Philipp <hirendition="#fr">Glaſ-<lb/>ſius</hi><noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">De admirando ſanguinis cir-<lb/>
cuitu n.</hi> 47.</note>, nach den Vorleſungen J. Friederich <hirendition="#fr">Caſſe-<lb/>
bohms,</hi> eines ſehr fleißigen Zergliederers, bekannt ge-<lb/>
macht hat, kommt mit der <hirendition="#fr">Winslowiſchen</hi> ziemlich<lb/>
uͤberein. Er nimmt ebenfalls aͤuſſere Faſern an, aus<lb/>
welchen gleichſam die aͤuſſere Rinde des Herzens beſtehet,<lb/>
und dann in der rechten Kammer mehr, in der linken<lb/>
weniger ſchief laufende. Einige dererſelben, die ſich in<lb/>
der Scheidewand des Herzens, und in der Gegend befin-<lb/>
den, wo die Hauptaͤſte der linken Kranzſchlag- und Blut-<lb/>
ader hinabſteigen, verbergen ſich in dem Fleiſche des<lb/>
Herzens: andre kommen bis zu der Herzſpizze, biegen<lb/>ſich daſelbſt zuruͤkke, begeben ſich darauf in die Hoͤle der<lb/>
Kammer, und machen allda die innern Faſern derſelben<lb/>
aus, worauf ſie im Aufſteigen entweder wieder zum Grun-<lb/>
de des Herzens zuruͤkkehren, oder ſich in die Muskeln<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[674/0730]
Viertes Buch. Das Herz.
durchſchneiden ſich mehr Herzfaſern nach der Queere, als
ihrer Laͤnge nach (f). Von denenjenigen, die ſich in die
Hoͤle der Kammer hineinbegeben, pflegen hernach ſehr
viele die innere Muskelſchnuͤre zu bilden, welche die Klap-
pen der Blutadern zuruͤkhalten (g). Eben dieſer vor-
trefliche Mann hat beſondere Abbildungen ohne Buch-
ſtaben herausgegeben (h), in welchen die aͤuſſern Faſern
in der erhabenen Herzflaͤche mit den innern ſich dergeſtalt
zu durchkreuzen ſcheinen, daß die leztern mehr nach der
Queere gerichtet ſind, und die erſten mehr nach der Laͤnge
des Herzens hinlaufen. Endlich hat er auch die rechte
Kammer kuͤnſtlich von der linken abgeſondert, wie ſol-
ches ſchon ehedem Nicol. Stenonis, der Sohn (i), und
Bartholinus der Enkel gethan haben (k).
Diejenige Beſchreibung, welche Carl Philipp Glaſ-
ſius (l), nach den Vorleſungen J. Friederich Caſſe-
bohms, eines ſehr fleißigen Zergliederers, bekannt ge-
macht hat, kommt mit der Winslowiſchen ziemlich
uͤberein. Er nimmt ebenfalls aͤuſſere Faſern an, aus
welchen gleichſam die aͤuſſere Rinde des Herzens beſtehet,
und dann in der rechten Kammer mehr, in der linken
weniger ſchief laufende. Einige dererſelben, die ſich in
der Scheidewand des Herzens, und in der Gegend befin-
den, wo die Hauptaͤſte der linken Kranzſchlag- und Blut-
ader hinabſteigen, verbergen ſich in dem Fleiſche des
Herzens: andre kommen bis zu der Herzſpizze, biegen
ſich daſelbſt zuruͤkke, begeben ſich darauf in die Hoͤle der
Kammer, und machen allda die innern Faſern derſelben
aus, worauf ſie im Aufſteigen entweder wieder zum Grun-
de des Herzens zuruͤkkehren, oder ſich in die Muskeln
ver-
(f)
Expoſ. n. 55.
(g) N. 57.
(h) Die angezognen Memoires.
(i)
Beim Bartholin Anat.
pect. S. 106.
(k) Specim. anat. tab. 2. f. 1.
(l) De admirando ſanguinis cir-
cuitu n. 47.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/730>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.